Trekking Tagebuch
Ruwenzori -Trekking
10.10. (1.Wandertag)
Die Nacht im Stadthotel ging auch vorbei. Wir hatten es überstanden, die Sachen waren gepackt, wir fuhren in die Berge. Etwa 10-15 km entfernt war der Startpunkt unserer Wanderung. Kurz bevor wir die Basis erreichten, kamen wir durch ein Dorf, dass so ähnlich aussah wie das Ahrtal nach der Hochwasserkatstrophe. Auch hier hatte ein Hochwasser Häuser, Felder, Brücken, Schulen weggerissen.
Auch hier hat die Flut Menschenleben gekostet.
Gegen 8. 30 Uhr waren wir im Basislager.
Einweisung, Papiere ausfüllen, Anamnese (also als würden wir 4 Tage operiert und gingen nicht zur Erholung durch den Wald). Hätte ich alle Fragen richtig beantwortet, säßen wir mittags noch dort.
Belehrung zu den Rettungskosten, per Träger und per Heli (Der Heli ostete einen Einheitspreis von 10. 000 $ - halt ein Schnäppchen- wobei bei den Wetterbedingungen, hätte der eh nicht fliegen können.) Gummistiefelanprobe, obwohl wir sie gar nicht wollten, Abgabe des Gepäcks an den Träger, Vorstellung unserer Guides, Abraham und Rasto, nette Burschen in schicken gelben Hemden. Wasser tanken bei Eddie - ich machte meinen Camelsack voll mit 2 Litern). Viertel nach Neun ging es los. Sonntag! Kirchtag. Das ganze Dorf auf der Straße. Die Kinder gehen wegen Corona schon fast zwei Jahre nicht in die Schule und haben immer frei. Vor der Kirche war afrikanischer Freudentanz der jugendlichen Kirchgänger mit schmissiger Musik, die alle anderen auch ansteckte zu tanzen. Wir verließen das Dorf und bogen in Richtung Nationalpark ab. Nach einer Stunde waren wir am Eingang. Es war sehr warm. Der Rucksack mit all der Technik schwer.
Die Erkältung spürte man doch noch, ich hustete. Wir schrieben uns ein und im Buch konnte man Menschen aus vielen Nationen finden, die hier den Checkpoint passiert hatten. Der Älteste 70 Jahre alt aus der Schweiz. Nach Aussage unseres Guides sollen die Deutschen wohl den größten Anteil der Besucher im Ruwenzori stellen.
Dann ging es los, das Abenteuer. Vom Checkpoint bis zum Nachtlager waren es 850 Meter Höhenunterschied. Eine lösbare Aufgabe.
Der Weg begann flach durch den Wald, dann zum Fluss, über eine Holzbrücke, dann am Fluss entlang, durch den Wald und dann begann der steile Aufstieg. Regenwald, schwül, heiß, die Sonne brennt, sobald der Weg mal nicht von Bäumen bedeckt ist. Obwohl der Wald noch ein wenig Kühle gespeichert hatte und wir ja auch immer höher kamen, es war noch zu warm. Viel Trinken, Husten, langsam gehen. Nach etwa 4 Stunden machten wir eine Pause und dann bat ich auch, ob Rasto meine Zweitkamera tragen würde. Die Träger / Guides machen natürlich alles für ihre Kunden. Wir bekamen auch ein Lunchpaket ausgehändigt. Inhalt- Toma! Nach 850 Metern hatten wir dann die Zielhöhe erreicht. Wir waren auch sehr stetig durchgegangen, nicht schnell aber ständig. Doch ich war ziemlich erschöpft. Auf der Zielhöhe befand sich eine Mittagsunterstellmöglichkeit, auch zum Sitzen, die wir links liegen ließen, da wir schon vor einer halben Stunde Mittag am Aufstieg gemacht hatten.
Das letzte Stück bis zum Tagesziel war bergauf bergab, aber nicht schwierig zu gehen. Nur als wir die Hütte schon sahen, vor uns ein Wasserfall auftauchte, mussten wir unsere Kletterkünste über eine Holzbrücke und Holzleiter beweisen, um danach den Fluss (Wasserfallabfluss) über eine Holzbrücke zu queren.
Noch 30 Meter berghoch und es war geschafft. Sollte alles so weitergehen, könnte es eine schöne Wanderung werden. Da nun genug Zeit war, nahm ich mein Stativ und den Fotoapparat und stieg noch mal zum Wasserfall hinab, um viele Bilder zu machen.
