Mit 120 über die Alpen
Anreise - 13. Juli 2017
Wir gleiten im Intercity der Deutschen Bahn durch das größte Flächenland unserer Republik dem Ausgangspunkt unserer Reise entgegen. Es ist mal abgesehen von den modernen Wagen, die sogar in der zweiten Klasse einen angenehmen Reisekomfort bieten, eher eine Reise wie sie schon unsere Vorfahren unternahmen, als sie die deutschen Lande besiedelten, eine Reise mit den Füßen. Zu Fuß über den Gebirgszug, der die Zivilisation im Römischen Reich von den Wilden trennte, ein Gebirgszug der nicht so leicht zu überwinden war, obwohl es Hannibal sogar mit einem oder mehreren Elefanten geschafft haben soll. Auch dieses Reisemittel haben wir ab Garmisch Partenkirchen nicht mehr zur Verfügung, keine Pferde, Esel, Kutschen, wie sie noch die Edelleute im Mittelalter benutzten, werden wir besteigen, wir wollen es im Lutherjahr, genauso tun wie er, zu Fuß das Gebirge überqueren, was die Italiener von den Deutschen trennt. Unser Ziel ist aber nicht Rom, da ich ziemlich sicher bin, dass Papst Franziskus uns nicht empfangen wird und Sünden haben wir auch keine so gewaltigen auf uns geladen, dass diese uns nicht in einer Dorfkirche im Münsterland vom dortigen Popen erlassen werden können. Im Zeitalter des momentanen Geldtransfers, kann der Pfarrer ja dann die Buße an den Heiligen Stuhl per Internetbanking überweisen.
Am Ende stellt sich immer die Frage des ?Warums?. Ich bemühe mich mal bevor wir am Ziel sind, darauf zu antworten. Die ganz pragmatische Antwort könnte lauten: Weil wir nicht nach Kanada gefahren sind. Also brauchten wir ein alternatives Urlaubsziel. Und im Scherz sagte ich dann zu Toma, ich würde ja eigentlich viel lieber die Alpen überqueren, und sie sagte zu meiner völligen Überraschung, das würde mir auch viel mehr gefallen. Da gab es schon kein Zurück mehr. Diese Chance musste genutzt werden. Oft sind die Zeitfenster für solch eine Möglichkeit ganz schnell wieder zu. Da braucht nur ein Wanderer in den Alpen abstürzen, dann ist das Ganze zu gefährlich und wir gehen nicht.
Jetzt kann uns nur noch die Deutsche Bahn aufhalten.
Wer jetzt etwas Tiefgründigeres auf das Warum erwartet hätte, den muss ich enttäuschen. Sicherlich ist es eine tolle Herausforderung, zweifelsohne werden wir unvergessliche Erlebnisse haben, es wird uns entschleunigen, zumindest ein wenig. Denn Tagebuch schreiben, fotografieren und filmen, werden zumindest mich auf Trab halten. Zum Entschleunigen hätte ich die Kamera zu Hause lassen müssen, denn mit ihr im Rucksack hört die Jagd nach dem perfekten Bild nicht auf.
Die Vorbereitungen: Die Vorbereitungen begannen noch an dem Tag, als wir im Auto das verblüffende Gespräch hatten. Es gibt ja viele Routen über die Alpen. Kurze, lange, schwere leichte, geführte, alleine. Fest stand: Zu zweit, keine großen Gletschertouren, keine Verkehrsmittel (na eine Seilbahn könnte es schon mal werden), im Sommer, von Hütte zu Hütte ? nicht mit dem Zelt, etwa 3-4 Wochen.
Im Internet gibt es dazu eine hervorragende Seite Alpenquerung.info, wo es für uns auch fast, fast, die passende Route gab. Der E5 schied aus, München ? Venedig kam in die nähere Auswahl, doch die flachen Etappen wollte ich nicht gehen und in der Stadt anfangen auch nicht. Man hätte nun in Bad Tölz einsteigen können, gefiel mir aber auch nicht und so fand ich den Seiteneinstieg in Garmisch Partenkirchen.
Jetzt hieß es die Strecke planen, die Etappen festlegen, die Hütten buchen. Die Wahl der Etappen ist auf der oben genannten Internetseite wie für uns gemacht worden, wir brauchten nur noch den Seiteneinstieg von Garmisch bis zum Standardweg zu recherchieren. Bei 21 Übernachtungen ist dies nicht in 5 Minuten getan. Wir wollten so viel wie möglich in Zweibettzimmern schlafen, aber deswegen nicht ins Tal absteigen. Also, wo es nur eine Hütte gab, da Hütte, sonst Pension oder Hotel. Das Internet erleichtert die Arbeit ein wenig, aber die Anzahlungen von sehr geringen Beträgen für die Bestellung / Buchung der Hütten mit Überweisungen sind schon lästig. Heutzutage geht das schon problemloser, da wir den Euro haben und die einheitlichen IBAN ? Überweisungen.
Der nächste Schritt: Was nehmen wir mit? Wir überprüften unsere Packliste und ersetzten noch einige vorhandene Ausrüstungen durch leichtere, da wir ja selbst etwas an Gewicht zugenommen hatten, im Vergleich zu Wanderungen in der Jugend und das musste jetzt mit Hightech reduziert werden.
