Reisebericht vom 12.08.2011 bis 7.09.2011

 

Tag 8 Montag 21.08.2011 Tsingy

Ich liege in einem afrikanischen Liegestuhl, ein kurzes und ein langes Brett, wobei das kurze Brett im 30° Winkel zum Boden die Sitzfläche bildet, das lange senkrecht zum kurzen, die Rückenlehne. Die Verlängerungen der Bretter bilden die Standflächen.

Die Bootsfahrt ist vorbei. In wenigen Minuten wird die Sonne untergehen und wir werden Lemuren auflauern, den nachtaktiven Arten, die es im Tsingy gibt. Zwei Lemurenarten haben wir heute beim Besuch des Nationalparks Tsingy bereits gesehen, die Braunlemuren und die Sifaka.

Der  Tag begann mit Sonnenaufgang, Frühstück und los zur Nationalparkverwaltung. Hier hatten wir unsere bisher größte Ausgabe. Für zwei Touren (kleines und großes Tsingy) bezahlten wir 145.000 Ariary.

Der Eingang zum kleinen Tsingy. In der Regenzeit sind die Wege überschwemmt. Die schmalen Felsspalten erlauben nur normalgenährten Erdenbürgern das Durchkommen.

Das kleine Tsingy befindet sich direkt neben der Fähre und grenzt an die Ausläufer des Dorfes. Geschaffen von Meer/ Flusses Manambolo (Querrillen) und dem Regen (Längsrillen) bilden die Felsen ein Labyrinth, das nur in der Trockenzeit begehbar ist. In der Regenzeit sind die Wege, die den Schluchten folgen, unter Wasser. Die Schluchten sind oft so schmal, dass wir mit dem Rucksack nicht durchpassen. Es kommt häufig vor, dass wir uns auf allen Vieren durchzwängen.

Blick von oben in einen Spalt

Die Bäume benötigen mehrere Jahre bis sich die Kronen voll entfalten können.

Die Felsen sind auch sehr scharfkantig und laufen oben spitz zu, sodass man auch mit den Händen sich vorsichtig die Griffe suchen muss. Tsingy heißt auf Madagassisch Zehenspitzen. Wie man die Felsen jedoch ohne feste Schuhe betreten kann, ist zumindest für einen Europäer schwer vorstellbar.

Bevor wir den Park betraten, machte der lokale Führer uns mit den Parkregeln bekannt. Eine der wohl am schwierigsten einzuhaltenden war das Fady (Regeln, die die Volksstämme in bestimmten Gegenden, besonderen Gebieten zu beachten haben), nicht mit dem Finger auf etwas zu zeigen. Man geht in den Park und macht sich ständig aufmerksam auf etwas, darf dies aber nicht mit dem ausgestreckten Finger machen, sondern muss den Finger dabei krumm machen. Diese Regel einzuhalten ist fast unmöglich.

Viele endemische Pflanzen gab es zu bestaunen

Doch es sind vorallem die Felsformationen, die die Schönheit der Landschaft ausmachen.

Die Wege sind nicht für dicke Menschen begehbar. Sie sind aber wunderschön ausgebaut. Zum ersten Mal in meinem Wanderleben sehe ich, dass Tritte aus Steinen mit Eisenschrauben am Fels geschraubt wurden. Es bleibt also das Bild des Gebirges unverändert, nur die Enden der Schrauben lassen erkennen, dass hier künstlich ein Weg / aufstieg angelegt  wurde. An feuchten Flecken wachsen Palmen und die Wurzeln der Bäume gehen tief hinunter bis auf den Grund der Schlucht, um die Bäume weit oben mit Wasser zu versorgen. Von oben sieht das Tsingy noch beeindruckender aus. Zacken, Spitzen und alle haben gleichmäßige Längsrillen, von denen das Wasser abfließt. Den obersten Teil bilden oft Felsstücke, die noch einmal einen Miniversion des ganzen Tsingy sein könnten. Als ob jemand solche Modelle vom Tsingy gemacht hätte und sie dann oben auf die Spitzen des Gebirges abgelegt hätte.

Die Fläche des kleinen Tsingy ist nicht all zu groß. Wir hatten es relativ schnell durchwandert / klettert. Die Tour verlief weiter im Wald, der Schatten spendete. Ein wenig Frische und nach kurzer Wanderung sahen wir in den Bäumen die ersten Lemuren- Brown Lemuren. Sie waren nicht sehr scheu, sodass viele Fotos gelangen.

