Fishermens Trail
Fisher man’s Trail
26.09.2023 Porto Covo – Vila Nova de Milfontes
1. Wandertag
Frühstück gab es 7.30 Uhr und es war für portugiesische Verhältnisse vor dem Aufstehen. Wahrscheinlich war dies den vielen ausländischen Gästen geschuldet, die im Hotel übernachteten und früh ihre Wanderung beginnen wollten. Das war auch unser Absicht. 8.30 Uhr standen wir bereit für das Startfoto und dann ging es schon los. Es fühlte sich nicht an wie eine Weitwanderung und schon gar nicht wie eine Herausforderung. Den Rucksack auf den Rücken merkten wir so gut wie nicht, das Wetter war prächtig, die Sonne schien ein leichter Nebel lag über dem Wasser und schwappte auf das Ufer und die Küstenrandbereiche über, was eine mystische Stimmung schuf und der Sonne die wärmende Kraft ein wenig nahm. Also beste Bedingungen, der längste oder bessere höchste Anstieg am Tag war vielleicht knapp 50 Höhenmeter. Die Ausschilderung des Weges, ein wenig anders als üblich, denn die Richtung, die wir nicht gehen sollten war mit denselben Farben gekennzeichnet, nur dass das Zeichen ein Kreuz war, keine zwei parallele grün blaue Linien, die uns bis zum Ende Europas nun den Weg weisen sollten. Aber man gewöhnt sich schnell daran. Und selbst in dem Nebel, der mit seinen feinen Wassertröpfchen ein wenig Kühlung brachte, waren doch einige Wanderer zu sehen, die wie wir den Fisher-Mans-Trail liefen. Das hätten wir uns auch für den Alpe-Adria-Trail gewünscht. Obwohl wir ja Begleitung hatten, Jane und Glenn aus den Staaten, war es doch schön, viele Gleichgesinnte um sich zu wissen.
Es waren 19-20 km angesagt auf der heutigen, für sehr viele Wanderer die erste Etappe auf dem Trail. Das hört sich nicht viel an, ist aber bei den meisten friesischen Inseln eine Gesamtumrundung. Die Schwierigkeit heute war der Sand. Fast die ganze Strecke liefen wir durch weichen, lockeren Sand, in den man so schön einsinkt und mühsam wieder die Füße hochheben herauskommt.
Am Hafen von Porto Novo vorbei, ein wenig den Berg hoch und schon waren wir in der Spur, die sich entlang der Küste zog, mit herrlichem Blick auf das schäumende Meer und unter den Füßen der lockere Sand, daneben eine beeindruckende Flora mit für uns exotischen Pflanzen. Sehr schön. Zum Fotografieren gab es reichlich Motive.
Manchmal verschwand der Weg hinter den Dünen und das Meer war nur noch leise zu hören, dann ging es wieder hinab zum Strand, den um die Mittagszeit die Flut auf ein Minimum reduzierte und wir aufpassen mussten, dass die Schuhe nicht nass wurden. Wir passierten eine Festung aus dem 15. Jahrhundert, schauten einer Surfschule zu, die Wellen waren oi, oi, oi, und bestaunten die wunderschönen Buchten, eingerahmt von steilen Felsen, an denen sich die mächtigen Wellen brachen und die Gicht fast bis zu uns herauf schleuderten. Bis zur Mittagszeit hielt sich der Nebel und dann verschwand die Mystik und es wurde kuschelig warm, die Sonne brannte, der Sand war im Getriebe und die Beine wurden langsam müde. Wir rasteten am Strand und dann auf einer schattigen Bank auf einem Parkplatz, bis es dann wieder entlang der Küste zum Ziel ging. Die Ausblicke zu unserer Rechten waren großartig. Verlaufen konnte man sich kaum, doch Toma gelang es (es waren halt viele sandige Wege und manchmal auch ohne Markierung) trotzdem, doch Glenn griff sofort korrigierend ein. Die versprochene Bar kurz vor dem Zielort war geschlossen und wir kamen erst am ersten Minimarkt 300 Meter vor dem Ziel zu einer Erfrischung. Unser Hotel lag so ziemlich im Zentrum und als wir dort anlangten, war es auch schon 17.30 Uhr, also hatten wir ein Tagspensum von 9 Stunden heute bewältigt. Soviel zu einem Strandspaziergang. Doch wir haben das Versprechen von Ricardo, der Sand soll weniger werden.
27.09.2023 Vila Nova de Milfontes – Longueira
2. Wandertag
Frühstück nach dem Aufstehen, nicht eher als 8.30 Uhr. Die Uhren gehen hier doch etwas langsamer und der Tag beginnt nicht mit einem Sprint. Wir können also nicht zeitig starten und die kühlere Tageszeit zum Wandern nutzen. Die Sonne scheint wieder am Firmament, doch der Morgennebel fehlt heute und somit ein wenig die Romantik von gestern. Wir nehmen nicht den Weg über die Brücke, sondern das Boot über den Rio Mira, den saubersten Fluss Europas und kürzen somit die Route etwas ab (3 km). Es geht vorbei an dem Fliegerdenkmal, zu Ehren der Piloten, die 1923 nach China aufbrachen und dann hinunter zur Anlegestelle. Mit einem kleinen Boot queren wir den Fluss und laufen am Strand entlang, wo sich schon die Surfschüler beflissen den Erläuterungen der Surflehrer folgend in die Wellen werfen. Der Weg geht aber weg vom Strand in Richtung der Äcker. Hier ist kein Sand und das Laufen geht einfacher. Mir gefällt jedoch das Laufen an den Klippen besser, mit dem Tosen des Meeres und den auf das Ufer zurollenden Wellen. Doch irgendwann macht der Weg einen Knick und wir sind wieder am Atlantik. Hier ist auch noch ein wenig Nebel, den wahrscheinlich die Gicht der sich am Steilufer brechenden Wellen erzeugt. Ganz wenige Wanderer laufen den Strand entlang, wahrscheinlich eher Badende, denen das Wasser mit 20 Grad Celsius auch zu kalt ist. Alle anderen und es sind wieder viele Wanderer unterwegs, aus allen Herren-Ländern, gehen mit uns oben auf den Klippen. Einige kommen uns entgegen und scheinen den Weg in die andere Richtung zu laufen oder es sind Tagesausflügler. Die Blicke aufs Meer sind immer wieder schön, auch entlang der Küste hinein in die Buchten, auf die vorgelagerten Felsen, die ausgewaschene Steilküste, geformt von dem ständigen Anrennen des Wassers. Wenn die Wellen auf einen größeren Felsen prallen und das Wasser in die Luft geschleudert wird, könnte ich diesem Schauspiel stundenlang zuschauen.
Der Weg trennt sich immer wieder vom Atlantik und geht durch das Hinterland. Manchmal streifen wir durch dichte Vegetation, ducken uns in den tunnelartigen aus Pflanzen geformten Gängen, manchmal hilft auch das nicht mehr und wir kämpfen uns durch das dicht gewachsene Grün. Doch dann öffnet sich das Grün und wir sehen vor uns wieder die Küste, hören plötzlich wieder ganz laut die Wellen und genießen die frische Brise, die uns oben über dem Atlantik um die Nase weht.
Zu tragen habe ich so gut wie nichts. Trinken (etwa 2 Liter), die Kamera, das Handy, ein Powerpack, ein Brötchen, meine Regenjacke, das Schweizer Messer und die Reisedokumente. Keine 5 Kilo, man merkt den Rucksack so gut wie gar nicht.
Die Flora ist recht vielfältig und trotz, dass es schon spät im Jahr ist, blühen noch eine ganze Menge Blumen. Die typischen Meeres-/Strandvögel zeigen sich ab und zu und sind nicht allzu scheu (die Fluchtdistanz ist deutlich geringer als in Deutschland). Gestern gelangen sogar mit dem 24-105 mm Objektiv einige Vogelaufnahmen. Ich mache hier mehr Aufnahmen als auf dem Alpe-Adria-Trail. Das Meer scheint faszinierender zu sein als die Berge, zumindest für uns, die des Öfteren in den Bergen unterwegs sind. Mittag machten wir mit Blick auf eine schöne Bucht. Mittags merkte ich auch, dass ich mich nachcremen muss, denn die Sonne brannte auf meinem linken Arm, der nach Osten gerichtet (wir laufen in Richtung Süden) immer der Sonne ausgesetzt war. Irgendwann verließen wir die Küste und bogen nach Osten ab. Das Quartier heute lag im Landesinnern und es ging vorbei an landwirtschaftlichen Nutzflächen, die ein wenig „versalzen“ aussahen, es wuchs auch nicht viel, doch die Schafe schienen doch etwas zu Fressen finden. Kurz vor dem Ziel sahen wir ein wenig abseits ein Auto, dass sich festgefahren hatte. Glenn war schon am Helfen, wir packten auch mit an. Der Mitsubishi war tief in den Sand gefahren und hatte sich wohl dann durch die Versuche sich zu befreien erst recht festgefressen. Er saß auf. Also Sand ausbuddeln, mit den Händen. Zwei Franzosen aus Le Mond waren mit ihrem Mietwagen recht unvorsichtig auf diesem Feldweg gefahren, womöglich, um zum Strand zu gelangen. Als wir das Auto freigeschaufelt hatten, kam dann auch schon die von Jane organisierte Hilfe – ein Ortsansässiger mit Auto und dickem Seil. Wir konnten die beiden nun zurücklassen und den letzten Kilometer gehen, dreckig, gut mit Sand bepudert, doch mit dem guten Gefühl geholfen zu haben. Wir sahen das Dorf mit der Windmühle von Weitem und es erinnerte mich ein wenig an Sancho Pancho. Von der Windmühle bis zum Hotel waren es noch einmal 150 Meter und Glenn kam uns schon entgegen. Schöne Hotelanlage mit großem Swimming-Pool, doch als erstes mussten wir unsere dreckigen Sachen waschen, da wir uns ja im Dreck gesuhlt hatten, um das Auto wieder flott zu bekommen. So getan, in die Sonne gehangen und ich denke, dass sie bis zum Abendessen trocken sind. Toma geht es nicht gut. Schon auf dem Weg hatten die Halsschmerzen begonnen, dann Kopfschmerzen, jetzt so eine Art Schüttelfrost und alles wegen der blöden Frau, die nicht mal eine Hand vor dem Mund halten konnte, wenn sie im Bus hustete. Was für eine Schweinerei und das nach Corona, wo wir doch alle gelernt hatten, Masken zu tragen.
28.09.2023 Longueira – Zambujeira do Mar
3. Wandertag
Nachtrag: Toma hat Corona, das ergab ein Test, den uns Jane und Glenn gaben. Nach dem Dinner in einem kleinen Restaurant ging es zu Bett und wir schliefen bis 9 Uhr am nächsten Morgen durch. Ich gehe davon aus, dass ich morgen mit Corona aufwachen werde oder im Laufe des Tages dies sichtbar wird. (Letztes Mal hat es auch etwa 2 Tage gedauert. Und aus dem Zimmer konnte ich in der Nacht schlecht flüchten.)
Wir aßen also ganz gemütlich Frühstück, alle anderen waren schon auf dem Weg. Wir hatten mit Ricardo vereinbart, dass Toma mit den Koffern zum nächsten Etappenziel transportiert wird. Ich wollte nicht eher aufbrechen, bis dies geklappt hatte. Der Koffertransport war für 11 Uhr angekündigt und hatte auch nur eine Viertelstunde Verspätung. Nachdem Toma Platz genommen hatte, war noch genug Platz für mich und die beiden Portugiesen (die den Koffertransport bewältigten) nahmen auch mich mit bis zur Küste, da wir ja die Nacht etwas abseits vom Weg im Landesinneren verbracht hatten.
