Wieder in Grindelwald
Samstag 12. Oktober
Am 2. August 2018 verließen wir Grindelwald, heute sind wir zurück. Wenn damals unsere letzte Handlung war ein Ticket nach Hause zu kaufen, kurz danach als wir erfahren hatten, dass Steine im Tunnel zum Weg zum Jungfrauenjoch heruntergefallen waren und ein Zugverkehr zum höchsten Bahnhof Europas nicht möglich ist, so war unsere erste Handlung heute in Grindelwald zum Bahnhof zu gehen und ein Ticket zum Jungfrauenjoch für morgen früh zu kaufen. Wir nahmen die billigste Variante erster Zug - verbilligtes Ticket. Nur 252 SF, da wir auf dem Rückweg nur bis zum Kleinen Scheidegg fahren werden und von dort unsere Wanderung beginnen. 14 Tage von Grindelwald nach Grindelwald. Das Auto wird hier auf uns warten, natürlich nicht umsonst, sondern für einen Schweizer Obolus. Wir schreiben den 12. Oktober, also schon ganz schön Herbst. Man sieht es überall an den Bäumen, die Berge sind schon mit Schnee bepudert, doch das Wetter war heute geradezu sommerlich. Unterwegs hatten wir bis zu 25 Grad Celsius.
Wir aßen im selben Restaurant wie damals, italienisch. Ins Dorf ging es noch zu Fuß, zurück nahmen wir bergauf den Bus. Kräfte sparen für morgen.
Sonntag 13. Oktober 2019
Top of Europe
So könnte man den heutigen Tag überschreiben, denn immer wieder hat man uns das heute unter die Nase gerieben. Die Schweizer können Marketing. Grindelwald first! Top of Europe…., es geht nicht ein wenig kleiner.
Wir standen sehr früh auf. Früher als nicht im Urlaub. 6.15 Uhr klingelten drei Wecker, damit wir es auch wirklich nicht verschliefen. Wir mussten rechtzeitig am Zug sein, einmal weil wir ein Morgenticket gekauft hatten und zum anderen, weil am Morgen das Licht am beten ist. Der Zug nimmt immense Steigungen. Angetrieben mit Strom aber die Kraftumsetzung erfolgt mit Zahnrad, sonst würde er gleich den Berg wieder runterrutschen. Erst ging es im Dunklen den Berg runter zum Bahnhof, von dort bis zum Kleinen Scheidegg, umsteigen in den Zug zum Jungfrauenjoch. Der hielt mitten im Berg, direkt über den Eisfällen und genau zeitlich richtig, da gerade die Sonne zum Vorschein kam. Die Wolken waren auch sehr hübsch, sodass man später Luminar nicht bemühen muss, den Himmel auszutauschen. Weiter im Berg bis nach oben und dann wollte ich so schnell wie möglich raus und die Türen waren noch verschlossen. So ein Mist. Wir irren ein wenig durch die Gänge und kamen dann zum Auslass, der zum Hubschrauberlandeplatz führt. Von hier ging auch ein Weg zur Mönchshütte, die aber wie alle sagten heute geschlossen sei. 45 Minuten Fußweg bis zum Mönchsjoch . Doch das war alles erstmal nicht so wichtig. Wir hatten nämlich Blick auf den Aletschgletscher und die Bergwelt hier oben auf über 3500 Metern. Fotos. Schöne stimmungsvolle, da noch Wolken den Himmel verdeckten und die Kontraste im Zaum hielt. Man konnte schon fast zufrieden sein. Aber dann wollte ich mir doch die Gelegenheit nicht entgehen lassen und was sind schon 45 Minuten auf einem von der Pistenraupe präparierten Weg? Eine Kleinigkeit. Wir stapften durch den Schnee und alle paar Meter kamen uns Leue von der Hütte entgegen und als hätten sie sich abgesprochen alle sagten, die Hüte ist zu. Dann hielt ich es nicht mehr aus und fragte, ob sie auf der Hütte geschlafen hätten. Die Antwort war ja. Also wir hatten die letzte Nacht verpasst. Nach einer Stunde, gefüllt mit vielen Fotostopps kamen wir an der Hütte an, die natürlich noch auf war. Aber man ließ niemand so richtig rein. Und als ich das Klo benutzte, raunte mich der Hüttenwirt an, ob ich denn nicht den Schneehaufen gesehen hätte. Ich stellte mich doof, die Frage war auch verfänglich, denn Schnee war ja überall. Wir pausierten ein wenig und stiegen dann ab. Runter ging schon besser. Hochzu hatte sich bestimmt schon die Höhe bemerkbar gemacht. Runterzu machte sich die Sonne bemerkbar, die den Kampf mit den Wolken gewonnen hatte und ich mir jetzt eine Sonnenbrille gewünscht hätte. Die Station hier oben ist natürlich unwahrscheinlich beeindruckend. Wie die Plattform mit dem Observatorium auf dem Felsen thront, das ist schon beeindruckend und schön. Zurück von der Hütte wählten wir den Fahrstuhl bis nach ganz oben, auf die Aussichtsplattform. Super Wetter, Sonne, blauer Himmel und ein paar sehr schöne Wolken und der Aletschgletscher in seiner ganzen Pracht. Dann fütterten wir (Toma) die Raben – Alpenkrähen/dohlen (sie fraßen Toma aus der Hand). Im Restaurant, wo sich Toma hingeschlichen hatte, als ich mir den Eispalast angeschaut habe (und eine Japanerin als Tomaersatz fotografierte), gab es dann noch ein kleines Mittag. Dann Rückfahrt und an dem kleinem Scheidegg ging dann die Wanderung endlich los. Es war so gegen 13.00 Uhr. 2.45 h bis nach Lauterbrunnen über Wengen (hätte man auch mit dem Zug mache können aber a promise is a promise (also ein Plan, mein Plan, der Via-Alpine Weg forderte es von uns. Wir liefen 3 Stunden bergab, links immer grandiose Blicke auf die ganz großen der Schweizer Alpen. Wengen ist ein wunderschöner Ort. Er schmiegt sich perfekt in die Landschaft und die Herbststimmung untermalt die fast märchenhafte Ansicht, die man genießt, wenn man auf Wengen zu wandert. Ab und zu fährt rechts der Zug vorbei (psychologisch schwierig, da wir den ja auch hätten nehmen können. Aber für mich hat sich der Weg gelohnt. Toma schmerzten ab einer gewissen Weile, die gar nicht so lang war, die Knie. Es ging bergab, etliche hundert Meter, wenn nicht gar über Tausend. Lt. Beschreibung 1300 m. Die Sonne knallte. Lauterbrunnen erreichten wir fast planmäßig kurz vor 4 Uhr. 4 Uhr und 8 Minuten saßen wir schon in der Seilbahn nach Mürren, dann im Zug und nach wenigen hundert Metern hatten wir auch schon ein Hotel für die Nacht gefunden. Duschen, umziehen, Abendbrotrestaurant finden. Das Restaurant hatte eine Aussichtsterrasse, von der wir die Berge sehen konnten, die von der Abendsonne angestrahlt wurden. Toma ist kaputt. Alles tut weh, von Kopf bis Fuß. Morgen ausschlafen und heute zeitig ins Bett - 20.35 Uhr - Gute Nacht
1. Oktober 2019 -Montag
Die Nacht im Sporthotel war ohne Seife und Toma hatte um beide Knie kalte Wickel, um die Schmerzen zu lindern. Es war ziemlich basic und dafür teuer. Halt die Schweiz. Das Frühstück hatten wir für pro Person 18 Franken noch hinzu gebucht. Es gab keinen Bäcker mehr im Ort, dafür ein schönes Haus der alten Bäckerei. Doch das Zimmer war warm, die Luft extrem trocken, die Kehle ausgedörrt. Wir gingen, wie schon geschrieben, zeitig ins Bett. Generelle Beobachtungen: Man könnte denken, dass wir in Japan wären. Die Japaner, vielleicht sind auch noch ein paar Hongkong-Chinesen dabei, sind in der absoluten Überzahl. Was europäisch aussah waren entweder reiche Amis oder Engländer aus London, die für ein Wochenende mal kurz rüber geflogen sind, um mit der Bahn auf das Jungfrauenjoch zu fahren. Dort standen die Japaner dann sehr diszipliniert Schlange, um ein Foto mit der Schweizer Flagge und der Aufschrift Jungfrauenjoch mit Hintergrund desselben Berges zu machen. Aber sie bewegten ich, als wären sie zu Hause. (zum Beispiel setzten sie sich zu einer jungen Frau aus London, obwohl der Zug fast völlig leer war. Man sucht die Nähe. Und interessanterweise Englisch ging, die Verständigung klappte.) Wir können zumindest das Posing noch von ihnen lernen.
Heute standen wir gegen 7 Uhr auf, Toma schon mal gegen 4 Uhr in der Nacht. So ziemlich ausgeschlafen ging es ins Sportszentrum frühstücken.
Der Mann an der Info erklärte mir die Berge, die ich gestern so viel fotografiert hatte. Eiger, Mönch, schwarzer Mönch im Vordergrund und irgendeine Spitze, die ich schon wieder vergessen habe, dahinter. 8.30 Uhr verließen wir die Unterkunft (die auch den Skiläufern im Winter 17-19.Januar- als Unterkunft für ein Weltcuprennen dient - das Rennbüro hatte schon geöffnet.)
Die Sonne war noch hinter den Bergen, man roch sie aber schon. Es ging in Richtung Spilbodenalp, erst leicht, dann steil bergauf. Als die Sonne hinter den Bergen hervorbrach, begann das Glück des Fotografen. Wunderschöne Landschaft, gerade bilderbuchmäßig, vereinzelte Bäume in den herbstlichen Farben, im Sonnenlicht glänzende schneebedeckte Bergkämme. Superb, eine Nachverarbeitung wird kaum von Nöten sein.
Viele Wanderer waren trotz des herrlichen Herbstwetters nicht unterwegs. Mit 6,5 Stunden war die Strecke bis zur Griesalp ausgewiesen. (Gehzeit) Wir benötigte 2 Stunden mehr, machten aber auch einige Pausen, einmal oberhalb der Rostocker Hüte, und beim Abstieg am Fluss.
Der Aufstieg war schweißig, schwitzig, das lange Unterhemd war zu viel unter dem Skishirt. Die Sonne brannte ganz schön, ich hatte ständig Durst. Toma rettete mich mit Traubenzucker, immer zur rechten Zeit, wenn die Depots leer waren. An unserer Rast am Aufstieg entdeckte ich einen kleinen See, in dem sich die schneebedeckten Berge (Eiger, Mönch und ??? - nicht Jungfrau) spiegelten, wenn man den Foto ganz nah über die Wasseroberfläche hielt. Es sind zumindest auf dem kleinen Fotobildschirm schöne Aufnahmen geworden. Nach dieser Rast ging es noch eine Weile normal bergauf, dann türmte sich vor uns die Wand auf, der Anstieg der zur Scharte führte. Erst ging es durch ein wenig Schnee, der an manchen Stellen eisig war und natürlich rutschig. Über uns ratterte es, wie ein Dieselmotor. Auf einem kleinen Plateau standen ein Container und ein Dieselgenerator, der den Bauarbeiter als Stromerzeuger diente. Kurz nach dem Container begannen die Leitern, die die Bauarbeiter in diesem Sommer angefertigt hatten. Sie endeten oben auf der Serigenfugge. Dort begannen die Leitern für den Abstieg. Alles sehr steil. Ein Glück, dass wir auf der Halde Hohewart die Himmelsleiter hoch und runter gelaufen sind. Das war ein gutes Training, aber die Wirklichkeit war härter. Viel steilere Treppen und kurz hintereinander erzwangen schon nach der Hälfte eine Verschnaufpause. Als ich die heutige Etappe gelesen hatte, hatte ich schon einigen Respekt bekommen. Es lief aber gut, ohne Muffensausen. Auch bergab stellten die Treppen keine große Herausforderung dar. Die höchste Höhe, also an der Scharte, war 2612 Meter. Ich hatte mit mehr als 2700 Metern gerechnet und war ganz glücklich, als wir oben waren, denn es war schon anstrengend. Der Mann von der Rezeption im Sporthotel hatte uns gewarnt, dass die Schneefallgrenze zwischen 2400 und 2500 Metern liegt und wir mit Schnee rechnen müssen. Wir wären wohl auch umgekehrt, wenn es nicht mehr ginge, aber sehr ungern. Wir hatten einfach Glück mit dem Wetter. Auch am Nachmittag, also während des Abstieges gab die Sonne alles, was sie noch Mitte Oktober in dieser Höhe raushauen konnte. Abwärts fingen dann nach 500 Metern (Höhenunterschied zur Scharte) Tomas Beine an zu schmerzen. Bei den restlichen 700 Höhenmetern konnte man nicht mehr von Genusswandern sprechen. Aber die Landschaft war im neuen Tal nicht weniger imposant, wenn vielleicht auch die Großen fehlten, Eier, Mönch und ???. Mitten im Trümmerfeld, Schutthalde, wuchs ein prachtvolles Veilchen. Blumen gab es sonst nur wenige, es dominierten die Silberdisteln. Dafür gab es bunte Laubbäume, die in der Sonne die allergrellsten Farben entfalteten. Wir kamen im Golderli unter. Ein Berggasthof mit einfachen Zimmern, Dusche und Toilette nicht im Raum (Flur und Keller), aber mit Vollpension. Pro Person 105 Franken. Die Alternativen wären wohl noch teurer gewesen. Die Schweiz halt.
Abendbrot vier Gänge. Jetzt ist es 10 nach 21.00 Uhr und ich gehe ins Bett. Morgen werden wir von der Normalroute abweichen, denn es hat oben geschneit, ist vereist und am Nachmittag sind neue Niederschläge angekündigt. Also kein Risiko. Wir laufen um den Berg (Wie der Schlaue, der um den Berg läuft, nicht über den Berg.)
15. Oktober 2019
Goderli war ein wirklich einfaches Häuschen, mit keiner Steckdose im Zimmer, ohne elektrisches Licht im großen Speisesaal, aber einer gar nicht so schlechten Küche. Die Brotsuppe war lecker und der Salat hat uns umgehauen.
Nachdem Toma das Abendbrot aufgegessen hatte, tat alles ihr weh. Tabletten und Cremes sind jetzt alle aufgebraucht. Die Nacht war windig, die Hütte ächzte. Zeit zum Schlafen war wie immer genug. Und die Zeit heilt Wunden. So entstieg Toma am Morgen geheilt dem Bett. Ich machte mich mit Schlappen auf, den Sonnenaufgang in Bildern einzufangen.
Eine wunderschöne Wolke hing über dem Berg hinter dem Hotel. Das Morgen-Rot der Wolke harmonierte mit den gelben Blättern der Laubbäume, die den Bach/Flusslauf säumten.