Mehr Fotos von Braunlemuren hier

Im Wald hörten wir nun nicht nur Vögel, sondern sahen sie auch. Männchen und Weibchen der Paradiesflycatcher, Drongos,...Tahin, unser madagassische Guide, sah bald schon die nächste Lemurenart, die Seidensafaki. Es waren Vater, Mutter mit Kind. Sie waren weniger aktiv als die Brownlemuren. Seidensafakis benötigen kein Wasser. Sie decken ihren bedarf durch den Verzehr von Früchten und Blättern.

Madagaskar-Paradiesschnäpper Madagascar Paradise-flycatcher

Drongo Crested Drongo (Dicrurus forficatus)

Seidensifaka im Tsingy Silky sifaka (Propithecus candidus)

Auf dem Waldboden lagen überall Gehäuse von Riesenschnecken. Viele bunte Schmetterlinge flogen durch die Luft. Wir sehen einen Baum mit einer riesigen Frucht (Avana sagt, es wäre ein Affenbrotbaum.) Unser Rundkurs ging zu Ende, wir fuhren zurück ins Dorf und vereinbarten mit Tahin einen Spaziergang am Abend, um auch die nachtaktiven Lemuren zu sehen. Nach dem Mittagessen hatten wir zum ersten Mal ein wenig Zeit für uns!

Während der Nachtwanderung- zu Beginn mit einer japanischen Gruppe- sahen wir ein Mauslemur und es gelangen auch einige Bilder von diesem niedlichen, possierlichen Tier, das der kleinsten Primatenart angehört.

Mit Taschenlampen ausgerüstet gingen wir auf Chamäleonjagd. Tahin wusste genau, wo sie sich zur Nachtruhe legten. Wir sahen zwei verschiedene  Arten. Alle hatten ordentlich ihren langen Schwanz aufgerollt.

Weibchen

Männchen

Zwei Mausmaki, wesentlich aktiver als das erste, sahen wir in der Krone eines Baumes. Sie ließen sich nicht so einfach fotografieren.

Mausmaki im Tsingy Mouse lemur (Microcebus)

Mit Taschenlampen ausgerüstet gingen wir auf Chamäleonjagd. Tahin wusste genau, wo sie sich zur Nachtruhe legten. Wir sahen zwei verschiedene Arten. Alle hatten ordentlich ihren langen Schwanz aufgerollt.
Aus der Wikipedia

Die Chamäleons (Chamaeleonidae) (griech. χαμαιλέων - chamaileon „Erdlöwe”)

sind eine Familie der Leguanartigen innerhalb der Klasse der Reptilien (Reptilia).

Derzeit sind ungefähr 160 verschiedene Arten beschrieben, die sich in zwei Unterfamilien aufteilen: Die Echten Chamäleons (Chamaeleoninae) und die Stummelschwanzchamäleons (Brookesiinae). Nahezu alle Chamäleons sind in ihrem natürlichen Lebensraum gefährdet, weshalb sie unter das Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen fallen und ihre Haltung somit meldepflichtig ist.

Entstehung und Evolution

Der früheste fossil nachgewiesene Vertreter der Chamäleons ist Chamaeleo caroliquarti, eine Art die vor 26 Mio Jahren in Zentraleuropa lebte und sich bereits in die heute noch existierende Gattung Chamaeleo einordnen lässt. Es ist jedoch sehr unwahrscheinlich, dass es sich um ein basales Chamäleon handelt. Es besteht die Möglichkeit, dass die Familie deutlich älter ist und sich bereits zu Beginn der Oberen Kreidezeit von der Linie ihrer nächsten Verwandten, der Agamen, abgespaltet hat . Der Entstehungsort der Gruppe ist weiterhin unbekannt, wobei Madagaskar, heute noch der Lebensraum der meisten Arten, als evolutionäre Wiege der Familie häufig diskutiert wird. Jedoch fehlen fossile Nachweise, um die Vermutung zu belegen. Funde aus Asien und Europa lassen den Schluss zu, dass Chamäleons einst ein noch größeres Verbreitungsgebiet bewohnten, als es heute der Fall ist. Wahrscheinlich durch klimabedingte Lebensraumveränderungen starben die dort lebenden Arten jedoch aus.