Wir hatten eine große Hütte für uns alleine. Abendbrot gab es, als es schon ziemlich dunkel war und auch der Regen kam. Mit dem Regen kamen auch Blitz und Donner und eine total romantische Atmosphäre in wunderschöner Natur, voller Geräusche, bei leckerem (ich glaube es zumindest) Essen und absoluter Dunkelheit. Wären die sonnenbatteriegespeisten Lampen am Mast nicht gewesen, hätten wir unsere Hand vor den Augen nicht sehen können.
12. 10. (3. Wandertag)
Wir sitzen im Restaurant (also dem Dining Room unserer Camp-site), eine Holzhütte mit Wellblechdach und Fenstern, in der Mitte ein Tisch mit 6 Stühlen, kein Licht, keine Heizung, jeder einen orangenen Pott vor sich, in dem wir uns selbst Kaffee, Tee oder heiße Schokolade machen können - mit Wasser aus der Thermosflasche.
Wir sitzen hier allein. Draußen regnet es heftig, ist halt Regen Wald. 15.45 zeigt die Uhr, so dass wir seit Anderthalbstunden hier im Camp sind. Bis jetzt haben wir uns organisiert, das heißt die Sachen entgegengenommen, die unsere Träger für uns getragen haben, die nassen Sachen aufgehängten, die Schlafsäcke ausgepackt und für's Schlafengehen fertiggemacht, die restlichen Sachen in unserem Zimmer=Hütte (etwas kleineren Ausmaßes als der Dining Room) alles aus dem Rucksack auf die 6 Betten verteilt, die immer Zimmer sich befinden. Ich stelle es mir unglaublich schrecklich vor, wenn wir so ein Zimmer mit 6 Personen hätten teilen müssen. Unsere Sachen liegen überall, da die Rucksäcke zum Trocknen aufgehangen sind. Unsere Guides und Träger sind irgendwo verschwunden, nach dem sie uns heißen Tee und ein kleines Lunchpaket in den Diningroom gebracht hatten. Tja es ist nicht warm, nicht gemütlich, aber doch sitzen wir im Trockenen, warm angezogen und erinnern uns daran, wie wir heute unter einem solchen Regen gelaufen sind. Über Stock und Stein, durch Sumpf und Bachläufe, durch eine Traumlandschaft, deren wegen wir das hier ja auf uns genommen haben. Ich habe noch meine Hardshell -Wanderhose an, die auch gleichzeitig Regenhosen sind und die Wanderschuhe habe ich auch nicht ausgezogen, da sie während des Laufens warm geworden sind. Jetzt trau ich mich auch nicht die Hütte zu verlassen und die 10 Meter zu unserem Schlafraum zu gehen, da ich denke, ich werde ordentlich nass, was wieder umziehen bedeutet, wieder kalt werden und mit Tee aufwärmen. Die Hände sind relativ kalt und erschweren ein flüssiges Schreiben auf der Tastatur.
11.10. (2. Wandertag)
Ich blicke mal zurück auf den gestrigen Tag, einer derjenigen, die wir für immer im Gedächtnis behalten werden.
Wir wachten rechtzeitig auf, also noch bevor der Teeservice angekündigt worden war (7. 20 Uhr), organisierten uns, was nicht so aufwendig war, da es keine nassen Sachen gab. Tranken Tee, packten, und dann war es auch schon 8 Uhr oder ein wenig später, und es gab Frühstück. Wir hatten auf einer Höhe von etwa 2600 Meter übernachtet. Das Wetter war noch ganz ok und 9.15 Uhr verließen wir das Camp (eine Ansammlung von mehreren Hütten, streng getrennt nach Touristen und Begleitmannschaft, Toilettenhäuschen und einer Küchenhütte. Bisher war die Natur schon nicht schlecht gewesen, aber das ganz Spektakuläre hatten wir wohl noch vor uns.
Erst einmal ging es bergauf bis 3000-3100 Meter. Die Höhenangaben, die sie hier angeben, waren mit Vorsicht zu genießen. Mit meiner Uhr stimmte das nicht immer überein.