Da alles um mich herum so harmonisch, traumhaft romantisch war, brauchte ich nur noch mit dem Zeigefinger abzudrücken. Frühstück und auf zum Postbus, der wenige Minuten entfernt im Hotelzentrum der Griesalm schon auf uns wartete. Der Post Bus legt auf der Strecke von der Griesalm nach Kiental die steilste Strecke zurück, die ein Bus in Europa bergauf oder bergab überwinden kann. 28 % Steigung sind zu meistern und kurz danach geht es durch die engere Stelle herausgearbeitet aus dem Felsen, die ein Bus in Europa durchfahren kann. Weiter vorbei am Wasserfall, am Hexenkessel mit Posthorn-Getöse, das uns wieder mit unserer vorjährigen Tour im Geiste verband. Eine wunderschöne Fahrt gespickt mit Highlights. In Kien gingen wir wenige Schritte bergab zu Seilbahn, die mit und für uns die heutigen Höhenmeter absolvieren sollte. Oben angekommen hatten wir schon mal wieder 56 SF für Transportleistungen ausgegeben. Von der Bergstation bis Kantersteg, unserem heutigen Etappenziel waren es 5 Stunden und 35 Minuten zu gehen. Eine machbare Aufgabe. Wir liefen auf dem Lötscher Panoramaweg (Nr. 56) und nicht, wie es die Via-Alpina vorschrieb, über de Blümlialp. Denn es sollte nach Auskunft des Seilbahnbetreibers in der Talstation etwa gegen 12.00 Uhr regnen. Windig und wolkig war es schon und die ersten Tropfen bekamen wir schon bei der Bergfahrt im Sessellift ab. Auf der Blümlialp würde es wegen der Höhe schneien, die Wolken die Sicht eintrüben und das Risiko wollten wir nicht eingehen. Außerdem viele Höhenmeter, vor allem viele bergab. Die Alternative über den Panoramaweg begann auch mit einem Aufstieg. Vielleicht eine ¼-Stnde, dann ging es im Travers weiter. Toma musste sich bald umziehen, damit sie gegen Mittag fertig war, wenn der Regen kommen würde. Das dauerte eine Weile. Es tropfte aber jetzt schon mal weniger mal mehr. Es war jedoch zum Aushalten. Wir kamen zügig voran, wobei sich aber das Panorama in Grenzen hielt, da die aufkommenden Wolken keine besonders gute Fernsicht erlaubten. Aber der Thunsee war zu erkennen und wenn der Blick ins Tal sich öffnete und dann noch Laubbäume im Vordergrund das Bild verzierten, hüpfte das Herz des Fotografen vor Freude. Ab und zu verlief der Weg mal auf Wirtschaftswegen, kurze Stücke Asphalt waren auch dabei, aber im Wesentlichen war es ein schöner Weg. Zumindest bis zu der Raststelle, die wir für unser Mittag nutzten. Ein überdachter Unterstand, Sicht, sogar eine Toilette. Während des Rast zog es sich endgültig zu und als wir weitergingen, hieß es volle Regenausrüstung anlegen. Wir waren noch nicht allzu weit gegangen, als auf dem weiteren Weg Absperrbänder waren, und wir entschieden, dieser indirekten Aufforderung Folge zu leisten und den Weg nicht weiter zu gehen. Das bedeutete wir mussten vom Panoramaweg absteigen. An Panorama war eh nicht mehr zu denken und den Weg hatte man uns ja auch vermasselt. Wir stiegen ab und das bis ins Tal, da kein Weg in Richtung Kantersteg führte. Am Bahnhof dann nach links und bald danach ging es auch wieder hinauf. Steil, anstrengend im Regen. Die Stöcke halfen. Warm geworden, zumindest von innen, trafen wir oben, ziemlich weit oben, wie es uns vorkam, wieder auf den Panoramaweg. Das ging dann eine Weile gut, bis wieder der Weg sehr deutlich versperrt war. Wieder mussten wir absteigen. Als wir aus dem Wald herauskamen, stand da ein Schild mit Halt, nicht weitergehen, Gefahr von Sprengungen. Na prima. Der Asphaltweg führte uns zum Ausgang eines Autotunnels und wenige hundert Meter weiter war auch eine Bushaltestelle. Als ich auf den Fahrplan und dann auf die Uhr schaute, waren die Zeiten deckungsgleich, wenn der nächste Bus fahren sollte. Obwohl neben dem Bushalteschild wieder ein Schild war, das nach Kantersteg zeigte (und 50 Minuten angab), war es Toma doch zu ungewiss, wo wohl dieser Weg wieder enden würde, in welchem Sperrgebiet. Also warteten wir auf den Bus. Nur ein paar Minuten und waren auch sehr schnell in Kantersteg. In der Information buchten wir ein Zimmer im Hotel zur Post, im Coop kauften wir Weintrauben und Proviant für den morgigen Tag und nun bliebe nur noch über das Abendbrot zu berichten. Doch so spannend war es nicht.
16. Oktober Katersteg – Leukerbad
Aufstehen, obwohl es noch dunkel war. Denn ich wollte wieder die Morgenstunde mit einigen Bildern einfangen. Es hatte gestern Abend sehr stark geregnet, die macht auch, doch irgendwann hatte der Regengott ein Einsehen mi uns und verscheuchte die Wolken, sodass als ich rausschaute, keine mehr am Himmel zu sehen war.
Also raus in die Kälte und Motive suchen. Da war das erste ja direkt neben unserem Hotel zur Post, die Kirche. Dann das Hotel Victoria und dann zogen plötzlich blaue Wolken durch den Ort. Gase vom Hausbrand. Die Schweizer Idylle war dahin. Dann schnell ein Abstecher zum Bahnhof, wo die
Autoverladung erfolgte, wofür Kantersteg auch bekannt ist.
Und dann gab es ringsrum noch viele, heute plötzlich schneebedeckte Berge. Ja der Regen ist da oben wohl als Schnee gefallen. Auch wir wollten heute da oben hin, einen rüber, über den Gemmipass. Den einzigen Pass, den man auch im Winter laufen kann. Diese Info von unserem Wirt beruhigte die Gemüter (meins zumindest, denn Toma ahnte ja noch nichts von dem Schnee, sie lag noch im Bett. Frühstück, Abmarsch in die Drogerie Sonnencrem und Pflaster kaufen. Auf den Bus wollten wir nicht warten, also liefen wir schon los in Richtung Seilbahn. An der 4. Haltestelle, also kurz vor der Talstation sammelte uns der Bus auf. 10.00 Uhr fuhr die Bahn. Oben angekommen war es plötzlich Winter. Einer dieser fantastischen Wintertage, wie nur Wintertage sein können, die Luft frisch und klar, die Sicht bis zum Horizont (also zum nächsten Bergkamm), die Sonne blendend, wo sie auf Schnee traf, der Schnee knirschte unter den Schuhen, die Pfützen zugefroren und es war kalt. Also Jacke anziehen. Aber Kamera zum Dauereinsatz bereithalten. Wunderschöne Motive. Wir waren keine halbe Stunde gewandert, als ein See in der Landschaft auftauchte. Ein See, Wasser, da spiegeln sich die Berge, sollten sie zumindest. Also nah ran und Fotos machen. Viele Panoramen werde ich zu Hause zusammensetzen müssen. Ich verbrachte bestimmt eine Dreiviertelstunde am See um die perfekte Perspektive zu finden. Eigentliche eine Stunde zu wenig. Man hätte sich noch mehr Zeit nehmen müssen.
Von der Bergstation bis zum Hotel Schwargenbach waren es nur 1 Stunde 10. Ich habe fast 2 Stunden gebraucht. Toma hatte sich schon erkundigt, ob wir ein Zweibettzimmer bekommen könnten. In der Tat, es waren welche frei und hier hatten schon Picasso, Monpassant und Mark Twain bernachtet. Die sind jetzt alle tot, deswegen schien es mir nicht ratsam, es auch zu tun.
Vom Hotel, wo wir dennoch zu Mittag aßen, denn oben genannten sind ja nicht an dem Essen gestorben, bis nach Leukerbach sind es noch 2 Stunden 50. Das sollte zu schaffen sein. Wir bezahlten und beendeten das Wintersonnenbad, dass wir vor dem Hotel genossen hatten. Ein gemütlicher Anstieg bis zum Daubensee, entlang des Sees und dann noch ein kurzer Anstieg und schon hatten wir den Pass erreicht. Ohne bis ganz hoch zur Bergstation der Seilbahn zu gehen, begannen wir gleich mit dem Abstieg. Im Tal sahen wir schon Leukerbach. Der Weg war super ausgebaut. Aber 900 Höhenmeter, davon ein großer Teil fast senkrecht, wollen gemeistert sein. Es dauerte bei uns etwas länger. Die Ausblicke ins Tal und auf die umliegenden Berge waren einfach bombastisch. Da musste Zeit für Fotos sein. Wir erreichten das Dorf oder besser den Kurort noch vor 17.00 Uhr, die Info war noch offen, wir waren wieder im Sommer oder im Herbst bei besten Wetter und Temperaturen, die keine warmen Sachen duldeten, angekommen. In der Touristeninformation buchten wir ein preiswertes Hotel, bezahlten es auch gleich dort. Um Fünf war ein sehr, sehr schöner Tag zu Ende. Naja Abendessen gab es auch noch.
17. Oktober 2019
5. Wandertag
Leukerbad – Leuk
Gut geschlafen (es war etwas kalt. Toma zog sich die Daunenjacke an)
Aus dem Fenster hatten wir einen schönen Blick auf die Kirche und das Bad, den Kurort (Dorf kann man es nicht nennen und Stadt auch nicht).
50 Minuten Morgengymnastik (für den rechten Zeigefinger) war auch heute angesagt. Ich machte eine Runde durch den Ort zum Sonnenaufgang.
Reichliches Frühstück, gegen 9.30 Uhr gingen wir los in Richtung Albinen. Die Zeitangaben waren bereits im Ort sehr verschieden. Wir sollten sie heute überhaupt nicht verstehen. Der Wanderweg (der direkte) führt über die Leitern, die laut Reiseführer (Via-Alpina -Dokumenation) über 8 Leiern 100 Höhenmetern bergauf. Als ich vor den Leitern stand, lehnte ich das Vorhaben ab. Toma versuchte mich mit aller Macht zu überzeugen, ging die erste Treppe hoch und sagte es wäre ganz einfach. Ich packte die Stöcke weg, den Fotoapparat und ging bis zum Ende der ersten Leiter. Der Übergang zur zweiten Leiter beendete dann auch meinen verzweifelten Akt der Selbstüberschätzung, denn da hätte man ohne Sicherung einen gewagten Schritt gehen müssen, der wenn es schief ging, am unteren Ende der ersten Leiter geendet hätte. Also Kommando zurück, getreu dem Schwur der Friesenbergscharte, kein unnötiges Risiko. Wir suchten einen anderen Weg der sich mit der Straße anbot, die ich unter uns befand. Wir folgten der Straße bis zum Tunnel. Rechts vom Tunnel ging der Weg nicht nach Albinen, also musste der Weg durch den Tunnel dort hinführen. Toma liebt zwar Leitern aber keine Tunneln. Ich lief also schauen, wie lange der Tunnel war. Etwa fünf Minuten. Ich holte Toma und als wir den Tunnel gemeinsam passiert hatten, sahen wir einen Wegweisern zu den Albinen -Leitern, mit hoher Wahrscheinlichkeit zum oberen Einstieg. So war es dann auch. Nach einer weiteren Viertelstunde waren wir in Flaschen und weiter ging es in Richtung Albinen. Das Wetter war sonnig und die Ausblicke, die sich immer wieder vom Weg in Richtung Bergen boten, waren einfach toll. Heute wurde die zweite SD-Karte voll, so unwiderstehlich waren die Motive auf dem Weg. Farben, Farben und einfach eine Landschaft, die fotogener nicht sein konnte. Die Zeitangaben für die Distanz Leukerbad – Albinen schwankten zwischen 1 Stunde 20 und zwei Stunden. Wir benötigten 3 Stunden. In Albinen, im Restaurant Sonnenblick, das seinen Namen zurecht trug, machten wir Mittag.
Dann weiter auf der Route nach Gampel / Steg. Unterwegs sahen wir wie die Schweizer Krieg spielten, diesmal am Himmel. 2 Flugzeuge jagten zwei adere Flugzeuge und dokumentierten das Ganze am Himmel mit Kondensstreifen. (Ich drehte ein Video davon).
Der Weg war wunderbar, die Aussicht großartig, auch wenn wir die Gemmiwand bald nicht mehr sahen. Dafür öffnete sich aber der Blick ins Rhonetal, und wenn. Mich nicht alles täuscht, sahen wir am Horizont das Mont Blanc Massiv. Die Berghänge waren gemalt von Monee und er hatte da tüchtig in den Farbtopf gegriffen.
Von Albinen nach Guttet sollten es nur 70 Minuten sein, es waren sehr lange 70 Minuten, dafür aber viele sehr schöne Landschaftsbilder. Guttet querten wir oberhalb in Richtung Feschel. Feschel, was wir wahrscheinlich als einziges Ziel am heutigen Tag in der vorgegebenen Zeit erreichten, stellte sich als sehr altes Gebirgsdorf heraus. Beeindruckend die alten Häuser. Es müssen harte Zeiten gewesen sein. Heute leben noch 35 Personen das ganze Jahr über in dem Dorf. Von Feschel ging es nach Erschmatt, wo wir im Roggenzentrum – der Information – uns erkundigten, wie wir am besten ins Tal kämen. Da eine Brücke gebaut wurde, wäre dies wohl ein Umweg gewesen. Der Bus fuhr nicht dort lang, sondern über Guttet, und Feschel. Da der Bus aber die schnellste Möglichkeit war, in ein Hotel zu kommen (die Uhr war schon fast 5.00), entschlossen wir uns, wie von der netten Dame der Information vorgeschlagen, mit dem Bus nach Leuk zu fahren. Dieser fuhr oberhalb von Leuk vorbei an einer Sattellittenbeobachtungsanlage Lausch und Guck). Ein beeindruckender Komplex von riesigen Sattellittenschüsseln und anderen Abhöreinrichtungen.
Leuk, ein nettes Städtchen, das Schlosshotel ein angenehmes Haus, das Billigste, was wir auf unserer Reise bisher hatten. Abendbrot in der Krone.
6 Stunden sind wir auch heute gegangen- unterwegs waren wir über 8 Stunden.
18.Oktober 2019
6. Wandertag
Leuk - Belalp
Der Schlossgeist wachte über unseren Schlaf. Wir waren fast die einzigen Gäste im Hotel (obwohl wir das letzte Zimmer bekamen), da eine angekündigte Gruppe nicht kam. 6.00 Uhr wach und 7.00 Uhr Frühstück. Das Konzept des Hotels ist es, behinderten Menschen eine sinnvolle Beschäftigung zu bieten. Das funktionierte ganz gut.