Die Entscheidung Wanderstöcke mitzunehmen oder nicht, fiel an dem Wochenende bevor es losging. Wir waren mit dem Alpenverein in der Eifel und Thorsten gab eine Einweisung in das richtige Benutzen von Wanderstöcken. Da waren die Würfel schnell gefallen. Stöcke nehmen 25-30% des Gewichtes von den Gelenken (Beinen). Der Rucksack erhöht das Gewicht um etwa 20-25%. Wir laufen also 5% leichter als ohne Rucksack, aber eben mit Stöcken. Mal sehen, wie es in der Praxis aussieht. Obwohl ich hatte schon nach der Eifelwanderung mächtigen Muskelkater. Ob ich auf meinen Körper hätte hören sollen?
Am Dienstag hörte ich mir im Kolpinghaus in Recklinghausen noch einen Vortrag über eine Alpenüberquerung von Salzburg nach Triest an, bevor es am Mittwoch los ging. Beide Wanderer waren mit Stöcken unterwegs. Doch was die beiden auch hatten, war Schnee und dies bei jeder ihrer Alpenüberquerung. Also packten wir noch warme Handschuhe in den Rucksack, wir hatten ja noch 5% bis zum Normalgewicht.
Wir erreichen in wenigen Minuten München, eigentlichen Startpunkt, steigen aber dort um in den Zug nach Garmisch.
GPK wie Toma es so schön abgekürzt hat, ist ein nicht unbekanntes Städtchen, direkt unterhalb der Zugspitze. Wir sahen sie aber noch nicht. Entweder war sie in den Wolken oder sie ist gar nicht zu sehen aus dem Ort.
Wir kamen pünktlich an, nordeten das Handy ein und verglichen die Route mit der Karte direkt vor dem Bahnhof und los ging es. Sich zu orientieren war nicht schwer, da unser Hotel, das Olympiahaus, direkt an der großen Schanze liegt, an der Schanze, auf der die Vierschanzentournee zu Silvester halt-macht. Nach einer halben Stunden Fußmarsch platzten wir in einen Leichenschmaus, den die Bayern hier in aller Würde und trächtig gekleidet abhielten. Wir bezogen unser Zimmer, nicht schlecht, aßen im hoteleigenen Restaurant zu Mittag und begaben uns auf einen Rundgang durch die Stadt. Eigentlich sollte es nur zum Geldautomaten gehen, doch auf dem Rathausplatz gab es einen Wegweiser, der zur Ludwigstraße zeigte. Dem König mussten wir natürlich unsere Aufwartung machten und siehe da, GPK entpuppte sich als ein wirklich hübsches Städtlein.
Zum Abendbrot, gab es kein Brot, sondern Torte. Die reinen Kalorienbomben. Ich entschärfte zwei.
Ein Fotospaziergang mit Erkundung des Weges für morgen früh beendete den Tag. Morgen werden wir durch die Partnachschlucht gehen. Eine Schlucht die bis zu 80 Meter tief ist, und erst im vergangenen Jahrhundert für den Tourismus zugänglich gemacht wurde. Es soll eine der schönsten und geologisch interessantesten Schluchten sein.
Im Übrigen schreibe ich auf einer kleinen Blue Tooth Tastatur, die mit meinem Windows Handy gekoppelt ist. Beides in Summe hat etwa das Gewicht eines Notizbuches mit einem Stift. Also gewichtsmäßig habe ich da nichts gespart. Ich muss nur den Text nicht nach der Rückkehr mühsam abtippen. Jetzt aber gute Nacht Toma schläft schon.
1. Wandertag - Bergauf
Und es wurde gleich ernst. Und damit gleich alles klar ist, nehme ich das Ende vorweg. Wir kamen klitschnass, völlig erschöpft auf der Hütte an Aber wir kamen an, auf 2374 m. Ein Höhenunterschied von mehr als 1600 Meter liegt unter uns. Und den können wir auch zurück blicken ins Tal, wo die Wolken Karussell fahren. Jetzt verhöhnt uns die Sonne, aber der Reihe nach.