Jane und Glenn hatten so etwa 1,5 bis 2 Stunden Vorsprung. Der erste Abschnitt des Weges war recht öde. Es ging auf einem breiten Fahrweg parallel zur Küste mit mäßigen Ausblicken und fast vegetationslos stur geradeaus. Die entgegenkommenden Autos oder die mich überholenden wirbelten ordentlich Staub auf und kompensierten die gesunde Meeresluft. Nach etwa einer halben Stunde ging es bergab zu einem kleinen, ja fast romantischen, Fischerhafen. Doch das erwies sich als Sackgasse. Ich machte einige Fotos und lief wieder nach oben, wo der Weg vom Parkplatz aus nach links in die Berge abbog und man so die Bucht umgehen konnte. Jan und Glenn sind bis hierher gefahren worden, wie sich später herausstellte. Der Weg war ab hier wieder wie gestern sandig (und nicht so öde wie bisher), die Klippen um einiges höher und die Buchten steiler und gewaltiger ausschauend. Die Fotomotive standen heute denen von gestern in nichts nach. Es gab ein wenig weniger Wellen, hohe Wellen, die auf die Küste zurauschten, aber sonst alles wie schon gewohnt. Obwohl ich sehr schnell unterwegs war, holte ich erst nach einer Stunde den ersten Wandere ein. Ein Schwabe aus der Nähe von Stuttgart. Auch heute führte der Weg manchmal weg vom Ufer, wahrscheinlich wenn die Klippen zu gefährlich oder keine Wege vorhanden waren. Mit dem Schwaben liefen wir gemeinsam durch den grünen Wald, kamen ins Erzählen und es stellte sich heraus, dass unsere Reise ein kostengünstiges Arrangement war – im Vergleich zur Vorortbuchung. Da ich die beiden Amis einholen wollte und der Stuttgarter einen schweren Rucksack hatte, trennten sich unsere Wege dann auch wieder. Was ich schneller war, brauchte ich aber für die vielen Fotos von den Klippen hinab, von den wunderschönen, wildromantischen, steilen Buchten mehr an Zeit. Irgendwann tauche dann ein Leuchtturm auf, auf den der Weg zusteuerte. Doch kurz davor bog der Weg wieder ins Landesinnere ab. Das war das Dorf, in dem es etwas zu Mittag geben sollte. Vielleicht würde ich hier schon auf Glenn und Jane stoßen. Ich schaute also in das einzige Restaurant (Eher eine Kneipe) hinein und was ich sah, waren alles alte Leute, die ganz entspannt in der dunklen Schänke saßen, einen Kaffee schlürften, die Füße auf den gegenüberliegenden Stuhl ausgestreckt hatten und quatschten. Siesta. Draußen war es eh zu heiß und im Schatten der Kneipe bei einem Plausch ließ sich das Leben genießen. Weit und breit keine Amis. Ein paar Touristen hatten sich in den Wintergarten des Restaurants verirrt und schlürften ihre kalte Cola. Ich ging weiter vom Dorf und folgte nun der Straße, die mich wieder zurück zur Küste führte direkt auf den Leuchtturm zu. Es war also ein ziemlicher Umweg, den man im Interesse des Umsatzes (der einzigen Dorfkneipe) in den Fishermens-Trail eingewoben hatte. Doch es sei dem Wirt und dem Dorf gegönnt. Auf den Straßen war es selbstverständlich menschenleer und jetzt brannte auch die Sonne schon ganz schön. Am Meer angekommen wehte dann aber eine frische Brise. Glenn und Jane hatten sich orientiert und die Abkürzung auf einem steilen Pfad entlang der Klippen genommen. Der Weg führte jetzt entlang der Küste, schnitt aber die ins Meer hineinragenden Felsen ab. Für eine optimale Perspektive war es aber oft nötig, die Pfade bis ganz vor auf die Felsen zu gehen, was natürlich zusätzlich Zeit kostete. Der Weg war breit und rechts abgegrenzt durch Zäune, an denen Kakteen wuchsen. Gegen 15 Uhr tauchten dann plötzlich Jane und Glenn vor mir auf. Sie kamen gerade aus den Büschen und hatten im Schatten ihre Mittagspause gemacht.
Vor kurzem hatte ich auch zum ersten Mal auf mein Handy geschaut. Toma war schon angekommen, hatte sich in der Apotheke mit Medizin eingedeckt und gegen Ein Uhr auch ihr Zimmer bezogen. Das klang gut.
Jetzt lief ich (wir gemeinsam) wesentlich langsamer. Das war gut, denn mein Körper war vom schnellen Laufen und durch die immer noch von Kraft strotzender Sonne ziemlich aufgeheizt. Glenn und ich verließen des Öfteren den Weg und liefen bis ans Ende der Felsen, die ins Meer ragten. Jane war aber heute gut drauf. Kurz vor Vier Uhr erreichten wir den Fischerhafen Zambujeiras, wo Jane und ich hofften uns an einem Eis zu laben. Fehlanzeige. Kein Eis, aber für mich gab es Creme Brulee und eine kalte Cola. Das letzte Wegstück führte entlang einer schnurgeraden Asphaltstraße, auf der die Portugiesen sich fühlten wie auf einer deutschen Autobahn ohne Geschwindigkeitslimit. So ziemlich in der Mitte des Weges fand Glenn einen Weg, der entlang der Küste verlief und wir genossen die Abwechslung. Leider endete der Weg irgendwo und wir mussten wieder zurück auf den Asphalt. Es verblieben 10 Minuten bis zum Hotel. Toma schlief und ihr ging es wirklich nicht gut. Fieber 39 Grad, Kopfschmerzen, Schüttelfrost. Nach einer reinigenden Dusche holte ich uns eine Pizza zum Abendbrot – den Sonnenuntergang verpassend – und davor noch aus der Apotheke ein Fieberthermometer. Jetzt ist die Temperatur gefallen, das Ibuprofen wirkt. Tja noch 24 Stunden und dann bin ich wohl dran.
29.09.2023 Zambujeira do Mar – Odeceixe
4. Wandertag
Noch bin ich nicht dran, aber die Chancen sind noch groß.
Es ist schon am Morgen des 30. Septembers und wir – um genau zu sein die Frauen - haben beschlossen, heute einen Ruhetag einzulegen. Odeceixe ist ein nettes kleines Örtchen im Hinterland der Algarve-Küste. In einem hübschen kleinen Hotel mit Swimming-Pool und Michelin-Stern Restaurant buchten wir eine weitere Nacht, damit Toma weiter gesunden kann und Jane sich ausruhen von den Strapazen der Wanderung.
Gestern war ein heißer Tag, der mit einem Spaziergang durch das hübsche Städtchen, Zambujeira, kurz vor Sonnenaufgang begann. Was ich fotografierte war dann aber der Monduntergang, der in Vollmondgröße kurz vor dem Erscheinen der Sonne am Himmel im Meer verschwand. Ein kleines Trostpflaster für den am Abend zuvor verpassten Sonnenuntergang.
Ja, es war gestern keine durchgängig schöne Etappe. Lange wartete ich gemeinsam mit Toma auf den Gepäcktransport, um sicherzugehen, dass alles klappt mit Tomas Transfer. Doch um 12 Uhr entschied ich mich, dann doch loszugehen. Jane und Glenn waren bereits 2,5 Stunden unterwegs. Die Sonne stand schon fast an Ihrem Zenit und selbst in den schmalen Gassen war wenig an Schatten übrig und auf dem Küstenweg noch weniger. Selbst die frische Prise hielt sich heute zurück. 19 km waren zu bewältigen. Im ersten Teil des Weges wechselten Abschnitte an der Küste mit Wegstrecken durch den küstennahen Wald. Der Trail führte manchmal hinunter zum Strand, um dann sofort wieder hinauf zum Rande der Klippen. Nach vielleicht 6-7 Kilometer verließ der Weg jedoch die Küste. Wir kamen an großen Plantagen mit Gewächshäusern vorbei (Metallgerüste mit überspannten Sonnenschutz) in denen Himbeeren angebaut wurden. Hier pflückten die Asiaten, die wir in den Dörfern gesehen hatten, die Beeren. Der Weg, vorbei an den Plantagen, war nicht der erquickenste. Es schloss sich eine lange Asphaltstrecke an. Ich hatte wahrscheinliche eine Abzweigung in Richtung Meer verpasst und musste bis zur nächsten Ortschaft Straße laufen. Ein vorbeifahrendes Auto bot mir – der ich wohl hier deplatziert war – eine Mitfahrgelegenheit an. Ich lehnte stolz ab. Nach zwei Stunden passierte ich das Ortsschild von Azenha do Mar und genehmigte mir eine kurze Pause mit einer eiskalten Cola-Zero nebst einem herrlichen Blick auf das Meer und den kleinen Fischerhafen. Jane und Glenn mussten schon weitergezogen sein, denn in den beiden Restaurants waren sie nicht. Der nächste Abschnitt war wieder ein auf und ab, gespickt viel Sand, schönem weichen tiefen Sand, gut aufgeheizt von der Sonne und das Tempo gehörig drosselnd. Kurz vor dem Praia de Odeceixe traf ich wieder auf Michael, den Schwaben, der auch immer etwas später aufbrach und gemütlich seine Etappe abspulte. Der Blick hinab von den Klippen landeinwärts gewandt auf die Mündung des Ribeira de Seixe war zumindest die Anstrengungen bis hierher wert. Hier trennten sich dann wieder unsere Wege und ich eilte von dannen ins Landesinnere. Nach dem Abstieg hinab zum Fluss sah man dann die Mündung des Flusses Ribeira von der entgegengesetzten Perspektive. Der Weg führte weiter entlang des Flusses, besser gesagt der Trail verlief auf der Asphaltstraße ohne jeglichen Schatten bei 32-33 Grad Celsius im Schatten und in der Sonne gefühlt gut über 40 Grad. Als die Straße eine Linkskurve machte und einen großen Bogen schlug, geradeaus aber ein breiter unbefestigter Weg verlief, entschied ich mich für die Abkürzung. Die Abkürzung folgte dem Flusslauf. Nach 15 Minuten hörte der Fahrweg auf und ein schmaler Pfad ging weiter in Richtung Straße, die es wieder zu erreichen galt. Dann ging es weiter ohne Pfad und dann war Stopp an einem kleinen Bach, der aber breit und tief genug war, um trocken auf die andere Seite zu gelangen. 100 Meter vor der Straße hieß es also umkehren. 40 Minuten Umweg. Das Ziel (eine alte Windmühle oberhalb von Odeceixe) konnte man schon sehen und es schien nicht mehr allzu weit, umso tragischer war es sich wieder vom Ziel zu entfernen. Der Weg zum Ziel musste über eine Brücke führen. Diese war nicht zu sehen und als ich sie dann sah, hatte es den Eindruck, dass sie sich immer weiter entfernte, obwohl ich in Richtung Brücke lief. Und es war wirklich heiß. Doch Alternativen gab es nicht. Als auf der anderen Flussseite das Dorf begann, war klar, dass die Brücke weit hinter dem Dorf über den Fluss führte und ich viel Strecke am anderen Ufer zurücklaufen musste. Im Dorf dann angekommen hieß es das Hotel zu finden. Googlemaps sagte noch 750 Meter. Eigentlich nicht viel, aber die führten ausschließlich steil bergauf, hoch zur Windmühle und weiter hoch. Die Rezeption unseres Hotels fand ich glücklicherweise durch Zufall. Unser Raum lag noch einmal 200 Meter weiter oben. Auf dem Weg dorthin kaufte ich mir im Mini-Mercado zwei Flaschen Cola und ein Eis. Toma schaute dann ganz verschlafen aus der Tür, als ich gegen 17 Uhr eintraf. Aber es ging ihr schon besser. Eingetroffen kam eine Whatsapp-Nachricht von Glenn, dass sie etwa 3 km vor dem Ziel seien. Ich hatte sie verpasst. (Es stellte sich heraus, dass die gesamte Asphaltstraße 6,5 km lang war.)
Abendessen im Restaurant fast vor der Tür, 50 Schritte zu gehen und es war ein gutes Restaurant, nette Bedienung und leckere Speisen. Toma schwor der italienischen Küche ab und bevorzugt nun die portugiesische.
30.09.2023 Odeceixe – Odeceixe
5. Wandertag (für Manche Ruhetag)
Frühstück nach dem Ausschlafen. Ich habe fast 11 Stunden geschlafen. Danach Bericht schreiben (von gestern) und dann ging es auch schon fast los, aber es war auch schon nach um Zwölf. Wieder ein heißer sonniger Tag und nur Glenn und ich machten uns heute auf die Piste. Toma kurierte ihre Corona-Erkrankung, Jane brauchte einen Ruhetag.
Wir gingen als erster zur Mühle, ein paar Meter von unserem Hotel entfernt. Sie sah nicht nur gut von außen aus, sie war auch von innen intakt und besti
mmt noch voll funktionsfähig. Überraschend war für mich, dass sie erst kurz vor 1900 in Betrieb ging (zu einer Zeit, als in Europa wahrscheinlich fast alle Windmühlen stillgelegt wurden). Von der Mühle hatte man auch einen wunderbaren Blick über das kleine Städtchen, das in diesem Sommer fast einem Großbrand zum Opfer gefallen wäre. Rings um die Stadt ist alles verbrannt, was an Natur verbrennbar war. Jugendliche hatten ein Barbecue –Feuer unbeaufsichtigt gelassen und es war ein Brand entstanden, den die örtliche Feuerwehr hätte leicht löschen können (keine 5 Minuten Anfahrtszeit), doch die Regularien sahen die Feuerwehr aus einer Stadt 1 Stunde entfernt als verantwortlich und so entstand erst der Großbrand bis die Feuerwehr löschend eingriff. Der Brand bestimmte dann sogar die Nachrichten, auch in Deutschland.
Wir liefen auf der anderen Seite des Flusses Ribeira zum Strand von Odeceixe. In den Auen weideten Kühe, jede mit einem persönlichen Kuhreiher. Die Straße säumten Quittenbäume, aber auch alte Olivenbäume, die trächtig waren. Ich probierte eine reife, tiefblaue Olive und konnte Glenn nur bestätigen, dass sie elend bitter schmeckte. (Oliven werden wohl in Salzwasser eingelegt, bevor man sie essen kann.) Ich spuckte eine Weile.
Es war schon etwas doof, auf einer befahrenen Landstraße fast 5 km zu laufen, um zu der schönen Küste zu kommen. Der Strand von Odeceixe (man spricht das Odezesch aus) war recht gut besucht, die typischen Strandaktivitäten, Schwimmen, Surfen, Sonnenbaden, Nichtstun im Gange. Es war Ebbe und der Anblick nicht ganz so impressiv wie gestern bei Flut. Von nun an verlief der Weg entlang der Küste, was uns immer schöne Ausblicke bescherte. So richtig langweilig wird es nie, wenn man an der Küste wandert. Schon eher wenn der Weg ins Hinterland abbiegt, die kalte Brise, die das Wandern erträglich macht, fehlt, das Donnern des Meeres nicht mehr zu hören ist und die wortgewaltigen Adjektive, mit denen der Weg beschrieben ist, um ihn dem potentiellen Wanderer schmackhaft zu machen, auf die triste Wirklichkeit treffen. Nach einem Landgang kehrte der Weg noch einmal zur Küste zurück, um sich dann nach kurzer Zeit für heute gänzlich Feldwegen und Asphaltstraßen zuzuwenden. Diese führten in ein kleines Dorf mit einem schönen Restaurant, wo unser Fußmarsch zu Ende war, wir uns mit Getränken abkühlten und danach mit einem Taxi zurück zum Hotel fuhren.