Noch vor acht Uhr verließen wir das Hotel in Richtung Bahnhof (bergab). 8.33 Uhr fuhr der Zug nach Brig, von wo wir den Bus nach Blatten nahmen, bis zu der Talstation der Seilbahn, die auf die Belalp führt. In der Information, die im Gebäude der Talstation beherbergt war fragten wir, ob auf der Belalp noch Zimmer für heute frei wären. Doch es war alles ausgebucht. Geschlossene Gesellschaft. Mist. Wir verzichteten auf die Seilbahn und stapften den Berg von Blattern hinauf zur Belalp. Die Entscheidung war definitiv richtig. Schöne Motive unterwegs, Wald, Blick auf die großen Berge, ein romantisches Dorf auf der Hälfte des Weges, wieder so ein Kleinod, das die Schweiz richtig sympathisch macht. Heute bestimmte „rot“ die Natur. Rote Blätter an den Bäumen und kleinen rote Blätter der Heidelbeersträucher ließen die Fotografien bunt und grell aussehen. Wir kamen zügig voran. Als das Hotel Belalp schon in Sichtweite war, begann es zu regnen, leicht zu regnen. Doch die Sonne kam auch ab und zu durch. An einem Hang voller Blaubeeren, der total rot und ein wenig gelb eingefärbt war, sahen wir einen Hirsch und seine Hirschkuh. Den Hirsch schaffte ich nicht zu filmen, die Hirschkuh schon inmitten der knallrot gefärbten Beerenblätter. Da ich kein Tele hatte, muss man schauen, ob man es im Nachhinein etwas vergrößern kann. Nach dieser Begegnung hatten wir schon fast die Zielhöhe der Belalp erreicht. Leider hatten sie auch nach nochmaligen Nachfragen kein Zimmer mehr für uns. Aber der Wirt rief in einem nahegelegenen Hotel an und da war noch ein Zimmer frei. Toma war vor mir angekommen und hatte schon Essen bestellt. Unser Eindruck vom Hotel, das nun schon den dritten oder vierten Wirts-/Pächterwechsel hinter sich hatte, seit unserem Besuch im Jahre 2004, war etwas enttäuschend, da die familiäre Stimmung, die Gemütlichkeit, die Ruhe, die das Hotel damals ausgestrahlt hatte, einem modernen, business-orientierten Ambiente gewichen war. Aber man wollte uns ja eh kein Zimmer geben und so hielt sich die Enttäuschung in Grenzen. Wie gewohnt, war auch dieses Haus, also unser Hotel, in dem wir eine Nacht schlafen konnten, nur 10 Minuten entfernt, die wir in mehr als einer Viertelstunde liefen. Wir bekamen das Zimmer mit Südblick also auf die großen Berge der Schweizer Alpen.
Hier heimelte es wieder. Total nette Wirtsleute aus der französischen (West) – Schweiz. Wir waren heute die einzigen Gäste. Und es gab sehr lecker Abendbrot (aber erst 18.30 Uhr). Da wir heute aber so gut wie gar nicht gewandert waren, nur 2,5 Stunden, hatten wir einen freien Nachmittag vor uns. Als erstes habe ich meine verschwitzten Sachen gewaschen. Dann ging ich vor unserem Haus auf Fotopirsch. In einem Umkreis von weniger als 100 Metern gab es viele schöne Motive. Als der Akku leer war, nach zirka einer Stunde, war das Hotel in einer Minute erreicht. Ich wechselte den Akku und bemerkte dabei, dass einer der drei kaputt war. Verbleiben zwei bis zum Ende der Reise. Mit Toma machten wir nun noch einen Spaziergang zu den Ruinen der Belalp, zu den Höhepunkten des kulturellen Lebens im Wallis, den Färricha. (Dem Machu Picchu der Alpen) Das war schon der halbe Weg bis zum Hotel Belalp, zu dem wir noch einmal gingen, um auf den Aletschgletscher zu schauen. Fotos, Rückmarsch zu unserem Hotel, wo es dann das beste Abendessen der ganzen Reise (bisher jedenfalls) gab.
19. Oktober Belalp – Riederalp
7. Wandertag
Es war ein vollwertiger Ersatz, das letzte Chalet, für das neue Hotel Belalp. Das Essen war hervorragend, das Beste so far.
Wir schliefen uns aus und aßen ganz familiär Frühstück.
Kurz nach Neun Uhr machten wir uns auf den Weg in Richtung Riederalp. 5.30 Uhr war die vorgeschriebene Zeit. Es regnete. Wir liefen also gleich mit Regenumhang und Regenedelausrüstung (Toma) los. Obwohl wir sehr zügig unterwegs waren, brauchten wir schon 15 Minuten bis zum Hotel (Belalp) vorbei an der Färricha und dann ging es über das Steigle (einen Weg zum Hochtreiben der Schafe zur Färriche) hinab zum Aletschgletscher. Auf der Alp Aletschi besuchten wir das Kirchlein und läuteten deren Glocke, was sich leiser anhörte, als würde eine Kuh vorbeilaufen. Noch eine Stunde Abstieg bei Regen immer mit Blick auf den Gletscherfluss. Wir gingen nicht zum Gletschertor, der Gletscher hat sich ja eh sehr zurückgezogen. Kurz nach der Abzweigung zum Gletschertor blieb Toma plötzlich stehen und winkte mich heran. Vor ihr stand ein großer weißer Hase, fast wie ein Plüschtier und sie schauten sich gegenseitig an. Als ich auf Sichtweite heran war, raste der Hase davon, sodass ich ihn nur noch auf der Flucht sah. Ich ärgerte mich, dass kein Foto gelang, denn in dem letzten Chalet hatte ich ein wunderbares Bild von einem Schneehasen gesehen und konnte es fast nicht glauben, dass es sich nicht um ein Plüschtier auf dem Bild handelte. Auf dem Rastplatz direkt vor der Brücke machten wir kurz halt und hier holte uns ein Mann ein. Wir kamen ins Gespräch. Er war hier ganz in der Nähe aufgewachsen und kannte sich sehr gut aus. Wir sprachen über den Rückgang der Gletscher und erzeigte uns, wieweit der Gletscher vor 35 Jahren reichte. Er hatte schon alle 4 – Tausender der Alpen bestiegen und es wurde langsam unheimlich, sodass ich ihn nach seinem Namen fragte. Es war Raphael Wellig, der Wettkönig aus dem Jahre 2000 (einfach mal nachschauen im Internet – er hat auch eine eigene Seite), ein bekannter Schweizer Alpinist. 3 Mal die Eiger-Nordwand durchstiegen!!! Da er hier aufgewachsen war (für uns einen Tagesmarsch entfernt), kannte er sich sehr gut aus und konnte interessant erzählen. Wir machten gegenseitig Fotos, denn die neue Brücke, die über den Aletsch-Gletscher-Fluss führte (124 Meter lang) hatte auch er noch nicht überquert. Sehr netter Zeitgenosse. Also gingen wir gemeinsam über die Stahlkonstruktion, machten in der Mitte noch einige Bilder und verabschiedeten uns.
Auf der anderen Seite hatten wir uns zu entscheiden, ob wir 1 Stunde 35 oder 1 Stunde 30 zur Riederfurka hochlaufen wollten. Wir nahmen den etwas längeren Weg, da er uns von unseren letzten Wirtsleuten empfohlen worden war. Er führte durch den Aletschwald, ein Naturreservat seit 1933 unbewirtschaftet. Doch bevor es durch den richtigen Wald ging, kamen wir noch am grünen See vorbei. Wenn ich gestern schon schreiben wollte, nach den ganzen wundervollen Landschaften, die wir sahen und fotografieren konnten, wie kann es möglich sein noch bessere, schönere zu finden und doch gestern schon unglaublich wieder super Motive. Doch heute toppte der grüne See möglicherweise alles. Einfach traumhaft. Wir machten Rast, Mittag. Toma machte Rast, ich raste rastlos von einem Motiv zum anderen, aß aber dann auch noch etwas. Der Aufstieg, der dann begann, durch den Wald war sehr schön. Dadurch fühlte er sich auch nicht so anstrengend an. Denn der Wald gab einige seiner Geheimnisse preis. Erst sahen wir Eichhörnchen, dann eine Gämse, die sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen ließ. Erst als wir auf weniger als 10 Meter herangekommen waren, bequemte sie sich aufzustehen und davon zu traben, keinesfalls fluchtartig. Schöne Bilder und Videos gelangen. Da wäre der Hase fast vergessen gewesen. Doch was man nicht hat, wiegt schwerer als jeglicher Besitz. Kurz darauf sahen wir eine ganze Herde Gämsen und weiter oben noch einmal ein einzelnes Exemplar, das sich überhaupt nicht aus der Ruhe bringen ließ. So konnte ich Toma im Vordergrund mit der Gämse fotografieren.
Nach circa 6 Stunden erreichten wir die Riederfurka. Das Haus war geschlossen, trotz der Japaner, die uns auf der Höhe entgegenkamen. 20 Minuten bergab und schon waren wir auf der Riederalp, fragten gleich am Ortseingang eine Familie, die uns den Tipp gab, in der Bäckerei nachzufragen, ob wir übernachten können, denn es hat dort ein Schild mit Zimmer zu vermieten. Gesagt, getan. Zimmer war zu unserer Zufriedenheit. Essen gingen wir Chicky -Micky im 4 Sterne-Golfhotel. Vegetarisch, ich glaube, sie habe uns verachtet, zumindest der Deutsche aus Aachen. Ist mir egal, der Schweizer Kellner organisierte uns eine Wanderkarte, sodass ich jetzt für morgen planen kann.
Gute Nacht
Gestern habe ich es einfach nicht geschafft die ak zu schreiben. Deshalb heue zwei.
20.10. Sonntag Panoramaweg entlang des Aletschgletschers - 8. Wandertag
Wir haben als einzige Gäste beim Bäcker geschlafen. Man merkt es überall, die Saison, die Übergangssaison geht zu Ende. Die Riederalp ist ja ein wenig bekannt durch den Aletschgletscher und sollte deshalb gut frequentiert sein. Aber auch hier gibt es nur noch wenige Hotel, die offen sind und das nur noch diese Woche.
Heute haben wir das erste Mal mit Cash bezahlt und 10 Franken gespart. Gleich wieder bei der Raiffeisenbank aufgefüllt. Dann zur Seilbahn, die uns zum blauen See brachte; etwa 300 Höhenmeter haben wir so gespart.
Da steht doch dort schönster Alpensee. Bei weitem kein Vergleich mit dem grünen See, den wir gestern passierten und den ich ins Herz geschlossen habe. Klein aber fein, extrem fein. Naja fotografiert, weiter sollte es gehen und da stellte Toma fest, sie hat keine Stöcke. In der Gondel vergessen. Wir also im Eiltempo zurück zur Gondel / Zwischenstation und da kamen sie angefahren in der ersten Gondel, die von oben kam, sahen wir sie und der Mann von der Seilbahn holte aus der Kabine. Den Rest, bis zur Bergstation liefen wir zu Fuß. Eine weise Entscheidung. Denn er führte zuerst zum Gletscher (also zum Rand des Bergrückens, auf dem wir uns befanden und von dem wir auf den Gletscher blicken konnten). Obwohl das Wetter heute zu wünschen übrig ließ, waren doch die Blicke auf den Gletscher märchenhaft. Wunderschön. Von der Bergstation begann der Panoramaweg, der bis zum Märjelensee / Gletscherstube immer zur linken Seite den Aletschgletscher hatte. Da die Wolken die gegenüberliegenden Berge verhüllten, zumindest deren Spitzen. Naja mit Panoramawege hatten wir ja schon Erfahrung. Wenn wir auf den Panoramawegen laufen, regnet es. Wenn ich zu Beginn noch ohne Voll-Cover-Regenumhang gehen konnte und die Kamera immer wieder trocken wischte, kam der Zeitpunkt, dass es zu nass wurde. Der Weg war gut ausgebaut und die ständige Aussicht auf der rechten Seite auf den Gletscher atemberaubend. Wir trafen auch einige Wanderer. Erst zwei Chinesen, die sich mit Halbschuhen vorwärts kämpften. Fast hätte ich gedacht, dass ich heute einen Schneehasen gesehen hatte, aber es war ein Hund mit buschigen weißen Schwanz, der zwei Italiener begleitete. Wir trafen sie dann an der Gletscherstube. Es ging auf der Nordseite des Eggishorn bis zur Kurve des Gletschers, von der man dann nach oben schauen konnte zum Eiger und Mönch, die aber wegen des Wetters nur zu erahnen waren. Schade. An der Gletscherhütte war dann Treffen aller Wanderer. Zum Schluss kam noch eine Koreanerin hinzu, die mit einem Bergführer unterwegs war. Von der Hütte führten zwei Wege ins Tal. Einer um den Berg, einer durch den Berg. Wir hätten garantiert den um den Berg genommen.
Der durch den Berg war ein Tunnel, über einen Kilometer lang. Er diente heute der Wasserversorgung der Dörfer im Tal vom Stausee, der sich neben er Hütte (Gletscherstube) befand. Früher diente der Tunnel zur Ableitung des Wasser aus dem Märjelansee. Der Randgletschersee stellte im 19. Jahrhundert eine große Gefahr für die Dörfer unterhalb des Gletschers dar, da der See periodisch plötzlich sein Wasser „abließ“ und es so zu Überschwemmungen kam. Der Tunnel sollte das Wasser aus dem See in das Nebental ableiten. Heute ist der See nur noch winzig. Der Gletscher ist enorm zurückgegangen und stellt somit keine Gefahr mehr dar. Lange Rede kurzer Sinn, alle empfohlen uns, die Abkürzung durch den Tunnel zu nehmen. Wir brachen als erste auf. Der Tunnel war von der Hütte zu sehen (etwa 100 Meter entfernt). Als wir vor dem Eingang standen und die Tür öffnen wollten, war diese verriegelt. Was nun? Es führte eine kleine Treppe zu einem Fenster in dem großen Tor. Durch das Fenster passte gerade so ein Mensch durch. Ich schaute, ob sich da Fenster öffnen ließ und siehe da, Bingo, auf der Innenseite führte eine Treppe vom Fenster auf den Boden. Wir quetschten uns mit unseren Rucksäcken durch die Öffnung und befanden uns in einem beleuchteten Tunnel. Es tropfte ein wenig von der Decke. Eine Lampe benötigt man nicht, da die solargespeisten Lampen im Tunnel genug Licht gaben. Eine Viertelstunde stapften wir durch den Tunnel, aufpassend, dass wir nicht in den Pfützen / Bach nass wurden. Der Ausgang war eine ganz normale Tür. Vor uns ein neues Bergpanorama. Die Prophezeiung des Wanderleiters, dass auf der anderen Seite kein Regen wäre, erfüllte sich nicht. Vom Tunnel bis zur Fiescheralp waren es noch 50 Minuten. Da es schon nach 15.00 Uhr war, entschieden wir, entweder auf der Fiescheralp zu übernachten oder mit der Seilbahn ins Tal zu fahren.
Wir erreichten die Seilbahnstation der Fiescheralp im Regen und mussten feststellen, dass nur noch das Seilbahnhotel selbst offen hatte, obwohl sich einige Hotels hier oben befanden. Aber es war eben Saisonende. Im Restaurant der Seilbahn war man schon auf Feierabend eingestellt. Die Kellnerin aus Riesa sagte uns, dass wir die Gäste Nummer Zwei und Drei am heutigen Tag wären und der Chef ihnen früher Feierabend gegeben hatte. Wir hätten übernachten können im Seilbahnhotel, wären aber die einzigen Gäste gewesen, nur der Wirt wäre noch oben gewesen. Wir entschieden uns ins Tal zu fahren. Was wir für 40 Franken auch taten. In der Lodge-Inn, direkt an der Talstation, nahmen wir ein preiswertes Zimmer und schliefen sehr lange.
Bis heute früh.
21.10. -9. Wandertag
Fiesch – Gorlingen
Als erstes vergaß Toma ihre Stöcke im Zimmer.
Da dachten wir, dass an diesem Tag nun ja nichts mehr passieren konnte.
