Myanmar Reise vom 27.12.2012 bis 14.01.2013

 

Freitag 4.1.2013                                         Alle Bilder des Tages
 
Tag 2 - Inle See

Sonnenaufgang am Inle-See

Der neue Tag begann noch vor Sonnenaufgang. Nach dem Frühstück erhob die Sonne sich über die Berge am gegenüberliegenden Ufer und tauchte alles in ein warmes Licht.

Heute erkundeten wir den See und seine Dörfer. Erste Station war eine Padaung Schirmmacherfamilie in Nam Pan.

http://de.wikipedia.org/wiki/Padaung   (Mehr über das Volk der Padaung)

Gleich am Eingang drehte ein Mann ein Holzteil für den Schirm.

Eine Drehbank selbst gebaut! Als Antrieb dienten zwei gespannte Bambusstöcke, wobei der am Boden mit dem Fuß nach unten getreten wurde und so ein Seil nach unten bewegte, wie auch den Stock der an der Decke gespannt und mit dem anderen Ende des Seiles verbunden war. Dann wurde der Fuß weggenommen und der Bambusstock oben zog das Seil zurück. So bewegte sich das Seil hin und her.

Durch die Bewegung des Seiles wurde die Drehmaschine in Rotation versetzt und das aufgespannte Holz konnte mit scharfen Schneidewerkzeugen während der Drehung bearbeitet werden. Faszinierend!

Vor der Werkstatt wurde Papier geschöpft.

Das war Frauenarbeit. Die Familie machte komplett alles selbst, was für die Fertigung des Schirms benötigt wurde (mit Ausnahme des Fadens!).

Eine Frau zog das selbstgefertigte Papier auf und bestrich es mit Leim. Auf den Leim legte sie echte Blumen und schmückte so den Schirm.

Auch die einzelnen Streben fertigte sie selbst. Die Schnappvorrichtung - ein halbrundes Ende eines Stückes Holzes - schnitzte der Mann.

Die Mädchen waren für den Verkauf zuständig. Toma kaufte einen kleinen Schirm, wirklich ein handwerkliches Meisterstück unter diesen Bedingungen.

Auf dem Balkon saß eine echte Padaung Frau mit Goldreifen um ihren langen Hals. Mit 8 Jahren bekommen die Mädchen die ersten Ringe umgelegt, das zweite Mal mit 17 Jahren kommen weitere hinzu, bis dann im Alter von 25 Jahren die restlichen angelegt weren. Eine weitere Padaung - Frau mit Halsschmuck saß am Webstuhl. Mein erster Gedanke, als ich sie sah, war: "Eti nach Hause telefonieren".

Die Frauen ließen sich gerne fotografieren.

Nächste Station auf unserem Weg durch das Dorf am Inle-See war eine Silberschmiede. Auch hier sahen wir vom Schmelzprozess bis zur Endverarbeitung des Silbers zu Ringen oder Fischen oder anderen Schmuck alle Arbeitsschritte.

Schmelzen des Silbers

Ziehen von Silberfäden

Toma staubte hübsche Ohrringe ab, bei denen ich zweifle, ob sie in dieser Hütte produziert wurden, denn an Souvenierständen vor der Pagode gab es sie zum Ärger auch noch billiger. Doch wir haben die Menschen gern unterstützt, denn was sie hier leisten nötigt Achtung ab und ist eigentlich ein Freilichtmuseum, wie wir es in der Nähe in Hagen haben.

Nun von den irdischen zu den himmlichen Dingen. Wir besuchten die Pagode des Ortes, die Ausgangspunkt des Festivals am Inle-See im Oktober jeden Jahres ist. Hier stehen die Boote, die während der Prozession zum Einsatz kommen. Es muss ein riesiger Spektakel sein.

In der Mitte des Tempels auf dem Altars standen 5 goldene Klöpse. Den mittleren Teil durften nur Männer betreten und somit sich den goldenen Kugeln nähern.

Die unförmigen Gebilde sollen einmal Buddhastatuen (Figuren) gewesen sein, auf die die Pilger und Gläubigen Goldplättchen aufgerieben haben. Das Gold soll eine so dicke Schicht sein, dass die ursprünglichen Formen der Buddhas nicht mehr erkennbar sind.

Ein ständig wiederholende Lautsprecherdurchsage weist daraufhin, dass nur im Kloster gekaufte Blattgoldplättchen aufgerieben werden dürfen, keine mitgebrachten Goldblättchen - Geschäft ist Geschäft, das ist und bleibt heilig.

Vor dem Altar betete eine Besuchergruppe und das schön getrennt nach Jungen und Mädchen. Auch hier kauften wir etwas - ein Mitbringsel für unserer Enkelkinder - zwei Marionettten - ein Pferd und einen Elefanten.

