Der Norden Chiles (Atacama Wüste)   Fortsetzung         Alle Bilder vom Norden Chiles

2. Januar 2015 Erdwärme

Ganz zeitig aufstehen. Wie zur Frühschicht. 4.15 Wack up call. Gepackt hatten wir schon gestern, auch den Chip hatte ich noch am Abend gereinigt, man hat ja alles mit. Heute war der Bus fast pünktlich, nur 7 Minuten später. Es war auch ein sehr schöner Mercedesbus (ist ja eine private Mail /Webseite), da kann ich schon mal Schleichwerbung machen. Hermann war heute unser Reiseführer, ein Bolivianer. Sehr nett und mit viel Schauspieltalent. Also heute durchweg positive Überraschungen. Es ging durch die tiefschwarze Nacht, doch leider haben wir ihn immer noch nicht in seiner vollen Pracht gesehen, den Sternenhimmel des Südens. Anderthalb Stunden Fahrt, richtig schlafen konnte man nicht mehr. Alle hatten sich richtig warm eingemummelt. Ich war unter meinem Fließ kurzärmlig. Wir fuhren wieder auf 4300 Meter ü. N.N. und in der Nacht soll es ganz schön kalt werden. Noch in der Dämmerung erreichten wir das Ziel, das Geysirenfeld.

Ich hatte Toma als Theorie verkauft, dass man in der Kälte die Dampfsäulen besser sieht und alle, eben auch wir, ganz früh fuhren. Sicher bin ich mir da jetzt nicht mehr. Wir liefen über das Feld, was vom Eingang ein wenig weiter weg ist. Recht zügig ohne Rücksicht auf die Fotos, die vielleicht etwas Zeit brauchten. Die Sonne ging auf, was man noch nicht an der Temperatur merkte, die war 4°C, als wir ankamen. Ich fror doch nicht. Die Sonne beleuchtete die Bergkämme, erst ein wenig, dann mehr und mehr, bis sie sich, das war aber schon nach dem Frühstück, über dem Bergrücken blicken ließ. Das Neue an den heißen Wasser- und Dampffontänen, die wir ja schon in Island ausgiebig gesehen hatten, war die schöne Natur, das Hochgebirge, was drum herum war. Das Gezische und Gedampfe ist aber immer wieder faszinierend anzuschauen. (Ob ich die Raffinerie vermissen werde?) Schlammvulkane gab es keine.

Am Fuß des Vulkankraters El Tatio befindet sich ein Geothermalgebiet mit Geysiren und heißen Quellen. Es gehört wie Sol de Mañana zur Vulkanregion Altiplano-Puna. Von 110 eruptierenden Quellen wurden mehr als 80 als echte Geysire identifiziert, davon sind über 30 andauernd aktiv. Es handelt sich um das größte Geysirfeld der Südhalbkugel und nach jenem im Yellowstone-Nationalpark und Dolina Geiserow in Russland ist es das drittgrößte der Welt. Hier befinden sich schätzungsweise 8 % der Geysire der Welt. Die Wassertemperatur liegt bei 86 °C.

Unser Guide spielte einen Ninja vor einem Geysir

Nach dem Frühstück fuhren wir wenige 100 Meter weiter zum Bad. Das heiße Wasser sprudelte aus einem Loch kochend heiß (unser Guide sagte mit 86°C) in eine Art Schwimmbecken, an dessen Rand sich Umkleidekabinen befanden. Aus unserer ganzen Gruppe gab es nur eine Mutige, Toma, die sich die Kleider vom Leibe riss und sich ins warme Wasser traute. Die Umgebungstemperatur war bestimmt noch nicht über zehn Grad gestiegen. Respekt. Die Wintermütze behielt sie aber auch im Wasser an. Intelligenzmonster. Aber die ganze Fahrt jammern, es ist kalt....  

Als wir (sie) das Baden auch beendet hatten, ging es zurück nach S.P.d.A..

Jetzt konnten wir die Landschaft sehen, durch die wir in der Nacht gefahren sind.

Zu Beginn waren es noch die gelb getupften Pampagrashänge, die in der Sonne ein impressionistisches Bild beim Zusammenkneifen der Augen entstehen ließen.

In dieser Landschaft machten wir auch noch einen kurzen Stop, da wir wieder an einem Flamingosee vorbeikamen, zusätzlich mit Lamas und anderen Andenvögeln bestückt.

Wenige Minuten nachdem wir den Fleck verlassen hatten, tauchten plötzlich Vicunjas auf, ganz nah an der Straße und dann auch noch zwei Esel, wilde Esel, schwarz weiß gezeichnet. Ich hatte erst vermutet, dass sie domestiziert sind, doch Hermann sagte, es seien wilde.

Die Altiplano

(auf Quechua und Aymara Qullaw) ist eine abflusslose Hochebene. Der größte Teil des Altiplano weist Charakteristiken der Puna auf, einer Hochgebirgs-Vegetationsformation mit wechselfeuchtem Klima. Der südwestliche Teil (Chile) der Altiplano ist wüstenhaft. Die Ökoregion Puna ist eine Höhenstufe der Anden von ca. 4000 bis 4800 m Höhe über dem Meeresspiegel (nach Javier Pulgar Vidal) mit der ihr typische Grasvegetation. Allgegenwärtig ist hier das spröde Ichugras, welches in der Trockenzeit eine goldgelbe Farbe annimmt. (Siehe Bild vorangegangene Doppelseite) Die Hauptwirtschaftsform ist die Weidewirtschaft. Zur Wildtierfauna gehören u. a. Guanakos und Vikunjas. Man schätzt, dass in der Region Puna im Norden von Chile bereits vor ca. 11.000 Jahren die ersten Siedlungen entstanden sind.