Wir quälten uns also den Berg hoch bis zur Mittagshütte / Zwischenstation ohne dass ich jetzt sagen kann, wie das war. Da fehlen mir ein wenig die Erinnerungen, aber ist ja alles auf dem Film. Es war zumindest leichter als am ersten Tag, da die Temperaturen deutlich niedriger waren, also wir nicht in der Tageshitze nach oben schlichen, und die Steilheit war zwar ähnlich, aber bei weitem nicht so ausgeprägt und unaufhörlich. Wir passierten verschiedene Vegetationszonen, den Regenwald, die Bambuszone und danach erweichten wir die Heather-Zone oder so ähnlich. Nach etwa zwei Stunden sahen wir dann die Lunchhütte und zwar genau die, in der wir die heutige Nacht (also nach dem 3. Wandertag die Nacht) verbringen werden, wo ich diese Zeilen schreibe.
Die Hütte lag auf einem kleinen Plateau, wo für die Hütten Platz war und an einer Stelle, die eine weite Sicht ins Tal zurück freigab. Denn die meiste Zeit bergauf, ging es ja durch dichten Wald, der nur ganz selten einmal den Blick ins Tal oder auf die umliegenden Berge ermöglichte. Wir machten eine kurze Pause und ich ließ mir meine Zweitkamera von Rasto geben, der diese für mich trug und machte von den Bäumen mit Großvaterbärten (auf Deutsch wohl spanisches Moos) viele Bilder. Nicht allzu viele, denn die Wolken zogen auf, und es fing an zu regnen.
Also Regenkleidung anziehen. Die Guides boten uns noch einmal Gummistiefel an, die wir hartnäckig - ohne zu wissen, was uns erwartet- ablehnten. Hochmut kommt vor dem Fall. Bis jetzt hatten wir ja auch noch keine Notwendigkeit gesehen, dass es mit unseren festen hohen Wanderschuhen nicht gehe würde. Wir hatten an der Campsite so etwa die Hälfte der Höhe bereits erreicht und das in weniger als zwei Stunden. Wir waren also gar nicht so schlecht unterwegs.
Abmarsch durch den Märchenwald von Großväterchen Frost, denn es hätten auch Eisgebilde sein können, die Moosbärte. Auf einem relativ moderat ansteigenden Weg ging es dann weiter 250 bis 300 Meter bergauf. Obwohl es regnet und es sich schon zugezogen hatte, waren die Blicke großartig.
Ab und zu kam der Fotoapparat zum Einsatz, bis ich ihn dann ganz wegpackte, da der
Regen zu stark wurde. Ich hatte fast Tränen in den Augen, als wir an einen Wasserfall kamen und ich wegen des Regens ihn nicht fotografieren konnte. Nach dem Wasserfall begann dann endgültig ein anderer Weg. Zuerst ging es zwei Leitern hinauf, Holzleitern mit brieten Stufen, nass, dreckig, kein Vergnügen die Sprossen anzufassen. Die Leitern waren nicht ganz senkrecht, aber aller einfachster Bauart. Manche einfach an den Fels angelegt. Beim Runtergehen ist eine der Leitern, von denen wir viele zu überwinden hatten, zur Seite weggerutscht. Zum Glück hat der Guide sie noch aufhalten können, als sie zur Seite kippte.
Der Weg war eine Mischung aus Steinen, die lagen wie sie lagen, also kein ausgebauter Weg in dem Sinne, doch als Pfad zu erkennen, zwischen den Steinen gab es dann Sumpf, Boden in den man je nach Konsistenz unterschiedlich tief eindrang und wofür die Gummistiefel wohl gedacht waren. Manchmal konnte man auf schlüpfrige, hochrutschige, wie Schmierseife sich anfühlende Wurzeln ausweichen, musste aber höllig aufpassen, nicht weg zu rutschen. Wir kamen also höchstens mit Rollator-Geschwindigkeit voran, wobei der Weg nicht behindertengerecht ausgebaut war. Unsere Stöcke halfen und so bewegten wir uns im Prinzip auf vier Gliedmaßen vorwärts.
Die Schimpansen hätten es aber besser gemacht. Es war alles beschwerlich, der Regen aber erhöhte den Schwierigkeitsgrad der Fortbewegung beträchtlich. Da wir ja allmählich oder auch mal steiler bergauf liefen, konnte man den Weg nicht von einem Bachlauf unterscheiden. Oft schauten nur die Spitzen der Steine aus dem Wasser und wir hüpften auf ihnen vorwärts, immer mit der nötigen Absicherung durch die Stöcke. Slowly, slowly ging es vorwärts. Dann kamen schon mal Bretter, die auf dem Weg lagen zur Hilfe, die aber so glatt waren, dass es eine Sicherheitsabwägung war, auf ihnen zu gehen.