Toma ging es schon besser. Jane war ausgeruht.
Abendbrot gab es wieder im Restaurant Assador, sehr lecker.
1.10.2023 Odeceixe – Arrifana
6. Wandertag
Heute Nacht hat ein Heimchen mich um den Schlaf gebracht. Das Gepfiepe konnten nicht mal die Ohrstöpsel von Huawei unterdrücken. Erst ein dickes Kopfkissen auf dem einen Ohr und das andere fest auf die Matratze gepresst verschaffte ein wenig Erleichterung. Fast zum Glück wollten wir heute ein wenig eher aufstehen, damit wir die ersten beim Frühstück waren. Nach dem Frühstück bestellte Glenn ein Taxi, das uns zu unserem Ausgangspunkt an den Strand von Monte Clerico brachte. So hatten wir gleich die Asphaltstrecke von Aljezur zum Meer, eine ewig lange Straße gespart. Der Strand war sehr romantisch und der Weg führte heute immer entlang der Klippen. Für mich der schönste Tag soweit, da er auch nicht so lang war, eine steife Brise den Schweiß unter dem Nicki trocknete und dabei ein wenig Kühlung verschaffte. Der offizielle Weg folgte der Küste nur ein kurzes Stück und bog dann ins Landesinnere ab. Genau an der Stelle stiegen wir in die Schlucht hinab, die den folgsamen Wanderern den Weg versperrte. Glenn hatte aber auf der Karte Pfade gefunden, die bis zum Ziel an der Küste entlangführten. Wir mussten sie nur noch in der realen Welt finden. Beim Abstieg sahen wir den Weg nach oben auf dem gegenüberliegenden Hang, im Tal angekommen, war aber nur ein Pfad zu sehen, der wieder landeinwärts führte. Da kein anderer da war, nahmen wir diesen und nach einer Biegung ging es dann auf diesem steil bergauf, sogar seilgesicherte Passagen, wahrscheinlich für die Regenzeit waren zu überwinden. Von oben dann wieder der geile Blick auf blaues Meer, zerklüftete Klippen, der Küste vorgelagerte Felsen, gefaltete Felsformationen, die an die Erstehung der Landschaft durch Faltung erinnerten. Ein kleines Manko gab es, denn die Wege waren sandig, obwohl uns Riccardo versprochen hatte, dass der Sand zu Ende wäre. Naja vielleicht hätten wir auf dem Inlandweg festen Staub gehabt. Für mich war es heute das perfekte Genusswandern, vielleicht ein wenig zu heiß, aber sonst perfekt. Auf dem Weg passierten wir eine ehemalige maurische Festung Ribat da Atalaia (Ribat von Arrifana), von der noch einige Ruinen vorhanden waren.
(Auszug aus der Wikipedia: It was a Muslim coastal fortress built around 1130 and is the only such Muslim fortress to have been identified in Portugal, having been excavated by Portuguese archaeologists since 2001.
History
The ribat is located on the Ponta da Atalaia, about 1 km north of Arrifana Beach. It was constructed around 1130, probably by the Sufi and Mahdi master of Christian origin, Abu-l-Qasim Ahmad ibn al-Husayn ibn Qasi, one of the leading political and religious figures in al-Andalus, the Muslim territory that covered most of Iberia during the Islamic Golden Age. Between 1130 and 1140 Ibn Qasi wrote his main work, The Removal of the Sandals, which was inspired by both the Old Testament and the Quran. In 1151 he was assassinated in Silves after being accused of betraying Islam by the followers of Abd al-Mu'min and Ibn Almúndir. After this the Ribat of Arrifana was abandoned, with the English crusader and chronicler, Roger of Hoveden, reporting forty years later that it was “recognizable but in ruins”. It is believed that the minaret was used as a watchtower in the fourteenth century. Despite appearing in written records dating back to 1786 and being clearly identifiable as a former inhabited area as late as 1841, the location of the ribat was only identified by archaeologists at the beginning of this millennium. Its architectural features are inspired by the ribats identified in North Africa. Excavations
In addition to protection against invaders the ribat was dedicated to prayer, containing eight mosques with qibla and mihrab oratories where warrior monks prayed, as well as a minaret, a madrasa and accommodation. These structures were built in mud on stone foundations, with floors mostly of beaten earth, with wood coverings and straw roof tiles. A building located in the north-eastern part of the necropolis provided a bench, storage for water, and a basin dug in the soil. The floor and walls were well-coated with lime. Excavations by the Faculty of Social and Human Sciences of the New University of Lisbon have identified decorated amulets, remains of tableware and kitchenware, as well as pottery for storage. Brass items used for weaving, such as a spindle, have also been found, together with iron weapons, including a dagger, a sword, a spear, and arrowheads. Items related to fishing and mollusc harvesting have also been identified. A long fragment of bone is believed to have been part of a musical instrument.
Also found partially within the confines of the ribat was a necropolis. Sixty-one graves have been discovered orientated northeast-southwest, indicating the burial of the corpses with the face turned towards Mecca. Some graves assumed to be Christian were also identified. Text found on some of the gravestones or stele predated the construction of the ribat and it is unclear whether the epitaphs were ‘’’in situ’’’ at the site when the Ribat of Arrifana was built, whether they were transferred from a small village nearby, or whether the stones were simply reused. The corpses were buried in pits with their arms gathered tightly to their abdomen and legs slightly bent. Of the corpses examined, no signs of violence were detected as a cause of death, nor severe bone trauma or infections. Dental caries constituted the most common pathology. There was also considerable evidence of anemia.)
Eine zweite Schlucht galt es, auf dem Weg nach Arrifana zu durchqueren. Als wir aus dem Tal aufstiegen, kam uns von ganz oben eine Ziegenherde entgegen, in voller Geschwindigkeit rasten die Ziegen auf uns zu, die wir uns auf einem kleinen Pfad direkt an den Klippen befanden. Doch das war für die Ziegen kein Problem zwei, drei oder vier Ziegen passierten uns gleichzeitig und es war noch Platz für weitere auf dem steilen Abhang. Ohne anzuhalten rannten sie den Abhang weiter bergab, bis sie hinter einem Felsvorsprung verschwanden. Als wir dann die Höhe geschafft hatten, lag vor uns auch schon das Restaurant an der Küste vor Arrifana. Wir waren de facto da und es war noch nicht um Zwei. Toma saß im Schatten vor dem Hotel und lernte fleißig chinesisch. Die Rezeption war etwas desorientiert und wusste mit unserer Buchung nichts anzufangen. Erst als Glenn den Rezeptionisten bat, Riccardo anzurufen, klärte ich alles auf und wir konnten auch sofort einchecken.
Duschen, erholen im stark heruntergekühlten Zimmer und der Bericht ist schon vor dem Abendessen fertig.
Noch eine Info aus der Wikipedia:
Arrifana (portugiesisch Praia da Arrifana) ist ein Strand im Süden Portugals, am Fuße der gleichnamigen Ortschaft, in der Gemeinde Aljezur in der Region Algarve. Arrifana ist ein mit der Blauen Flagge ausgezeichneter Strand im Costa-Vicentina-Naturpark, der sich über eine Länge von 500 m erstreckt. An seinem südlichen Ende befindet sich eine Gesteinsformation im Wasser, die aufgrund ihrer vertikalen Form Pedra da Agulha (Nadelfelsen) genannt wird.
Der Strand liegt in einer Bucht und wird von hochaufsteigenden Steinklippen geschützt, die zum Teil mit Wohnhäusern bebaut sind. Nationale und internationale Bekanntheit erlangte Arrifana durch seine ganzjährig hohe Wellenqualität, die ihn zum beliebten Ziel für Surfer macht. An den letzten Juli-Wochenenden veranstaltet ein lokales Restaurant in Zusammenarbeit mit der lokalen Fischerorganisation Associação de Pescadores da Arrifana ein Fest zu Ehren des Patrons der Fischer.
Anmerkung: Als wir den Strand passierten, gab es keine Wellen, kein Lüftchen bewegte sich und die Surfer hockten im Wasser untätig auf ihren Brettern herum.
Nachtrag: Als wir zum Dinner aufbrachen, zog eine Rauchwolke den Strand entlang. Es musste irgendwo nicht weit entfernt ein Feuer ausgebrochen sein. Das Dinner-Restaurant befand sich ein wenig weiter unten im Dorf in Richtung Meer. Das kam mir entgegen, denn vielleicht könnte ich heute den 2. Sonnenuntergang fotografieren. Doch davor erhielten wir noch eine Information von Riccardo, dass nicht weit entfernt tatsächlich ein Großbrand ausgebrochen ist und wir morgen nicht auf dem Fischerpfad zum nächsten Ort gehen können. Er wird einen Transport für uns organisieren. Das passte super zu unseren Plänen. Jane wollte sowieso nicht gehen und wir hatten mit Glenn bereits Pläne geschmiedet, wie wir möglichst viel Küste und wenig Inlandwege laufen könnten und welche Strecke besser mit dem Taxi zurückzulegen wäre. Die morgige Strecke hatte eben nicht viel Küste, sondern fast nur Inlandwege zu bieten.
2.10.2023 Arrifana – Carrapateira
7. Wandertag
Der Transferbus sollte uns 10.30 Uhr abholen. Also gemütlich ausschlafen, in aller Ruhe frühstücken, mit den anderen Wandern die Pläne austauschen. Es stellte sich heraus, dass nur Riccardo uns gewarnt hatte. Alle anderen Wanderer wurden von ihren Organisationen nicht informiert, geschweige wurde für sie ein Transfer organisiert. Ich bin sehr zufrieden mit dem Tour-Operator und Riccardo.
Im Übrigen war der Brand durch einen Großeinsatz von über 50 Feuerwehren, 2 oder 3 Löschflugzeugen und 150 Feuerwehrleuten um Mitternacht gelöscht.
Durch den Transfer mit den Koffern kamen wir sehr zeitig in unserem nächsten Hotel an, einem großen alten Haus mit einem wunderschönen Innenhof, der viel Gelegenheit bot, sich hier wohlzufühlen, sich zurückzuziehen, die Zeit zu genießen, der gespickt war mit exotischen Blumen in Töpfen und anderen Gefäßen aller Art. Die Unterkunft wurde geführt von einer Niederländerin. Die Zimmer waren schon bezugsbereit und nach dem Abladen unserer Sachen im Zimmer, begaben wir uns mit Glenn und Jane auf einen Spaziergang um das Örtchen. Nach 40 Minuten waren wir an der Küste und aßen erst mal ein Eis. Hier tobte der Bär. Viele Leute waren am Strand, hauptsächlich Surfer. Wenn die Niederländer zum 16. Geburtstag einen Wohnwagen bekommen oder für den 18. Geburtstag bestellen, so erhalten wohl alle Portugiesen ein Surfbrett zur Kommunion. Doch auch heute hatte der Atlantik nur sehr mäßige Wellen im Programm, was für die Lernenden Surfer von Vorteil war. Der Strand war breit und lang und gesäumt von einer Steilküste, die alle Farben aufbot. Ich kam mir vor wie im Death Valley im Art Drive mit seinen vielen unterschiedlich bunten Gesteinen. Am Ende des Sandstrandes mussten wir uns nach oben begeben auf die Klippen und konnten von da die beeindruckenden Küstenformationen und die davor-gelagerten Felsen bewundern. Eine frische Brise blies vom Meer her und machte die hohen Temperaturen ertragbar. Wir nahmen jeden Zentimeter der Küstenlinie mit und genossen die schönen Ausblicke auf das Meer und die Buchten. Das Wasser war klar, tiefblaue Farben wechselten mit sattem Smaragdgrün, was die vielen Taucher, die wir von oben sahen, bestimmt freute. Hier vor der Küste soll es mehrere gesunkenen Schiffe geben, lohnende Spots für die Taucher. Die Küste war auch besonders schön, steil, zerklüftet, Steinformationen aller Couleur, aber auch Vorsicht war geboten, denn nicht selten standen die letzten Meter des Steilufers über und ein Abbrechen war nicht auszuschließen. Für mich das schönste Stück Küste, das wir heute völlig untypisch auf unserer linken Seite beim Wandern hatten, da wir in Richtung Norden liefen.
Es wurden dann doch 5 Stunden bis wir wieder zurück im Hotel waren. Einige sandige Passagen waren auf dem Rückweg vom Strand noch zu absolvieren, doch die Küstenwanderung hatte sich ohne Zweifel gelohnt.
Abendessen dann mit Toma in einer Bar, die hier den Urlaub mit Corona genießt und ihn schon zum besten Urlaub des Jahres deklariert hat. Das Essen ist auch wirklich lecker in Portugal. Tja, und Wandern muss sie auch nicht mehr.