Verbreitung

Chamäleons sind auf dem gesamten afrikanischen Kontinent, einschließlich Madagaskar verbreitet und kommen daneben auf der arabischen Halbinsel und im Mittelmeerraum vor. Daneben findet man sie im westlichen Indien und auf Sri Lanka. Mittlerweile wurden bestimmte Arten jedoch auch in die US-Staaten Hawaii und Florida eingeführt wo sie nicht angestammte Habitate bewohnen. Ihre größte Artenvielfalt haben sie auf Madagaskar. In Afrika südlich der Sahara kommen ebenfalls sehr viele verschiedene Arten vor.

Lebensraum

Allgemein bewohnen Chamäleons, bis auf wenige Ausnahmen, bewaldete Gebiete in warmen Regionen. Trockenheit und Luftfeuchtigkeit spielen eine eher untergeordnete Rolle. Die beiden Unterfamilien der Gruppe bevorzugen unterschiedliche Lebensräume:
Die Echten Chamäleons sind Busch- und Baumbewohner. Der Körperbau hat sich dem Leben in den Baumkronen angepasst (Greifschwanz, Greiffüße). Dennoch gibt es unter ihnen auch einige Arten, die den Boden bewohnen.
Unter den Erd- bzw. Stummelschwanzchamäleons wird die Laub- und Krautschicht allgemein als Lebensraum bevorzugt.
Chamäleons bewohnen diverse Ökozonen. In der sich im Norden des Verbreitungsgebiets befindlichen Sahara leben einige Arten innerhalb der Wüsten-Oasen. Im Gegensatz dazu existieren Chamäleons auch in, für Reptilien, überraschend kühlen Regionen, wie zum Beispiel Chamaeleo schubotzi, dass an der Schneefallgrenze des 4500 m hohen Mount Kenia lebt. Ein weiteres Beispiel für eine ungewöhnlich spezialisierte Art ist Bradypodion occidentale, welches die Muschelkiesdünen von Süd-Westafrika bewohnt. Dort ist es nicht nur besonders heiß, sondern auch wegen des hellen Bodens und der Sonnenreflektion gleißend hell.
Dennoch ist es teilweise schwierig, einer bestimmten Art einen eindeutigen Lebensraum zuzuordnen, da die Lebensumstände im Verbreitungsgebiet der jeweiligen Arten häufig stark variabel sind.

Merkmale

Chamäleons weisen einige typische körperliche Merkmale auf. Auffällig sind ihr gedrungener Rumpf, der hohe Rücken und der kompakte Schädel. Zu den charakteristischen Merkmalen zählen außerdem ihre spezialisierten, unabhängig voneinander bewegbaren Augen, ihre Greifhände, die ausgeprägte Farbwechselfähigkeit der meisten Arten sowie ihre lange, zur Jagd einsetzbare Zunge. Chamäleons können ihre Körperform teilweise variieren, indem sie sich aufblähen oder am Kopf befindliche Lappen abspreizen. (Physiophrenie). Dadurch ist es schwierig, einige Arten genau zu bestimmen. Die Körperformen und Merkmale sind auch innerhalb einer Art stark variabel und von Alter und Geschlecht abhängig.

Kopf

Der Kopf der Chamäleons fällt durch seine außergewöhnliche Form und die großen Augen auf. In der Unterfamilie der Echten Chamäleons, seltener auch bei den Stummelschwanzchamäleons, trägt er häufig einen ausgeprägten Schädelschmuck, bestehend aus Hörnern, Schnauzenfortsätzen und charakteristischen Helmformen die artspezifisch variieren. Diese festen Merkmale erleichtern die Identifizierung auch sich stark ähnelnder Chamäleonarten. Es gibt Arten, die sehr kleine Schnauzenfortsätze tragen (Calumma nasutum) oder Tiere mit einem langen Schnauzenfortsatz (Calumma parsonii). Für die Kommunikation unter den Tieren sind diese Fortsätze ein wichtiger Faktor. Außerdem existieren horntragende Arten die man nach Anzahl und Form der Hörner leicht unterscheiden kann. Eine Art, Chamaeleo quadricornis gracilior, bildet bis zu sechs Hörner aus, andere wie das bekannte Chamaeleo johnstoni besitzen nur drei oder auch weniger.

Des Weiteren tragen die Echsen Occipitallappen, eine Art des Kopfschmucks. Diese Lappen sind spreizbar und spielen bei Konkurrenzkämpfen eine Rolle. Daneben wirken Chamäleons mit abgespreizten Lappen größer und können so potentielle Fressfeinde einschüchtern.