Die Oberfläche der Bretter war wie Schmierseife. Nur durch die Abstützung mit unseren Stöcken an den Seiten der Bretter hielten wir das Gleichgewicht.
Über bestimmte Abschnitte waren abenteuerliche Brücken gezimmert, die in den Alpen mit dicken Seilen abgesichert worden wären. Immer wieder Leitern, die jetzt auch einfach aus Ästen bestanden und dementsprechend die Schmierseifen-Konsistenz. Und dies alles mit nackten Händen anfassen
Was natürlich unglaublich schön war, war die Natur, die, wenn man mal vom Weg aufblickte, uns umgab. Bäume mit dick bewachsen Moos und nicht nur dem spanischen Moos, nein auch in grünen, gelben und bräunlichen Farben, exotische Pflanzen, alles in Nebel getaucht bei Regen, wie in einer anderen Welt.
Etwa 20 Minuten nach den ersten Leitern kamen wir zum.. Garten. Eine kleine Lichtung über die ein Brettersteg führte und ein unglaublich romantisches Panorama eröffnete sich. Der Brettersteg wurde von Fässern auf den Boden getragen, die wiederum mit Holzleisten verbunden waren und darauf quer Bretter alle 20 bis 30 Zentimeter lagen und dazwischen Zwischenräume. Es regnete noch und ich war am Verzweifeln, wie ich hier wohl ein Bild machen konnte. Rasto holte den Regenschirm heraus, und ich entschied mich, ihn zu bitten, diesen immer über der Kamera zu halten. Gesagt getan und das erste Bild war im Kasten. Wir wollten also noch einmal ein wenig zurückgehen, um vom Anfang des Steges Bilder zu machen und da ich beim Laufen plötzlich eine faszinierende Pflanze sah, dreht ich mich um und mein Fuß rutschte zwischen die Querbretter und ich kippte zur Seite. Ein höllischer Schmerz, doch erst einmal musste ich mich abfangen, da das ganze Körpergewicht ja jetzt irgendwo auf meinem rechten Unterbeinknochen lag. Es konnte jede Sekunde knack machen. Irgendwie kam ich wieder hoch, Rasto half dabei und ich hatte nur einen Gedanken, hoffentlich ist nichts gebrochen.
Es schien nichts gebrochen zu sein, wobei ich heute noch nicht weiß, warum. Vielleicht haben die Wanderschuhe geholfen ein wenig Kraft / Moment wegzunehmen, abzufedern.
Der arme Rasto wusste gar nicht, was er machen sollte. Er hatte aber schon vor 5 Minuten eine Höhle angekündigt, wo wir Mittagspause machen könnten. Ich fragte, wie weit es bis zur Höhle war, und schaute mir das Malheur an. Es waren zwei Quetschungen links und rechts am rechten Bein knapp oberhalb der Wanderschuhe, die sehr rot aussahen und etwa einen Zentimeter tief ins Fleisch eingedrückt waren. Kein Blut. Was für ein irres Glück hatte ich da wohl gehabt. Wir gingen, schlichen also bis zur Höhle, wo die beiden anderen, Abraham und Toma schon auf uns warteten. Toma aß genüsslich ihr Pausenbrot. Ich sagte Ihr, ich stehe unter Schock. Sie erwiderte, wenn du jetzt nicht abbeißt, ist es alle. Nun galt es, einen trockenen Platz unter dem Felsvorsprung finden, hinlegen und Schuhe ausziehen. Es schien alles noch mal gut gegangen zu sein, auch keine schnelle Schwellung war zu sehen. Ich begann am ganzen Körper zu zittern, das Adrenalin tat sein Werk.