3.10.2023 Carrapateira – Vila do Bispo
8. Wandertag
Der vorletzte Wandertag zu zweit mit Glenn. Wir verabschiedeten uns kurz vor halb Zehn von unseren Ehegattinnen und liefen Richtung Süden, erst einmal zum Strand, los. Die beiden Zurückgebliebenen wollten heute eine ruhige Kugel schieben, faulenzen, sich vorm Wandern drücken. Toma ist noch leicht positiv, Jane ist ein wenig pflastermüde (oder hat zu viel Sand im Getriebe –sie mag kein Sandlaufen).
Heute waren etliche Höhenmeter zu absolvieren. Nach dem Strandspaziergang am Praia do Armado, bei dem uns der einzige Surfer weit und breit mit dem Surfbrett frustriert – so schien es - unterm Arm entgegenkam (gestern waren sie hier zu Hunderten unterwegs), ging es steil bergauf (wir nahmen eine Abkürzung). Von oben genossen wir wieder die Aussichten auf die Küste, die heute ein wenig im Nebel lag, zumindest bis kurz vor Mittag. Der Nebel und die leichte Brise ließen das Laufen erträglicher werden, denn die Aufstiege hatten es heute wirklich in sich und brachten mich das erste Mal richtig zum Schwitzen. Kaum oben angekommen, schon hieß es, wieder bergab in die nächste Schlucht absteigen. Dort wartete ein schöner versteckter Sandstrand in einer kreisförmigen fast geschlossenen Bucht. Der Anstieg vom Strand war diesmal weniger steil, dafür aber sehr lang. Doch die Anstiege sind nie länger oder höher als der Aufstieg auf unsere Trainingshalde (Hohewardt) in Herten Süd. Dieser Gedanke hilft, vor allem in der Hitze nicht zu verzweifeln. Am Klippenrand mit schöner Aussicht saß eine Kanadierin, die mich wegen Toma ansprach, wie es ihr gehe. Toma hatte von einem kanadischen Ehepaar gesprochen und ich dachte, es wäre die Frau davon und fragte nach ihrem Mann. Oh sagte sie, der ist schon lange verstorben.
Der atemberaubenden Aussicht folgte der nächste Gang in die Tiefe, der erneut an einen schönen Strand mit Felsen aus Schiefergestein, einer davon als Wächter der Bucht in die Höhe ragend, endete. Wir sahen an einigen Stellen, Seile von oben herabhängen. Es sah so aus, dass hier Klettertouren eingerichtet waren. An den Schieferfelsen wuchsen Mies-Muscheln und es gab einiges zu fotografieren.
Der Abschied vom romantischen Strand bescherte uns einen weiteren (dem Trail schlecht gesinnte Wanderer würden sagen – brutalen -) Aufstieg, aber den letzten für heute, denn der Weg verließ die Küste und verlief in Richtung Inland. Wir hatten den Weg heute ein wenig zu unseren Gunsten korrigiert, in dem wir an der Küste geblieben waren und eine Inlandsschleife durch die zwei Ab-und Aufstiege ersetzt hatten. Ich bin mir sicher, es war der schönere Weg, auf alle Fälle der kürzere und damit auch der schnellere, was wir merkten, da plötzlich hinter uns viele Wanderer auftauchten, die Carrapateire eher verlassen hatten als wir.
Tja wie Inlandswege so sind, bescheiden, immer zu lang und fast immer langweilig. Durch das Quatschen beim Laufen verpassten wir eine Abbiegung, die einfach fantastisch ausgeschildert war, aber wir waren so abgelenkt, dass wir dann 200 Meter weiter auf der Straße merkten, wir sind falsch. Zurück im Schatten Mittagessen und dann die restlichen 3,5 km bis zum Ziel gehen. Vila do Bispo ist ein schönes kleines Städtchen, mit drei Windmühlen und einem alles überragenden Wasserturm, ziemlich romantisch, ein Mischmasch aus alt und neu, wobei Neu in traditioneller Bauweise errichtet wurde, aber eben wie es im Süden ist, auch mit Ecken, die noch eingefallen sind, wo das Geld nicht da war, das Haus zu erhalten oder zu renovieren.
Unsere Unterkunft ein Dreisterne-Hotel ist ein altes ehrwürdiges großes Haus direkt am Hauptplatz der Stadt, gegenüber der Kirche. Toma ruht sich aus, ich schreibe den Bericht und freue mich schon auf das Abendbrot.
Heute war auf alle Fälle ein Tag mit reicher Fotoausbeute.
4.10.2023 Vila do Bispo – Sagres
9. Wandertag
Letzter Tag. Toma immer noch leicht positiv. Wir verlassen Vila do Bispo mit einem Taxi und wollen bis zum Torres fahren, dem geodätischen Punkt auf 158 Meter Höhe, der die Küste weit hin sichtbar überragt. Der Taxifahrer hält an, als die Asphaltstraße zu Ende ist. Der Torres ist schon zu sehen, aber wir müssen ein paar Meter mehr laufen als geplant. Es geht entlang auf einer staubigen Straße, die entlang eines Waldes verläuft an dessen Rand eine Ziegenherde weidet. Ein formvollendeter Schäfer mit schönen Hütehunden passt auf, dass die Ziegen nicht abhandenkommen. Wir passen auf, dass wir nicht allzu sehr eingestaubt werden, von den Autos, die uns überholen und eine Staubwolke hinter sich herziehen. Bevor wir die Abzweigung zum Torres passieren, kommen wir vorbei an einem Relikt der vor GPS-Zeiten, einer Radarstation, die ein vertikales Signal für die Orientierung der Flieger aussendet. Sie arbeiten wohl immer noch als Backup für den Fall des Nichtfunktionieren des GPS-Systems. Obwohl wir die Küste schon riechen können, laufen wir asymptotisch auf sie zu. Diese lange Strecke wollten wir uns eigentlich verkürzen. Als wir dann doch (noch vor der Unendlichkeit) auf die Küste stoßen, sind wir wieder begeistert von den Blicken hinüber auf Amerika und die steilen Klippen. Heute gibt es ein wenig Marscherleichterung durch einen kühlenden Wind und das Sonnenlicht ein wenig dimmende zarte Wolken. Wir verlassen des Öfteren die grün-blaue Markierung und gehen entlang der Abbruchkante. Es gibt wieder wundervoll buntgefärbte Felsformationen. So liegt eine mehrere Meter dicke grell-gelbe Gesteinsschicht auf tief rotem Untergrund 30 Meter über dem blauen Meer, das sich weiß schäumend an der Küste bricht. Noch einmal wunderschöne Motive, die ich dankbar entgegennehme. Ein Angler sitzt oben auf den Klippen, die Angel reicht ins Meer hinaus und fällt dann 40 oder mehr Meter in die Tiefe. Ein wenig schwindelerregend ist dieser Anblick, denn das relativ lose Gestein könnte jeden Moment abbrechen, zumal die Küste an vielen Stellen weitläufig unterspült ist. Unser Weg entlang ganz vorn am Meer bietet zwar immer wieder diese schönen Blicke, ist aber auch anstrengend, da er auf felsigem Untergrund verläuft, der nicht einfach begehbar ist. Glenn hat sich heute durch das ständige Gehen auf den spitzen Steinen die Füße wund gescheuert. Vor uns liegt der Leuchtturm am südwestlichsten Punkt Europas, der langsam immer größer wird. Je näher wir kommen, desto weniger wollen wir näherkommen, denn die Ausmaße der „Zivilisation“ werden immer deutlicher. Massenhaft am Straßenrand parkende Autos, Buden, die Snacks und kalte Getränke verkaufen, Stände mit Strickwaren, laut brummende Dieselgeneratoren, die die Zivilisation mit Strom versorgen. Der Höhepunkt, der Leuchtturm selbst inklusive Restaurant und aller sozialen Einrichtungen ist geschlossen. Wahrscheinlich ist die Saison vorbei und es lohnt sich nicht mehr, obwohl die Touristen massenweise in Bussen an den Ort gebracht werden. Es ist nun auch schon 15 Uhr, heiß und wir genehmigen uns ein Eis, gleich neben der letzten Würstelbude vor Amerika, da wir ja von der Küste kommen, der ersten in Europa. Man erhält hier auch ein Zertifikat, dass man hier war, wenn das möchte. Als wir auf die Europa-Karte an der Bordwand des Servicewagens schauen, sehen wir das östliche Ende Europas nicht. Doch ich war dort – in Orsk – einer TNK-BP Raffinerie, die genau ganz unten am Rande des Urals liegt. Dort gibt es sogar einen Obelisken, der zeigt, dass hier Asien beginnt und Europa zu Ende ist. Und am Nordkap waren wir ja auch. Mission accomplished. Etwas gestärkt machten wir uns auf die letzten 4,5 Meilen nach Sagres. Sagres war schon lange in der Ferne zu sehen und es sah verdammt weit aus, was wir da noch zu gehen hatten. An der nächsten Gaststätte verabschiedete sich Jane von uns und nahm ein Taxi. Wir kosteten das Vergnügen voll aus und liefen der Küstenlinie folgend auf Sagres zu. Die Küste fiel immer noch steil ab und war recht brüchig. Immer wieder passierten wir Abschnitte, wo die letzten Meter eingefallen waren, Krater bildeten, wo das Meer Bögen und Unterspülungen zurückgelassen hatte. Es war schon unheimlich, sich zu nah an die Kante zu wagen. Als wir dann den ersten großen Strand von Lagos erreicht hatten, wo sich Hunderte von Surfern und Badende versammelt hatten, verblieb nur noch eine halbe Stunde bis zum Hotel. Das Hotel – ein Boutique-Hotel – mit fantastischen Blick auf den Strand einem wunderschönen Außenbereich mit Palmen und Jaccusi ließ keine Wünsche offen. Das Beste zum Schluss, so wie es sein soll. Toma hatte das Zimmer schon bezogen und wollte unbedingt noch einmal zum Strand. Ich brauchte erst eine Pause. Vom Strand kam dann die Whatsapp: Komm zum Strand, es ist wunderschön. Ich raffte mich also noch einmal auf und bereute es nicht. Ein feiner Sandstrand mit warmen Wasser (da ich ins Wasser ging, muss man davon sprechen) und einem Bad im Atlantischen Ozean war der krönende Abschluss unserer Wanderung. Die Sonne ging hinter den Klippen unter und wir suchten das nächst gelegene Restaurant auf, um zu Abend zu Essen.
5.10.2023 Sagres –Lagos – Lissabon
Rückfahrt nach Lissabon
Trotz der Tatsache, dass wir heute wirklich ausschlafen konnten, weckte mich mein Geist kurz vor Sonnenaufgang. Ich packte die Kamera und begab mich in den Hotelgarten. Ich hatte gerade ein Bild gemacht, als mich ein junger Mann ansprach und fragte, ob ich das beruflich mache (fotografieren). Wir kamen ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass er selbst Kriegsfotograf war und für Sky arbeitet. (Er war in allen Kriegen unterwegs gewesen und gerade aus der Ukraine zurückgekehrt.)
Das zweite Ereignis erlebten wir beide, als wir einen Strandspaziergang nach dem Frühstück unternahmen, um Toma am Ziel der Reise (mit dem Koffertransporter) zu fotografieren.
Toma sah einen Mann auf halber Höhe der Klippen stehen. Wir winkten ihm zu. Er uns zurück. So richtig war nicht klar, was er da machte. Die Klippen waren überall als gefährliche Abbruchzone dargestellt und ausgezeichnet. Es wurde gewarnt, in der Nähe unterhalb der Klippen am Strand sich aufzuhalten und der junge Mann stand da auf halber Höhe und ??? Ja, es schien er stieg ab oder auf. Nach den ersten Bewegungen wurde klar, dass er zwar gut durchtrainiert aussah, aber wohl zum ersten Mal kletterte. Wir riefen ihm zu, wie er aus unserer Sicht nach oben kommen könnte. Ich kletterte sogar ein paar Meter hinauf, um mir alles aus der Nähe anzuschauen. Das war jedoch gefährlich, da ständig lose Steine die Klippen hinunterrollten. Zu dieser Zeit kam auch gerade eine deutsche Surfgruppe am Strand an. Wir fragten, ob sie ein Telefon hätten, um Hilfe zu holen. Ein Surfer, Tobi, ließ alles stehen und liegen und kletterte barfuß hinauf. Von der anderen Strandseite kam eine Portugiesin, die das Geschehen beobachtet hatte und rief die Rettung an. Die Rettung schien aber eine Stunde entfernt zu sein. In der Zwischenzeit war auch der Surflehrer zu dem im Fels hängenden Touristen hinaufgeklettert und zu Zweit versuchten die Beiden Surfer ihn den steilen Abhang hinaufzulotsen. Das gestaltete sich nicht so einfach, da der junge Mann Angst hatte, sehr vorsichtig agierte. Nun gesellten sich von oben Zuschauer hinzu. Toma war in der Zwischen zeit ins Hotel gelaufen, um ein Seil zu organisieren. Ich begab mich auch nach oben, denn es wurde klar, dass sie die Route nach oben gewählt hatten. Am Strand in Sagres sterben jedes Jahr Menschen, die von den Klippen stürzen. Oben angekommen, hatten sie gerade eine Position erreicht, wo sich der Tourist ausruhen konnte, da die Beine schon angefangen hatten zu zittern, also typische Panikattacken. Ich rannte zum Hotel, um Wasser zu holen, da kam auch schon die schnelle medizinische Hilfe und als ich diese eingewiesen hatte und sie um den Berg herum fahren wollten zum Ort, sah ich auch schon die glücklichen drei auf mich zukommen
26.09.2023 Porto Covo – Vila Nova de Milfontes
1. Wandertag
Frühstück gab es 7.30 Uhr und es war für portugiesische Verhältnisse vor dem Aufstehen. Wahrscheinlich war dies den vielen ausländischen Gästen geschuldet, die im Hotel übernachteten und früh ihre Wanderung beginnen wollten. Das war auch unser Absicht. 8.30 Uhr standen wir bereit für das Startfoto und dann ging es schon los. Es fühlte sich nicht an wie eine Weitwanderung und schon gar nicht wie eine Herausforderung. Den Rucksack auf den Rücken merkten wir so gut wie nicht, das Wetter war prächtig, die Sonne schien ein leichter Nebel lag über dem Wasser und schwappte auf das Ufer und die Küstenrandbereiche über, was eine mystische Stimmung schuf und der Sonne die wärmende Kraft ein wenig nahm. Also beste Bedingungen, der längste oder bessere höchste Anstieg am Tag war vielleicht knapp 50 Höhenmeter. Die Ausschilderung des Weges, ein wenig anders als üblich, denn die Richtung, die wir nicht gehen sollten war mit denselben Farben gekennzeichnet, nur dass das Zeichen ein Kreuz war, keine zwei parallele grün blaue Linien, die uns bis zum Ende Europas nun den Weg weisen sollten. Aber man gewöhnt sich schnell daran. Und selbst in dem Nebel, der mit seinen feinen Wassertröpfchen ein wenig Kühlung brachte, waren doch einige Wanderer zu sehen, die wie wir den Fisher-Mans-Trail liefen. Das hätten wir uns auch für den Alpe-Adria-Trail gewünscht. Obwohl wir ja Begleitung hatten, Jane und Glenn aus den Staaten, war es doch schön, viele Gleichgesinnte um sich zu wissen.