Die Rückrunde hatte begonnen. Wir wollten über den Grimselpass nach Meiringen. Da uns Raphel empfohlen hatte Bellwald anzuschauen (ohne zu sagen warum, es sei schön) gingen wir von Fiesch hinauf nach Bellwald. Es regnete schon ein wenig, noch nicht stark genug, um das Regencap überzustülpen. Die Kamera versteckte ich vor dem Nass in einem Plastikbeutel. Oben angekommen 500 Höhenmeter in 1,5 Stunden zurückgelegt, was der angeschriebenen Zeit an den Wegweisern entsprach (nicht aber der von unserer jungen Wirtin – in 45 Minuten seid ihr oben), war ich durchgeschwitzt. In der Info zog ich mich um und wir fragten hinsichtlich von öffentlichen Verkehrsmitteln über den Grimselpass. Die Antwort war etwas desillusionierend. Der Pass sei letzte Woche schon zu gewesen jetzt aber wieder auf und Busse fahren jetzt keine mehr. Naja heute wollten wir ja nur bis nach Münster, nach Auskunft des Mannes in der Info – 2 Stunden nach der Frau in der Info 5 Stunden. Die 5 Stunden standen dann auch an den Wegweisern. Bevor wir starteten schauten wir beim Becker und im Coop vorbei und deckten uns mit Proviant ein.
Das Dorf selbst, bzw. der Dorfkern rund um die Kirche ist noch aus dem Mittelalter erhalten. Viele alte Häuser, sehr alte Häuser im typischen Walliser Stil. Manche sind noch bewohnt. Von Bellwald beginnt der Gommersche Höhenweg. Er sollte uns bis nach Münster führen. In 4 Stunden 50 Minuten. Es regnete, die rote Pelle war von Nöten. Ab und zu gab es ein paar hellere Momente und man konnte ins Tal schauen. Die Wolken waren unter uns und über uns. Es war ein schöner Weg. So etwas wie ein Panoramaweg. Und wenn wir Panoramawege gehen, regnet es. Doch die Natur um uns herum war bunt, herbstlich bunt. Wir liefen heute ein ziemlich straffes Tempo und schafften die angegeben Zeiten. Es ging ständig bergauf, bergab immer am Hang entlang. Wir hatten die letzte große Steigung vor Münster genommen, sahen schon die Gufarschmarte (eine Hütte) vor uns (nur noch der Gebirgsbach trennte uns von ihr), als wir feststellen mussten, dass die Brücke über den Bach demontiert war. Ich versuchte noch einen Weg weiter oben über den Fluss zu finden, ohne Erfolg. Wie beim ersten Panoramaweg endete der Weg für uns hier. Zurück. Absteigen ins Tal. Schauen wie es weitergeht, wollten wir dann unten. Über 7 Stunden waren schon vergangen, als wir am Wegweiser ankamen, der 50 Minuten bis nach Grolingen auswies.
Wir schafften es in 35 Minuten und sahen im Dorf mindestens einen beleuchteten Gasthof. Doch bis zu dem mussten wir nicht laufen. Das erste Haus am Weg, ein Restaurant, hatte ein Zimmer für uns. Holländer betrieben das Hotel. Ein schönes preiswertes Zimmer – nur kalt. Die Heizung arbeitete (im Gegensatz zu gestern, wo wir um ein Heizgerät baten) aber richtig warm wird es auch nicht.
Wir waren außen und innen nass. Ein Satz trockenen Kleidung hatten wir noch. Ansonsten hing das Zimmer voll mit Sachen die trocken werden müssen.
Ein anstrengender Tag mit 7,5 Stunden unterwegs. Leider haben wir das Tagesziel verfehlt. Was auch so nicht stimmt, denn das Ziel ist: ankommen, wo auch immer man ein Zimmer für uns hat und ein paar Stunden aktiv gewesen zu sein.
22.10.2019
Gluringen – Oberwald 10. Wandertag
Aufstehen (ja sonst kann man nicht wandern), Frühstück, lauschen, was die Russen am Nebentisch planen, los so gegen 9.00 Uhr.
Durch das Dorf und dann entlang der Straße (auf befestigten Wegen) bis nach Münster, was früher Goms hieß. Dort schauten wir in der Information vorbei, erfuhren, dass ein Hotel in Oberwald aufhat, der Gommersche Höhenweg aber nicht durchgehend geöffnet ist (was wir gestern selbst festgestellt hatten), u.a. aus Gründen von Schneefällen in der vergangenen Woche bzw. wegen aktueller Holzfällarbeiten. Leider wusste das die Information gestern in Bellwald nicht. Egal, vorbei. Wir entschieden uns, wegen der Sperrungen den Waldweg zu nehmen, der auf der anderen Hangseite im Tal entlang lief. Davor versorgten wir uns noch mit Proviant im Coop.
Den Einstieg zum Waldweg vermasselten wir, sodass wir uns einen steilen Hang hinauf quälten, immer auf die gelben Wegweiser zu, die von Weitem zu sehen waren. Oben auf dem Weg angekommen, war ich das erste Mal nass. Von innen.
Dann ging es immer schön durch den Wald, der Regen nervte noch ein zwei Stunden, sodass wir in Regenkleidung gehen mussten. Doch relativ pünktlich, wie vorausgesagt, ließ er gegen 12.00 Uhr nach. Heute hatten wir also den Blick ins Tal von der anderen Seite. Doch als der erste Bach zu hören war, ging der Weg wieder bergab, bis der Bach überquert werden konnte. Danach wieder hinauf. Und das mehrmals. Gegen 13.15 Uhr machten wir Mittag an einer Hütte (privates Sommerhaus) mit herrlichem Blick ins Tal und auf die gegenüberliegenden Berge. Als es dann in Obergestein wegen eines Wasserlaufes ganz nach unten ins Tal ging und unser Waldweg genauso verlief wie der Rottenweg, der dem Flusslauf folgte, blieben wir auf dem unteren Weg, das letzte Stück bis nach Oberwald. Wir passierten einen wunderschön angelegten Golfplatz und sahen von weiten unser Tagesziel. Der Weg dorthin zog sich aber gansschön. Angekommen und nach dem Hotel Ahorni gefragt, gefunden und mit Schrecken gelesen: Heute Ruhetag. Was nun? Erst mal versuchen, ob es auf ist. Es war auf. Der Wirt kam sofort, war verwirrt, als er uns sah und fragte, ob wir reserviert hätten. Wir und reserviert? Denn heute hätte das Hotel nur auf für einen reservierten Gast, der wie zufällig jetzt gerade zur Tür hereinspazierte. Er erhielt seinen Schlüssel und wir baten den Wirt noch einmal zu schauen, ob nicht noch ein Zimmer verfügbar wäre. Was er tat und als er zurückkam, er uns die freudige Nachricht überbrachte, ja eines wäre noch bezugsfertig. Das Restaurant hätte aber heute nicht auf, aber es gäbe ein Restaurant am Bahnhof. Frischmachen und zum Bahnhof. Die Gehwege waren um 18.00. Uhr schon hochgeklappt. Alle Hotels dunkel, da nicht mehr offen. Saisonende. Am Bahnhof, wieder ein Verladebahnhof für die Unterquerung des Furkapasses, ab es einen Kiosk, aber kein Restaurant.
Toma war ganz, ganz, tapfer. Drei Kamillentee. Ich aß ein Brötchen und ein Stück Kuchen. Das RESTAURANT!!!, machte 19.00 Uhr zu. Also zurück ins Hotel und über die Nacht kommen.
Auch heute waren wir wieder 7 Stunden unterwegs.
Wandertag Nummer 11
Oberwald- Guttannen
Die Ungewissheit sollte heute ihr Ende haben.
Keine Hotels, keine Restaurants, die auf und am Gimselpass offen hätten.
Kein öffentlicher Transport. Der Wirt und seine Frau haben keine Zeit uns ein Stück des Weges nach Oben mit dem Auto zu fahren. Also alles denkbar ungünstig.
Um sicher zu gehen, hatte ich gestern Abend in Guttannen angerufen und ein Zimmer gebucht. (Im zweiten Anlauf, denn das einzige Hotel im Ort war ausgebucht. Es verwies uns an Käthis B&B, wo noch ein Zimmer frei war. Aber da mussten wir erst einmal hinkommen. Von Oberwald dorthin zu Fuß, das war zumindest für uns illusorisch.
Zum Frühstück empfahl uns die Bedienung es an der Kirche per Anhalter zu versuchen. Halb Neun waren wir vor Ort und hielten den Daumen hoch. Die meisten Autos wollten nur bis nach Oberwald ihre Kinder in die Schule fahren. Sehr viele hielten an, ließen dann aber immer verlauten, dass sie ganz dringende Dinge zu erledigen hätten, was wir ihnen auch glaubten. Einige, die in der Nähe hielten sprachen wir gezielt an, ob sie uns gegen ein Entgelt zum Pass fahren würden. Doch die vielbeschäftigten Schweizer hatten keine Zeit. Und Zeit schien bares Geld zu sein.
Nach etwa 20 Minuten sprach ich eine junge Frau an, die in ihren alten Polo stieg. Sie stimmte zu!!! 20 Minuten später waren wir auf dem Pass, kannten die Lebensgeschichte der jungen Schweizerin und fühlten uns überglücklich, das schwierigste Stück des heutigen Tages gemeistert zu haben.
Wir waren auf dem Gimselpass. Die Sonne schien, der Wind blies kräftig (Es war Föhnwind, wie sich am Tage noch herausstellen sollte). Tolle Aussicht und nur 4 Stunden Wanderzeit waren am Wegweiser angegeben. Es sollten wie immer 7 Stunden werden, die wir unterwegs sein würden. Der Weg führte immer von der Straße weg, kürzte ab und traf dann immer wieder auf die Passstraße. Jetzt sahen wir auch wesentlich mehr Autos, Motorräder…
Die Sonne tat gut. Der ewige Regen an den letzten Tagen hatte schon auf das Gemüt gedrückt, wenn wir auch uns dies nicht weiter zu Herzen genommen hatten. Auch hatten wir ständig Sicht und liefen kaum im Wald. Besonders schön war der Weg um den Räterichs-Bodensee, ein Stausee etwas unterhalb des Passes. Hier sahen wir auch Kletterer im Granit eine hohe Wand besteigen.
Nach dem See bogen wir falsch nach rechts ab, kamen aber bei Chuenzetennlen wieder auf dem Wanderweg zurück. Bis Handegg und kurz danach machte der Wanderweg abseits der Straße Sinn und es ging auch durch schöne Natur. Danach fragten wir uns aber warum wir von der Straße 50 Meter nach oben stiegen, dann 50 Meter wieder nach unten und erneut auf der Straße landeten ohne groß vorwärts gekommen zu sein. Nach 6 Stunden auf den Beinen wurden wir langsam müde, verlieren uns auch noch zweimal, da die Ausschilderung nicht optimal war. Egal, kurz vor 16.00 Uhr sahen wir dann das Dorf von weitem und gingen entspannt die letzten Meter.
Das B&B war eine komplette Wohnung. Abendbrot gab es Bären, Gämsenfleisch (für mich, Toma aß Ravioli, und ich begriff, warum manche Leute kein Hammel mögen)
Wir haben Föhn, also ein starker Wind aus dem Süden fegt durch das Tal (das in Nord-Süd-Richtung liegt).
Morgen machen wir wahrscheinlich den Sack zu, die Runde zu Ende, da (eine schwarze Katze lief über den Weg) kein Postbus von Meiringen nach Grindelwald fährt (Saisonende!). Da auch die einzige Gast-/Hotelstätte auf unserem Weg wegen eines Seminares ausgebucht ist, müssen wir improvisieren. Die Reichenbachfälle wollen wir uns aber unbedingt anschauen.
12. Wandertag
Guttannen -Meiringen und mit dem Zug zurück nach Grindelwald.
Ausgeschlafen, aus dem Fenster geschaut und siehe da, der Himmel sieht verheißungsvoll aus.
Zum Abschluss noch mal Sonne, der Föhn bläst noch.
Wir haben uns damit abgefunden, dass wir nicht von Meiringen nach Grindelwald zu Fuß gehen werden.
Der Kreis hat sich ja irgendwie geschlossen, denn im vergangenen Jahr haben wir ja diese Strecke schon bewältigt.
Das erstes Etappenziel heute hieß Innertkirchen. Etwa 2,5 Stunden Wanderung. Stürmischen Schrittes, wie der Wind von hinten, der Föhn, der von Süden blies, gingen wir los. Es war ein wenig wie zum Schluss des vergangenen Tages, der Weg führte nicht weit von der Straße entfernt, was oft sehr schön war, manchmal auch effizient dazu, weil wir abkürzten, aber manchmal auch ganz schön nervig, wenn der Weg von der Straße wegführte, die doppelte Entfernung zurücklegte und wieder auf die Straße traf und man nicht wusste warum. Tunnel umgehen, naja, da kamen immer noch etliche Höhenmeter dazu, weil wir diese meist oberhalb umgingen, also erst nach oben und dann wieder bergab zur Straße.
Es gab den Säumerweg und einen Weg der etwas länger war. Einmal verlor sich der Säumerweg im Nichts, war einfach weg und wir stapften wieder einen steilen Hang hinauf, um einen alternativen Weg zu nehmen.
Der Wind hatte Sturmstärke. Ich hatte aber gestern gelesen, dass man keine Angst haben muss, dass die Bäume dem Sturm nicht widerstehen. Sie sind an solche Bedingungen von Kindheit an gewöhnt.
Spektakuläres gab es bis Innertkirchen nicht zu berichten. Kurz vor 12.00 Uhr erreichten wir das Stadtzentrum und gingen in die Information, uns nach der Aareschlucht zu erkundigen. Als wir dann im selben Gebäude in den Coop gehen wollten, rannte Toma fast gegen die geschlossene Tür. Mittagspause. Wir wollten uns aber gerade etwas für unsere Mittagspause kaufen. Pech gehabt. Auf der Straßenseite gegenüber gab es das Restaurant / Hotel Post. Essen war so lala. Toma aß Randensalat. Auf Deutsch Rote-Beete-Salat. Meine Spagetti – Polonäse waren versalzen. Halb gesättigt gingen wir in Richtung Aare-Schlucht.
Die 1400 Meter, die sich der Fluss durch die Felsen schlängelt, sind wirklich eine Attraktion. Der Weg ist hervorragend gemacht und in den Fels gehauen.
An einigen Stellen, an den besonders engen, sind auch noch Lampen angebracht, die den Felsen farbig ausleuchten. Sehr schön. Heraus aus der Schlucht und es blieben noch 20 Minuten bis ins Zentrum von Meiringen.
Der Reichenbacher Wasserfall sei abgestellt und würde zur Energiegewinnung genutzt, da die Touristen weg wären, erfuhren wir in der Information schon in Innertkirchen. Also sparten wir uns den Weg und gingen sofort zum Bahnhof. Wir bräuchten keine Viertelstunde zu warten und schon fuhr uns der Zug nach Grindelwald, mit Umsteigen in Ost-Interlaken. Grindelwald war bedeckt mit dicken Gewitterwolken, die aber das Wasser halten konnten. Wir kamen also trocken in unserem Hotel Panorama an, checkten ein und aßen alles was im Rucksack war und noch im Auto verblieben auf dem Balkon mit großartiger Sicht auf die Berner Berge, zumindest, das, was die Wolken nicht verdeckten.
Der Kreis hat sich nun endgültig geschlossen.
Es war zweistimmig ein sehr gelungener Urlaub.