Ich nahm schnell ein wenig Traubenzucker zu mir, um den Energieverbrauch auszugleichen. Es wurde nicht schlechter, das beruhigte ein wenig. Aber vor uns lag noch eine ziemliche Strecke mit allen Hindernissen wie oben beschrieben. Aber das wäre ja jetzt fast zu einfach, bis zur Hütte laufen und gut ist. Wir kamen noch an vielen schönen Orten vorbei, vielleicht nicht ganz so schön, wie der Garten, aber der Weg war so schön, dass man schon fast die Schmerzen vergessen konnte. Ich ging nun natürlich noch vorsichtiger, das rechte Bein schonen und möglichst keine Belastung darauf kommen lassen. Es war nur fast nicht möglich. Die Wegqualität war herausfordernd. Und der Regen hatte immer noch nicht aufgehört. Ich fragte Abraham, der jetzt in meiner Nähe war, immer öfter wieviel Zeit bis zur Hütte verblieb. Es verblieb und verblieb, da wir ja nur sehr langsam vorankommen. Irgendwann merkte ich, dass ich mich nach einem kurzen Aufstieg auf die Stöcke stützen müsste, weil ich außer Puste war. Ich dachte, dass dies von meinem Sturz war oder noch von der Erkältung und hatte schon Angst mit einer Angina Pectoris zurückzukommen. Nach längerem Nachdenken und einem Blick auf die Uhr, die jetzt schon fast 3500 Meter Höhe anzeigte, wurde mir klar, dass mir nun auch die Höhe noch zu schaffen machte. Also jede Anstrengung vermeiden. Sich tragen lassen. Schön wäre es gewesen. Irgendwann dann doch sahen wir in der Ferne die Hütte und ich holte sogar den Foto heraus, um das Tal zu fotografieren.
Aber der Regen zwang mich ihn wieder wegzupacken (nach dem Foto).
Etwa 40 Minuten verblieben und wir hatten die Hütte immer vor dem inneren Auge.
Die Hälfte hatte wir passierten, als wir wieder auf einer kleinen Anhöhe die Hütte sehen konnten. Jetzt war sie schon zum Greifen nah. Die Träger waren schon vor Ort, hatten Feuer gemacht, von dem ein blauer Rauch in den Himmel stieg. Unter uns lag ein See mit schwarzem Wasser und weißem Schaum. Rasto oder Abraham kam von einer kleinen Erkundung zurück und sagten, als wir noch uns des schönen Talanblickes ergötzten, dass die Brücke unter Wasser ist, weil es so stark geregnet hatte. Oberhalb der Brücke war der Bach zu einem Fluss angeschwollen, auch da gab es kein Hinüberkommen zur Campsite. Aber zurück war der Weg auch zu lang und ich glaube, dass ich die Strapaze nicht geschafft hätte. Wir hatten also nur eine Option, wir mussten auf die andere Seite. Die Jungs sagten uns, dass eine enge Stelle am Abfluss des Sees gäbe. Ich fragte, ob sie Seile mithatten, was der Fall war. Nur eine vage Vorstellung haben, wie die Flussüberquerung aussehen sollte, warteten wir wie es weitergehen würde. Wir warteten und warteten und warteten. Es vergingen mindestens 45 Minuten bis Rasto zurückkam und uns die frohe Nachricht überbrachte, dass die Überquerung klargeht. Doch noch mussten wir zu der Stelle kommen, wo es über den Fluss geht. Da führte kein Weg hin, also diese Pfade gefüllt mit Wasser über Stock und Stein. Dorthin ging es über reine Natur, Moosbedeckter Boden, wo man bei keinem Schritt wusste, was unter dem Moos war, ein Stein im allerbesten Fall, Sumpf, da waren die Schuhe nass, waren sie sowieso, oder rutschiges Zweigwerk und im schlechtesten Fall gar nichts und man fiel ins Bodenlose. Wir versuchten also soweit es ging über die Steine zu gehen, die in der wilden Natur herumlagen, wie ein Anker, eine Rettungsinsel nach jedem Schritt. Nach endlosem Kraxeln gelangten wir an die Stelle. Der Abfluss des Sees war unterirdisch an einer schmalen Stelle, sodass sich bei Starkregen der See erst bildete. Über etwa 3 Meter Abgrund mussten wir also auf die andere Seite gelangen. Die Guides und Träger hatten ein Seil gespannt, entlang eines Baumstammes, über den der Weg ans rettende Ufer führte. Unter uns der Tod.
Wir schafften es hinüber und wurden in Empfang genommen. Jetzt waren wir aber wieder an einer Stelle, von der kein Weg zur Hütte ausgetreten war. Erst einmal mussten wir aber vom gefährlichen Steilufer weg. In den Moossumpf konnte man beim vertikalen Gehen wie in den Schnee Stufen treten, Als wir der Gefahr entronnen waren, hieß es nun nur noch zur Hütte zu kommen.