Es waren 19-20 km angesagt auf der heutigen, für sehr viele Wanderer die erste Etappe auf dem Trail. Das hört sich nicht viel an, ist aber bei den meisten friesischen Inseln eine Gesamtumrundung. Die Schwierigkeit heute war der Sand. Fast die ganze Strecke liefen wir durch weichen, lockeren Sand, in den man so schön einsinkt und mühsam wieder die Füße hochheben herauskommt.
Am Hafen von Porto Novo vorbei, ein wenig den Berg hoch und schon waren wir in der Spur, die sich entlang der Küste zog, mit herrlichem Blick auf das schäumende Meer und unter den Füßen der lockere Sand, daneben eine beeindruckende Flora mit für uns exotischen Pflanzen. Sehr schön. Zum Fotografieren gab es reichlich Motive.
Manchmal verschwand der Weg hinter den Dünen und das Meer war nur noch leise zu hören, dann ging es wieder hinab zum Strand, den um die Mittagszeit die Flut auf ein Minimum reduzierte und wir aufpassen mussten, dass die Schuhe nicht nass wurden. Wir passierten eine Festung aus dem 15. Jahrhundert, schauten einer Surfschule zu, die Wellen waren oi, oi, oi, und bestaunten die wunderschönen Buchten, eingerahmt von steilen Felsen, an denen sich die mächtigen Wellen brachen und die Gicht fast bis zu uns herauf schleuderten. Bis zur Mittagszeit hielt sich der Nebel und dann verschwand die Mystik und es wurde kuschelig warm, die Sonne brannte, der Sand war im Getriebe und die Beine wurden langsam müde. Wir rasteten am Strand und dann auf einer schattigen Bank auf einem Parkplatz, bis es dann wieder entlang der Küste zum Ziel ging. Die Ausblicke zu unserer Rechten waren großartig. Verlaufen konnte man sich kaum, doch Toma gelang es (es waren halt viele sandige Wege und manchmal auch ohne Markierung) trotzdem, doch Glenn griff sofort korrigierend ein. Die versprochene Bar kurz vor dem Zielort war geschlossen und wir kamen erst am ersten Minimarkt 300 Meter vor dem Ziel zu einer Erfrischung. Unser Hotel lag so ziemlich im Zentrum und als wir dort anlangten, war es auch schon 17.30 Uhr, also hatten wir ein Tagspensum von 9 Stunden heute bewältigt. Soviel zu einem Strandspaziergang. Doch wir haben das Versprechen von Ricardo, der Sand soll weniger werden.
27.09.2023 Vila Nova de Milfontes – Longueira
2. Wandertag
Frühstück nach dem Aufstehen, nicht eher als 8.30 Uhr. Die Uhren gehen hier doch etwas langsamer und der Tag beginnt nicht mit einem Sprint. Wir können also nicht zeitig starten und die kühlere Tageszeit zum Wandern nutzen. Die Sonne scheint wieder am Firmament, doch der Morgennebel fehlt heute und somit ein wenig die Romantik von gestern. Wir nehmen nicht den Weg über die Brücke, sondern das Boot über den Rio Mira, den saubersten Fluss Europas und kürzen somit die Route etwas ab (3 km). Es geht vorbei an dem Fliegerdenkmal, zu Ehren der Piloten, die 1923 nach China aufbrachen und dann hinunter zur Anlegestelle. Mit einem kleinen Boot queren wir den Fluss und laufen am Strand entlang, wo sich schon die Surfschüler beflissen den Erläuterungen der Surflehrer folgend in die Wellen werfen. Der Weg geht aber weg vom Strand in Richtung der Äcker. Hier ist kein Sand und das Laufen geht einfacher. Mir gefällt jedoch das Laufen an den Klippen besser, mit dem Tosen des Meeres und den auf das Ufer zurollenden Wellen. Doch irgendwann macht der Weg einen Knick und wir sind wieder am Atlantik. Hier ist auch noch ein wenig Nebel, den wahrscheinlich die Gicht der sich am Steilufer brechenden Wellen erzeugt. Ganz wenige Wanderer laufen den Strand entlang, wahrscheinlich eher Badende, denen das Wasser mit 20 Grad Celsius auch zu kalt ist. Alle anderen und es sind wieder viele Wanderer unterwegs, aus allen Herren-Ländern, gehen mit uns oben auf den Klippen. Einige kommen uns entgegen und scheinen den Weg in die andere Richtung zu laufen oder es sind Tagesausflügler. Die Blicke aufs Meer sind immer wieder schön, auch entlang der Küste hinein in die Buchten, auf die vorgelagerten Felsen, die ausgewaschene Steilküste, geformt von dem ständigen Anrennen des Wassers. Wenn die Wellen auf einen größeren Felsen prallen und das Wasser in die Luft geschleudert wird, könnte ich diesem Schauspiel stundenlang zuschauen.
Der Weg trennt sich immer wieder vom Atlantik und geht durch das Hinterland. Manchmal streifen wir durch dichte Vegetation, ducken uns in den tunnelartigen aus Pflanzen geformten Gängen, manchmal hilft auch das nicht mehr und wir kämpfen uns durch das dicht gewachsene Grün. Doch dann öffnet sich das Grün und wir sehen vor uns wieder die Küste, hören plötzlich wieder ganz laut die Wellen und genießen die frische Brise, die uns oben über dem Atlantik um die Nase weht.
Zu tragen habe ich so gut wie nichts. Trinken (etwa 2 Liter), die Kamera, das Handy, ein Powerpack, ein Brötchen, meine Regenjacke, das Schweizer Messer und die Reisedokumente. Keine 5 Kilo, man merkt den Rucksack so gut wie gar nicht.
Die Flora ist recht vielfältig und trotz, dass es schon spät im Jahr ist, blühen noch eine ganze Menge Blumen. Die typischen Meeres-/Strandvögel zeigen sich ab und zu und sind nicht allzu scheu (die Fluchtdistanz ist deutlich geringer als in Deutschland). Gestern gelangen sogar mit dem 24-105 mm Objektiv einige Vogelaufnahmen. Ich mache hier mehr Aufnahmen als auf dem Alpe-Adria-Trail. Das Meer scheint faszinierender zu sein als die Berge, zumindest für uns, die des Öfteren in den Bergen unterwegs sind. Mittag machten wir mit Blick auf eine schöne Bucht. Mittags merkte ich auch, dass ich mich nachcremen muss, denn die Sonne brannte auf meinem linken Arm, der nach Osten gerichtet (wir laufen in Richtung Süden) immer der Sonne ausgesetzt war. Irgendwann verließen wir die Küste und bogen nach Osten ab. Das Quartier heute lag im Landesinnern und es ging vorbei an landwirtschaftlichen Nutzflächen, die ein wenig „versalzen“ aussahen, es wuchs auch nicht viel, doch die Schafe schienen doch etwas zu Fressen finden. Kurz vor dem Ziel sahen wir ein wenig abseits ein Auto, dass sich festgefahren hatte. Glenn war schon am Helfen, wir packten auch mit an. Der Mitsubishi war tief in den Sand gefahren und hatte sich wohl dann durch die Versuche sich zu befreien erst recht festgefressen. Er saß auf. Also Sand ausbuddeln, mit den Händen. Zwei Franzosen aus Le Mond waren mit ihrem Mietwagen recht unvorsichtig auf diesem Feldweg gefahren, womöglich, um zum Strand zu gelangen. Als wir das Auto freigeschaufelt hatten, kam dann auch schon die von Jane organisierte Hilfe – ein Ortsansässiger mit Auto und dickem Seil. Wir konnten die beiden nun zurücklassen und den letzten Kilometer gehen, dreckig, gut mit Sand bepudert, doch mit dem guten Gefühl geholfen zu haben. Wir sahen das Dorf mit der Windmühle von Weitem und es erinnerte mich ein wenig an Sancho Pancho. Von der Windmühle bis zum Hotel waren es noch einmal 150 Meter und Glenn kam uns schon entgegen. Schöne Hotelanlage mit großem Swimming-Pool, doch als erstes mussten wir unsere dreckigen Sachen waschen, da wir uns ja im Dreck gesuhlt hatten, um das Auto wieder flott zu bekommen. So getan, in die Sonne gehangen und ich denke, dass sie bis zum Abendessen trocken sind. Toma geht es nicht gut. Schon auf dem Weg hatten die Halsschmerzen begonnen, dann Kopfschmerzen, jetzt so eine Art Schüttelfrost und alles wegen der blöden Frau, die nicht mal eine Hand vor dem Mund halten konnte, wenn sie im Bus hustete. Was für eine Schweinerei und das nach Corona, wo wir doch alle gelernt hatten, Masken zu tragen.
28.09.2023 Longueira – Zambujeira do Mar
3. Wandertag
Nachtrag: Toma hat Corona, das ergab ein Test, den uns Jane und Glenn gaben. Nach dem Dinner in einem kleinen Restaurant ging es zu Bett und wir schliefen bis 9 Uhr am nächsten Morgen durch. Ich gehe davon aus, dass ich morgen mit Corona aufwachen werde oder im Laufe des Tages dies sichtbar wird. (Letztes Mal hat es auch etwa 2 Tage gedauert. Und aus dem Zimmer konnte ich in der Nacht schlecht flüchten.)
Wir aßen also ganz gemütlich Frühstück, alle anderen waren schon auf dem Weg. Wir hatten mit Ricardo vereinbart, dass Toma mit den Koffern zum nächsten Etappenziel transportiert wird. Ich wollte nicht eher aufbrechen, bis dies geklappt hatte. Der Koffertransport war für 11 Uhr angekündigt und hatte auch nur eine Viertelstunde Verspätung. Nachdem Toma Platz genommen hatte, war noch genug Platz für mich und die beiden Portugiesen (die den Koffertransport bewältigten) nahmen auch mich mit bis zur Küste, da wir ja die Nacht etwas abseits vom Weg im Landesinneren verbracht hatten.