Samstag 12. Oktober
Am 2. August 2018 verließen wir Grindelwald, heute sind wir zurück. Wenn damals unsere letzte Handlung war ein Ticket nach Hause zu kaufen, kurz danach als wir erfahren hatten, dass Steine im Tunnel zum Weg zum Jungfrauenjoch heruntergefallen waren und ein Zugverkehr zum höchsten Bahnhof Europas nicht möglich ist, so war unsere erste Handlung heute in Grindelwald zum Bahnhof zu gehen und ein Ticket zum Jungfrauenjoch für morgen früh zu kaufen. Wir nahmen die billigste Variante erster Zug - verbilligtes Ticket. Nur 252 SF, da wir auf dem Rückweg nur bis zum Kleinen Scheidegg fahren werden und von dort unsere Wanderung beginnen. 14 Tage von Grindelwald nach Grindelwald. Das Auto wird hier auf uns warten, natürlich nicht umsonst, sondern für einen Schweizer Obolus. Wir schreiben den 12. Oktober, also schon ganz schön Herbst. Man sieht es überall an den Bäumen, die Berge sind schon mit Schnee bepudert, doch das Wetter war heute geradezu sommerlich. Unterwegs hatten wir bis zu 25 Grad Celsius.
Wir aßen im selben Restaurant wie damals, italienisch. Ins Dorf ging es noch zu Fuß, zurück nahmen wir bergauf den Bus. Kräfte sparen für morgen.
Sonntag 13. Oktober 2019
Top of Europe
So könnte man den heutigen Tag überschreiben, denn immer wieder hat man uns das heute unter die Nase gerieben. Die Schweizer können Marketing. Grindelwald first! Top of Europe…., es geht nicht ein wenig kleiner.
Wir standen sehr früh auf. Früher als nicht im Urlaub. 6.15 Uhr klingelten drei Wecker, damit wir es auch wirklich nicht verschliefen. Wir mussten rechtzeitig am Zug sein, einmal weil wir ein Morgenticket gekauft hatten und zum anderen, weil am Morgen das Licht am beten ist. Der Zug nimmt immense Steigungen. Angetrieben mit Strom aber die Kraftumsetzung erfolgt mit Zahnrad, sonst würde er gleich den Berg wieder runterrutschen. Erst ging es im Dunklen den Berg runter zum Bahnhof, von dort bis zum Kleinen Scheidegg, umsteigen in den Zug zum Jungfrauenjoch. Der hielt mitten im Berg, direkt über den Eisfällen und genau zeitlich richtig, da gerade die Sonne zum Vorschein kam. Die Wolken waren auch sehr hübsch, sodass man später Luminar nicht bemühen muss, den Himmel auszutauschen. Weiter im Berg bis nach oben und dann wollte ich so schnell wie möglich raus und die Türen waren noch verschlossen. So ein Mist. Wir irren ein wenig durch die Gänge und kamen dann zum Auslass, der zum Hubschrauberlandeplatz führt. Von hier ging auch ein Weg zur Mönchshütte, die aber wie alle sagten heute geschlossen sei. 45 Minuten Fußweg bis zum Mönchsjoch . Doch das war alles erstmal nicht so wichtig. Wir hatten nämlich Blick auf den Aletschgletscher und die Bergwelt hier oben auf über 3500 Metern. Fotos. Schöne stimmungsvolle, da noch Wolken den Himmel verdeckten und die Kontraste im Zaum hielt. Man konnte schon fast zufrieden sein. Aber dann wollte ich mir doch die Gelegenheit nicht entgehen lassen und was sind schon 45 Minuten auf einem von der Pistenraupe präparierten Weg? Eine Kleinigkeit. Wir stapften durch den Schnee und alle paar Meter kamen uns Leue von der Hütte entgegen und als hätten sie sich abgesprochen alle sagten, die Hüte ist zu. Dann hielt ich es nicht mehr aus und fragte, ob sie auf der Hütte geschlafen hätten. Die Antwort war ja. Also wir hatten die letzte Nacht verpasst. Nach einer Stunde, gefüllt mit vielen Fotostopps kamen wir an der Hütte an, die natürlich noch auf war. Aber man ließ niemand so richtig rein. Und als ich das Klo benutzte, raunte mich der Hüttenwirt an, ob ich denn nicht den Schneehaufen gesehen hätte. Ich stellte mich doof, die Frage war auch verfänglich, denn Schnee war ja überall. Wir pausierten ein wenig und stiegen dann ab. Runter ging schon besser. Hochzu hatte sich bestimmt schon die Höhe bemerkbar gemacht. Runterzu machte sich die Sonne bemerkbar, die den Kampf mit den Wolken gewonnen hatte und ich mir jetzt eine Sonnenbrille gewünscht hätte. Die Station hier oben ist natürlich unwahrscheinlich beeindruckend. Wie die Plattform mit dem Observatorium auf dem Felsen thront, das ist schon beeindruckend und schön. Zurück von der Hütte wählten wir den Fahrstuhl bis nach ganz oben, auf die Aussichtsplattform. Super Wetter, Sonne, blauer Himmel und ein paar sehr schöne Wolken und der Aletschgletscher in seiner ganzen Pracht. Dann fütterten wir (Toma) die Raben – Alpenkrähen/dohlen (sie fraßen Toma aus der Hand). Im Restaurant, wo sich Toma hingeschlichen hatte, als ich mir den Eispalast angeschaut habe (und eine Japanerin als Tomaersatz fotografierte), gab es dann noch ein kleines Mittag. Dann Rückfahrt und an dem kleinem Scheidegg ging dann die Wanderung endlich los. Es war so gegen 13.00 Uhr. 2.45 h bis nach Lauterbrunnen über Wengen (hätte man auch mit dem Zug mache können aber a promise is a promise (also ein Plan, mein Plan, der Via-Alpine Weg forderte es von uns. Wir liefen 3 Stunden bergab, links immer grandiose Blicke auf die ganz großen der Schweizer Alpen. Wengen ist ein wunderschöner Ort. Er schmiegt sich perfekt in die Landschaft und die Herbststimmung untermalt die fast märchenhafte Ansicht, die man genießt, wenn man auf Wengen zu wandert. Ab und zu fährt rechts der Zug vorbei (psychologisch schwierig, da wir den ja auch hätten nehmen können. Aber für mich hat sich der Weg gelohnt. Toma schmerzten ab einer gewissen Weile, die gar nicht so lang war, die Knie. Es ging bergab, etliche hundert Meter, wenn nicht gar über Tausend. Lt. Beschreibung 1300 m. Die Sonne knallte. Lauterbrunnen erreichten wir fast planmäßig kurz vor 4 Uhr. 4 Uhr und 8 Minuten saßen wir schon in der Seilbahn nach Mürren, dann im Zug und nach wenigen hundert Metern hatten wir auch schon ein Hotel für die Nacht gefunden. Duschen, umziehen, Abendbrotrestaurant finden. Das Restaurant hatte eine Aussichtsterrasse, von der wir die Berge sehen konnten, die von der Abendsonne angestrahlt wurden. Toma ist kaputt. Alles tut weh, von Kopf bis Fuß. Morgen ausschlafen und heute zeitig ins Bett - 20.35 Uhr - Gute Nacht
1. Oktober 2019 -Montag
Die Nacht im Sporthotel war ohne Seife und Toma hatte um beide Knie kalte Wickel, um die Schmerzen zu lindern. Es war ziemlich basic und dafür teuer. Halt die Schweiz. Das Frühstück hatten wir für pro Person 18 Franken noch hinzu gebucht. Es gab keinen Bäcker mehr im Ort, dafür ein schönes Haus der alten Bäckerei. Doch das Zimmer war warm, die Luft extrem trocken, die Kehle ausgedörrt. Wir gingen, wie schon geschrieben, zeitig ins Bett. Generelle Beobachtungen: Man könnte denken, dass wir in Japan wären. Die Japaner, vielleicht sind auch noch ein paar Hongkong-Chinesen dabei, sind in der absoluten Überzahl. Was europäisch aussah waren entweder reiche Amis oder Engländer aus London, die für ein Wochenende mal kurz rüber geflogen sind, um mit der Bahn auf das Jungfrauenjoch zu fahren. Dort standen die Japaner dann sehr diszipliniert Schlange, um ein Foto mit der Schweizer Flagge und der Aufschrift Jungfrauenjoch mit Hintergrund desselben Berges zu machen. Aber sie bewegten ich, als wären sie zu Hause. (zum Beispiel setzten sie sich zu einer jungen Frau aus London, obwohl der Zug fast völlig leer war. Man sucht die Nähe. Und interessanterweise Englisch ging, die Verständigung klappte.) Wir können zumindest das Posing noch von ihnen lernen.
Heute standen wir gegen 7 Uhr auf, Toma schon mal gegen 4 Uhr in der Nacht. So ziemlich ausgeschlafen ging es ins Sportszentrum frühstücken.
Der Mann an der Info erklärte mir die Berge, die ich gestern so viel fotografiert hatte. Eiger, Mönch, schwarzer Mönch im Vordergrund und irgendeine Spitze, die ich schon wieder vergessen habe, dahinter. 8.30 Uhr verließen wir die Unterkunft (die auch den Skiläufern im Winter 17-19.Januar- als Unterkunft für ein Weltcuprennen dient - das Rennbüro hatte schon geöffnet.)
Die Sonne war noch hinter den Bergen, man roch sie aber schon. Es ging in Richtung Spilbodenalp, erst leicht, dann steil bergauf. Als die Sonne hinter den Bergen hervorbrach, begann das Glück des Fotografen. Wunderschöne Landschaft, gerade bilderbuchmäßig, vereinzelte Bäume in den herbstlichen Farben, im Sonnenlicht glänzende schneebedeckte Bergkämme. Superb, eine Nachverarbeitung wird kaum von Nöten sein.
Viele Wanderer waren trotz des herrlichen Herbstwetters nicht unterwegs. Mit 6,5 Stunden war die Strecke bis zur Griesalp ausgewiesen. (Gehzeit) Wir benötigte 2 Stunden mehr, machten aber auch einige Pausen, einmal oberhalb der Rostocker Hüte, und beim Abstieg am Fluss.
Der Aufstieg war schweißig, schwitzig, das lange Unterhemd war zu viel unter dem Skishirt. Die Sonne brannte ganz schön, ich hatte ständig Durst. Toma rettete mich mit Traubenzucker, immer zur rechten Zeit, wenn die Depots leer waren. An unserer Rast am Aufstieg entdeckte ich einen kleinen See, in dem sich die schneebedeckten Berge (Eiger, Mönch und ??? - nicht Jungfrau) spiegelten, wenn man den Foto ganz nah über die Wasseroberfläche hielt. Es sind zumindest auf dem kleinen Fotobildschirm schöne Aufnahmen geworden. Nach dieser Rast ging es noch eine Weile normal bergauf, dann türmte sich vor uns die Wand auf, der Anstieg der zur Scharte führte. Erst ging es durch ein wenig Schnee, der an manchen Stellen eisig war und natürlich rutschig. Über uns ratterte es, wie ein Dieselmotor. Auf einem kleinen Plateau standen ein Container und ein Dieselgenerator, der den Bauarbeiter als Stromerzeuger diente. Kurz nach dem Container begannen die Leitern, die die Bauarbeiter in diesem Sommer angefertigt hatten. Sie endeten oben auf der Serigenfugge. Dort begannen die Leitern für den Abstieg. Alles sehr steil. Ein Glück, dass wir auf der Halde Hohewart die Himmelsleiter hoch und runter gelaufen sind. Das war ein gutes Training, aber die Wirklichkeit war härter. Viel steilere Treppen und kurz hintereinander erzwangen schon nach der Hälfte eine Verschnaufpause. Als ich die heutige Etappe gelesen hatte, hatte ich schon einigen Respekt bekommen. Es lief aber gut, ohne Muffensausen. Auch bergab stellten die Treppen keine große Herausforderung dar. Die höchste Höhe, also an der Scharte, war 2612 Meter. Ich hatte mit mehr als 2700 Metern gerechnet und war ganz glücklich, als wir oben waren, denn es war schon anstrengend. Der Mann von der Rezeption im Sporthotel hatte uns gewarnt, dass die Schneefallgrenze zwischen 2400 und 2500 Metern liegt und wir mit Schnee rechnen müssen. Wir wären wohl auch umgekehrt, wenn es nicht mehr ginge, aber sehr ungern. Wir hatten einfach Glück mit dem Wetter. Auch am Nachmittag, also während des Abstieges gab die Sonne alles, was sie noch Mitte Oktober in dieser Höhe raushauen konnte. Abwärts fingen dann nach 500 Metern (Höhenunterschied zur Scharte) Tomas Beine an zu schmerzen. Bei den restlichen 700 Höhenmetern konnte man nicht mehr von Genusswandern sprechen. Aber die Landschaft war im neuen Tal nicht weniger imposant, wenn vielleicht auch die Großen fehlten, Eier, Mönch und ???. Mitten im Trümmerfeld, Schutthalde, wuchs ein prachtvolles Veilchen. Blumen gab es sonst nur wenige, es dominierten die Silberdisteln. Dafür gab es bunte Laubbäume, die in der Sonne die allergrellsten Farben entfalteten. Wir kamen im Golderli unter. Ein Berggasthof mit einfachen Zimmern, Dusche und Toilette nicht im Raum (Flur und Keller), aber mit Vollpension. Pro Person 105 Franken. Die Alternativen wären wohl noch teurer gewesen. Die Schweiz halt.
Abendbrot vier Gänge. Jetzt ist es 10 nach 21.00 Uhr und ich gehe ins Bett. Morgen werden wir von der Normalroute abweichen, denn es hat oben geschneit, ist vereist und am Nachmittag sind neue Niederschläge angekündigt. Also kein Risiko. Wir laufen um den Berg (Wie der Schlaue, der um den Berg läuft, nicht über den Berg.)
15. Oktober 2019
Goderli war ein wirklich einfaches Häuschen, mit keiner Steckdose im Zimmer, ohne elektrisches Licht im großen Speisesaal, aber einer gar nicht so schlechten Küche. Die Brotsuppe war lecker und der Salat hat uns umgehauen.
Nachdem Toma das Abendbrot aufgegessen hatte, tat alles ihr weh. Tabletten und Cremes sind jetzt alle aufgebraucht. Die Nacht war windig, die Hütte ächzte. Zeit zum Schlafen war wie immer genug. Und die Zeit heilt Wunden. So entstieg Toma am Morgen geheilt dem Bett. Ich machte mich mit Schlappen auf, den Sonnenaufgang in Bildern einzufangen.
Eine wunderschöne Wolke hing über dem Berg hinter dem Hotel. Das Morgen-Rot der Wolke harmonierte mit den gelben Blättern der Laubbäume, die den Bach/Flusslauf säumten.