Der Weg wurde von den Trägern mit der Machete freigeschlagen, aber das war ja nur der Teil über Knöchelhöhe. Der Teil darunter war wieder ein Abenteuer, Lotteriespiel, wie man es gerne hätte. Dazu kam, dass jeder kleinere Anstieg die Herzfrequenz wegen der Höhe erhöhte. Nach einer Stunde Umweg waren wir in der Hütte, gefühlt eine ganze Ewigkeit.
Ich hatte noch einen dicken, dicken blauen Fleck von einem anderen Sturz oder Stoß davongetragen, den ich bisher nicht bemerkt hatte. Aber wir waren angekommen.
Jetzt hieß es noch einmal die Zähne zusammenbeißen, die Sachen auseinandersortieren, wobei wir feststellten, dass fast alles, was nicht in Plastikbeuteln verpackt war, auch nass war in unterschiedlicher Feuchtigkeit.
Selbst Tomas Schlafsack hatte etwas Nässe abbekommen. Der Regen war überall eingedrungen. Die Rucksäcke waren alle nass. Toma hatte eine Schnur mit, die wir quer durch die Hütte spannten und alle Sachen zum Trocknen aufhängten. Der Wunsch, dass alle Sachen trocken würden, besonders die, die wir anziehen würden war groß, die Hoffnung, dass sie trocken wurden, sehr gering, denn die Luftfeuchtigkeit war bei 100 %, wenngleich es nicht die ganze Zeit regnete. Die einzige Möglichkeit bestand darin, die Sachen den Trägern zu geben, die sie über das Feuer hielten, bis sie trocken waren oder verbrannt. Ich gab meine Schuhe und Socken weg. Nach der Sortieraktion fiel ich für Anderthalbstunden in einen tiefen Schlaf der Erschöpfung. Als ich aufwachte war alles noch genauso. Der Regen trommelte auf das Wellblechdach, die Kälte zog herein durch die immer offene Hüttentür und die Sachen hatten noch keine Feuchtigkeit an die Umgebung abgegeben, es war dunkel, da die Hütte kein Licht hatte, nur mir ging es ein wenig besser.
Es gab Abendbrot, ohne dass wir richtig Appetit hatten. Danach Besprechung des morgigen Tages. Wenn es weiter so regnen würde, würden wir nicht über den Fluss kommen, den wir um zum Pass zu kommen noch mehrere Male überqueren mussten. Außerdem gab es oberhalb des Lagers eine Wegstrecke, die sehr tiefe Sumpfstellen aufwies und es nicht klar war, ob man dies mit den Gummistiefeln durchwaten könnte. Ich hörte mir das alles an und schlug dann vor, morgen bis zur Mittagshütte von heute zurückzugeben, viel Zeit für Fotos zu haben und einen entspannten Tag und in der Mittagshütte zu übernachten. Ich schaute in zwei strahlende Gesichter von Rasto und Abraham. Sie ergänzten, dass wenn wir zeitig ankommen, wir noch eine Hütte weitergehen könnten und von dort zurück ins Dorf am nächsten Tag. Ich sagte Ihnen, dass wir auch nichts dagegen hätten denselben Weg zurück zu gehen. Nach dem Briefing, das eine gewisse Erleichterung ausgelöst hatte, schlafen.
Die Nacht war OK, kaum Schmerzen, Husten jedoch na und Aufstehen, um Tomas Flasche hinauszuschaffen.
3. Wandertag –Fortsetzung (12. 10)
Die Nacht war vorbei und es hieß hinein in die kalten, teilweise nassen Sachen. Nur meine Schuhe und Socken waren trocken. Alle anderen Sachen waren unverändert nass, wenn nicht noch nasser.
Frühstück - Pflichtessen. Energie bunkern.
Es gab eine sehr erfreuliche Nachricht, denn mit Schrecken hatten wir beide schon an den Rückweg gedacht durch die Wildnis, über den Baumstamm am Seil über den Abgrund..., da es ja einen Großteil der Nacht geregnet hatte und kaum anzunehmen war, dass der Fluss weniger Wasser führte.
Die Guides hatten eine Möglichkeit gefunden, den Fluss zu überqueren, denn er führte doch beträchtlich weniger Wasser als gestern Abend.
Es regnete und regnete.