Jane und Glenn hatten so etwa 1,5 bis 2 Stunden Vorsprung. Der erste Abschnitt des Weges war recht öde. Es ging auf einem breiten Fahrweg parallel zur Küste mit mäßigen Ausblicken und fast vegetationslos stur geradeaus. Die entgegenkommenden Autos oder die mich überholenden wirbelten ordentlich Staub auf und kompensierten die gesunde Meeresluft. Nach etwa einer halben Stunde ging es bergab zu einem kleinen, ja fast romantischen, Fischerhafen. Doch das erwies sich als Sackgasse. Ich machte einige Fotos und lief wieder nach oben, wo der Weg vom Parkplatz aus nach links in die Berge abbog und man so die Bucht umgehen konnte. Jan und Glenn sind bis hierher gefahren worden, wie sich später herausstellte. Der Weg war ab hier wieder wie gestern sandig (und nicht so öde wie bisher), die Klippen um einiges höher und die Buchten steiler und gewaltiger ausschauend. Die Fotomotive standen heute denen von gestern in nichts nach. Es gab ein wenig weniger Wellen, hohe Wellen, die auf die Küste zurauschten, aber sonst alles wie schon gewohnt. Obwohl ich sehr schnell unterwegs war, holte ich erst nach einer Stunde den ersten Wandere ein. Ein Schwabe aus der Nähe von Stuttgart. Auch heute führte der Weg manchmal weg vom Ufer, wahrscheinlich wenn die Klippen zu gefährlich oder keine Wege vorhanden waren. Mit dem Schwaben liefen wir gemeinsam durch den grünen Wald, kamen ins Erzählen und es stellte sich heraus, dass unsere Reise ein kostengünstiges Arrangement war – im Vergleich zur Vorortbuchung. Da ich die beiden Amis einholen wollte und der Stuttgarter einen schweren Rucksack hatte, trennten sich unsere Wege dann auch wieder. Was ich schneller war, brauchte ich aber für die vielen Fotos von den Klippen hinab, von den wunderschönen, wildromantischen, steilen Buchten mehr an Zeit. Irgendwann tauche dann ein Leuchtturm auf, auf den der Weg zusteuerte. Doch kurz davor bog der Weg wieder ins Landesinnere ab. Das war das Dorf, in dem es etwas zu Mittag geben sollte. Vielleicht würde ich hier schon auf Glenn und Jane stoßen. Ich schaute also in das einzige Restaurant (Eher eine Kneipe) hinein und was ich sah, waren alles alte Leute, die ganz entspannt in der dunklen Schänke saßen, einen Kaffee schlürften, die Füße auf den gegenüberliegenden Stuhl ausgestreckt hatten und quatschten. Siesta. Draußen war es eh zu heiß und im Schatten der Kneipe bei einem Plausch ließ sich das Leben genießen. Weit und breit keine Amis. Ein paar Touristen hatten sich in den Wintergarten des Restaurants verirrt und schlürften ihre kalte Cola. Ich ging weiter vom Dorf und folgte nun der Straße, die mich wieder zurück zur Küste führte direkt auf den Leuchtturm zu. Es war also ein ziemlicher Umweg, den man im Interesse des Umsatzes (der einzigen Dorfkneipe) in den Fishermens-Trail eingewoben hatte. Doch es sei dem Wirt und dem Dorf gegönnt. Auf den Straßen war es selbstverständlich menschenleer und jetzt brannte auch die Sonne schon ganz schön. Am Meer angekommen wehte dann aber eine frische Brise. Glenn und Jane hatten sich orientiert und die Abkürzung auf einem steilen Pfad entlang der Klippen genommen. Der Weg führte jetzt entlang der Küste, schnitt aber die ins Meer hineinragenden Felsen ab. Für eine optimale Perspektive war es aber oft nötig, die Pfade bis ganz vor auf die Felsen zu gehen, was natürlich zusätzlich Zeit kostete. Der Weg war breit und rechts abgegrenzt durch Zäune, an denen Kakteen wuchsen. Gegen 15 Uhr tauchten dann plötzlich Jane und Glenn vor mir auf. Sie kamen gerade aus den Büschen und hatten im Schatten ihre Mittagspause gemacht.
Vor kurzem hatte ich auch zum ersten Mal auf mein Handy geschaut. Toma war schon angekommen, hatte sich in der Apotheke mit Medizin eingedeckt und gegen Ein Uhr auch ihr Zimmer bezogen. Das klang gut.
Jetzt lief ich (wir gemeinsam) wesentlich langsamer. Das war gut, denn mein Körper war vom schnellen Laufen und durch die immer noch von Kraft strotzender Sonne ziemlich aufgeheizt. Glenn und ich verließen des Öfteren den Weg und liefen bis ans Ende der Felsen, die ins Meer ragten. Jane war aber heute gut drauf. Kurz vor Vier Uhr erreichten wir den Fischerhafen Zambujeiras, wo Jane und ich hofften uns an einem Eis zu laben. Fehlanzeige. Kein Eis, aber für mich gab es Creme Brulee und eine kalte Cola. Das letzte Wegstück führte entlang einer schnurgeraden Asphaltstraße, auf der die Portugiesen sich fühlten wie auf einer deutschen Autobahn ohne Geschwindigkeitslimit. So ziemlich in der Mitte des Weges fand Glenn einen Weg, der entlang der Küste verlief und wir genossen die Abwechslung. Leider endete der Weg irgendwo und wir mussten wieder zurück auf den Asphalt. Es verblieben 10 Minuten bis zum Hotel. Toma schlief und ihr ging es wirklich nicht gut. Fieber 39 Grad, Kopfschmerzen, Schüttelfrost. Nach einer reinigenden Dusche holte ich uns eine Pizza zum Abendbrot – den Sonnenuntergang verpassend – und davor noch aus der Apotheke ein Fieberthermometer. Jetzt ist die Temperatur gefallen, das Ibuprofen wirkt. Tja noch 24 Stunden und dann bin ich wohl dran.
29.09.2023 Zambujeira do Mar – Odeceixe
4. Wandertag
Noch bin ich nicht dran, aber die Chancen sind noch groß.
Es ist schon am Morgen des 30. Septembers und wir – um genau zu sein die Frauen - haben beschlossen, heute einen Ruhetag einzulegen. Odeceixe ist ein nettes kleines Örtchen im Hinterland der Algarve-Küste. In einem hübschen kleinen Hotel mit Swimming-Pool und Michelin-Stern Restaurant buchten wir eine weitere Nacht, damit Toma weiter gesunden kann und Jane sich ausruhen von den Strapazen der Wanderung.
Gestern war ein heißer Tag, der mit einem Spaziergang durch das hübsche Städtchen, Zambujeira, kurz vor Sonnenaufgang begann. Was ich fotografierte war dann aber der Monduntergang, der in Vollmondgröße kurz vor dem Erscheinen der Sonne am Himmel im Meer verschwand. Ein kleines Trostpflaster für den am Abend zuvor verpassten Sonnenuntergang.
Ja, es war gestern keine durchgängig schöne Etappe. Lange wartete ich gemeinsam mit Toma auf den Gepäcktransport, um sicherzugehen, dass alles klappt mit Tomas Transfer. Doch um 12 Uhr entschied ich mich, dann doch loszugehen. Jane und Glenn waren bereits 2,5 Stunden unterwegs. Die Sonne stand schon fast an Ihrem Zenit und selbst in den schmalen Gassen war wenig an Schatten übrig und auf dem Küstenweg noch weniger. Selbst die frische Prise hielt sich heute zurück. 19 km waren zu bewältigen. Im ersten Teil des Weges wechselten Abschnitte an der Küste mit Wegstrecken durch den küstennahen Wald. Der Trail führte manchmal hinunter zum Strand, um dann sofort wieder hinauf zum Rande der Klippen. Nach vielleicht 6-7 Kilometer verließ der Weg jedoch die Küste. Wir kamen an großen Plantagen mit Gewächshäusern vorbei (Metallgerüste mit überspannten Sonnenschutz) in denen Himbeeren angebaut wurden. Hier pflückten die Asiaten, die wir in den Dörfern gesehen hatten, die Beeren. Der Weg, vorbei an den Plantagen, war nicht der erquickenste. Es schloss sich eine lange Asphaltstrecke an. Ich hatte wahrscheinliche eine Abzweigung in Richtung Meer verpasst und musste bis zur nächsten Ortschaft Straße laufen. Ein vorbeifahrendes Auto bot mir – der ich wohl hier deplatziert war – eine Mitfahrgelegenheit an. Ich lehnte stolz ab. Nach zwei Stunden passierte ich das Ortsschild von Azenha do Mar und genehmigte mir eine kurze Pause mit einer eiskalten Cola-Zero nebst einem herrlichen Blick auf das Meer und den kleinen Fischerhafen. Jane und Glenn mussten schon weitergezogen sein, denn in den beiden Restaurants waren sie nicht. Der nächste Abschnitt war wieder ein auf und ab, gespickt viel Sand, schönem weichen tiefen Sand, gut aufgeheizt von der Sonne und das Tempo gehörig drosselnd. Kurz vor dem Praia de Odeceixe traf ich wieder auf Michael, den Schwaben, der auch immer etwas später aufbrach und gemütlich seine Etappe abspulte. Der Blick hinab von den Klippen landeinwärts gewandt auf die Mündung des Ribeira de Seixe war zumindest die Anstrengungen bis hierher wert. Hier trennten sich dann wieder unsere Wege und ich eilte von dannen ins Landesinnere. Nach dem Abstieg hinab zum Fluss sah man dann die Mündung des Flusses Ribeira von der entgegengesetzten Perspektive. Der Weg führte weiter entlang des Flusses, besser gesagt der Trail verlief auf der Asphaltstraße ohne jeglichen Schatten bei 32-33 Grad Celsius im Schatten und in der Sonne gefühlt gut über 40 Grad. Als die Straße eine Linkskurve machte und einen großen Bogen schlug, geradeaus aber ein breiter unbefestigter Weg verlief, entschied ich mich für die Abkürzung. Die Abkürzung folgte dem Flusslauf. Nach 15 Minuten hörte der Fahrweg auf und ein schmaler Pfad ging weiter in Richtung Straße, die es wieder zu erreichen galt. Dann ging es weiter ohne Pfad und dann war Stopp an einem kleinen Bach, der aber breit und tief genug war, um trocken auf die andere Seite zu gelangen. 100 Meter vor der Straße hieß es also umkehren. 40 Minuten Umweg. Das Ziel (eine alte Windmühle oberhalb von Odeceixe) konnte man schon sehen und es schien nicht mehr allzu weit, umso tragischer war es sich wieder vom Ziel zu entfernen. Der Weg zum Ziel musste über eine Brücke führen. Diese war nicht zu sehen und als ich sie dann sah, hatte es den Eindruck, dass sie sich immer weiter entfernte, obwohl ich in Richtung Brücke lief. Und es war wirklich heiß. Doch Alternativen gab es nicht. Als auf der anderen Flussseite das Dorf begann, war klar, dass die Brücke weit hinter dem Dorf über den Fluss führte und ich viel Strecke am anderen Ufer zurücklaufen musste. Im Dorf dann angekommen hieß es das Hotel zu finden. Googlemaps sagte noch 750 Meter. Eigentlich nicht viel, aber die führten ausschließlich steil bergauf, hoch zur Windmühle und weiter hoch. Die Rezeption unseres Hotels fand ich glücklicherweise durch Zufall. Unser Raum lag noch einmal 200 Meter weiter oben. Auf dem Weg dorthin kaufte ich mir im Mini-Mercado zwei Flaschen Cola und ein Eis. Toma schaute dann ganz verschlafen aus der Tür, als ich gegen 17 Uhr eintraf. Aber es ging ihr schon besser. Eingetroffen kam eine Whatsapp-Nachricht von Glenn, dass sie etwa 3 km vor dem Ziel seien. Ich hatte sie verpasst. (Es stellte sich heraus, dass die gesamte Asphaltstraße 6,5 km lang war.)
Abendessen im Restaurant fast vor der Tür, 50 Schritte zu gehen und es war ein gutes Restaurant, nette Bedienung und leckere Speisen. Toma schwor der italienischen Küche ab und bevorzugt nun die portugiesische.
30.09.2023 Odeceixe – Odeceixe
5. Wandertag (für Manche Ruhetag)
Frühstück nach dem Ausschlafen. Ich habe fast 11 Stunden geschlafen. Danach Bericht schreiben (von gestern) und dann ging es auch schon fast los, aber es war auch schon nach um Zwölf. Wieder ein heißer sonniger Tag und nur Glenn und ich machten uns heute auf die Piste. Toma kurierte ihre Corona-Erkrankung, Jane brauchte einen Ruhetag.
Wir gingen als erster zur Mühle, ein paar Meter von unserem Hotel entfernt. Sie sah nicht nur gut von außen aus, sie war auch von innen intakt und besti
mmt noch voll funktionsfähig. Überraschend war für mich, dass sie erst kurz vor 1900 in Betrieb ging (zu einer Zeit, als in Europa wahrscheinlich fast alle Windmühlen stillgelegt wurden). Von der Mühle hatte man auch einen wunderbaren Blick über das kleine Städtchen, das in diesem Sommer fast einem Großbrand zum Opfer gefallen wäre. Rings um die Stadt ist alles verbrannt, was an Natur verbrennbar war. Jugendliche hatten ein Barbecue –Feuer unbeaufsichtigt gelassen und es war ein Brand entstanden, den die örtliche Feuerwehr hätte leicht löschen können (keine 5 Minuten Anfahrtszeit), doch die Regularien sahen die Feuerwehr aus einer Stadt 1 Stunde entfernt als verantwortlich und so entstand erst der Großbrand bis die Feuerwehr löschend eingriff. Der Brand bestimmte dann sogar die Nachrichten, auch in Deutschland.
Wir liefen auf der anderen Seite des Flusses Ribeira zum Strand von Odeceixe. In den Auen weideten Kühe, jede mit einem persönlichen Kuhreiher. Die Straße säumten Quittenbäume, aber auch alte Olivenbäume, die trächtig waren. Ich probierte eine reife, tiefblaue Olive und konnte Glenn nur bestätigen, dass sie elend bitter schmeckte. (Oliven werden wohl in Salzwasser eingelegt, bevor man sie essen kann.) Ich spuckte eine Weile.
Es war schon etwas doof, auf einer befahrenen Landstraße fast 5 km zu laufen, um zu der schönen Küste zu kommen. Der Strand von Odeceixe (man spricht das Odezesch aus) war recht gut besucht, die typischen Strandaktivitäten, Schwimmen, Surfen, Sonnenbaden, Nichtstun im Gange. Es war Ebbe und der Anblick nicht ganz so impressiv wie gestern bei Flut. Von nun an verlief der Weg entlang der Küste, was uns immer schöne Ausblicke bescherte. So richtig langweilig wird es nie, wenn man an der Küste wandert. Schon eher wenn der Weg ins Hinterland abbiegt, die kalte Brise, die das Wandern erträglich macht, fehlt, das Donnern des Meeres nicht mehr zu hören ist und die wortgewaltigen Adjektive, mit denen der Weg beschrieben ist, um ihn dem potentiellen Wanderer schmackhaft zu machen, auf die triste Wirklichkeit treffen. Nach einem Landgang kehrte der Weg noch einmal zur Küste zurück, um sich dann nach kurzer Zeit für heute gänzlich Feldwegen und Asphaltstraßen zuzuwenden. Diese führten in ein kleines Dorf mit einem schönen Restaurant, wo unser Fußmarsch zu Ende war, wir uns mit Getränken abkühlten und danach mit einem Taxi zurück zum Hotel fuhren.
