Tag 3 - 16.08.2011Mittwoch Berania - Fahrt in den Westen    Zur Übersicht Bericht Zur Übersicht Madagaskar

Wir sitzen vor unserer Finka, uns gegenüber der Dorfladen, davor immer 7 bis 10 Frauen und Mädchen aus dem Dorf. Ab und zu laufen auch ganz langsam den Kopf uns zugewandt die Herren des Dorfes vorbei. Von der Kirche nebenan dringt der Gesang der Dorfjugend bis zu uns.

Es sind sehr hohe kräftige Stimmen. Vor unserem Anwesen steht der Jeep, der uns hier herüber die Bundesstraße Nummer 1 gebracht hat. Die wichtigste Straße von der Hauptstadt in den Westen des Landes war nur die ersten paar Kilometer des heutigen Tages geteert, danach ging es über ausgefräste und befestigte rote Erde.

Ab und zu waren noch wenige Kilometer asphaltierte Strecke vorhanden, sodass es dort ein weniger schneller voran ging. Gegenüber direkt vor dem Geschäft verlässt ein junges Mädchen mit einem Korb auf dem Kopf das Gebäude. Auf der Treppe zum Laden wird ein zwei bis dreijähriges Kind gestillt. In unserem Schlafraum singt sich eine Grille ein und ein Räucherstäbchen sorgt für die Luftkonditionierung.

Rechts auf unserem Vorplatz steht eine Mutter mit nacktem Kind auf dem Arm, das übrigens fremdelt und weinte, als es Toma sah, und unterhält sich mit ihrem 30 Meter entfernten im Haus arbeitenden Gatten. Wieder passierte eine Dame des Dorfes unser Blickfeld, den Korb auf dem Kopf, die besten Voraussetzungen für den Gang auf den Catwalk.

Toma entschied sich gerade, im Konsum gegenüber keine Flasche Wasser zu kaufen, da sie Angst hatte, dass sie das Wechselgeld, von dem nur noch die Farbe erkennbar ist, auf unserer Reise nicht mehr zum Bezahlen nutzen kann. Auf meinem Erkundungsgang durch das Dorf sahen viel sich zum ersten Mal auf einem Bildschirm. (Ich zeigte das aufgenommene Bild den Fotografierten auf dem Monitor der Kamera.)

Auf unserem Bildschirm gehen gerade drei Zebus von links nach rechts, schöne Tiere, heimgetrieben von einem kleinen barfüßigen Jungen. Und schon die Wiederholung, und jetzt ist auch klar, warum wir im Dorf hauptsächlich Mädchen sahen, die Jungen sind Zebus hüten. Als hätten wir das Programm auf den Tierkanal umgeschaltet, eine Hündin schleicht sich bettelnd um den Jeep und auf dem Dach des angrenzenden Grundstückes jagt ein Kater, bremst kurz ab und verschwindet zwischen Bretterseitenwand und Wellblechauflage.

Die Frauen mit den Körben auf den Kopf, die ab und zu an uns vorbeilaufen, erscheinen mir wie Werbe-einblendungen. Das Abendprogramm beginnt. Ich kann zwar noch ohne Licht schreiben, aber der Generator im Haus gegenüber hat schon eine Birne zum Leuchten gebracht,

das Musikprogramm kommt aus dem Autofenster und der riesige Parabolspiegel suggeriert mir, dass wir heute während des Abendessens im Restaurant, in dem Restaurant am Platz, Satellitenfernsehen haben werden. Toma sitzt da und ärgert sich, dass ich kein Moskitonetz mitgenommen habe. Eigentlich könnte sie mir ihr Netz geben, da sie ja den armen kleinen Mücken sowieso keine Change lässt. Sie müssten zu viele Schutzschichten durchstechen. Es wird kühler und 18.15 Uhr ist es schon fast dunkel, ich kann die Zeilen nur noch erahnen.

Nach der Duschraumbesichtigung im Hof hinter dem Konsum, wo Pfauen, Gänse und Riesenschildkröten rumliefen, haben wir auf das Duschen verzichtet. Der Duschraum befand sich hinter einer gemauerten Wand und bestand aus einen Wassertonne mit Schöpfkelle und kaltem Wasser. Man duscht in der Halbdunkelheit umgeben von hungrigen Mücken.

Avana kommt und bringt uns eine Kerze. Damit begann der Horrorfilm. Toma sah zwei Kakalaken und will nicht mehr in unserer Villa schlafen. Passend zum Horrorfilm läuft jetzt alles schwarz weiß. Toma jammert, dass sie wusste, dass es hier schlimm ist. Schatten laufen durch den Lichtkegel der Edisonlampe des Konsums. Die Grille scheint schon etwas heiser zu sein. Es wird nicht mehr lange dauern und die afrikanischen Sterne werden den Himmel überziehen. Toma fühlt sich wie im Mittelalter auf der Streckbank. „Ich habe Dich nicht geheiratet, damit Du mich in den Dreck schleppst, sondern in die Zivilisation, in den Luxus.“ (Das aufzuschreiben, wurde ich verdonnert.) Ich sehe nicht mehr, was ich schreibe, erahne nur noch, wo ich schreibe. In Tomas Kopf gibt es nur noch eine große Kakalake. Sie will im Auto schlafen.

Hier noch einige Bilder aus der Stadt / dem Dorf (3000 Einwohner lt. Wikipedia). (Alle Dorfbilder - Slideshow- hier)

Das Rathaus

KiK - Der Textildiscount

Edeka- wir lieben Lebensmittel

Cranger Kirmis

Hertz- Autovermietung

Novotel

Alle Bilder

Die Ereignisse des Tages in Bildern:

Abfahrt aus Tsiroanomandidy - Bilder aus der Stadt:

Verkauf von Holzkohle

Bilder von unterwegs: Slideshow

Hütejunge - Zebuherde

360°C aufgeklappte Ansicht

Schwarzmilan (MehrBilder)

Bodenerosion

Unterwegs - Orimbata - (Alle Bilder-Slideshow)

Mittagspause in einem kleinen, kleinen Ort

Die Gesichtsmasken in traditioneller Art zur Hautverschönerung und als Sonnenschutz

Das Mittagsdorf

Trockenfleisch

Hier wird der Kaffe für das Restaurant gemahlen.

Feuerholz zum Kochen; Wäsche, Fleisch, Mais zum Trocknen

Steppenbrände - Alle Bilder - Slideshow

Das alte trockene Gras wird abgebrannt (kontrolliert oder nicht), damit die Zebus das nachwachsende Gras fressen können.

Durch das Feuer fliegen die Heuschrecken auf, direkt in den Schnabel der Milane und Schildraben, die immer in der Nähe von Bränden anzutreffen waren. Aber auch Schlangen versuchen dem Feuer zu entkommen.

Unterwegs sahen wir eine Höhlenweihe (Alle Bilder von ihr)

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