Leider half kein Warten, nachdem alle Sachen, trocken oder nass, verpackt waren. Der Regen hörte nicht auf und wir mussten im Regen loslaufen. Selbst den Foto konnte ich nicht umhängen, den hatte ich gestern noch mit einer Plastiktüte geschützt und bei Regen außerhalb des Rucksacks getragen. Irgendwann, jedoch noch rechtzeitig, bemerkte ich, dass die Tüte voll Wasser lief und der untere Rand der Linse schon im Wasser war. Wie das Wasser in die Plastiktüte gekommen ist und warum es aus dem Loch unten nicht abgeflossen ist, wir werden es nicht erfahren.
Der Plan, die schönen exotischen Pflanzen inmitten der Berge zu fotografieren, ging nicht auf. All die schönen Motive fielen dem Regen zum Opfer. Durch die niedrigen Wolken war auch kaum Sicht, sodass, auch wenn es nicht geregnet hätte, man die ganze Schönheit auf den Bildern nicht gesehen hätte. Und um ehrlich zu sein, es muss noch viel traumhafter hier in dem Tal gewesen sein, hätte die Sonne geschieden. Es sollte nicht sein.
Wir quälten uns also den Weg zurück, Beschreibung siehe gestern - wobei diesmal erleichternd uns zu Gute kam, dass es hauptsächlich bergab ging und der Weg, der Weg war und kein Bachlauf.
Doch das Moos an den Bäumen, bis zu einem halben Meter dick, die Moosfäden, die wie Lametta die ganze Landschaft schmückten, wobei hier die Suppe, der Nebel der niedrigen Wolken es eher noch stimmungsvoller aussehen ließen, als wenn die Sonne geschienen hätte.
Als wir dann die ersten exotischen Pflanzen im kleinen Garten erreichten, nahm ich meinen Foto doch heraus und machte einige Bilder. Als wir den großen Garten erreichten, das ist gleich nach dem Abstieg, der an der Höhle endet, sahen wir zwei Diuker eine Art Hirsche. Gerade zum richtigen Zeitpunkt hatte auch der Regen nachgelassen. Fotos machen was das Zeug hält. Wahllos. Alles festhalten. Wir waren schon fast am Ende des Gartens, als uns zwei Gruppen mit vier polnischen Bergsteiger und zwei deutschen Touristen entgegen kamen.
Einfaches Hallo. Ich schaute mir zum ersten Mal schnell ein paar Bilder an und bemerkte, dass sie alle etwas milchig aussahen, was ich beim Durchschauen durch den Sucher immer auf den Nebel geschoben hatte. Zwischen Schutzfilter und Linse befand sich Kondenswasser. Filter ab, säubern und alles von vorn. Alles noch einmal, zurücklaufen zum Anfang des Gartens und fotografieren.
Als wir zurückkamen waren Toma und Rasto schon losgegangen. Wir verließen auch den Garten Eden und waren keine 100 Meter gegangen, als sich uns wieder ein Panorama für die Ewigkeit eröffnete. Anhalten Kamera raus und Klick. Viele, viele Bilder. Leider musste ich am Abend feststellen, dass sie nicht richtig scharf sind. 1/30 war wohl doch zu wenig, oder ich war zu hektisch und habe zu nervös fotografiert, da ich sonst 1/30 immer für Landschaftsaufnahmen ruhig genug halten kann, ohne dass etwas unscharf wird.
Einige Bilder werden hoffentlich in Ordnung sein. Nach dem Garten gab es dann noch die letzten drei Treppen, bei der eine fast zur Seite weggeflogen wäre, dann noch ein kurzes Wegstück und der schlimmste Teil des Weges war überstanden. Der Regen hatte zwar wieder begonnen, sodass der Fotoapparat immer im Rucksack verschwinden müsste, aber ab und zu machte auch er eine Pause und ich konnte fotografieren.
Nach 4, 5-5 Stunden Wanderung waren wir an der Hütte. Kleines Lunchpaket. Leine ziehen und Sachen zum Trocknen aufhängen, wissend, dass sie eh nicht trocken werden. Wir hatten die Strecke ziemlich trockenen Fußes geschafft. Die Schuhe waren ziemlich trocken. Es war an der Zeit Bericht zu schreiben.
Ich machte viele Fotos und ein Zeitraffer vom Sonnenuntergang. (Also wie es dunkel wurde. Die Sonne sahen wir nicht. )
Abendbrot. Schlafen.