Charakteristisch für die Familie sind auch die verschiedenen Schuppenkämme die an Kehle, Bauch und vor allem am Rücken vorkommen. Die Form des Rückenkamms variiert je nach Art teilweise stark. Entweder sind es Kegelschuppen, Stacheln die ihn bilden oder er gleicht in seiner Form einem Segel, wie zum Beispiel bei Chamaeleo cristatus.

Der hinten am Kopf befindliche Helm ist ein Merkmal das alle Chamäleons teilen. Er wird bei einigen Arten bis zu 8 cm hoch, teilweise ist er jedoch auch kaum sichtbar. Er hat die Funktion, den Umriss des Chamäleons zu verändern, sodass es eher einem Pflanzen-Teil ähnelt als einem Tier. Außer zur Tarnung dienen die auffälligen Helme auch der Kommunikation.

Eine weitere Fähigkeit, die in dieser Ausprägung nur bei Chamäleons vorkommt, liegt im unabhängigen Bewegen der Augen. Die Augen sind so angeordnet, dass sich die Gesichtsfelder nur in einem kleinen Bereich zu einem Bild überlagern können, und so meistens zwei einzelne Bilder entstehen. Allerdings ist bis heute unbekannt, wie die beiden Bilder im Gehirn verarbeitet werden.

Die ungewöhnliche Beweglichkeit der Augen wird durch einen komplexen Muskelapparat gewährleistet.
Der Gebrauch der Augen bei der Jagd folgt einem festen Muster und gilt für jede Chamäleonart:
Zuerst wird unabhängig voneinander die gesamte Umgebung abgesucht.
Ist ein Beutetier gefunden, wird es mit beiden Augen fokussiert.

Augen

Chamäleonaugen sind ein besonders typisches Merkmal der Echsen. Sie gelten als sehr hoch entwickelt und sind leistungsfähiger als das menschliche Auge. Sie haben zwar auch eine Linse, allerdings ist nur die Pupille sichtbar. Partien der Hornhaut werden von schuppenartigen Lidern umschlossen, die zum Teil mit dem Augapfel verwachsen sind. Die Sehschärfe wird durch die Hornhaut bewirkt. Durch das Lidloch und die Pupille tritt zusätzlich ein Effekt ein, der am ehesten mit einer Lochkamera vergleichbar ist und mit der Erhöhung der Schärfentiefe die Wirkung einer stenopäischen Lücke aufweist. Dadurch kann das Chamäleon auf bis zu einem Kilometer Entfernung scharf sehen. Somit kann das Tier mögliche Feinde rasch erkennen und Schutz im Blattwerk suchen. Eine weitere Besonderheit ist der natürliche Sichtschutz des Chamäleonauges. Auf den Zapfen der Netzhaut, die nebenbei ein Zeichen für Tagaktivität und Farbensehen sind, können sich winzige Öltropfen anlagern, die angrenzende Sehnerven schützen, indem sie den Lichteinfall abschwächen.

Die Augen stehen aus dem Kopf regelrecht heraus. Dadurch wird das Blickfeld enorm vergrößert. Auf senkrechter Ebene beträgt es 90°, auf waagerechter Ebene 180°. Es ergibt sich ein beidäugiges Blickfeld von 342°. Dadurch entsteht ein toter Winkel von 18°, der nur einen Teil des Rückens umfasst.

Abgesehen vom Aspekt des Sehens hat das Auge auch die Funktion der innerartlichen Kommunikation. Durch das Färben der Augenpartien wird Paarungsbereitschaft oder Wiedererkennung innerhalb der Art signalisiert.

Zum Schlafen werden die Augen nach unten gesenkt und die Pupillen in eine Hautfalte gedreht, in der sie mit Hornplatten geschützt sind. Manche Arten können auch die gesamten Augen in den Kopf zurückziehen.

Zunge

Auch typisch für Chamäleons ist ihre Schleuderzunge. Sie ist in ihrer Form einzigartig und kann eine Zugkraft von etwa 0,4 Newton aufbringen (Dischnerscher Versuch mit Chamaeleo montinum 1958). Sie kann das eineinhalbfache der Länge des Chamäleons erreichen.