Die Nacht verging mit Kopfschmerzen, aber nach dem Ibuprofen ging es mir besser und ich schlief mich aus und wachte 6.30 Uhr auf. Rucksack packen, frühstücken, los ging es die Asphaltstraße zur Partnachschlucht. Es regnete. Die Wetter-App hatte zwar erst ab 10.00 Uhr Regen angekündigt, aber auch jetzt war die Regenwahrscheinlichkeit 50%. Wenn man so unter dem Regen wandert, denkt man über die 50% nach, denn Regen ist irgendwie blöd. Und dann könnte es ja sein, dass nur Toma unter dem Regen geht von uns zweien, denn das wären dann 50 %, oder aber das der Regen alle 5 Minuten beginnt und wieder aufhört. Wie liefen unterm Regenschirm. Da ist es mit dem Fotoapparat etwas schwierig, wenn man ihn um das Handgelenk haben will und immer einsatzbereit. Die Schlucht ist echt besonders. Der Weg durch die Schlucht ist in den Felsen gesprengt und damit man etwas sieht, sind Fenster zum Schauen in die Schlucht herausgesprengt wurden. Da es regnete, lief das Wasser nicht nur unten im Flussbett entlang, sondern auch von den Wänden herab. Die Schlucht ist ein wunderschöner Beginn, der leider verregnet war. Phase One muss es richten, wenn die Bilder zu grau in grau sind. Jetzt wird die Hütte voll. Wir trinken gemeinsam eine heiße Schokolade mit Schlagoberes. Ich das Weiße, Toma das Braune. Wir kamen recht langsam voran, da wir uns immer wieder umzogen, je nach Regen, Sonne, bergauf oder bergab. Letzteres gab es eigentlich nicht. Vielleicht mal ein paar Meter, aber eigentlich ging es nur bergauf. Wir wählten den Kälbersteig. Der ist extrem steil. Es geht los mit Treppen, eine Einheimische sagte es sollten um die Tausend sein, die sich aber wie Zweitausend anfühlen. Zum Glück hatte ich nicht geschaut, wieviel wir Höhenmeter zu überwinden hatten. Es war schon so schwierig und anstrengend. Erst kurz vor 12.00 Uhr machten wir die erste Pause, da waren wir immer noch auf dem Kälbersteig, mitten in einem schönen Wald. Wir waren schon hoch und hatten die unteren Regenwolken durchschritten, aber darüber gab es noch einmal Wolken, doch auch ab und zu mal rissen sie auf und man hatte einen schönen Blick auf die Hänge gegenüber, manchmal ins Tal, prächtige Kontraste, schöne Motive. Heute war fototechnisch eigentlich ein ergiebiger Tag. Von der Partnachschlucht bis zum Schachen, einem Schloss und einer Hütte, schon ganz schön weit oben, waren es 3 ½ Stunden Gehzeit. Wir haben 5 gebraucht. Kurz davor, auf der Almwiese, fing es an zu regnen. Ein solches Wetter ist genau das Richtige für einen Spaziergang der Alpenmolche. Es sieht putzig aus, wie sie sich vorwärts bewegen. Der Gang erinnert ein wenig Chamäleons, doch er ist völlig schwarz und ändert auch seine Farbe nicht. Als wir den Schachen sahen, besserte sich die Laune, leider das Wetter nicht. Im Schachen aßen wir zu Mittag. Vegan gab es nur Kuchen. Das. Stück passte gerade so auf den Teller und reichte für zwei.
Von hier waren es noch 1,5 Stunden bis zur Meilerhütte. Diese war noch nicht zu sehen, bzw. versteckte sich in den Wolken. Aber als wir aufbrachen und immer noch bergauf stapften, hatten wir eine traumhafte Sicht, zumindest so weit, wie es die Wolken zuließen. Das Vergnügen war leider von kurzer Dauer. Die Wolken zogen auf und verhüllten alles, und dann konnten sie das Wasser nicht halten. Also verstaute ich alles in den Rucksack und stapfte durch den Regen bergauf. Toma ging vornweg. Der Regen wurde stärker, so stark, dass alles nass war. Die Hosen durchgeweicht, die Jacke klebte am Körper, es war kalt, da je höher wir kamen, auch der Wind zunahm. Nach einer Weile kamen uns auf dem Weg kleine Bäche entgegen, denn auch das Wasser sucht sich den einfachsten Weg ins Tal. Da waren auch die Bergschuhe nass, zumal auch das Wasser von den Hosen, die ja klitschnass waren, in die Schuhe ablief. Und es ging nur bergauf. Die Stöcke waren wirklich eine große Hilfe, besonders wenn es steil bergauf ging, weniger auf flachen Strecken. Nach einer gefühlten Ewigkeit, als die Wolken ein wenig aufzogen, sahen wir dann die Meilerhütte. Eine bombastische Lage, auf einem engen Grad in der Mitte von zwei Gipfeln, die ein wenig an James Bond Filme erinnert, so exponiert ist sie. Kurz vor dem Erreichen der Hütte hörte der Regen auf. Ich machte noch ein paar Bilder von der Umgebung, packte den Fotoapparat wieder in den Rucksack, als mit der Seilbahn, dem Lastenaufzug, zwei Personen über mir hinwegbrausten. Schnell wieder den Foto raus und filmen. Dann waren es noch 5 Minuten, doch in diesen 5 Minuten erfroren mir fast die Hände. Die waren jetzt kalt vom Fotografieren und nass sowieso und der kalte Wind tat das Übrige. In der Hütte angekommen erledigten wir uns als erstes unserer klammen, nassen, kalten Sachen und packten den Rucksack aus, der auch nass war. Sogar einige Sachen in Plastiktüten waren nass.
Toma war und ist völlig geschafft. Es gab ein fettes Abendbrot, Hauswurst mit Kren und Bratkartoffeln, für die Veganerin Spiegelei mit Bratkartoffeln. Und nun höre ich auch mit dem Schreiben auf und wir gehen zeitig schlafen.
2. Wandertag - Bergab und eine große Überraschung zum Schluss
Die erste Nacht im Lager war gar nicht so schlimm.