Toma ging es schon besser. Jane war ausgeruht.
Abendbrot gab es wieder im Restaurant Assador, sehr lecker.
1.10.2023 Odeceixe – Arrifana
6. Wandertag
Heute Nacht hat ein Heimchen mich um den Schlaf gebracht. Das Gepfiepe konnten nicht mal die Ohrstöpsel von Huawei unterdrücken. Erst ein dickes Kopfkissen auf dem einen Ohr und das andere fest auf die Matratze gepresst verschaffte ein wenig Erleichterung. Fast zum Glück wollten wir heute ein wenig eher aufstehen, damit wir die ersten beim Frühstück waren. Nach dem Frühstück bestellte Glenn ein Taxi, das uns zu unserem Ausgangspunkt an den Strand von Monte Clerico brachte. So hatten wir gleich die Asphaltstrecke von Aljezur zum Meer, eine ewig lange Straße gespart. Der Strand war sehr romantisch und der Weg führte heute immer entlang der Klippen. Für mich der schönste Tag soweit, da er auch nicht so lang war, eine steife Brise den Schweiß unter dem Nicki trocknete und dabei ein wenig Kühlung verschaffte. Der offizielle Weg folgte der Küste nur ein kurzes Stück und bog dann ins Landesinnere ab. Genau an der Stelle stiegen wir in die Schlucht hinab, die den folgsamen Wanderern den Weg versperrte. Glenn hatte aber auf der Karte Pfade gefunden, die bis zum Ziel an der Küste entlangführten. Wir mussten sie nur noch in der realen Welt finden. Beim Abstieg sahen wir den Weg nach oben auf dem gegenüberliegenden Hang, im Tal angekommen, war aber nur ein Pfad zu sehen, der wieder landeinwärts führte. Da kein anderer da war, nahmen wir diesen und nach einer Biegung ging es dann auf diesem steil bergauf, sogar seilgesicherte Passagen, wahrscheinlich für die Regenzeit waren zu überwinden. Von oben dann wieder der geile Blick auf blaues Meer, zerklüftete Klippen, der Küste vorgelagerte Felsen, gefaltete Felsformationen, die an die Erstehung der Landschaft durch Faltung erinnerten. Ein kleines Manko gab es, denn die Wege waren sandig, obwohl uns Riccardo versprochen hatte, dass der Sand zu Ende wäre. Naja vielleicht hätten wir auf dem Inlandweg festen Staub gehabt. Für mich war es heute das perfekte Genusswandern, vielleicht ein wenig zu heiß, aber sonst perfekt. Auf dem Weg passierten wir eine ehemalige maurische Festung Ribat da Atalaia (Ribat von Arrifana), von der noch einige Ruinen vorhanden waren.
(Auszug aus der Wikipedia: It was a Muslim coastal fortress built around 1130 and is the only such Muslim fortress to have been identified in Portugal, having been excavated by Portuguese archaeologists since 2001.
History
The ribat is located on the Ponta da Atalaia, about 1 km north of Arrifana Beach. It was constructed around 1130, probably by the Sufi and Mahdi master of Christian origin, Abu-l-Qasim Ahmad ibn al-Husayn ibn Qasi, one of the leading political and religious figures in al-Andalus, the Muslim territory that covered most of Iberia during the Islamic Golden Age. Between 1130 and 1140 Ibn Qasi wrote his main work, The Removal of the Sandals, which was inspired by both the Old Testament and the Quran. In 1151 he was assassinated in Silves after being accused of betraying Islam by the followers of Abd al-Mu'min and Ibn Almúndir. After this the Ribat of Arrifana was abandoned, with the English crusader and chronicler, Roger of Hoveden, reporting forty years later that it was “recognizable but in ruins”. It is believed that the minaret was used as a watchtower in the fourteenth century. Despite appearing in written records dating back to 1786 and being clearly identifiable as a former inhabited area as late as 1841, the location of the ribat was only identified by archaeologists at the beginning of this millennium. Its architectural features are inspired by the ribats identified in North Africa. Excavations
In addition to protection against invaders the ribat was dedicated to prayer, containing eight mosques with qibla and mihrab oratories where warrior monks prayed, as well as a minaret, a madrasa and accommodation. These structures were built in mud on stone foundations, with floors mostly of beaten earth, with wood coverings and straw roof tiles. A building located in the north-eastern part of the necropolis provided a bench, storage for water, and a basin dug in the soil. The floor and walls were well-coated with lime. Excavations by the Faculty of Social and Human Sciences of the New University of Lisbon have identified decorated amulets, remains of tableware and kitchenware, as well as pottery for storage. Brass items used for weaving, such as a spindle, have also been found, together with iron weapons, including a dagger, a sword, a spear, and arrowheads. Items related to fishing and mollusc harvesting have also been identified. A long fragment of bone is believed to have been part of a musical instrument.
Also found partially within the confines of the ribat was a necropolis. Sixty-one graves have been discovered orientated northeast-southwest, indicating the burial of the corpses with the face turned towards Mecca. Some graves assumed to be Christian were also identified. Text found on some of the gravestones or stele predated the construction of the ribat and it is unclear whether the epitaphs were ‘’’in situ’’’ at the site when the Ribat of Arrifana was built, whether they were transferred from a small village nearby, or whether the stones were simply reused. The corpses were buried in pits with their arms gathered tightly to their abdomen and legs slightly bent. Of the corpses examined, no signs of violence were detected as a cause of death, nor severe bone trauma or infections. Dental caries constituted the most common pathology. There was also considerable evidence of anemia.)
Eine zweite Schlucht galt es, auf dem Weg nach Arrifana zu durchqueren. Als wir aus dem Tal aufstiegen, kam uns von ganz oben eine Ziegenherde entgegen, in voller Geschwindigkeit rasten die Ziegen auf uns zu, die wir uns auf einem kleinen Pfad direkt an den Klippen befanden. Doch das war für die Ziegen kein Problem zwei, drei oder vier Ziegen passierten uns gleichzeitig und es war noch Platz für weitere auf dem steilen Abhang. Ohne anzuhalten rannten sie den Abhang weiter bergab, bis sie hinter einem Felsvorsprung verschwanden. Als wir dann die Höhe geschafft hatten, lag vor uns auch schon das Restaurant an der Küste vor Arrifana. Wir waren de facto da und es war noch nicht um Zwei. Toma saß im Schatten vor dem Hotel und lernte fleißig chinesisch. Die Rezeption war etwas desorientiert und wusste mit unserer Buchung nichts anzufangen. Erst als Glenn den Rezeptionisten bat, Riccardo anzurufen, klärte ich alles auf und wir konnten auch sofort einchecken.
Duschen, erholen im stark heruntergekühlten Zimmer und der Bericht ist schon vor dem Abendessen fertig.
Noch eine Info aus der Wikipedia:
Arrifana (portugiesisch Praia da Arrifana) ist ein Strand im Süden Portugals, am Fuße der gleichnamigen Ortschaft, in der Gemeinde Aljezur in der Region Algarve. Arrifana ist ein mit der Blauen Flagge ausgezeichneter Strand im Costa-Vicentina-Naturpark, der sich über eine Länge von 500 m erstreckt. An seinem südlichen Ende befindet sich eine Gesteinsformation im Wasser, die aufgrund ihrer vertikalen Form Pedra da Agulha (Nadelfelsen) genannt wird.
Der Strand liegt in einer Bucht und wird von hochaufsteigenden Steinklippen geschützt, die zum Teil mit Wohnhäusern bebaut sind. Nationale und internationale Bekanntheit erlangte Arrifana durch seine ganzjährig hohe Wellenqualität, die ihn zum beliebten Ziel für Surfer macht. An den letzten Juli-Wochenenden veranstaltet ein lokales Restaurant in Zusammenarbeit mit der lokalen Fischerorganisation Associação de Pescadores da Arrifana ein Fest zu Ehren des Patrons der Fischer.
Anmerkung: Als wir den Strand passierten, gab es keine Wellen, kein Lüftchen bewegte sich und die Surfer hockten im Wasser untätig auf ihren Brettern herum.
Nachtrag: Als wir zum Dinner aufbrachen, zog eine Rauchwolke den Strand entlang. Es musste irgendwo nicht weit entfernt ein Feuer ausgebrochen sein. Das Dinner-Restaurant befand sich ein wenig weiter unten im Dorf in Richtung Meer. Das kam mir entgegen, denn vielleicht könnte ich heute den 2. Sonnenuntergang fotografieren. Doch davor erhielten wir noch eine Information von Riccardo, dass nicht weit entfernt tatsächlich ein Großbrand ausgebrochen ist und wir morgen nicht auf dem Fischerpfad zum nächsten Ort gehen können. Er wird einen Transport für uns organisieren. Das passte super zu unseren Plänen. Jane wollte sowieso nicht gehen und wir hatten mit Glenn bereits Pläne geschmiedet, wie wir möglichst viel Küste und wenig Inlandwege laufen könnten und welche Strecke besser mit dem Taxi zurückzulegen wäre. Die morgige Strecke hatte eben nicht viel Küste, sondern fast nur Inlandwege zu bieten.
2.10.2023 Arrifana – Carrapateira
7. Wandertag
Der Transferbus sollte uns 10.30 Uhr abholen. Also gemütlich ausschlafen, in aller Ruhe frühstücken, mit den anderen Wandern die Pläne austauschen. Es stellte sich heraus, dass nur Riccardo uns gewarnt hatte. Alle anderen Wanderer wurden von ihren Organisationen nicht informiert, geschweige wurde für sie ein Transfer organisiert. Ich bin sehr zufrieden mit dem Tour-Operator und Riccardo.
Im Übrigen war der Brand durch einen Großeinsatz von über 50 Feuerwehren, 2 oder 3 Löschflugzeugen und 150 Feuerwehrleuten um Mitternacht gelöscht.
Durch den Transfer mit den Koffern kamen wir sehr zeitig in unserem nächsten Hotel an, einem großen alten Haus mit einem wunderschönen Innenhof, der viel Gelegenheit bot, sich hier wohlzufühlen, sich zurückzuziehen, die Zeit zu genießen, der gespickt war mit exotischen Blumen in Töpfen und anderen Gefäßen aller Art. Die Unterkunft wurde geführt von einer Niederländerin. Die Zimmer waren schon bezugsbereit und nach dem Abladen unserer Sachen im Zimmer, begaben wir uns mit Glenn und Jane auf einen Spaziergang um das Örtchen. Nach 40 Minuten waren wir an der Küste und aßen erst mal ein Eis. Hier tobte der Bär. Viele Leute waren am Strand, hauptsächlich Surfer. Wenn die Niederländer zum 16. Geburtstag einen Wohnwagen bekommen oder für den 18. Geburtstag bestellen, so erhalten wohl alle Portugiesen ein Surfbrett zur Kommunion. Doch auch heute hatte der Atlantik nur sehr mäßige Wellen im Programm, was für die Lernenden Surfer von Vorteil war. Der Strand war breit und lang und gesäumt von einer Steilküste, die alle Farben aufbot. Ich kam mir vor wie im Death Valley im Art Drive mit seinen vielen unterschiedlich bunten Gesteinen. Am Ende des Sandstrandes mussten wir uns nach oben begeben auf die Klippen und konnten von da die beeindruckenden Küstenformationen und die davor-gelagerten Felsen bewundern. Eine frische Brise blies vom Meer her und machte die hohen Temperaturen ertragbar. Wir nahmen jeden Zentimeter der Küstenlinie mit und genossen die schönen Ausblicke auf das Meer und die Buchten. Das Wasser war klar, tiefblaue Farben wechselten mit sattem Smaragdgrün, was die vielen Taucher, die wir von oben sahen, bestimmt freute. Hier vor der Küste soll es mehrere gesunkenen Schiffe geben, lohnende Spots für die Taucher. Die Küste war auch besonders schön, steil, zerklüftet, Steinformationen aller Couleur, aber auch Vorsicht war geboten, denn nicht selten standen die letzten Meter des Steilufers über und ein Abbrechen war nicht auszuschließen. Für mich das schönste Stück Küste, das wir heute völlig untypisch auf unserer linken Seite beim Wandern hatten, da wir in Richtung Norden liefen.
Es wurden dann doch 5 Stunden bis wir wieder zurück im Hotel waren. Einige sandige Passagen waren auf dem Rückweg vom Strand noch zu absolvieren, doch die Küstenwanderung hatte sich ohne Zweifel gelohnt.
Abendessen dann mit Toma in einer Bar, die hier den Urlaub mit Corona genießt und ihn schon zum besten Urlaub des Jahres deklariert hat. Das Essen ist auch wirklich lecker in Portugal. Tja, und Wandern muss sie auch nicht mehr.
