Reise nach Tibet vom 8. Mai bis 2. Juni 2013

22. Mai 2013 Mittwoch
 

2. Tag der Kora - Pass
Die Nacht war ok, die Höhe hatte keinem zugesetzt, befanden wir uns doch schon auf über 5000 Metern, laut Gogle Earth auf 5080 Metern über N.N.

Wir standen rechtzeitig auf, aßen Frühstück und machten uns noch in der Dämmerung auf den Weg. Die Sonne hatte die notwendige Höhe nicht erreicht, dass ihre Strahlen unseren Weg wärmten.

Es ging kurz nach dem Nachtlager über eine Brücke und dann über ein Schneefeld. Dann stieg der Weg allmählich an, nicht ganz so allmählich wie gestern, doch auch nicht so steil, dass das Gehen zur Last wurde. Langsam, immer mit der Ruhe war die Devise. Kleine Schritte, keine hektischen Bewegungen, Stück für Stück ging es den Berg hoch. Wir mussten knapp 600 Meter machen, bei normalen Verhältnissen 2-3 Stunden. Aber über 5000 Meter ist es vorbei mit der Normalität.

Nach einer halben Stunde ließ sich die Sonne blicken, oder besser sie bestrahlte die östlichen Spitzen der Berge. Viele waren noch nicht unterwegs. Ab und zu ein Pilger, den wir überholten, auch am Wegesrand lagen Pilger, ob sie nun hier die ganze Nacht gecshlafen hatten oder nur für ein Weilchen Pause machten, wer weiß? Wir fragten nicht und ließen sie schlafen. Jeder lief sein Tempo und doch blieben wir gut beieinander. Ab und zu machte ich ein Foto, der Dokumentation wegen. Als die Sonne dann schon mehr Berge beschien, wurden es mehr Fotos.

Wir sahen nun den Kailash von Norden. Neue Schneefelder galt es zu überwinden. Ein deutllich erkannbarer Pfad im Schnee war aber zu erkennen, den wir brav bergauf stapften. Dann kamen wir durch ein Steinfeld mit vielen Turiks, Steinhaufen, Mützen und Schale lagen hier rum. Wir machten eine kurze Rast und sahen wie eine tibetische Familie mit Kleinstkind unterwegs waren und die Frau sich das Baby umschnallte. Auf unseren Rastplatz schien jetzt auch die Sonne. Das hob natürlich die Stimmung. Wir konnten gut sehen, wie es weiter ging und eigentlich auch schon den Pass. Nach einer kurzen schattigen Strecke begann das letzte steile Stück, das ganz verschneit war. Jetzt war aber die Luft schon sehr dünn. Ich musste immer öfters Pausen machen, die mit Fotografieren ausgefüllt waren, denn langsamer gehen ging nicht mehr. Doch auch unsere Träger schmissen sich ab und zu in den Schnee und erholten sich von den Anstrengungen des Anstieges. Als wir dann Gewissheit hatten, dass am Ende des Schneefeldes wirklich schon der Pass war und wir das steile Stück des Anstieges überwunden hatten, lief es sich wie von selbst. Es waren gerade einmal 3 3/4 Stunden vergangen, das habe ich auch anhand der Aufnahmezeiten nachgeschaut.

Bei blauem Himmel, Sonnenschein, Schnee bester Laune trafen wir alle kurz nacheinander auf derm Pass ein. Keiner hatte größere Schwierigkeiten mit der Höhe gehabt. Alle fühlten sich wohl und glücklich, das Schwierigste gemeistert zu haben. Eigentlich hätte man heute noch die 6000 Meter machen sollen, so fühlte ich mich. Doch es blieb bei der Passhöhe des Dolma La von 5620 Metern, aber auch das war für uns ein neuer Höhenrekord. Wir hockten uns gerade hin, um auszuruhen, als ein Tibeter von uns auf den Pass die letzten Meter mit Niederwerfungen zurücklegte. Was muss das für ihn für ein erhabenes Gefühl sein.

Auch die Familie mit dem Baby hatte es geschafft und erholte sich. Wer würde bei uns auf die Idee kommen, mit einem Baby so eine Anstrengung auf sich zu nehmen. Wahnsinn.

Wir holten die Gebetsfahnen aus dem Rucksack und suchten ein noch freies Plätzchen, um sie hier oben auf dem Pass anzubinden. Getan, da musste dann nur noch das obligatorische Gipfelfoto gemacht werden.

Eigentlich sind wir so zeitig los gelaufen (wobei zeitig eher relativ ist, denn die Russen, die wir am ersten Tag getroffen hatten und heute wieder treffen sollten, waren schon anderthalb Stunden vor uns losgewandert.), weil wir sicher die Eisfelder auf dem Abstieg überqueren wollten. Mit zunehmende Sonne schmolz das Eis und man konnte einbrechen. Unter dem Eis konnte ein fließendes Gewässer sein oder sonst etwas, wo man nicht gerade reingeraten wollte.

Doch die Sonne schien so schön, die Endorphine hatten uns in eine solche Hochstimmung versetzt, dass wir glücklich waren auf dem Pass. Die dünne Luft spürten wir nicht mehr, wir hatten ja unseren Erfog, den wir einsogen.

Doch irgendwann ist auch der glücklichste Moment vorbei und wir traten den Abstieg an. Die Bergwelt, die wir beim Abstieg durchstiegen/durchwanderten war imposanter als die bisherige. Außerdem ging es ziemlich steil bergab über Schnee- und Eisfelder. Doch es lief sich wie von alleine. Als wir dann schon die Hütte sahen (wir dachten, wir hatten das Ziel schon erreicht) ging es etwas ekelig bergab, über viele Steine und man musste immer auf der Hut sein nicht umzuknicken.

Die Hütte war nicht unser Ziel, was ein wenig die Stimmung trübte, doch wir aßen zu Mittag und erholten uns von der bisherigen Wanderei. Von der Hütte ging es immer dem Fluß entlang, im selben Tal, das dann zwar noch einmal in ein anderes Tal einmündete bis zu unserer Hütte, wo wir auch übernachteten. Wir hatten unterwegs noch einmal ein solches Ereignis, dass wir dachten wir wären schon da, aber letztendlich kamen wir nach 9 Stunden am Tagesziel an.

Vor uns hatten sich schon die Russen einquartiert und waren ziemlich frustriert über ihren heutigen Tag. Das konnten wir gar nciht verstehen. Sie waren in aller Frühe ohne Frühstück, bei eisiger Nachtkälte aufgebrochen, sind die ganze Zeit bis auf den Pass ohne Sonne gelaufen, haben gefroren durch den eisigen Wind und ohne Verweilen auf dem Pass gleich wieder abgestiegen.

 Ja so unterschiedlich können die Erlebnisse eines Tages sein auch wenn man das Gleiche gesehen und gewandert ist. Wir waren total übermannt von dem erlebnisreichen, mit positiven Emotionen gespickten Tag, andere frustriert vom Erlebten.

 Naja, wir genossen den heißen Tee im Gemeinschaftszelt, aßen zu Abend und mussten verarbeiten, dass wir de facto die Kora geschafft hatten, denn morgen  kam nur noch der Abgesang.

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