Die Betten ächzten, der Wind blies so stark durch die beiden Gipfel in dessen Mitte sich die Hütte befand, dass das Geheul durch die Doppelfenster drang. Doch auch die Mitschläfer trugen zu der Soundinstallation bei, in dem nicht nur einer schnarchte, sondern mindestens fünf. Wenn es mehr als fünf wurden, waren sie nicht mehr zu unterscheiden und manchmal schien es so als würden sich die Schallwellen der Schnarcher gegenseitig aufheben. Jedenfalls mich störte es viel weniger als wenn nur einer geschnarcht hätte, da hätte man ja Hoffnung schöpfen können, dass er irgendwann aufhört. Ich ergab mich meinen Schicksal, Toma war als erste eingeschlafen ? auch eine Taktik. Aber generell gesehen, war es relativ ruhig in dem Raum mit etwa 30 Betten. Ich schaute zu Mitternacht auf dem Plumpsklo vorbei und auch im Trockenraum, wo der Trockner nur alle 5 Minuten etwas Wärme in den Raum pustete, da der Strom knapp war und man um den Generator fürchtete. Zum Frühstück gab es Suppe vor der Hütte und Dauerbrot, gut abgegangen, in der Hütte. Aber ich wurde satt. Ich trainiere ja für die Korsikawanderung, wo es auch nur Brot und Marmelade zum Frühstück geben soll, pappiges französisches Weißbrot, wie hätte ich mich heute Morgen darüber gefreut. Für Toma war das Frühstück super, sie hat ja auch auf das Brot verzichtet. Die Suppe vor der Hütte gab es auch noch nach dem Frühstück, aber immerhin regnete es nicht mehr so sehr. Um 9 Uhr genau begannen wir den Abstieg. Wir hatten uns beide für Kniebandagen und Stöcke entschieden, denn es ging mindestens 1300 Meter bergab. Übrigens GPK liegt auf 708 Meter, Scharnitz unser heutiges Etappenziel auf 968 Meter über N.N.. Doch bis dahin war es noch weit. Stöcke und Regenschirm passen nicht so gut zusammen, auch der Foto stört, wenn beide im Einsatz sind, so dass alles in den Rucksack musste. Doch zu fotografieren gab es ja eh nichts außer Suppe und Foodfotografie ist mehr die Spezialität von Toma. Der Regen spornt ja zu Beginn an, zügig vorwärts zu kommen, es geht sich halt nicht so angenehm in der Nässe und so gut verpackt auch alles ist, irgendwie findet das Wasser doch seinen Weg zu den Stellen, die trocken sein sollten, in die Schuhe, in den Rucksack, unter die Jacke.
Toma begann den Abstieg noch mit dem Regenschirm in der einen und den zwei Stöcken in der anderen Hand. Doch dann machte es plumps und Toma lag lang. Der Regenschirm kam in den Rucksack und die Stöcke boten nun zusätzliche Hilfe beim Halten des Gleichgewichtes. Fotos machte ich nur ganz selten, da ich ja dazu den Rucksack absetzen musste, ihn unter dem Regen aufmachen und den Foto rauskramen. Nach einer langen, langen Zeit, wir sahen zum ersten Mal im Tal das Dorf, zog es auf und die Sonne verdampfte ein wenig den Frust. Aber die Entfernung bis zum Dorf im Tal täuschte. Nun zu allem Unglück ging es auch noch einmal hundert Meter bergauf. Toma wurde schon immer langsamer und wir hatten noch einiges vor uns. Gegen 13.00 Uhr waren wir im Tal und da war auch schon der Hubertushof, mit Küche! Wir zogen uns so weit wie möglich um, trockneten auf den Barhockern unsere Sachen und aßen genüsslich zu Mittag. Der junge Mann an der Rezeption hatte Toma ruck zuck die Busverbindung bis zu unserem Tagesziel herausgesucht, da sie ja in den Sitzstreik getreten war (Sitzen beim Mittagessen, Sitzen im Bus, sitzen auf dem K ?.). Und er hatte noch einen super Vorschlag auch für mich, weil mir die Standardvariante auch nicht richtig zusagte. Wir fuhren also gemeinsam mit dem Bus 14.38 Uhr nach Mittenwald, nur dass ich an der Geisterschlucht ausstieg und Toma in Mittenwald in den Bus nach Scharnitz umstieg. Die Geisterschlucht war eine wunderschöne sonnendurchflutete Klamm, nur dass man nicht unten in der Schlucht entlang lief, sondern auf einem Steig oberhalb des Abgrundes. Da werden die nicht schwindelfreien unter den Filmzuschauern das Schaudern bekommen, denn ich habe nach unten gefilmt. Es war wirklich wild romantisch, fotogen?.Ich hoffe, die Bilder geben es wieder. Am Ende der Schlucht verblieben etwa 5 km bis zum Tagesziel. Mein Held war heute der Senner, der eine Waldwiese mit der Sense mähte. Danach führte der Weg entlang der Isar, die ordentlich Wasser führte, nach Scharnitz. Auf der Hälfte sah ich von weiten, wie sich zwei Radfahrer an ihren Rädern zu schaffen machten. Ich machte erst mal von weiten ein Foto, da die Räder wie Packesel geladen waren. Als ich sie erreicht hatte, fragte ich neugierig, wo wollt ihr denn hin. Die Antwort war aber noch verblüffender als der bloße Anblick der bepackten Räder.
Nach Australien.
Die Kamera war ja an, Filmtaste drücken, Interview nehmen. Schaut mal auf 204bar.jimdo.com Bike 2 dive ? Monika Baumann & Christian Wagner.
1,5-2 Jahre wollen sie unterwegs sein, überwintern im Oman, durch den Kaukasus. Sie gerade mit der Dissertation fertig, er Lehrer?aus Halle. Wir hatten eine Menge zum Quatschen, leider nicht so viel Zeit. Sie mussten weiter, eben nach Australien?