Die Zunge ist im Kehlsack auf dem Zungenbein, einem Sesambein, zusammengezogen. Dabei wird sie nicht aufgerollt, sondern ist mit einem kurzen Stück Gummiband vergleichbar. Das Zungenbein ist mit zwei Gelenken ausgestattet, die den gesamten Knochen nach vorne schieben können. Im Falle eines Zungenschusses wird das Zungenbein nach vorne geschoben und die Muskulatur der Zunge angespannt, wodurch die Zunge aus dem Maul herausschnellt. Dieser Vorgang geschieht in einer Zehntelsekunde. Dadurch hat das Beutetier nur eine ausgesprochen geringe Chance zu fliehen.

Kurz bevor die Zunge das Beutetier berührt, kontrahiert ein Muskel an ihrer verdickten Spitze, der für die Bildung eines kegelförmigen Hohlraumes sorgt. Dadurch entsteht ein Sog, der die Beute an die Zunge heran saugt. Zusätzlich ist die Zunge mit einem nicht klebenden Sekret benetzt, was jedoch die Haftungfläche vergrößert und deswegen dafür sorgt, dass das Chamäleon die Beute leichter erfassen kann. Zuletzt schnellt die Zunge samt Beute wieder zurück in das Maul der Echse indem sie sich erneut zusammenzieht.
Die fünf Phasen des Zungenschusses

1.Das Beutetier wird fixiert und auf Größe, Form und Art geprüft, Ermittlung des Abstandes zwischen Chamäleon und Beute
2.Das Maul öffnet sich langsam, die Zunge wird vorbereitet und ein Stück nach vorne geschoben
3.Die Zunge wird abgeschossen
4.Das Beutetier wird erfasst
5.Die Beute wird ins Maul gezogen, im Maul festgehalten, während sich die Zunge in den Kehlsack zurückzieht. Dann wird die Beute als Ganzes hinuntergeschluckt

Auch für die Wasseraufnahme wird die Zunge benutzt. Einige Arten lecken das Wasser von Blättern, andere benutzen sie als Wasserleitung, indem sie die Zunge an Äste oder Blätter legen, über die Wasser fließt. So läuft es an der Zunge herunter direkt ins Maul.
Arten, die auf langsame Beute wie Schnecken spezialisiert sind, benötigen den Zungenschuss nicht. Sie nehmen die Beute direkt mit dem Maul auf.

Weitere Merkmale

Der gesamte Körper der Echten Chamäleons ist für ein Leben in den Bäumen ausgerichtet, obwohl einige Arten nahezu ausschließlich bodenbewohnend sind (z. B. Chamaeleo namaquensis). Mit ihrem Körper imitieren sie verschiedene Teile von Pflanzen. Die Echten Chamäleons erinnern mit ihrem Körper an Blätter und Kronenpartien der Bäume, die Stummelschwanzchamäleons eher an altes Holz oder Laub (z.B. Brookesia decaeyi).

Die Füße sind zangenähnlich umgeformt, sodass sich jeweils zwei oder drei aneinanderliegende Zehen gegenüberstehen. Dadurch wird das Greifen nach Ästen deutlich erleichtert. Einige Arten haben kräftige Krallen, die den Griff zusätzlich sichern. Die Extremitäten haben einen besonderen Aufbau: Insgesamt ist jeder Fuß mit fünf Zehen ausgestattet, wobei jeweils zwei und drei Zehen miteinander verwachsen sind. Dabei sind die Hinterfüße genau umgekehrt in der Anordnung zu den Vorderfüßen (2-3 3-2).

Zusätzlich zu den Extremitäten unterstützt bei den Echten Chamäleons der Greifschwanz das Klettern. Jedoch kann der Schwanz nicht abgeworfen werden (Autotomie), wie es bei anderen Echsenarten der Fall ist. Bei Stummelschwanzchamäleons hat der Schwanz, da er relativ unbeweglich ist, nur eine abstützende Funktion.

Chamäleons können bei einem Fall aus größer Höhe die Lungen aufblähen und damit den Sturz abfangen. Die Körpergröße schwankt innerhalb der Familie stark, wobei die Männchen meist größer sind als die Weibchen. Die größten Arten findet man in der Unterfamilie der Echten Chamäleons, Stummelschwanzchamäleons bleiben deutlich kleiner, unter ihnen befinden sich auch die kleinsten Chamäleons und einige der kleinsten Amnioten.