3.10.2023 Carrapateira – Vila do Bispo
8. Wandertag
Der vorletzte Wandertag zu zweit mit Glenn. Wir verabschiedeten uns kurz vor halb Zehn von unseren Ehegattinnen und liefen Richtung Süden, erst einmal zum Strand, los. Die beiden Zurückgebliebenen wollten heute eine ruhige Kugel schieben, faulenzen, sich vorm Wandern drücken. Toma ist noch leicht positiv, Jane ist ein wenig pflastermüde (oder hat zu viel Sand im Getriebe –sie mag kein Sandlaufen).
Heute waren etliche Höhenmeter zu absolvieren. Nach dem Strandspaziergang am Praia do Armado, bei dem uns der einzige Surfer weit und breit mit dem Surfbrett frustriert – so schien es - unterm Arm entgegenkam (gestern waren sie hier zu Hunderten unterwegs), ging es steil bergauf (wir nahmen eine Abkürzung). Von oben genossen wir wieder die Aussichten auf die Küste, die heute ein wenig im Nebel lag, zumindest bis kurz vor Mittag. Der Nebel und die leichte Brise ließen das Laufen erträglicher werden, denn die Aufstiege hatten es heute wirklich in sich und brachten mich das erste Mal richtig zum Schwitzen. Kaum oben angekommen, schon hieß es, wieder bergab in die nächste Schlucht absteigen. Dort wartete ein schöner versteckter Sandstrand in einer kreisförmigen fast geschlossenen Bucht. Der Anstieg vom Strand war diesmal weniger steil, dafür aber sehr lang. Doch die Anstiege sind nie länger oder höher als der Aufstieg auf unsere Trainingshalde (Hohewardt) in Herten Süd. Dieser Gedanke hilft, vor allem in der Hitze nicht zu verzweifeln. Am Klippenrand mit schöner Aussicht saß eine Kanadierin, die mich wegen Toma ansprach, wie es ihr gehe. Toma hatte von einem kanadischen Ehepaar gesprochen und ich dachte, es wäre die Frau davon und fragte nach ihrem Mann. Oh sagte sie, der ist schon lange verstorben.
Der atemberaubenden Aussicht folgte der nächste Gang in die Tiefe, der erneut an einen schönen Strand mit Felsen aus Schiefergestein, einer davon als Wächter der Bucht in die Höhe ragend, endete. Wir sahen an einigen Stellen, Seile von oben herabhängen. Es sah so aus, dass hier Klettertouren eingerichtet waren. An den Schieferfelsen wuchsen Mies-Muscheln und es gab einiges zu fotografieren.
Der Abschied vom romantischen Strand bescherte uns einen weiteren (dem Trail schlecht gesinnte Wanderer würden sagen – brutalen -) Aufstieg, aber den letzten für heute, denn der Weg verließ die Küste und verlief in Richtung Inland. Wir hatten den Weg heute ein wenig zu unseren Gunsten korrigiert, in dem wir an der Küste geblieben waren und eine Inlandsschleife durch die zwei Ab-und Aufstiege ersetzt hatten. Ich bin mir sicher, es war der schönere Weg, auf alle Fälle der kürzere und damit auch der schnellere, was wir merkten, da plötzlich hinter uns viele Wanderer auftauchten, die Carrapateire eher verlassen hatten als wir.
Tja wie Inlandswege so sind, bescheiden, immer zu lang und fast immer langweilig. Durch das Quatschen beim Laufen verpassten wir eine Abbiegung, die einfach fantastisch ausgeschildert war, aber wir waren so abgelenkt, dass wir dann 200 Meter weiter auf der Straße merkten, wir sind falsch. Zurück im Schatten Mittagessen und dann die restlichen 3,5 km bis zum Ziel gehen. Vila do Bispo ist ein schönes kleines Städtchen, mit drei Windmühlen und einem alles überragenden Wasserturm, ziemlich romantisch, ein Mischmasch aus alt und neu, wobei Neu in traditioneller Bauweise errichtet wurde, aber eben wie es im Süden ist, auch mit Ecken, die noch eingefallen sind, wo das Geld nicht da war, das Haus zu erhalten oder zu renovieren.
Unsere Unterkunft ein Dreisterne-Hotel ist ein altes ehrwürdiges großes Haus direkt am Hauptplatz der Stadt, gegenüber der Kirche. Toma ruht sich aus, ich schreibe den Bericht und freue mich schon auf das Abendbrot.
Heute war auf alle Fälle ein Tag mit reicher Fotoausbeute.
4.10.2023 Vila do Bispo – Sagres
9. Wandertag
Letzter Tag. Toma immer noch leicht positiv. Wir verlassen Vila do Bispo mit einem Taxi und wollen bis zum Torres fahren, dem geodätischen Punkt auf 158 Meter Höhe, der die Küste weit hin sichtbar überragt. Der Taxifahrer hält an, als die Asphaltstraße zu Ende ist. Der Torres ist schon zu sehen, aber wir müssen ein paar Meter mehr laufen als geplant. Es geht entlang auf einer staubigen Straße, die entlang eines Waldes verläuft an dessen Rand eine Ziegenherde weidet. Ein formvollendeter Schäfer mit schönen Hütehunden passt auf, dass die Ziegen nicht abhandenkommen. Wir passen auf, dass wir nicht allzu sehr eingestaubt werden, von den Autos, die uns überholen und eine Staubwolke hinter sich herziehen. Bevor wir die Abzweigung zum Torres passieren, kommen wir vorbei an einem Relikt der vor GPS-Zeiten, einer Radarstation, die ein vertikales Signal für die Orientierung der Flieger aussendet. Sie arbeiten wohl immer noch als Backup für den Fall des Nichtfunktionieren des GPS-Systems. Obwohl wir die Küste schon riechen können, laufen wir asymptotisch auf sie zu. Diese lange Strecke wollten wir uns eigentlich verkürzen. Als wir dann doch (noch vor der Unendlichkeit) auf die Küste stoßen, sind wir wieder begeistert von den Blicken hinüber auf Amerika und die steilen Klippen. Heute gibt es ein wenig Marscherleichterung durch einen kühlenden Wind und das Sonnenlicht ein wenig dimmende zarte Wolken. Wir verlassen des Öfteren die grün-blaue Markierung und gehen entlang der Abbruchkante. Es gibt wieder wundervoll buntgefärbte Felsformationen. So liegt eine mehrere Meter dicke grell-gelbe Gesteinsschicht auf tief rotem Untergrund 30 Meter über dem blauen Meer, das sich weiß schäumend an der Küste bricht. Noch einmal wunderschöne Motive, die ich dankbar entgegennehme. Ein Angler sitzt oben auf den Klippen, die Angel reicht ins Meer hinaus und fällt dann 40 oder mehr Meter in die Tiefe. Ein wenig schwindelerregend ist dieser Anblick, denn das relativ lose Gestein könnte jeden Moment abbrechen, zumal die Küste an vielen Stellen weitläufig unterspült ist. Unser Weg entlang ganz vorn am Meer bietet zwar immer wieder diese schönen Blicke, ist aber auch anstrengend, da er auf felsigem Untergrund verläuft, der nicht einfach begehbar ist. Glenn hat sich heute durch das ständige Gehen auf den spitzen Steinen die Füße wund gescheuert. Vor uns liegt der Leuchtturm am südwestlichsten Punkt Europas, der langsam immer größer wird. Je näher wir kommen, desto weniger wollen wir näherkommen, denn die Ausmaße der „Zivilisation“ werden immer deutlicher. Massenhaft am Straßenrand parkende Autos, Buden, die Snacks und kalte Getränke verkaufen, Stände mit Strickwaren, laut brummende Dieselgeneratoren, die die Zivilisation mit Strom versorgen. Der Höhepunkt, der Leuchtturm selbst inklusive Restaurant und aller sozialen Einrichtungen ist geschlossen. Wahrscheinlich ist die Saison vorbei und es lohnt sich nicht mehr, obwohl die Touristen massenweise in Bussen an den Ort gebracht werden. Es ist nun auch schon 15 Uhr, heiß und wir genehmigen uns ein Eis, gleich neben der letzten Würstelbude vor Amerika, da wir ja von der Küste kommen, der ersten in Europa. Man erhält hier auch ein Zertifikat, dass man hier war, wenn das möchte. Als wir auf die Europa-Karte an der Bordwand des Servicewagens schauen, sehen wir das östliche Ende Europas nicht. Doch ich war dort – in Orsk – einer TNK-BP Raffinerie, die genau ganz unten am Rande des Urals liegt. Dort gibt es sogar einen Obelisken, der zeigt, dass hier Asien beginnt und Europa zu Ende ist. Und am Nordkap waren wir ja auch. Mission accomplished. Etwas gestärkt machten wir uns auf die letzten 4,5 Meilen nach Sagres. Sagres war schon lange in der Ferne zu sehen und es sah verdammt weit aus, was wir da noch zu gehen hatten. An der nächsten Gaststätte verabschiedete sich Jane von uns und nahm ein Taxi. Wir kosteten das Vergnügen voll aus und liefen der Küstenlinie folgend auf Sagres zu. Die Küste fiel immer noch steil ab und war recht brüchig. Immer wieder passierten wir Abschnitte, wo die letzten Meter eingefallen waren, Krater bildeten, wo das Meer Bögen und Unterspülungen zurückgelassen hatte. Es war schon unheimlich, sich zu nah an die Kante zu wagen. Als wir dann den ersten großen Strand von Lagos erreicht hatten, wo sich Hunderte von Surfern und Badende versammelt hatten, verblieb nur noch eine halbe Stunde bis zum Hotel. Das Hotel – ein Boutique-Hotel – mit fantastischen Blick auf den Strand einem wunderschönen Außenbereich mit Palmen und Jaccusi ließ keine Wünsche offen. Das Beste zum Schluss, so wie es sein soll. Toma hatte das Zimmer schon bezogen und wollte unbedingt noch einmal zum Strand. Ich brauchte erst eine Pause. Vom Strand kam dann die Whatsapp: Komm zum Strand, es ist wunderschön. Ich raffte mich also noch einmal auf und bereute es nicht. Ein feiner Sandstrand mit warmen Wasser (da ich ins Wasser ging, muss man davon sprechen) und einem Bad im Atlantischen Ozean war der krönende Abschluss unserer Wanderung. Die Sonne ging hinter den Klippen unter und wir suchten das nächst gelegene Restaurant auf, um zu Abend zu Essen.
5.10.2023 Sagres –Lagos – Lissabon
Rückfahrt nach Lissabon
Trotz der Tatsache, dass wir heute wirklich ausschlafen konnten, weckte mich mein Geist kurz vor Sonnenaufgang. Ich packte die Kamera und begab mich in den Hotelgarten. Ich hatte gerade ein Bild gemacht, als mich ein junger Mann ansprach und fragte, ob ich das beruflich mache (fotografieren). Wir kamen ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass er selbst Kriegsfotograf war und für Sky arbeitet. (Er war in allen Kriegen unterwegs gewesen und gerade aus der Ukraine zurückgekehrt.)
Das zweite Ereignis erlebten wir beide, als wir einen Strandspaziergang nach dem Frühstück unternahmen, um Toma am Ziel der Reise (mit dem Koffertransporter) zu fotografieren.
Toma sah einen Mann auf halber Höhe der Klippen stehen. Wir winkten ihm zu. Er uns zurück. So richtig war nicht klar, was er da machte. Die Klippen waren überall als gefährliche Abbruchzone dargestellt und ausgezeichnet. Es wurde gewarnt, in der Nähe unterhalb der Klippen am Strand sich aufzuhalten und der junge Mann stand da auf halber Höhe und ??? Ja, es schien er stieg ab oder auf. Nach den ersten Bewegungen wurde klar, dass er zwar gut durchtrainiert aussah, aber wohl zum ersten Mal kletterte. Wir riefen ihm zu, wie er aus unserer Sicht nach oben kommen könnte. Ich kletterte sogar ein paar Meter hinauf, um mir alles aus der Nähe anzuschauen. Das war jedoch gefährlich, da ständig lose Steine die Klippen hinunterrollten. Zu dieser Zeit kam auch gerade eine deutsche Surfgruppe am Strand an. Wir fragten, ob sie ein Telefon hätten, um Hilfe zu holen. Ein Surfer, Tobi, ließ alles stehen und liegen und kletterte barfuß hinauf. Von der anderen Strandseite kam eine Portugiesin, die das Geschehen beobachtet hatte und rief die Rettung an. Die Rettung schien aber eine Stunde entfernt zu sein. In der Zwischenzeit war auch der Surflehrer zu dem im Fels hängenden Touristen hinaufgeklettert und zu Zweit versuchten die Beiden Surfer ihn den steilen Abhang hinaufzulotsen. Das gestaltete sich nicht so einfach, da der junge Mann Angst hatte, sehr vorsichtig agierte. Nun gesellten sich von oben Zuschauer hinzu. Toma war in der Zwischen zeit ins Hotel gelaufen, um ein Seil zu organisieren. Ich begab mich auch nach oben, denn es wurde klar, dass sie die Route nach oben gewählt hatten. Am Strand in Sagres sterben jedes Jahr Menschen, die von den Klippen stürzen. Oben angekommen, hatten sie gerade eine Position erreicht, wo sich der Tourist ausruhen konnte, da die Beine schon angefangen hatten zu zittern, also typische Panikattacken. Ich rannte zum Hotel, um Wasser zu holen, da kam auch schon die schnelle medizinische Hilfe und als ich diese eingewiesen hatte und sie um den Berg herum fahren wollten zum Ort, sah ich auch schon die glücklichen drei auf mich zukommen