Als ich ankam, war Toma geduscht, der Rucksack entpackt und der Inhalt gut verteilt im Zimmer zum Trocknen ausgelegt, aufgehängt, jeden Haken nutzend. Jetzt mussten meine noch irgendwie dazwischen passen.
Duschen, Abendbrot, Bericht!
3. Wandertag - Geradeaus und hoch - oder sind wir schon kurz vor dem Aussterben?
800 Meter Aufstieg 19 km Entfernung und viel Sonne
Tomas Schuhe waren am Morgen trocken! Damit stand schon ein Höhepunkt fest, obwohl wir uns noch im Tal befanden. 8.30 Uhr ging es auf die Rennstrecke. 14-15 km im Tal entlang. Zu Beginn auf einer Asphaltstraße, wo wir noch problemlos die Autos, Fahrräder und sonstige Transportmittel tolerierten. Als der Asphalt zu Schotter wechselte, ging es fröhlich weiter mit dem Klingeln, Bremsen so dass die Steine zur Seite folgen und wir von Geräusch automatisch an die Seite sprangen. Vor allem Fahrradfahrer nutzen das sonnige Wetter am Sonntag und waren mit Kind und Kegel auf der Piste, aber auch viele Pärchen, Fahrradgruppen, meistens im fortgeschrittenen Alter, rasten an uns vorbei. Ehrlich gesagt nach 2-3 Stunden Geklingel, und ständigem Aufpassen, dass man nicht umgefahren wird, fragte ich mich, ob wir noch in diese Welt passen? Wanderer sahen wir nicht. Mountainbiker, Tandemfahrer, sogar die Hunde wurden gefahren. Mich beschlich eine Ahnung, dass wir abseits der Alpen eine wichtige Entwicklung verpasst hatten, dass man jetzt zwingend zwei Räder unterschnallen muss.
Und wenn man bedenkt, dass man in den Wäldern und Bergen sich entschleunigen soll, Erholung finden sollte, dann ist da etwas richtig schief gegangen.
Wir wanderten an dem Quellfluss der Isar entlang, und hier bereuten wir überhaupt nicht, dass wir die Alpen anstelle von Kanada gewählt hatten. Motive wie im Banff ? Nationalpark gab es auch hier. Man musste nur entschleunigen und sich in der Natur umschauen. Der Fluss und die Berge im Hintergrund und im Vordergrund, also zu jede Talseite hin, ob stromauf oder stromabwärts boten fantastische Motive. Ich hoffe die Umsetzung hat geklappt. Das kleine Display auf der Kamera täuscht ja manchmal super Bilder vor und am Bildschirm sind sie nicht richtig scharf oder nur ein Bildausschnitt.
Das Wetter war einfach nur schön. Die Sonne wollte alles wieder gut machen, was sie an den ersten beiden Tagen vermasselt hatten. An den Rastplätzen umschwirrten uns die Schmetterlinge und untersuchten unsere Brotzeit, wie das im Grüß Gott Land heißt. Die Radfahrer, mit denen man manchmal sprechen konnte, waren zum Beispiel aus München zu einem Tagesausflug hier.
Das Karwendel-Gebirge bietet herrliche Täler an deren Ende meistens wunderschöne Almhütten zum Einkehren locken. Es war zu verlockend. Manchmal kam ich mir vor wie auf der A43 im Stau. Auch hier gab es die völlig rücksichtslosen, die an einem vorbeigeschossen kamen.
Nach etwa 10 km erreichten wir die Isarquellen, nach 5 Stunden die Kastenalp (eigentlich hätten wir in 3 Stunden hier sein sollen.). Ein herrliches Plätzchen auf Erden! Der Wirt machte heute das Geschäft seines Lebens, dank der neuen Spezies, der Radler, die dann auch fleißig Radler konsumierten, also einen kannibalischen Einschlag hatten, was uns nicht mehr verwunderte, wir kannten sie ja schon 5 Stunden.
Nach einer genüsslichen Pause standen wir auf und merkten unsere Muskeln schmerzhaft. Muskelkater ohne Ende! Und jetzt begann der Aufstieg. Bisher war der Anstieg recht moderat, sodass wir von den 800 Höhenmetern bestimmt noch 700 zu bewältigen hatten. Und es ging gleich nach der Hütte heftig bergauf. Die Stöcke halfen gewaltig, die Strapazen zu lindern. Jetzt sahen wir die Landschaft nicht nur von unten, sondern schauten auch mal nach unten ins Tal.
Der größte Bluff war die Hütte, die etwa eine halbe Stunde vor dem Ziel am Wegesrande lag. Ich fragte schon nach etwas Trinkbaren und die Antwort war: ?Das ist hier privat.? Dann noch ein mittelmäßiger Anstieg und die Hütte war da. Ringsum hohe Berge, ideal zum Klettern. Hier versammeln sich auch Gruppen, die Klettern erlernen oder praktizieren.
Wir hatten ein Doppelzimmer, der pure Luxus auf der Hütte. Warme Dusche, sortieren, Flüssigkeit zu uns nehmen und einfach chillen! Es ist gleich Sonnenuntergang, obwohl ich noch das Feeling habe, dass es erst gegen 18.00 Uhr ist, so schön scheint die Sonne in unseren gemütlichen Hüttenraum. Viele Gäste sitzen noch draußen auf der Terrasse und sonnen sich.