Die Atacameños

waren die Gründer der sogenannten San Pedro-Kultur und ließen sich in den Oasen der Atacama-Wüste nieder. Die Atacameños waren die ersten Landwirte und damit auch die erste sesshafte Gruppe des Landes. Da die landwirtschaftlich bearbeitbare Zone sehr klein war, konstruierten sie Terrassen, die sie künstlich bewässerten und mit Lama-Dung düngten. Es wurde verschiedene Maissorten, Reis, Bohnen, Feigen, Baumwolle, Kürbisse und Kartoffeln angebaut. Lamas und Alpakas wurden zur Fleischherstellung und Nutzung der Felle aufgezogen, sowie als Transportmittel genutzt, um mit den Städten an der Küste Handel zu treiben. Die handwerkliche und künstlerische Entwicklung der Atacameños zeigt sich in der Herstellung von Tonwaren, Gewebe, Flechtwerk und Holzschnitzereien. Außerdem beherrschten sie früh die Metallurgie und die Herstellung von Kupfer und Bronze.

Hier das Dorf Machuca, ein historischer Rückzugsort der Atacameños, in dem nur noch wenige Einwohner leben (1992 - 8). Die Häuser, hier die Kirche, sind mit Punagras gedeckt und passen sich so hervorragend der Landschaft an.

Der nächste Stopp war in dem Dorf Machuca, wo noch wenige Familien lebten. Am Hang, dem gerade Lamas (oder Alpacas) herunterstolzierten, lag die kleine Kirche des Dorfes. Weiß, mit Kalkfarbe getüncht, hob sie sich gut von den gelben Hängen und blauen Himmel ab, obwohl ihr Dach mit Pampagras gedeckt war und  dem Hintergrund angepasst. Auf dem Dach waren wunderhübsche kleine Kreuze befestigt. Jetzt hatte ich mal Zeit und ich denke, die Fotos sind hervorragend geworden. Vielleicht zwei oder drei zu viel und ich werde mich wieder nicht entscheiden können. Viel Himmel ist wahrscheinlich auch ein Erfolgsgeheimnis. Wenn es denn immer einen schönen Himmel gebe. Ja, was haben wir für ein Glück. Schon den dritten Tag schönes Wetter, Sonne, alles rings herum hell, dem Grau des deutschen Winters entkommen

Nach dem Dorf ging es langsam bergab. Das Pampagras verschwand und wurde durch kakteenähnliche Pflanzen abgelöst. Der Blick auf die Cordillera war wunderschön. Die verschiedenen Rottöne zeichneten die Vulkane in den blauen Himmel. Links von der Straße zog sich eine Schlucht entlang und oben auf dem Abschluss wuchsen riesige Kakteen. Ich wurde nervös und machte wieder Aufnahmen aus dem Bus.

Vielleicht machte dies den Reiseleiter aufmerksam. Nach einer kurzen Weile hielt er den Bus an, und wir machten einen kurzen Foto- Spaziergang. Mit uns stiegen nur zwei weitere Touristen aus. Vielleicht war es für die anderen nichts Außergewöhnliches.

Cardon Kaktus

Echinopsis atacamensis ist eine Pflanzenart aus der Gattung Echinopsis in der Familie der Kakteengewächse (Cactaceae) und kommt in höheren Gebirgslagen der chilenischen Region Atacama vor.

Das Holz von Echinopsis atacamensis wurde früher als Baumaterial sowie für Möbel und Täfelungen verwendet. Manchmal wurde es auch als Brennmaterial genutzt. Heute werden daraus Souvenire gefertigt. Die Früchte werden lokal als Obst angeboten und getrocknet verwendet.

Hier ein Beispiel wie früher das Holz des Cardon Kaktus verwand wurde: Eine Treppe in der Kirche des Dorfes Toconao in der Atacama Wüste.

Steinwüste mit Kakteen bis zu 1000 Jahre alt und wenn man das Tal hochblickt, befindet sich am Horizont ein gleichförmig geformter Vulkan. Warum finden wir Kegelformen so schön? Oder sind es alle regelmäßigen Formen, die wir als ästetisch empfinden? Hermann erklärte uns noch einige der Sträucher und Kakteen (unter anderem unter dem Name Kopfkissen der Schwiegermutter), die heilenden Wirkungen, auch die Wirkung eines Strauchs, Pinko- Pinko (die Mehrzahl wird in der Quechuasprache durch Wiederholen des Wortes gebildet), der die blaue Pille ersetzt. 

Kopfkissen für die Schwiegermutter

Wir waren jetzt in unserem Lieblingsrestaurant essen. Es ist extrem warm auf der Straße. Nur an den Straßenrändern spenden die Häuser auf einer Seite etwas Schatten. Die Sonne steht noch etwas zu senkrecht. In der Sonne sind es locker 35 °C im Schatten über 30°. Wir haben uns im Hotelzimmer versteckt, wo es angenehm kühl ist.

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