Da alles um mich herum so harmonisch, traumhaft romantisch war, brauchte ich nur noch mit dem Zeigefinger abzudrücken. Frühstück und auf zum Postbus, der wenige Minuten entfernt im Hotelzentrum der Griesalm schon auf uns wartete. Der Post Bus legt auf der Strecke von der Griesalm nach Kiental die steilste Strecke zurück, die ein Bus in Europa bergauf oder bergab überwinden kann. 28 % Steigung sind zu meistern und kurz danach geht es durch die engere Stelle herausgearbeitet aus dem Felsen, die ein Bus in Europa durchfahren kann. Weiter vorbei am Wasserfall, am Hexenkessel mit Posthorn-Getöse, das uns wieder mit unserer vorjährigen Tour im Geiste verband. Eine wunderschöne Fahrt gespickt mit Highlights. In Kien gingen wir wenige Schritte bergab zu Seilbahn, die mit und für uns die heutigen Höhenmeter absolvieren sollte. Oben angekommen hatten wir schon mal wieder 56 SF für Transportleistungen ausgegeben. Von der Bergstation bis Kantersteg, unserem heutigen Etappenziel waren es 5 Stunden und 35 Minuten zu gehen. Eine machbare Aufgabe. Wir liefen auf dem Lötscher Panoramaweg (Nr. 56) und nicht, wie es die Via-Alpina vorschrieb, über de Blümlialp. Denn es sollte nach Auskunft des Seilbahnbetreibers in der Talstation etwa gegen 12.00 Uhr regnen. Windig und wolkig war es schon und die ersten Tropfen bekamen wir schon bei der Bergfahrt im Sessellift ab. Auf der Blümlialp würde es wegen der Höhe schneien, die Wolken die Sicht eintrüben und das Risiko wollten wir nicht eingehen. Außerdem viele Höhenmeter, vor allem viele bergab. Die Alternative über den Panoramaweg begann auch mit einem Aufstieg. Vielleicht eine ¼-Stnde, dann ging es im Travers weiter. Toma musste sich bald umziehen, damit sie gegen Mittag fertig war, wenn der Regen kommen würde. Das dauerte eine Weile. Es tropfte aber jetzt schon mal weniger mal mehr. Es war jedoch zum Aushalten. Wir kamen zügig voran, wobei sich aber das Panorama in Grenzen hielt, da die aufkommenden Wolken keine besonders gute Fernsicht erlaubten. Aber der Thunsee war zu erkennen und wenn der Blick ins Tal sich öffnete und dann noch Laubbäume im Vordergrund das Bild verzierten, hüpfte das Herz des Fotografen vor Freude. Ab und zu verlief der Weg mal auf Wirtschaftswegen, kurze Stücke Asphalt waren auch dabei, aber im Wesentlichen war es ein schöner Weg. Zumindest bis zu der Raststelle, die wir für unser Mittag nutzten. Ein überdachter Unterstand, Sicht, sogar eine Toilette. Während des Rast zog es sich endgültig zu und als wir weitergingen, hieß es volle Regenausrüstung anlegen. Wir waren noch nicht allzu weit gegangen, als auf dem weiteren Weg Absperrbänder waren, und wir entschieden, dieser indirekten Aufforderung Folge zu leisten und den Weg nicht weiter zu gehen. Das bedeutete wir mussten vom Panoramaweg absteigen. An Panorama war eh nicht mehr zu denken und den Weg hatte man uns ja auch vermasselt. Wir stiegen ab und das bis ins Tal, da kein Weg in Richtung Kantersteg führte. Am Bahnhof dann nach links und bald danach ging es auch wieder hinauf. Steil, anstrengend im Regen. Die Stöcke halfen. Warm geworden, zumindest von innen, trafen wir oben, ziemlich weit oben, wie es uns vorkam, wieder auf den Panoramaweg. Das ging dann eine Weile gut, bis wieder der Weg sehr deutlich versperrt war. Wieder mussten wir absteigen. Als wir aus dem Wald herauskamen, stand da ein Schild mit Halt, nicht weitergehen, Gefahr von Sprengungen. Na prima. Der Asphaltweg führte uns zum Ausgang eines Autotunnels und wenige hundert Meter weiter war auch eine Bushaltestelle. Als ich auf den Fahrplan und dann auf die Uhr schaute, waren die Zeiten deckungsgleich, wenn der nächste Bus fahren sollte. Obwohl neben dem Bushalteschild wieder ein Schild war, das nach Kantersteg zeigte (und 50 Minuten angab), war es Toma doch zu ungewiss, wo wohl dieser Weg wieder enden würde, in welchem Sperrgebiet. Also warteten wir auf den Bus. Nur ein paar Minuten und waren auch sehr schnell in Kantersteg. In der Information buchten wir ein Zimmer im Hotel zur Post, im Coop kauften wir Weintrauben und Proviant für den morgigen Tag und nun bliebe nur noch über das Abendbrot zu berichten. Doch so spannend war es nicht.
16. Oktober Katersteg – Leukerbad
Aufstehen, obwohl es noch dunkel war. Denn ich wollte wieder die Morgenstunde mit einigen Bildern einfangen. Es hatte gestern Abend sehr stark geregnet, die macht auch, doch irgendwann hatte der Regengott ein Einsehen mi uns und verscheuchte die Wolken, sodass als ich rausschaute, keine mehr am Himmel zu sehen war.
Also raus in die Kälte und Motive suchen. Da war das erste ja direkt neben unserem Hotel zur Post, die Kirche. Dann das Hotel Victoria und dann zogen plötzlich blaue Wolken durch den Ort. Gase vom Hausbrand. Die Schweizer Idylle war dahin. Dann schnell ein Abstecher zum Bahnhof, wo die
Autoverladung erfolgte, wofür Kantersteg auch bekannt ist.
Und dann gab es ringsrum noch viele, heute plötzlich schneebedeckte Berge. Ja der Regen ist da oben wohl als Schnee gefallen. Auch wir wollten heute da oben hin, einen rüber, über den Gemmipass. Den einzigen Pass, den man auch im Winter laufen kann. Diese Info von unserem Wirt beruhigte die Gemüter (meins zumindest, denn Toma ahnte ja noch nichts von dem Schnee, sie lag noch im Bett. Frühstück, Abmarsch in die Drogerie Sonnencrem und Pflaster kaufen. Auf den Bus wollten wir nicht warten, also liefen wir schon los in Richtung Seilbahn. An der 4. Haltestelle, also kurz vor der Talstation sammelte uns der Bus auf. 10.00 Uhr fuhr die Bahn. Oben angekommen war es plötzlich Winter. Einer dieser fantastischen Wintertage, wie nur Wintertage sein können, die Luft frisch und klar, die Sicht bis zum Horizont (also zum nächsten Bergkamm), die Sonne blendend, wo sie auf Schnee traf, der Schnee knirschte unter den Schuhen, die Pfützen zugefroren und es war kalt. Also Jacke anziehen. Aber Kamera zum Dauereinsatz bereithalten. Wunderschöne Motive. Wir waren keine halbe Stunde gewandert, als ein See in der Landschaft auftauchte. Ein See, Wasser, da spiegeln sich die Berge, sollten sie zumindest. Also nah ran und Fotos machen. Viele Panoramen werde ich zu Hause zusammensetzen müssen. Ich verbrachte bestimmt eine Dreiviertelstunde am See um die perfekte Perspektive zu finden. Eigentliche eine Stunde zu wenig. Man hätte sich noch mehr Zeit nehmen müssen.
Von der Bergstation bis zum Hotel Schwargenbach waren es nur 1 Stunde 10. Ich habe fast 2 Stunden gebraucht. Toma hatte sich schon erkundigt, ob wir ein Zweibettzimmer bekommen könnten. In der Tat, es waren welche frei und hier hatten schon Picasso, Monpassant und Mark Twain bernachtet. Die sind jetzt alle tot, deswegen schien es mir nicht ratsam, es auch zu tun.
Vom Hotel, wo wir dennoch zu Mittag aßen, denn oben genannten sind ja nicht an dem Essen gestorben, bis nach Leukerbach sind es noch 2 Stunden 50. Das sollte zu schaffen sein. Wir bezahlten und beendeten das Wintersonnenbad, dass wir vor dem Hotel genossen hatten. Ein gemütlicher Anstieg bis zum Daubensee, entlang des Sees und dann noch ein kurzer Anstieg und schon hatten wir den Pass erreicht. Ohne bis ganz hoch zur Bergstation der Seilbahn zu gehen, begannen wir gleich mit dem Abstieg. Im Tal sahen wir schon Leukerbach. Der Weg war super ausgebaut. Aber 900 Höhenmeter, davon ein großer Teil fast senkrecht, wollen gemeistert sein. Es dauerte bei uns etwas länger. Die Ausblicke ins Tal und auf die umliegenden Berge waren einfach bombastisch. Da musste Zeit für Fotos sein. Wir erreichten das Dorf oder besser den Kurort noch vor 17.00 Uhr, die Info war noch offen, wir waren wieder im Sommer oder im Herbst bei besten Wetter und Temperaturen, die keine warmen Sachen duldeten, angekommen. In der Touristeninformation buchten wir ein preiswertes Hotel, bezahlten es auch gleich dort. Um Fünf war ein sehr, sehr schöner Tag zu Ende. Naja Abendessen gab es auch noch.
17. Oktober 2019
5. Wandertag
Leukerbad – Leuk
Gut geschlafen (es war etwas kalt. Toma zog sich die Daunenjacke an)
Aus dem Fenster hatten wir einen schönen Blick auf die Kirche und das Bad, den Kurort (Dorf kann man es nicht nennen und Stadt auch nicht).
50 Minuten Morgengymnastik (für den rechten Zeigefinger) war auch heute angesagt. Ich machte eine Runde durch den Ort zum Sonnenaufgang.
Reichliches Frühstück, gegen 9.30 Uhr gingen wir los in Richtung Albinen. Die Zeitangaben waren bereits im Ort sehr verschieden. Wir sollten sie heute überhaupt nicht verstehen. Der Wanderweg (der direkte) führt über die Leitern, die laut Reiseführer (Via-Alpina -Dokumenation) über 8 Leiern 100 Höhenmetern bergauf. Als ich vor den Leitern stand, lehnte ich das Vorhaben ab. Toma versuchte mich mit aller Macht zu überzeugen, ging die erste Treppe hoch und sagte es wäre ganz einfach. Ich packte die Stöcke weg, den Fotoapparat und ging bis zum Ende der ersten Leiter. Der Übergang zur zweiten Leiter beendete dann auch meinen verzweifelten Akt der Selbstüberschätzung, denn da hätte man ohne Sicherung einen gewagten Schritt gehen müssen, der wenn es schief ging, am unteren Ende der ersten Leiter geendet hätte. Also Kommando zurück, getreu dem Schwur der Friesenbergscharte, kein unnötiges Risiko. Wir suchten einen anderen Weg der sich mit der Straße anbot, die ich unter uns befand. Wir folgten der Straße bis zum Tunnel. Rechts vom Tunnel ging der Weg nicht nach Albinen, also musste der Weg durch den Tunnel dort hinführen. Toma liebt zwar Leitern aber keine Tunneln. Ich lief also schauen, wie lange der Tunnel war. Etwa fünf Minuten. Ich holte Toma und als wir den Tunnel gemeinsam passiert hatten, sahen wir einen Wegweisern zu den Albinen -Leitern, mit hoher Wahrscheinlichkeit zum oberen Einstieg. So war es dann auch. Nach einer weiteren Viertelstunde waren wir in Flaschen und weiter ging es in Richtung Albinen. Das Wetter war sonnig und die Ausblicke, die sich immer wieder vom Weg in Richtung Bergen boten, waren einfach toll. Heute wurde die zweite SD-Karte voll, so unwiderstehlich waren die Motive auf dem Weg. Farben, Farben und einfach eine Landschaft, die fotogener nicht sein konnte. Die Zeitangaben für die Distanz Leukerbad – Albinen schwankten zwischen 1 Stunde 20 und zwei Stunden. Wir benötigten 3 Stunden. In Albinen, im Restaurant Sonnenblick, das seinen Namen zurecht trug, machten wir Mittag.
Dann weiter auf der Route nach Gampel / Steg. Unterwegs sahen wir wie die Schweizer Krieg spielten, diesmal am Himmel. 2 Flugzeuge jagten zwei adere Flugzeuge und dokumentierten das Ganze am Himmel mit Kondensstreifen. (Ich drehte ein Video davon).
Der Weg war wunderbar, die Aussicht großartig, auch wenn wir die Gemmiwand bald nicht mehr sahen. Dafür öffnete sich aber der Blick ins Rhonetal, und wenn. Mich nicht alles täuscht, sahen wir am Horizont das Mont Blanc Massiv. Die Berghänge waren gemalt von Monee und er hatte da tüchtig in den Farbtopf gegriffen.
Von Albinen nach Guttet sollten es nur 70 Minuten sein, es waren sehr lange 70 Minuten, dafür aber viele sehr schöne Landschaftsbilder. Guttet querten wir oberhalb in Richtung Feschel. Feschel, was wir wahrscheinlich als einziges Ziel am heutigen Tag in der vorgegebenen Zeit erreichten, stellte sich als sehr altes Gebirgsdorf heraus. Beeindruckend die alten Häuser. Es müssen harte Zeiten gewesen sein. Heute leben noch 35 Personen das ganze Jahr über in dem Dorf. Von Feschel ging es nach Erschmatt, wo wir im Roggenzentrum – der Information – uns erkundigten, wie wir am besten ins Tal kämen. Da eine Brücke gebaut wurde, wäre dies wohl ein Umweg gewesen. Der Bus fuhr nicht dort lang, sondern über Guttet, und Feschel. Da der Bus aber die schnellste Möglichkeit war, in ein Hotel zu kommen (die Uhr war schon fast 5.00), entschlossen wir uns, wie von der netten Dame der Information vorgeschlagen, mit dem Bus nach Leuk zu fahren. Dieser fuhr oberhalb von Leuk vorbei an einer Sattellittenbeobachtungsanlage Lausch und Guck). Ein beeindruckender Komplex von riesigen Sattellittenschüsseln und anderen Abhöreinrichtungen.
Leuk, ein nettes Städtchen, das Schlosshotel ein angenehmes Haus, das Billigste, was wir auf unserer Reise bisher hatten. Abendbrot in der Krone.
6 Stunden sind wir auch heute gegangen- unterwegs waren wir über 8 Stunden.
18.Oktober 2019
6. Wandertag
Leuk - Belalp
Der Schlossgeist wachte über unseren Schlaf. Wir waren fast die einzigen Gäste im Hotel (obwohl wir das letzte Zimmer bekamen), da eine angekündigte Gruppe nicht kam. 6.00 Uhr wach und 7.00 Uhr Frühstück. Das Konzept des Hotels ist es, behinderten Menschen eine sinnvolle Beschäftigung zu bieten. Das funktionierte ganz gut.