Das Riesenchamäleon (Furcifer oustaleti) sowie Calumma parsonii erreichen eine maximale Gesamtlänge von ungefähr 68 cm und bilden mit die größten Arten, im Gegensatz dazu ist das 2012 entdeckte Brookesia micra das mit 3 cm kleinste Chamäleon.

Sinne

Während der Sehsinn besonders gut ausgebildet ist, ist das Gehör der Chamäleons relativ schlecht entwickelt. Eine Ausnahme ist das zum Bodenbewohner gewordene Chamaeleo namaquensis, dessen Gehör deutlich feiner als das anderer Chamäleons ist.

Die Nase hat nur eine Atemfunktion. Das Riechen geschieht, wenn es überhaupt stattfindet und nicht auch ein ausgesparter Sinn ist, über das Jacobson-Organ. Allerdings ist es ebenfalls nicht sicher, ob die Chamäleons dieses Organ tatsächlich benutzen.

Farbwechsel

Der Farbwechsel dient bei Chamäleons nicht in erster Linie der Tarnung, sondern vor allem zur Kommunikation mit Artgenossen. Die Bereitschaft zur Balz wird zum Beispiel oft von auffälligeren Farben und Mustern begleitet. Die Färbung hängt zudem von äußeren Faktoren wie Temperatur, Sonneneinstrahlung, Tageszeit oder Luftfeuchtigkeit ab. Bei hohen Temperaturen färben sich die Tiere hell, um das einfallende Licht zu reflektieren. Bei niedrigen Temperaturen nehmen sie eine dunkle Farbe an, um die Energie des Lichts aufzunehmen. Ist es jedoch einer zu hohen Sonneneinstrahlung ausgesetzt, färbt es sich durch UV-absorbierende Melanine schwarz. In der Nacht nimmt es sehr helle Farben an. Mit zunehmenden Alter und bei Krankheit werden die Farben blasser. Das prinzipiell mögliche Spektrum an Farben und Mustern ist stark artspezifisch. Einige Arten haben nur ein sehr kleines Farbspektrum (wie zum Beispiel die Stummelschwanzchamäleons) oder können ihre Farbe gar nicht wechseln.


Der Farbwechsel läuft art- und situationsabhängig unterschiedlich schnell ab. Am schnellsten wechseln die Farben in Gefahren- oder Kampfsituationen.
Die Farbänderung erfolgt durch Pigment-Ausbreitung und -Konzentration in den Farbzellen. Für den Farbwechsel sind drei spezialisierte optische Hautzellentypen (Chromatophoren) verantwortlich, welche unter der Oberhaut in einigen Schichten übereinander liegen. Melanophoren, Xanthophoren (bzw. Erythrophoren) und Guanophoren enthalten Zytoplasma, in dem sich Farbstoffe befinden. Jede dieser Schichten ist für unterschiedliche Farben bzw. Farbzustände verantwortlich. Die oberste Schicht ermöglicht gelbe und rötliche Farbtöne durch Carotinoide. Darunter befindet sich eine Zellschicht mit schwarzbraunen Melaninen. Die unterste Zellschicht ist durch die Eigenschaften seines Farbstoffes, Guanin, in der Lage, das einfallende Licht zu brechen und erzeugt damit die blaue Farbe. Durch das Zusammenspiel aller Farbzellen ergibt sich die endgültige Farbgebung.

Haut und Häutung

Die drüsenarme Haut der Chamäleons ist teils regelmäßig (Granula, oder Körnerschuppen), teils unregelmäßig (Tuberkel) mit Schuppen bestückt. Diese Verteilung ist nicht regelmäßig und kann auch innerhalb der Art stark variieren. Dennoch wird es als wichtiges Unterscheidungsmerkmal herangezogen. Es gibt mehrere Schuppenarten:
Körnerschuppen → Normale Haut
Tuberkeln → Normale Haut
Tafelschuppen → Normale Haut
Kegelschuppen → Nur an Kämmen (Rücken-, Kehl- oder Bauchkamm)
Plattenschuppen → Nur am Kopf
Dornen und Stachel aus Horn → Nur am Rückenkamm oder als Dorsal/Occipitalhorn am Kopf