Ein Spitzentag. Genusswandern, bis uns alles wehtat.
4. Wandertag - Über die Autobahn
Die Nacht im Zweibettzimmer war ruhig. Toma machte aber einmal Radau und ich nutzte die Störung, um mal nach den Sternen zu sehen. Ja, sie waren zu sehen. Aber mir war zu kalt um ein Foto zu machen. Früh packten wir einen Beutel mit allen Sachen, die wir nach 3 Tagen als überflüssig betrachteten. Die hatte ich in meinem Rucksack. Zu Beginn ging es 300 Höhenmeter bergauf. Vor uns verließen die Kletterer, bepackt mit Seilen die Hütte. Als wir um die Ecke kamen, wo der Weg nach oben zu sehen war, wünschte ich mir, dass wir nicht in dem Geröllfeld aufsteigen. Dem Wunsch wurde nicht entsprochen. Nach gut einer Stunde waren wir auf dem Pass und hatten zum ersten Mal einen Blick auf den Alpenhauptkamm. Leider etwas riesig, doch einige Gletscher konnte man erkennen, ich leider nicht benennen. Von Pass stiegen wir ab nach Hall. Vorbei an den Herrenhäusern, der Bergbausiedlung, bis zum Kloster Sankt Magdalena. Die Nonnen oder Mönche hatten heute Ruhetag, aber es waren im Lutherjahr die Telefonnummern von 3 örtlichen Taxiunternehmern an der Pforte angeschlagen. Die Erste war sofort gewählt und eine Viertelstunde später saßen wir in einem Taxi, das uns zum Lift von Tulfes brachte. Wir unterquerten die Autobahn nach Innsbruck. Ohne Taxi wären wir endlos auf Asphaltstraßen gelaufen oder mit dem Bus, der aber auch nicht immer fährt. Also bestens angelegtes Geld, obwohl Hall wohl sehr schön zu sein scheint, so sehr wir dies bei dem schnellen Durchfahren einschätzen können. Eine alte Salzstadt halt, da war mal Geld im Überfluss vorhanden.
Da wir unser Päckchen (mit dem Überfluss oder Nutzlosen) bei der Post aufgeben wollten, diese aber Mittagspause hatten, baten wir den netten Fahrer, das Paket für uns aufzugeben. (Ich hoffe, unsere dreckigen Sachen werden angenommen.) Wir wurden also direkt am Grungezer Lift abgesetzt, kauften ein Ticket und ließen uns auf 2000 Meter hoch liften. Für das Liften bezahlten wir relativ wenig Geld. (wir sahen ja auch nicht jünger aus, als wir oben ankamen, hatten dafür aber einen Blick ? eine überwältigende Aussicht- über das Inntal. Innsbruck, Hall, Watten lagen zu unseren Füßen, und wir konnten auf das Karwendelgebirge blicken, aus dem wir abgestiegen waren. Nach einer Brotzeit ging es dann die letzten 600 Meter hinauf zur Glungezer Hütte. Das letzte Stück forderte noch einmal alles von uns ab. Es war sehr heiß, obwohl wir schon bei 2500 Meter über .N.N. angekommen waren. Alle paar Meter nuckelte ich an meinem Wasserschlauch. Als wir dann das Weidegebiet verließen, verfehlten wir den Weg und machten einen Umweg über die Glungezer Spitze, also fast noch einmal 100 sinnlose Höhenmeter, die der Tag nicht vorsah. Wir waren die Letzten, die die Hütte erreichten, zumindest von den Gästen, die ein Zimmer reserviert hatten. Wir hatten Glück und bekamen die Biwakschachtel zugewiesen. Die Biwakschachtel ist eine Metallkonstruktion, die als Notunterkunft dient. Sehr futuristisch Doch im Unterschied zu den Lagern schlafen hier heute nur 5 Personen uns inklusive. Die Hütte ist cool. Und international. Eine Serbin empfing uns, ein Belgier bediente uns, ein Nepali aus Namche Basar kochte (übrigens hervorragend, mit Anspruch auf einen Michelin Stern). Walonen, Niederländer, ? waren auch hier untergebracht. Der Wirt lud dann alle, oder zumindest die Wanderleiter, auf die Terrasse ein, um über den Wetterbericht des morgigen Tages zu sprechen. Da Toma aber schon zweimal bei ihm aufgefallen war, weil sie so talkative (überaus gesprächig), war, durfte sie den Wetterbericht vorlesen ? mi Mikro und Lautsprecher. Und dann zog der Wirt eine Schau ab, in dem er die Route zur Lizumerhütte erklärte. Ich habe alles auf Film. Das ist einmaliges Filmmaterial. JETZT bezahlt Toma bei ihm und die ganze Theke lacht schon wieder. Die Hütte ist ziemlich groß- zumindest der Speisaal-Gaststätte.
Sehr schöner Tag mit der Erkenntnis, dass die gesamte Route für uns sehr anspruchsvoll werden wird. Morgen machen wir unsere Gesellenprüfung.
5. Wandertag - Das Gesellenstück
Wir schliefen in der Biwakschachtel ? ein Wunder der Ingenieurskunst.