Nicht weit vom Tempel schauten wir an einer Buddhawerkstatt vorbei. Irgendjemand muß ja auch die ganzen Buddhas produzierten. Auch hier war der gesamte Produktionsprozess unter einem Dach konzentriert.

Da die Werkstatt heute wegen des Feiertages nicht arbeitete, man uns aber trotzdem alles erklärte, verblieb noch ein wenig Zeit, durch das Dorf zu schlendern.

Toma lud sich in eine Familie ein und ließ sich die Küche zeigen. Beim Rundgang durch das Dorf sahen wir auch die Arbeiten des Blechschmiedes, der hauptsächlich für Tempel arbeitete.

Vor dem Mittag fuhren wir mit dem Boot noch in das Weberdorf.

Obwohl wir ja Weben in den verschiedensten Ländern gesehen hatten, gab es auch hier etwas Neues zu entdecken. Hier wurde die Seide aus den Lotusstengeln gewonnen, indem man diese anschneidet bricht und dann abzieht. Handarbeit!

Das Färben in der Hexenküche (siehe Bild) soll angeblich mit deutschen Farben (Bayer / BASF) erfolgen, also nicht gesundheitsschädlich.

Die Küche, Färberei, sah aber nicht gerade aus, als entspräche sie den erforderlichen Arbeitschutzstandards.

Im Nebengebäude standen etliche Webstühle und das Ganze erinnerte an frühkapitalistische Verhältnisse, nur dass die Dampfmaschine durch den Elektroantrieb ersetzt war. Der Stoff war nicht zu bezahlen. Die Einmaligkeit der Lotusseide ließ man sich mit Dollar vergüten.

Endlich gab es Mittag. (Unten das Restaurant direkt auf dem See)
  Danach eine rauchen - natürlich nicht - sondern die Zigarrenherstellung anschauen.

3$ pro 1000 Stück erhalten die Mädchen im Akkordlohn (pro Tag). Schaffen sie mehr, gibt es mehr Geld. Da die Touristen manchmal etwas Trinkgeld gaben - für 's Zuschauen, ist diese museumshafte Arbeitsweise eine Win-Win-Situation (eine wichtige zusätzliche Einnahmequelle für die Mädchen).

Was die Zigarrenherstellung anbetrifft, so könnte man dies wegen mir bedenkenlos abschaffen.

Als nächstes schauten wir eine Bootsbauerei an. Hier wurden die typischen Kanus des Inle-Sees gebaut. Die Zimmerleute arbeiteten nach Bestellung.

Die Hälfte des Preises wird bei Auftragserteilung gezahlt, der Rest bei Fertigstellung. Ein Boot von der Größe unseres Bootes kostet 2500 $ ohne Motor. Der eingebaute lokale Motor 800 $ obendrauf (kein Außenbordmotor oder Johnson, wie die Schiffbauer ihn hier nannten).

Manche Boote fuhren auch mit einem Automotor, ausgebaut aus einem verschrottetem Auto und ohne Verkleidung! Ein neues Boot dient bis zu 25 Jahren.

Von den Zigarrendrehern abgelegt, drehten wir eine Runde durch das romantische Fischerdorf (obwohl hier alle Wohnsiedlungen auf dem Wasser ähnlich aussahen, schien mir durch das ruhige Wasser und die schönen Spiegelungen diese Ansammlung von Häusern besonders zauberhaft.

Wie in auch Venedig hauchen Wasserstraßen als Verkehrswege in einer Stadt / Dorf dem Ganzen Romantik ein.

Zumindestens auf dem Kameradisplay erschienen mir die Bilder jetzt schon druckwürdig. Man kann sie aber doch nicht alle drucken.

Fischerfrau

Von den Fischern (und ihren Frauen) ging es zu den Gärtnerinnen und Gärtnern.

Wir sahen kurz bei der Tomatenernte zu, die 80% des Landesbedarfes deckt, ohne dass ein Holländer Hand anlegt. Mitten in diesem schwimmenden Gärten befand sich eine weitere von außen nicht im geringsten zu erkennende Pagode.

Da, ohne Besichtigung vorbeizufahren, gelang uns nicht. Wir huldigten den Heiligen und fuhren weiter durch die schwimmenden, in Reihen angelegten, Gärten, die in Handarbeit bearbeitet wurden in Richtung Hotel, um den Sonnenuntergang auf dem See zu erleben.

Es war ein sehr schöner Untergang.

Davor sahen wir noch, wie die Fischer mit ihren Paddeln auf das Wasser schlugen, um die Fische in Richtung ihrer ausgelegten Netze zu treiben. Zum Abendbrot gab es dann das schon am Vormittag bestellte Huhn. Sehr lecker. Mal etwas Abwechslung auf dem Speiseplan.

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