Reisebericht Sri Lanka 29.01.2011 - 12.02.2011
Mittwoch, den 9. Februar 2011 |
Wir haben heute eine lange Fahrt vor uns. In einem Ritt von Sigiriya an den Südzipfel der Insel. In Deutschland muss man sich das etwas so vorstellen: Bayern ist etwas größer als Sri Lanka, vielleicht ein wenig breiter. Man fährt also einen ganzen Tag (10 Sunden) von Nürnberg bis nach Garmisch. Wir brechen 8.00 Uhr auf, da wir unterwegs noch das Elefanten-Waisenhaus besichtigen wollen. Die Fahrt ist ja immer etwas aufregend, da die Fahrweise in Sri Lanka sehr abenteuerlich ist. Man überholt trotz Gegenverkehr und schiebt sich dann schnell links (es herrscht Linksverkehr in der ehemaligen englischen Kolonie) in eine nicht vorhandene Lücke, die sich, oh wie Wunder, doch immer wieder auftut, hinein. Das Erstaunlichste war jedoch, es regnete nicht. Die Sonne schien und alles sah schon wieder freundlicher aus. Als an einem kleinen Hügel unser Fahrer einem LKW überholte, wie so viele Male heute schon, wurde er von der Polizei herausgepfiffen. Mit gesunkenem Haupt schlich unser Fahrer zur Polizei und musste entweder eine Strafe beim örtlichen Gericht abfassen oder den Herren ein Trinkgeld zukommen lassen. Da er 4-5 Stunden bis hierher fahren musste, um an der Gerichtsverhandlung teilzunehmen, entschied er sich für das Trinkgeld – 2000 Rupien. Ein Monatsverdienst ist etwa 80 Euro, 2000 Rupien sind etwa 13 Euro. So gesprächig wie danach, war unser Fahrer die ganze Zeit nicht. Wir hatten ein Einsehen und erstatteten ihm den Betrag. |
Wir kamen gegen 11.00 Uhr im Ort des Elefantenwaisenhauses an und gingen direkt zum Fluss, wo die Tiere bereits badeten. Es sind Elefanten mit Beinverletzungen von Landmienen dabei. Es gab viel zu sehen, zum Beispiel wie zwei junge Bullen sich wie Sumoringer balgten, ein einmonatiges Baby zwischen den Beinen der großen Tiere bewegte, von allen respektiert und gekost wurde, die Eltern aufpassten, dass ihm nichts passierte. |
Die Elefanten gingen dann zurück durch eine Straße mit Souvenirläden links und rechts zu ihrem Waisenhaus. |
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Das eigentliche Waisenhaus, eine Art Elefantenzoo, fand ich nicht so spektakulär. |
Fütterung eines Babyelefanten mit Milch |
Der Fluss und die Umgebung waren jedoch wunderschön, und wir konnten gar nicht verstehen, worum wir hier keine Nacht verbringen sollten. Die einzige Erklärung war, dass unser Fahrer am nächsten Tag zu einer anderen Tour musste und auch kein Auto zur Verfügung stand, denn am nächsten Tag fuhren wir mit einem geleasten Tuk-Tuk. Nach dem Mittagessen und einem hölzernem Kobrakauf fuhren wir weiter in Richtung Süden. Wir hielten noch einmal an einer Brücke an und fotografierten eine fantastische Landschaft. |
Wenn man an Häusern vorbeikam, die noch im Bau waren, dann stand eine Vogelscheuche davor oder war am Haus befestigt. Auf Nachfragen erfuhren wir, dass die Puppen das Haus bewachen, da sonst Geister in das Haus einziehen, sodass es danach nicht mehr bewohnbar ist. So werden auch viele Häuser, die nach dem Tsunami halb zerstört wurden und eigentlich wieder repariert werden könnten, nicht wieder instand gesetzt, da bereits Geister im Haus wohnen. |
Das letzte Highlight des Tages war ein buddhistischer Tempel mit einem Ableger vom heiligen Baum. |
Wir erreichten den Tempel kurz vor Sonnenuntergang und zum Abschluss des Tages spielt eine Viermannkombo im Tempel. Da der Tempel fast völlig leer war und klatte Wände und gefliesten Boden hatte, war der Hall der Trommeln riesig. |
Wir hatten noch zwei Stunden zu fahren, und es wurde dunkel. Die Fahrt bei Nacht war schon am Ankunftstag recht aufregend, aber da bin ich noch ab und zu eingenickt. Heute hatten wir soviel brenzlige Situationen, Near Misses, wie ich sie in Deutschland mein ganzes Leben nicht hatte. Das ist der ganz normale Wahnsinn in Sri Lanka, und ich würde sagen unser Fahrer war da wohl einer der Vernüftigsten und vorsichtigsten. Man fährt hier halt so, entsprechend der hiesigen Strassenverkehrsordnung und das Verletzen eines Menschen im Hinduismus und Buddhismus ist eine schwere Sünde. Fahrräder, Traktoren, Motorräder waren ohne Licht unterwegs, Fußgänger natürlich auch und man konnte vieles erst im allerletzten Moment erkennen. Dass unser Fahrer immer wieder ausweichen konnte oder man ihm auswich, wenn er auf der Gegenfahrbahn gnadenlos auf Tuk-Tuks zufuhr oder Motorräder, war zum einen sicherlich eine fahrerische Glanzleistung, zum anderen aber auch auf die Anwendung des Gesetzes des Stärkeren im Strassenverkehr zurückzuführen. Es waren oft nur Zentimeter, die unser Toyota- Minibus, der vorn recht flach war, von den vorausfahrenden Fahrzeugen entfernt war. Und Toma saß vorn. Nichts für schwache Nerven. Ihr wurde nicht einmal schlecht, obwohl sie eigentlich fast immer Tabletten nimmt. Hinzu kam, dass die Lichtkegel der Fahrzeuge keine ASU kannten und fürchterlich blendeten. Wenn dann noch Tanklastwagen in demselben Stil, nach dem Gesetz des Stärkeren überholten, dann half wahrscheinlich nur, dass unser Fahrer an jedem größeren Buddhatempel einige Münzen für seine Risikolebensversicherung zahlte. Vor allem die Schwächeren leben gefährlich, die keine Metallhülle um sich herum haben. Wenn die Urlauber wüssten, wie leicht sie ein Unfallopfer werden könnten, wären viele bestimmt nicht so sorglos auf dem Randstreifen in der Nacht gelaufen, denn selbst innerhalb der Stadt machte das Rennen keinen Halt. Wir kamen gesund an. |
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