Es war so ruhig, dass man sogar die Fliegen husten hörte, die es hier oben nur in wenigen Exemplaren gab. Keiner der drei Männer schnarchte. Das Dach bestand aus durchsichtiger Plastik und man konnte ein manchmal den Mond sehen. Der Himmel war bedeckt, sodass die Sterne leider nicht zu sehen waren. Aber man konnte in das Inntal hinunterblicken und da machte ich noch ein paar Nachtaufnahmen, auch von unserer Biwakschachtel. Es war eine erholsame Nacht. Leider etwas kurz, da die drei Herren sehr zeitig aufstanden. Aber es gab ja eh bereits 6.30 Uhr Frühstück. Als wir in den Frühstücksraum traten, dachten wir, wir wären in Nepal. Nepalesische Musik und der Geruch von Räucherkerzen, die die Nepali ja ihren Göttern zu Ehren jeden Morgen anzünden. Der nepalesische Koch muss sich wohl gefühlt haben. Wir hatten ja bereits gestern Abend entschieden, dass wir heute den unteren Weg gehen. Toma hatte ja im Wetterbericht Gewitter am Nachmittag angekündigt, da wollten wir nicht hineingeraten. Heute ging es besonders zeitig los, der Hüttenwirt war darauf bedacht, dass alle rechtzeitig aufbrachen. Für uns ging es also zurück bis zur Seilbahnhütte und dort hieß es den Weg finden. Der Weg wird nur selten begangen und war wie der Gipfelsteig auch schwarz ausgezeichnet. An einigen Stellen war er auch ausgesetzt und es ging richtig steil hinunter. Ein Höhepunkt war die Hütte unter dem Wasserfall. Von dort ging es über die Alm hinauf zum Joch. Ein super Ausblick auf den Alpenhauptkamm. Hier trafen wir wie zufällig oder verabredet auf Katherina und Daniel, die den Weg über die Gipfel gegangen waren. Das Schwierigste war geschafft. Die Strecke führte jetzt zwar noch mehrmals bergauf, doch die Spannung war raus. Es regnete dann mal eine halbe Stunde, aber so richtig nass wurden wir nicht. Zum Ende der Tour, als wir ins Tal zur Lizumer Hütte abstiegen, hörten wir Maschinengewehrfeuer. Die Nato übte. Oder die österreichische Armee schossen in der Gegend rum. Was für Feinde sie wohl haben. Wenn wir in den anderen Tälern Murmeltiere hörten, so dröhnten hier die Gewehrsalven durch das Tal und die Wände reflektierten den Schall. Ein wenig Afghanistanfeeling gratis dazu. Die Hütte kann man schon 45 Minuten sehen, bevor man dann schließlich da ist. Das ist ziemlich demoralisierend, da man sie sieht, wenn man schon völlig kaputt ist. Auf dem letzten Stück donnerte und blitzte es schon und es begann erneut zu regnen. Wir erreichten das Ziel noch ziemlich trocken.
Die Hütte liegt im Truppenübungsplatz ? und sie ist modernisiert, hatte aber nur eine Dusche. Ich gab meine Duschmünze zurück, die ich beim Einchecken erstanden hatte, da ständig eine Menge duschhungrige Wanderer vor mir warteten, sich den Dreck vom Leibe zu spülen. Wir hatten ein Mehrbettzimmer, 4 Personen, und es war ein Waschbecken im Zimmer. Was für ein Luxus!
Zum Abendbrot wählte ich vegan und das war ziemlich scharf.
6. Wandertag - Alternative Route
Man lernt ja nie aus. Am Abend im Waschraum sah ich die Minimalvariante an Hygiene/Waschtasche für diese Art von Reisen: Der Inhalt der Waschtasche: eine Zahnbürste und ein Deo! Und ich schleppe mich mit Rasierzeug ab.
Wir hatten ein Zimmer gemeinsam mit zwei Frauen, die einen Ruhetag eingelegt hatten, weil der eine der vier Füße kaputt war. Sie waren wirklich total ruhig.
Heute muss ich erst einmal das Ende aufschreiben, besonders für den Film: 123 Kühe, Melken nimmt etwa 6-7 Minuten in Anspruch, die Bauern bekommen 45 Cent pro Liter. Die Milch eignet sich gut zur Käseherstellung, ist aber nicht fetter als normale Kuhmilch. Die Bauern hoffen, dass möglichst alle Kühe trächtig sind. Genau kann man das nur vom Anschauen nicht sagen. Jeder Bauer erhält genau das Volumen, was seine Kühe an Milch geben. Die Milch wird nicht also nicht gepoolt. Der Stall wurde in diesem Jahr zum ersten Mal genutzt, weswegen einige Kühe, die zum ersten Mal hier waren nervös waren und laut blökten.