Der Haut-Aufbau gleicht dem anderer Reptilien: Obenauf liegt die Epidermis (Oberhaut), die alle äußeren Einflüsse abwehrt. Diese Schicht ist starr und verhornt und wächst nicht stetig mit dem Körper mit. Chamäleons wachsen bis zu ihrem Lebensende, wodurch sie sich ihr Leben lang regelmäßig häuten müssen. Vor der Häutung wird unter der aktuellen Haut eine neue Hautschicht gebildet. Sie wird von einer noch tieferen Schicht gespeist, die ständig neue Hautzellen produziert. Kurz vor dem Bevorstehen der Häutung ist die Haut heller und trüber als sonst, die Zeichnungen auf der Haut wirken unscharf und verwaschen. Jetzt löst sich nach und nach die alte Epidermis. Durch Reiben und Rubbeln an Ästen u.ä. versuchen die Echsen den Vorgang zu beschleunigen. Selbst mit ihren Füßen und dem Maul ziehen sie ihre alte Haut ab. Die Häutung ist immer ein Zeichen dafür, wie gut es dem Tier geht. Sie hängt von Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Hormonen ab. Bei einer schlechten Häutung geht es dem Chamäleon nicht gut.

Die Dauer einer solchen Prozedur hängt vom Tier ab. Mal kann es Tage, manchmal nur ein paar Stunden dauern.
Nach der Epidermis folgt das Corium (Lederhaut). Hier befindet sich die Muskulatur der Haut, die Nerven, Blutgefäße, elastische Fasern, Sinneskörper und Farbzellen enthält. Zum Schluss folgt die Subcutis (Unterhaut), eine Art Verbindungsstück.

Verteidigung und Tarnung


Chamäleons zeigen keine aktive Verteidigung gegenüber potenziellen Feinden, besitzen aber ein gewisses Repertoire an Drohgebärden oder Tarnstrategien zur Feindvermeidung. Die meisten Chamäleons drohen durch ein Aufreißen des Mauls, einige Arten können dabei sogar gut hörbare Zischlaute von sich geben (z. B. das Jemenchamäleon (Chamaleo calyptratus)). Viele der kleineren Arten lassen sich bei Gefahr zu Boden fallen und stellen sich tot (Thanatose).

Mimese

Mimese bezeichnet die Nachahmung der Umgebung zur Tarnung, eine Strategie die von allen Chamäleonarten zum Schutz angewandt wird. Dabei imitieren Echte Chamäleons häufig Blätter (Blattmimese), was bereits durch die Körperform begünstigt wird. Ebenso ähnelt die Bewegung diverser Chamäleons im Geäst der sich im Wind bewegender Blätter. Dabei schaukeln die Tiere in ihrem Gang rhythmisch nach vorn und wieder zurück. Diese Gangart unterstützt zudem das stereokopische Sehen der Tiere, da sie damit die Einschränkung ihrer Sichtfelder durch Bewegung des Körper verkleinern können.
Die Stummelschwanzchamäleons sind farblich eher braun, schwarz oder dunkelgrün. Durch ihre zackige Körperform (deutlich sichtbar bei Brookesia decaryi) imitieren sie überwiegend trockenes, am Boden liegendes Laub.
In beiden Gruppen häufig anzutreffen ist die Stockmimese, die Nachahmung von Geästpartien oder auf dem Boden liegender Hölzer.

Es gibt auch einige sehr spezialisierte Mimesen, zum Beispiel die Gras-Mimese bei Rieppeleon kerstenii oder die Mimese eines vertrockneten Blattgerippes die bei verschiedenen madagassischen Stummelschwanzchamäleons vorkommt.

Thanatose

Die zweite Tarnmethode ist die Thanatose (Schreckstarre), bei der sich das Chamäleon tot stellt (häufig anzutreffen bei Stummelschwanzchamäleons). Bemerkt das Chamäleon eine potentielle Bedrohung verharrt es augenblicklich in seiner aktuellen Stellung. Wird sein Körper berührt, lässt es sich sofort fallen. Auf dem Boden ist es dann für mögliche Fressfeinde kaum erkennbar. Beim Fallen drehen sich Chamäleons auf den Bauch, um dem Angreifer den Rücken und damit die unempfindlichste Körperpartie zu zeigen. Dieser Schutz wird zudem durch Knochen effektiver, die sich nach dem Fall „ausfahren“ und das Rückenmark schonen.