Noch vor acht Uhr verließen wir das Hotel in Richtung Bahnhof (bergab). 8.33 Uhr fuhr der Zug nach Brig, von wo wir den Bus nach Blatten nahmen, bis zu der Talstation der Seilbahn, die auf die Belalp führt. In der Information, die im Gebäude der Talstation beherbergt war fragten wir, ob auf der Belalp noch Zimmer für heute frei wären. Doch es war alles ausgebucht. Geschlossene Gesellschaft. Mist. Wir verzichteten auf die Seilbahn und stapften den Berg von Blattern hinauf zur Belalp. Die Entscheidung war definitiv richtig. Schöne Motive unterwegs, Wald, Blick auf die großen Berge, ein romantisches Dorf auf der Hälfte des Weges, wieder so ein Kleinod, das die Schweiz richtig sympathisch macht. Heute bestimmte „rot“ die Natur. Rote Blätter an den Bäumen und kleinen rote Blätter der Heidelbeersträucher ließen die Fotografien bunt und grell aussehen. Wir kamen zügig voran. Als das Hotel Belalp schon in Sichtweite war, begann es zu regnen, leicht zu regnen. Doch die Sonne kam auch ab und zu durch. An einem Hang voller Blaubeeren, der total rot und ein wenig gelb eingefärbt war, sahen wir einen Hirsch und seine Hirschkuh. Den Hirsch schaffte ich nicht zu filmen, die Hirschkuh schon inmitten der knallrot gefärbten Beerenblätter. Da ich kein Tele hatte, muss man schauen, ob man es im Nachhinein etwas vergrößern kann. Nach dieser Begegnung hatten wir schon fast die Zielhöhe der Belalp erreicht. Leider hatten sie auch nach nochmaligen Nachfragen kein Zimmer mehr für uns. Aber der Wirt rief in einem nahegelegenen Hotel an und da war noch ein Zimmer frei. Toma war vor mir angekommen und hatte schon Essen bestellt. Unser Eindruck vom Hotel, das nun schon den dritten oder vierten Wirts-/Pächterwechsel hinter sich hatte, seit unserem Besuch im Jahre 2004, war etwas enttäuschend, da die familiäre Stimmung, die Gemütlichkeit, die Ruhe, die das Hotel damals ausgestrahlt hatte, einem modernen, business-orientierten Ambiente gewichen war. Aber man wollte uns ja eh kein Zimmer geben und so hielt sich die Enttäuschung in Grenzen. Wie gewohnt, war auch dieses Haus, also unser Hotel, in dem wir eine Nacht schlafen konnten, nur 10 Minuten entfernt, die wir in mehr als einer Viertelstunde liefen. Wir bekamen das Zimmer mit Südblick also auf die großen Berge der Schweizer Alpen.
Hier heimelte es wieder. Total nette Wirtsleute aus der französischen (West) – Schweiz. Wir waren heute die einzigen Gäste. Und es gab sehr lecker Abendbrot (aber erst 18.30 Uhr). Da wir heute aber so gut wie gar nicht gewandert waren, nur 2,5 Stunden, hatten wir einen freien Nachmittag vor uns. Als erstes habe ich meine verschwitzten Sachen gewaschen. Dann ging ich vor unserem Haus auf Fotopirsch. In einem Umkreis von weniger als 100 Metern gab es viele schöne Motive. Als der Akku leer war, nach zirka einer Stunde, war das Hotel in einer Minute erreicht. Ich wechselte den Akku und bemerkte dabei, dass einer der drei kaputt war. Verbleiben zwei bis zum Ende der Reise. Mit Toma machten wir nun noch einen Spaziergang zu den Ruinen der Belalp, zu den Höhepunkten des kulturellen Lebens im Wallis, den Färricha. (Dem Machu Picchu der Alpen) Das war schon der halbe Weg bis zum Hotel Belalp, zu dem wir noch einmal gingen, um auf den Aletschgletscher zu schauen. Fotos, Rückmarsch zu unserem Hotel, wo es dann das beste Abendessen der ganzen Reise (bisher jedenfalls) gab.
19. Oktober Belalp – Riederalp
7. Wandertag
Es war ein vollwertiger Ersatz, das letzte Chalet, für das neue Hotel Belalp. Das Essen war hervorragend, das Beste so far.
Wir schliefen uns aus und aßen ganz familiär Frühstück.
Kurz nach Neun Uhr machten wir uns auf den Weg in Richtung Riederalp. 5.30 Uhr war die vorgeschriebene Zeit. Es regnete. Wir liefen also gleich mit Regenumhang und Regenedelausrüstung (Toma) los. Obwohl wir sehr zügig unterwegs waren, brauchten wir schon 15 Minuten bis zum Hotel (Belalp) vorbei an der Färricha und dann ging es über das Steigle (einen Weg zum Hochtreiben der Schafe zur Färriche) hinab zum Aletschgletscher. Auf der Alp Aletschi besuchten wir das Kirchlein und läuteten deren Glocke, was sich leiser anhörte, als würde eine Kuh vorbeilaufen. Noch eine Stunde Abstieg bei Regen immer mit Blick auf den Gletscherfluss. Wir gingen nicht zum Gletschertor, der Gletscher hat sich ja eh sehr zurückgezogen. Kurz nach der Abzweigung zum Gletschertor blieb Toma plötzlich stehen und winkte mich heran. Vor ihr stand ein großer weißer Hase, fast wie ein Plüschtier und sie schauten sich gegenseitig an. Als ich auf Sichtweite heran war, raste der Hase davon, sodass ich ihn nur noch auf der Flucht sah. Ich ärgerte mich, dass kein Foto gelang, denn in dem letzten Chalet hatte ich ein wunderbares Bild von einem Schneehasen gesehen und konnte es fast nicht glauben, dass es sich nicht um ein Plüschtier auf dem Bild handelte. Auf dem Rastplatz direkt vor der Brücke machten wir kurz halt und hier holte uns ein Mann ein. Wir kamen ins Gespräch. Er war hier ganz in der Nähe aufgewachsen und kannte sich sehr gut aus. Wir sprachen über den Rückgang der Gletscher und erzeigte uns, wieweit der Gletscher vor 35 Jahren reichte. Er hatte schon alle 4 – Tausender der Alpen bestiegen und es wurde langsam unheimlich, sodass ich ihn nach seinem Namen fragte. Es war Raphael Wellig, der Wettkönig aus dem Jahre 2000 (einfach mal nachschauen im Internet – er hat auch eine eigene Seite), ein bekannter Schweizer Alpinist. 3 Mal die Eiger-Nordwand durchstiegen!!! Da er hier aufgewachsen war (für uns einen Tagesmarsch entfernt), kannte er sich sehr gut aus und konnte interessant erzählen. Wir machten gegenseitig Fotos, denn die neue Brücke, die über den Aletsch-Gletscher-Fluss führte (124 Meter lang) hatte auch er noch nicht überquert. Sehr netter Zeitgenosse. Also gingen wir gemeinsam über die Stahlkonstruktion, machten in der Mitte noch einige Bilder und verabschiedeten uns.
Auf der anderen Seite hatten wir uns zu entscheiden, ob wir 1 Stunde 35 oder 1 Stunde 30 zur Riederfurka hochlaufen wollten. Wir nahmen den etwas längeren Weg, da er uns von unseren letzten Wirtsleuten empfohlen worden war. Er führte durch den Aletschwald, ein Naturreservat seit 1933 unbewirtschaftet. Doch bevor es durch den richtigen Wald ging, kamen wir noch am grünen See vorbei. Wenn ich gestern schon schreiben wollte, nach den ganzen wundervollen Landschaften, die wir sahen und fotografieren konnten, wie kann es möglich sein noch bessere, schönere zu finden und doch gestern schon unglaublich wieder super Motive. Doch heute toppte der grüne See möglicherweise alles. Einfach traumhaft. Wir machten Rast, Mittag. Toma machte Rast, ich raste rastlos von einem Motiv zum anderen, aß aber dann auch noch etwas. Der Aufstieg, der dann begann, durch den Wald war sehr schön. Dadurch fühlte er sich auch nicht so anstrengend an. Denn der Wald gab einige seiner Geheimnisse preis. Erst sahen wir Eichhörnchen, dann eine Gämse, die sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen ließ. Erst als wir auf weniger als 10 Meter herangekommen waren, bequemte sie sich aufzustehen und davon zu traben, keinesfalls fluchtartig. Schöne Bilder und Videos gelangen. Da wäre der Hase fast vergessen gewesen. Doch was man nicht hat, wiegt schwerer als jeglicher Besitz. Kurz darauf sahen wir eine ganze Herde Gämsen und weiter oben noch einmal ein einzelnes Exemplar, das sich überhaupt nicht aus der Ruhe bringen ließ. So konnte ich Toma im Vordergrund mit der Gämse fotografieren.
Nach circa 6 Stunden erreichten wir die Riederfurka. Das Haus war geschlossen, trotz der Japaner, die uns auf der Höhe entgegenkamen. 20 Minuten bergab und schon waren wir auf der Riederalp, fragten gleich am Ortseingang eine Familie, die uns den Tipp gab, in der Bäckerei nachzufragen, ob wir übernachten können, denn es hat dort ein Schild mit Zimmer zu vermieten. Gesagt, getan. Zimmer war zu unserer Zufriedenheit. Essen gingen wir Chicky -Micky im 4 Sterne-Golfhotel. Vegetarisch, ich glaube, sie habe uns verachtet, zumindest der Deutsche aus Aachen. Ist mir egal, der Schweizer Kellner organisierte uns eine Wanderkarte, sodass ich jetzt für morgen planen kann.
Gute Nacht
Gestern habe ich es einfach nicht geschafft die ak zu schreiben. Deshalb heue zwei.
20.10. Sonntag Panoramaweg entlang des Aletschgletschers - 8. Wandertag
Wir haben als einzige Gäste beim Bäcker geschlafen. Man merkt es überall, die Saison, die Übergangssaison geht zu Ende. Die Riederalp ist ja ein wenig bekannt durch den Aletschgletscher und sollte deshalb gut frequentiert sein. Aber auch hier gibt es nur noch wenige Hotel, die offen sind und das nur noch diese Woche.
Heute haben wir das erste Mal mit Cash bezahlt und 10 Franken gespart. Gleich wieder bei der Raiffeisenbank aufgefüllt. Dann zur Seilbahn, die uns zum blauen See brachte; etwa 300 Höhenmeter haben wir so gespart.
Da steht doch dort schönster Alpensee. Bei weitem kein Vergleich mit dem grünen See, den wir gestern passierten und den ich ins Herz geschlossen habe. Klein aber fein, extrem fein. Naja fotografiert, weiter sollte es gehen und da stellte Toma fest, sie hat keine Stöcke. In der Gondel vergessen. Wir also im Eiltempo zurück zur Gondel / Zwischenstation und da kamen sie angefahren in der ersten Gondel, die von oben kam, sahen wir sie und der Mann von der Seilbahn holte aus der Kabine. Den Rest, bis zur Bergstation liefen wir zu Fuß. Eine weise Entscheidung. Denn er führte zuerst zum Gletscher (also zum Rand des Bergrückens, auf dem wir uns befanden und von dem wir auf den Gletscher blicken konnten). Obwohl das Wetter heute zu wünschen übrig ließ, waren doch die Blicke auf den Gletscher märchenhaft. Wunderschön. Von der Bergstation begann der Panoramaweg, der bis zum Märjelensee / Gletscherstube immer zur linken Seite den Aletschgletscher hatte. Da die Wolken die gegenüberliegenden Berge verhüllten, zumindest deren Spitzen. Naja mit Panoramawege hatten wir ja schon Erfahrung. Wenn wir auf den Panoramawegen laufen, regnet es. Wenn ich zu Beginn noch ohne Voll-Cover-Regenumhang gehen konnte und die Kamera immer wieder trocken wischte, kam der Zeitpunkt, dass es zu nass wurde. Der Weg war gut ausgebaut und die ständige Aussicht auf der rechten Seite auf den Gletscher atemberaubend. Wir trafen auch einige Wanderer. Erst zwei Chinesen, die sich mit Halbschuhen vorwärts kämpften. Fast hätte ich gedacht, dass ich heute einen Schneehasen gesehen hatte, aber es war ein Hund mit buschigen weißen Schwanz, der zwei Italiener begleitete. Wir trafen sie dann an der Gletscherstube. Es ging auf der Nordseite des Eggishorn bis zur Kurve des Gletschers, von der man dann nach oben schauen konnte zum Eiger und Mönch, die aber wegen des Wetters nur zu erahnen waren. Schade. An der Gletscherhütte war dann Treffen aller Wanderer. Zum Schluss kam noch eine Koreanerin hinzu, die mit einem Bergführer unterwegs war. Von der Hütte führten zwei Wege ins Tal. Einer um den Berg, einer durch den Berg. Wir hätten garantiert den um den Berg genommen.
Der durch den Berg war ein Tunnel, über einen Kilometer lang. Er diente heute der Wasserversorgung der Dörfer im Tal vom Stausee, der sich neben er Hütte (Gletscherstube) befand. Früher diente der Tunnel zur Ableitung des Wasser aus dem Märjelansee. Der Randgletschersee stellte im 19. Jahrhundert eine große Gefahr für die Dörfer unterhalb des Gletschers dar, da der See periodisch plötzlich sein Wasser „abließ“ und es so zu Überschwemmungen kam. Der Tunnel sollte das Wasser aus dem See in das Nebental ableiten. Heute ist der See nur noch winzig. Der Gletscher ist enorm zurückgegangen und stellt somit keine Gefahr mehr dar. Lange Rede kurzer Sinn, alle empfohlen uns, die Abkürzung durch den Tunnel zu nehmen. Wir brachen als erste auf. Der Tunnel war von der Hütte zu sehen (etwa 100 Meter entfernt). Als wir vor dem Eingang standen und die Tür öffnen wollten, war diese verriegelt. Was nun? Es führte eine kleine Treppe zu einem Fenster in dem großen Tor. Durch das Fenster passte gerade so ein Mensch durch. Ich schaute, ob sich da Fenster öffnen ließ und siehe da, Bingo, auf der Innenseite führte eine Treppe vom Fenster auf den Boden. Wir quetschten uns mit unseren Rucksäcken durch die Öffnung und befanden uns in einem beleuchteten Tunnel. Es tropfte ein wenig von der Decke. Eine Lampe benötigt man nicht, da die solargespeisten Lampen im Tunnel genug Licht gaben. Eine Viertelstunde stapften wir durch den Tunnel, aufpassend, dass wir nicht in den Pfützen / Bach nass wurden. Der Ausgang war eine ganz normale Tür. Vor uns ein neues Bergpanorama. Die Prophezeiung des Wanderleiters, dass auf der anderen Seite kein Regen wäre, erfüllte sich nicht. Vom Tunnel bis zur Fiescheralp waren es noch 50 Minuten. Da es schon nach 15.00 Uhr war, entschieden wir, entweder auf der Fiescheralp zu übernachten oder mit der Seilbahn ins Tal zu fahren.
Wir erreichten die Seilbahnstation der Fiescheralp im Regen und mussten feststellen, dass nur noch das Seilbahnhotel selbst offen hatte, obwohl sich einige Hotels hier oben befanden. Aber es war eben Saisonende. Im Restaurant der Seilbahn war man schon auf Feierabend eingestellt. Die Kellnerin aus Riesa sagte uns, dass wir die Gäste Nummer Zwei und Drei am heutigen Tag wären und der Chef ihnen früher Feierabend gegeben hatte. Wir hätten übernachten können im Seilbahnhotel, wären aber die einzigen Gäste gewesen, nur der Wirt wäre noch oben gewesen. Wir entschieden uns ins Tal zu fahren. Was wir für 40 Franken auch taten. In der Lodge-Inn, direkt an der Talstation, nahmen wir ein preiswertes Zimmer und schliefen sehr lange.
Bis heute früh.
21.10. -9. Wandertag
Fiesch – Gorlingen
Als erstes vergaß Toma ihre Stöcke im Zimmer.
Da dachten wir, dass an diesem Tag nun ja nichts mehr passieren konnte.