4. Letzter Wandertag 13.10.
Zeitig Aufstehen, da Abmarsch schon 8. 30 Uhr. Abstieg zur ersten Unterkunft. Obwohl mein Fuß immer noch schmerzte und ich vorsichtig gehen musste, faste ich wieder Mut und mit mehr Selbstvertrauen ging es dann auch schon zügiger voran. Nicht lange. Ein kleiner Hopps, vielleicht 40 cm tief und mein linkes Bein knickte um, macht knacks und ein stechender Schmerz durchzog mein Fußgelenk. Typische Volleyballverletzung mit 2-3 Wochen Krankschreibung. Doch noch standen fast 1500 Höhenmeter bergab auf dem Plan, vor er Krankschreibung. Also Zähne zusammenbeißen und weiter. Der Fuß schwoll an. Ich habe mich nicht mal hingesetzt. Schuh ausziehen hätte der Schwellung nur noch Vorschub geleistet. Nun musste ich noch vorsichtiger sein, beide Beine möglichst wenig belasten. Zum Glück ging ich ja mit Stöcken und die Arme mussten nun etwas von der Arbeit und Belastung der Füße übernehmen. Das führte dazu, dass ich nach 3-4-hundert Metern Abstieg eine große Blase auf meinem rechten Handteller hatte. Nach 7-8 Hundert Höhenmetern bergab, war die Blase auf und kurz danach stützte ich mit dem rohen Fleisch auf dem Stock ab. Um den Schmerz ein wenig zu lindern, umwickelte ich die Hand mit einem Taschentuch. Wir durchliefen wieder die verschiedenen Vegetationszonen und es ging auch schneller und wenig anstrengend zu als bergauf. Trotz allerlei Handicaps waren wir zügig unterwegs. Ich hatte mir ausgerechnet, nach wieviel Höhenmeter Abstieg wir am Parkeingang ankommen müssten. Die Rechnung war gar nicht schlecht, nur als wir auf der Höhe ankamen und ich fragte, sagte der Guide, dass jetzt noch ein flaches Wegstückt folgt. Da war ich aber schon ziemlich kaputt. Wir legten eine Mittagspause ein. Das Lunchpaket hatten uns zwei Träger gebracht, die uns entgegengelaufen waren. Die Erfrischung und Stärkung war dringend notwendig gewesen. Jetzt noch einmal Zähne zusammenbeißen und bis zum Parkeingang durchhalten. Geschafft. Kein Mensch war da. Wir trugen uns selbständig aus und mussten nun noch eine Stunde bis zum Basecamp laufen. Es ging oberhalb des Fluss entlang, an dem gerade ein Wasserkraftwerk gebaut wurde. Die Community, der das Land gehörte verhandelte mit Mann und Maus die Kompensation. Alle hatten sich um die Kirche versammelt und sprachen mit den Vertretern der Company. Die KfW war übrigens auch ein Kreditgeber.
Als wir dann schon die obere Dorfstraße erreicht hatte, bat ich unseren Guide (Rasto) Eddie anzurufen, damit er uns entgegenkam und mit dem Auto das letzte Stück Weg ersparte. Irgendwann, kaum noch einen Körperteil richtig spürend, trafen wir auf Eddie, der am Playground auf uns wartete.
Geschafft.
Alle waren happy.
Verabschiedung mit den Guides und Trägern. Aushändigung der Tipps. Glückliche Gesichter. Ich hielt eine kurze Rede. Tschüss!
Es war eine große Herausforderung mit ungewöhnlichen Erlebnissen, überschwänglichen Eindrücken und harten Erprobung.
Ende Ruwenzori –
Fahrt bis zur Lodge etwa eine Stunde.
Sehr schöne Lodge - außer uns war nur noch eine Gruppe aus Deutschland da, mit Kasinga Reisen (ich glaube auch Klüger). Zwei Paare aus Berlin.
Schönes Zimmer, in das wir, wenn es dunkel war, vom Hauptgebäude mit zwei bewaffneten Polizisten begleitet wurden (wegen der Löwen, die es im Umkreis von 10 km nicht gab, wir haben keine gesehen)
Endlich in der Zivilisation angekommen.
Warm. Trocken. Sauber.
Warmes Wasser, hätten wir gewusst, wie herum wir die Mischbatterie aufmachen sollten für Warmwasser. So also nur lauwarmes. Aber etwas zum Duschen, um den Dreck der letzten 4 Tage abzuwaschen.
Sachen sortieren. Sachen trocknen.
Die Hoffnung war groß, dass sie trocken wurden, denn es war warm und nicht feucht.