Ernährung & Fortpflanzung

Chamäleons ernähren sich von Insekten; größere Exemplare fressen auch kleine Vögel, genauso wie kleinere Artgenossen nicht verschmäht werden.
Bei einigen Arten (Furcifer pardalis, Bradypodion fischeri, Chamaeleo jacksonii und insbesondere Chamaeleo calyptratus) wurde beobachtet, dass sie als Nahrungsergänzung auch gerne Früchte und Gemüse zu sich nehmen.
Als Echsen legen sie meist (durchschnittlich 4 Wochen nach der Begattung) Eier, sind also ovipar. Sie können 5-35 Eier legen. Die Embryonalentwicklung dauert ausgesprochen lange, bei einigen Arten mehr als zwei Monate. Nach dem Schlupf zeichnen sich die Jungen jedoch durch ein schnelles Körperwachstum aus. Eine Art, das Kleine Dreihornchamäleon (Chamaeleo (T.) fuelleborni), bringt vollentwickelte Junge zur Welt (ovovivipar). Ovoviviparie tritt besonders häufig bei Reptilien-Arten in sehr kühlen Lebensräumen auf, da der Boden keine ausreichend hohe Temperatur für die Entwicklung der Eier bietet.
Symbolische und mythologische Bedeutung

Sprichwörtlich ist das Chamäleon als Begriff für Personen geworden, die es verstehen sich jeder Umgebung anzupassen. Dieser Begriff kann sowohl positiv als auch negativ besetzt werden. In einigen Kulturen steht das Chamäleon für die Zeit, da seine Augen mit der Fähigkeit nach hinten, seitlich und nach vorn gleichzeitig zu blicken, als Symbol für die Einheit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gelten.
Besonders in der Mythologie Afrikas spielt das Chamäleon eine sehr große Rolle. Genau wie dem schlauen Fuchs oder der diebischen Elster werden den Chamäleons auch spezielle Eigenschaften angerechnet:
Ein Aspekt ist der Zusammenhang mit dem Tod. Demnach war das Chamäleon der Überbringer einer Botschaft von den Göttern. Diese beschrieben darin die Unsterblichkeit des Menschen. Nachdem sie dem Chamäleon den Auftrag erteilt hatten, machte dieses sich sofort auf den Weg. Allerdings war es nicht besonders schnell, trödelte und verbrauchte viel Zeit mit Fressen. Da wurden die Götter ärgerlich und beauftragten einen Vogel. In seiner Botschaft stand jetzt jedoch die Sterblichkeit des Menschen.

Die Menschen bekamen die Botschaft und glauben dem später eintreffenden Chamäleon kein Wort über die Unsterblichkeit mehr. Die einen sagen, wäre das Chamäleon schneller gewesen, wären die Menschen jetzt unsterblich. Daher hassen viele Ureinwohner Afrikas das Tier. Allerdings gibt es auch Stämme, die dem Chamäleon verzeihen, da es sowieso ein langsames Tier ist.
Eine andere Nachsagung sind die heilenden Kräfte von Chamäleons. Hierbei werden Chamäleons erkrankten Menschen auf den Kopf gesetzt und dann abgewartet, wie der Patient reagiert. Aus den Reaktionen wird dann die Diagnose erstellt. Einen weiteren Heilungserfolg verspricht man sich aus getrockneten Chamäleons, welche zu Pulver verrieben mittels einer Suppe eingenommen werden, die Heilungschancen sind jedoch gering und die medizinische Wirkung ist umstritten.
Der letzte Aspekt sind Unheil bringende Kräfte. Einige Stämme gehen den Chamäleons aus dem Weg, weil sie Unglück fürchten. Ein weiterer Mythos besagt, dass Frauen keine Chamäleons anschauen sollten, da sie sonst niemand heiraten wird.

Sonstiges

Während einige Chamäleons über 15 Jahre alt werden können, existieren auch diverse kurzlebige Arten. Furcifer labordi ist sogar das kurzlebigste Landwirbeltier der Erde. In nur zwei Monaten wachsen die Tiere zur Geschlechtsreife heran, müssen dann rasch einen Partner finden und sich fortpflanzen, bevor sie im Alter von vier bis fünf Monaten sterben. Furcifer labordi lebt im Südwesten Madagaskars.
Einige Chamäleons, z. B. Ch. namaquensis und Bradypodion occidentale, besitzen eine spezielle Salzdrüse, die sogenannte Hadersche Drüse. Diese ist besonders wichtig für Arten, die in Trockengebieten leben. Sie können überschüssiges, wasserbindendes Salz an einer Drüse an der Nase ausscheiden und dadurch längere Zeit ohne Flüssigkeit auskommen.
 

 

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