Die Rückrunde hatte begonnen. Wir wollten über den Grimselpass nach Meiringen. Da uns Raphel empfohlen hatte Bellwald anzuschauen (ohne zu sagen warum, es sei schön) gingen wir von Fiesch hinauf nach Bellwald. Es regnete schon ein wenig, noch nicht stark genug, um das Regencap überzustülpen. Die Kamera versteckte ich vor dem Nass in einem Plastikbeutel. Oben angekommen 500 Höhenmeter in 1,5 Stunden zurückgelegt, was der angeschriebenen Zeit an den Wegweisern entsprach (nicht aber der von unserer jungen Wirtin – in 45 Minuten seid ihr oben), war ich durchgeschwitzt. In der Info zog ich mich um und wir fragten hinsichtlich von öffentlichen Verkehrsmitteln über den Grimselpass. Die Antwort war etwas desillusionierend. Der Pass sei letzte Woche schon zu gewesen jetzt aber wieder auf und Busse fahren jetzt keine mehr. Naja heute wollten wir ja nur bis nach Münster, nach Auskunft des Mannes in der Info – 2 Stunden nach der Frau in der Info 5 Stunden. Die 5 Stunden standen dann auch an den Wegweisern. Bevor wir starteten schauten wir beim Becker und im Coop vorbei und deckten uns mit Proviant ein.
Das Dorf selbst, bzw. der Dorfkern rund um die Kirche ist noch aus dem Mittelalter erhalten. Viele alte Häuser, sehr alte Häuser im typischen Walliser Stil. Manche sind noch bewohnt. Von Bellwald beginnt der Gommersche Höhenweg. Er sollte uns bis nach Münster führen. In 4 Stunden 50 Minuten. Es regnete, die rote Pelle war von Nöten. Ab und zu gab es ein paar hellere Momente und man konnte ins Tal schauen. Die Wolken waren unter uns und über uns. Es war ein schöner Weg. So etwas wie ein Panoramaweg. Und wenn wir Panoramawege gehen, regnet es. Doch die Natur um uns herum war bunt, herbstlich bunt. Wir liefen heute ein ziemlich straffes Tempo und schafften die angegeben Zeiten. Es ging ständig bergauf, bergab immer am Hang entlang. Wir hatten die letzte große Steigung vor Münster genommen, sahen schon die Gufarschmarte (eine Hütte) vor uns (nur noch der Gebirgsbach trennte uns von ihr), als wir feststellen mussten, dass die Brücke über den Bach demontiert war. Ich versuchte noch einen Weg weiter oben über den Fluss zu finden, ohne Erfolg. Wie beim ersten Panoramaweg endete der Weg für uns hier. Zurück. Absteigen ins Tal. Schauen wie es weitergeht, wollten wir dann unten. Über 7 Stunden waren schon vergangen, als wir am Wegweiser ankamen, der 50 Minuten bis nach Grolingen auswies.
Wir schafften es in 35 Minuten und sahen im Dorf mindestens einen beleuchteten Gasthof. Doch bis zu dem mussten wir nicht laufen. Das erste Haus am Weg, ein Restaurant, hatte ein Zimmer für uns. Holländer betrieben das Hotel. Ein schönes preiswertes Zimmer – nur kalt. Die Heizung arbeitete (im Gegensatz zu gestern, wo wir um ein Heizgerät baten) aber richtig warm wird es auch nicht.
Wir waren außen und innen nass. Ein Satz trockenen Kleidung hatten wir noch. Ansonsten hing das Zimmer voll mit Sachen die trocken werden müssen.
Ein anstrengender Tag mit 7,5 Stunden unterwegs. Leider haben wir das Tagesziel verfehlt. Was auch so nicht stimmt, denn das Ziel ist: ankommen, wo auch immer man ein Zimmer für uns hat und ein paar Stunden aktiv gewesen zu sein.
22.10.2019
Gluringen – Oberwald 10. Wandertag
Aufstehen (ja sonst kann man nicht wandern), Frühstück, lauschen, was die Russen am Nebentisch planen, los so gegen 9.00 Uhr.
Durch das Dorf und dann entlang der Straße (auf befestigten Wegen) bis nach Münster, was früher Goms hieß. Dort schauten wir in der Information vorbei, erfuhren, dass ein Hotel in Oberwald aufhat, der Gommersche Höhenweg aber nicht durchgehend geöffnet ist (was wir gestern selbst festgestellt hatten), u.a. aus Gründen von Schneefällen in der vergangenen Woche bzw. wegen aktueller Holzfällarbeiten. Leider wusste das die Information gestern in Bellwald nicht. Egal, vorbei. Wir entschieden uns, wegen der Sperrungen den Waldweg zu nehmen, der auf der anderen Hangseite im Tal entlang lief. Davor versorgten wir uns noch mit Proviant im Coop.
Den Einstieg zum Waldweg vermasselten wir, sodass wir uns einen steilen Hang hinauf quälten, immer auf die gelben Wegweiser zu, die von Weitem zu sehen waren. Oben auf dem Weg angekommen, war ich das erste Mal nass. Von innen.
Dann ging es immer schön durch den Wald, der Regen nervte noch ein zwei Stunden, sodass wir in Regenkleidung gehen mussten. Doch relativ pünktlich, wie vorausgesagt, ließ er gegen 12.00 Uhr nach. Heute hatten wir also den Blick ins Tal von der anderen Seite. Doch als der erste Bach zu hören war, ging der Weg wieder bergab, bis der Bach überquert werden konnte. Danach wieder hinauf. Und das mehrmals. Gegen 13.15 Uhr machten wir Mittag an einer Hütte (privates Sommerhaus) mit herrlichem Blick ins Tal und auf die gegenüberliegenden Berge. Als es dann in Obergestein wegen eines Wasserlaufes ganz nach unten ins Tal ging und unser Waldweg genauso verlief wie der Rottenweg, der dem Flusslauf folgte, blieben wir auf dem unteren Weg, das letzte Stück bis nach Oberwald. Wir passierten einen wunderschön angelegten Golfplatz und sahen von weiten unser Tagesziel. Der Weg dorthin zog sich aber gansschön. Angekommen und nach dem Hotel Ahorni gefragt, gefunden und mit Schrecken gelesen: Heute Ruhetag. Was nun? Erst mal versuchen, ob es auf ist. Es war auf. Der Wirt kam sofort, war verwirrt, als er uns sah und fragte, ob wir reserviert hätten. Wir und reserviert? Denn heute hätte das Hotel nur auf für einen reservierten Gast, der wie zufällig jetzt gerade zur Tür hereinspazierte. Er erhielt seinen Schlüssel und wir baten den Wirt noch einmal zu schauen, ob nicht noch ein Zimmer verfügbar wäre. Was er tat und als er zurückkam, er uns die freudige Nachricht überbrachte, ja eines wäre noch bezugsfertig. Das Restaurant hätte aber heute nicht auf, aber es gäbe ein Restaurant am Bahnhof. Frischmachen und zum Bahnhof. Die Gehwege waren um 18.00. Uhr schon hochgeklappt. Alle Hotels dunkel, da nicht mehr offen. Saisonende. Am Bahnhof, wieder ein Verladebahnhof für die Unterquerung des Furkapasses, ab es einen Kiosk, aber kein Restaurant.
Toma war ganz, ganz, tapfer. Drei Kamillentee. Ich aß ein Brötchen und ein Stück Kuchen. Das RESTAURANT!!!, machte 19.00 Uhr zu. Also zurück ins Hotel und über die Nacht kommen.
Auch heute waren wir wieder 7 Stunden unterwegs.
Wandertag Nummer 11
Oberwald- Guttannen
Die Ungewissheit sollte heute ihr Ende haben.
Keine Hotels, keine Restaurants, die auf und am Gimselpass offen hätten.
Kein öffentlicher Transport. Der Wirt und seine Frau haben keine Zeit uns ein Stück des Weges nach Oben mit dem Auto zu fahren. Also alles denkbar ungünstig.
Um sicher zu gehen, hatte ich gestern Abend in Guttannen angerufen und ein Zimmer gebucht. (Im zweiten Anlauf, denn das einzige Hotel im Ort war ausgebucht. Es verwies uns an Käthis B&B, wo noch ein Zimmer frei war. Aber da mussten wir erst einmal hinkommen. Von Oberwald dorthin zu Fuß, das war zumindest für uns illusorisch.
Zum Frühstück empfahl uns die Bedienung es an der Kirche per Anhalter zu versuchen. Halb Neun waren wir vor Ort und hielten den Daumen hoch. Die meisten Autos wollten nur bis nach Oberwald ihre Kinder in die Schule fahren. Sehr viele hielten an, ließen dann aber immer verlauten, dass sie ganz dringende Dinge zu erledigen hätten, was wir ihnen auch glaubten. Einige, die in der Nähe hielten sprachen wir gezielt an, ob sie uns gegen ein Entgelt zum Pass fahren würden. Doch die vielbeschäftigten Schweizer hatten keine Zeit. Und Zeit schien bares Geld zu sein.
Nach etwa 20 Minuten sprach ich eine junge Frau an, die in ihren alten Polo stieg. Sie stimmte zu!!! 20 Minuten später waren wir auf dem Pass, kannten die Lebensgeschichte der jungen Schweizerin und fühlten uns überglücklich, das schwierigste Stück des heutigen Tages gemeistert zu haben.
Wir waren auf dem Gimselpass. Die Sonne schien, der Wind blies kräftig (Es war Föhnwind, wie sich am Tage noch herausstellen sollte). Tolle Aussicht und nur 4 Stunden Wanderzeit waren am Wegweiser angegeben. Es sollten wie immer 7 Stunden werden, die wir unterwegs sein würden. Der Weg führte immer von der Straße weg, kürzte ab und traf dann immer wieder auf die Passstraße. Jetzt sahen wir auch wesentlich mehr Autos, Motorräder…
Die Sonne tat gut. Der ewige Regen an den letzten Tagen hatte schon auf das Gemüt gedrückt, wenn wir auch uns dies nicht weiter zu Herzen genommen hatten. Auch hatten wir ständig Sicht und liefen kaum im Wald. Besonders schön war der Weg um den Räterichs-Bodensee, ein Stausee etwas unterhalb des Passes. Hier sahen wir auch Kletterer im Granit eine hohe Wand besteigen.
Nach dem See bogen wir falsch nach rechts ab, kamen aber bei Chuenzetennlen wieder auf dem Wanderweg zurück. Bis Handegg und kurz danach machte der Wanderweg abseits der Straße Sinn und es ging auch durch schöne Natur. Danach fragten wir uns aber warum wir von der Straße 50 Meter nach oben stiegen, dann 50 Meter wieder nach unten und erneut auf der Straße landeten ohne groß vorwärts gekommen zu sein. Nach 6 Stunden auf den Beinen wurden wir langsam müde, verlieren uns auch noch zweimal, da die Ausschilderung nicht optimal war. Egal, kurz vor 16.00 Uhr sahen wir dann das Dorf von weitem und gingen entspannt die letzten Meter.
Das B&B war eine komplette Wohnung. Abendbrot gab es Bären, Gämsenfleisch (für mich, Toma aß Ravioli, und ich begriff, warum manche Leute kein Hammel mögen)
Wir haben Föhn, also ein starker Wind aus dem Süden fegt durch das Tal (das in Nord-Süd-Richtung liegt).
Morgen machen wir wahrscheinlich den Sack zu, die Runde zu Ende, da (eine schwarze Katze lief über den Weg) kein Postbus von Meiringen nach Grindelwald fährt (Saisonende!). Da auch die einzige Gast-/Hotelstätte auf unserem Weg wegen eines Seminares ausgebucht ist, müssen wir improvisieren. Die Reichenbachfälle wollen wir uns aber unbedingt anschauen.
12. Wandertag
Guttannen -Meiringen und mit dem Zug zurück nach Grindelwald.
Ausgeschlafen, aus dem Fenster geschaut und siehe da, der Himmel sieht verheißungsvoll aus.
Zum Abschluss noch mal Sonne, der Föhn bläst noch.
Wir haben uns damit abgefunden, dass wir nicht von Meiringen nach Grindelwald zu Fuß gehen werden.
Der Kreis hat sich ja irgendwie geschlossen, denn im vergangenen Jahr haben wir ja diese Strecke schon bewältigt.
Das erstes Etappenziel heute hieß Innertkirchen. Etwa 2,5 Stunden Wanderung. Stürmischen Schrittes, wie der Wind von hinten, der Föhn, der von Süden blies, gingen wir los. Es war ein wenig wie zum Schluss des vergangenen Tages, der Weg führte nicht weit von der Straße entfernt, was oft sehr schön war, manchmal auch effizient dazu, weil wir abkürzten, aber manchmal auch ganz schön nervig, wenn der Weg von der Straße wegführte, die doppelte Entfernung zurücklegte und wieder auf die Straße traf und man nicht wusste warum. Tunnel umgehen, naja, da kamen immer noch etliche Höhenmeter dazu, weil wir diese meist oberhalb umgingen, also erst nach oben und dann wieder bergab zur Straße.
Es gab den Säumerweg und einen Weg der etwas länger war. Einmal verlor sich der Säumerweg im Nichts, war einfach weg und wir stapften wieder einen steilen Hang hinauf, um einen alternativen Weg zu nehmen.
Der Wind hatte Sturmstärke. Ich hatte aber gestern gelesen, dass man keine Angst haben muss, dass die Bäume dem Sturm nicht widerstehen. Sie sind an solche Bedingungen von Kindheit an gewöhnt.
Spektakuläres gab es bis Innertkirchen nicht zu berichten. Kurz vor 12.00 Uhr erreichten wir das Stadtzentrum und gingen in die Information, uns nach der Aareschlucht zu erkundigen. Als wir dann im selben Gebäude in den Coop gehen wollten, rannte Toma fast gegen die geschlossene Tür. Mittagspause. Wir wollten uns aber gerade etwas für unsere Mittagspause kaufen. Pech gehabt. Auf der Straßenseite gegenüber gab es das Restaurant / Hotel Post. Essen war so lala. Toma aß Randensalat. Auf Deutsch Rote-Beete-Salat. Meine Spagetti – Polonäse waren versalzen. Halb gesättigt gingen wir in Richtung Aare-Schlucht.
Die 1400 Meter, die sich der Fluss durch die Felsen schlängelt, sind wirklich eine Attraktion. Der Weg ist hervorragend gemacht und in den Fels gehauen.
An einigen Stellen, an den besonders engen, sind auch noch Lampen angebracht, die den Felsen farbig ausleuchten. Sehr schön. Heraus aus der Schlucht und es blieben noch 20 Minuten bis ins Zentrum von Meiringen.
Der Reichenbacher Wasserfall sei abgestellt und würde zur Energiegewinnung genutzt, da die Touristen weg wären, erfuhren wir in der Information schon in Innertkirchen. Also sparten wir uns den Weg und gingen sofort zum Bahnhof. Wir bräuchten keine Viertelstunde zu warten und schon fuhr uns der Zug nach Grindelwald, mit Umsteigen in Ost-Interlaken. Grindelwald war bedeckt mit dicken Gewitterwolken, die aber das Wasser halten konnten. Wir kamen also trocken in unserem Hotel Panorama an, checkten ein und aßen alles was im Rucksack war und noch im Auto verblieben auf dem Balkon mit großartiger Sicht auf die Berner Berge, zumindest, das, was die Wolken nicht verdeckten.
Der Kreis hat sich nun endgültig geschlossen.
Es war zweistimmig ein sehr gelungener Urlaub.