Das richtige Ende war noch danach. Das Duscherlebnis: Warmduschen, ja wir sind Warmduscher, kostet pro Minute einen Euro. Toma hatte ihre aufgebraucht, ich fand nur noch 2 einzelne Euro, die man, sofern man eben warm duschen wollte, in einen Kasten stecken musste, der sich neben der Duschkabinentür befand. Es gab nur eine Dusche im Tuxer Joch Haus, doch das Haus war weit weniger belegt als die Lizumer Hütte. Nach 5 Minuten in Unterhose und Unterhemd im Gang war es dann so weit, die Dusche war frei und die Box musste gefüllt werden. Ich ging voll konzentriert zur Sache, denn es galt ja jeden Tropfen zu nutzen. Also erst mal Wasser aufdrehen, Mischbatterie etwa Mittelstellung, Euro einwerfen und hoffen, dass das Wasser warm wird. Es läuft und wird nicht warm. Stellung der Mischbatterie ändern, nichts, wieder ändern, zu heiß, kälter machen und die Zeit rinnt. So intensiv habe ich mich noch nie gewaschen. Die Seife rubbelte zuerst die Haare, dann den Rest in einem Affenzahn. Eigentlich war ich fast fertig, da wurde es wieder eiskalt. Das Wasser kam ja direkt vom Gletscher, gefühlt in eisform, würfelweise. Ich schmiss den zweiten Euro hinterher und rubbelte und schruppte und genoss zum Ende der zweiten Minute hin einfach nur das warme Wasser. Was für ein Vergnügen für 2 einfache Euro.
Der Tag begann natürlich mit dem Frühstück um 6.30 Uhr und als wir damit fertig waren und den Rucksack aus dem Zimmer holten, schliefen die Damen immer noch.
Wir mussten auf Anweisung des Hüttenwirts den Weg bis 7.30 Uhr begonnen haben. Keine Minute später, sonst würde uns das Militär nicht mehr durchlassen. Wir hielten uns daran, das Militär auch. Wir spazierten durch ein Gebiet, wo heute Schießübungen stattfinden werden. Die Vorhut stellte die Pappkameraden auf. Ich fühlte mich wie ein War-Adventure-Tourist. Wir hatten das Gebiet kaum verlassen und die vier hinter uns laufenden Wanderer auch den Kontrollposten passiert, als wildes Maschinengewehrfeuer durch das Tal schallte. Das muss uns doch die Sinne verwirrt haben, denn wir nahmen auf den ?Toten Böden? den falschen Weg, ohne den richtigen Weg auch nur andeutungsweise gesehen zu haben.
Aber Steinböcke sahen und filmten wir. Sie rasten in unglaublicher Geschwindigkeit den Hang hinunter.
Die Wahrheit unserer Irrung ist, ich habe mich an einem Pärchen orientiert, das vor uns lief und auf dem Joch angekommen, stellten wir fest, dass wir falsch waren. Acht Mann waren falsch, weil sie einfach den Personen hinterher gelaufen waren, die sie am Hang sahen. Die Australier, Vater mit Sohn, entschieden sich sofort abzusteigen. Sie hatten noch von gestern die Nase voll. Wir verbleibenden 6, ein Pärchen und zwei junge Frauen wollten versuchen im Travers den richtigen Weg zu erreichen. Es ging eine Weile gut, dann wurde es haarig, richtig haarig. Steiler Hang, kaum Weg und schieferartige Steine, die jeden Moment wegrutschen konnten. Als es dann gar nicht weiter ging, zumindest der imaginäre Weg auch verschwand, war es mir dann egal, Risiko zu hoch, wozu riskieren? Ich drehte um, ließ die anderen, einschließlich Toma vorbei, damit sie sich selbst von der Ausweglosigkeit (welch treffendes Wort) überzeugen konnten. Wir stiegen also alle ab, nachdem wir den Hang zurückgekrochen waren.
Kurz darauf begann es zu regnen und weiter oben rummelte es mächtig.
An der Käserei, eine Almhütte angekommen, machten wir passend zur Zeit (12.00 Uhr) Mittag. Aus dem Gastraum konnte man zusehen, wie zwei Männer Käse herstellten. Schweißtreibend. Von der Hütte ging es den Fahrweg hinunter ins Tuxertal, nach Juns. Erinnerungen an unsere Skiurlaube vor 20 Jahren wurden wach. Wir warteten keine 5 Minuten auf den Bus nach Tux. Dort ging es mit der Seilbahn nach oben bis zur Mittelstation. Dann war erst einmal Eisessen angesagt. Schön gemütlich gingen wir die verbleibenden 300 Meter aufwärts zur Hütte. Als diese schon in Sicht war, kam ein Landrover und 3 Hirten mit zwei Hütehunden stiegen aus und machten sich daran, alle Kühe auf der Weide zum Tuxer Joch zu treiben. Und wir mitten drin. Toma ängstlich und Kühe fürchtend vorneweg, ich so viel wie möglich filmend. Die Tuxer Joch Hütte ist die pure Sahne. Ein riesen großer Wintergarten vor der Hütte und eine Aussicht auf den Tuxer Gletscher und die Berg ringsum, hammermäßig! Wir genießen jetzt immer noch das Dunkelwerden im Wintergarten, ganz allein. Die anderen Gäste haben sich schon in die Betten zurückgezogen.
Lieber träumen unter Bäumen, als Schaffen unter Affen
7. Wandertag -Das Original, ein wenig geschummelt und ich schwöre
Wir waren die letzten am Morgen im Schlafsaal. 7.00 Uhr schlief nur noch Toma. Die restlichen 8 Wanderer, die mit uns die Nacht verbracht hatten, waren schon beim Frühstück.
Selbst das monotone Kuhgeläut, das durch das offene Fenster drang, bimmelte Toma nicht aus ihrem Schlaf. Aus dem offenen Fenster hatten wir immer noch diesen gigantischen Blick auf die Tuxer Berge. Das konnte ich mir noch eine Weile anschauen, doch hier herrscht eiserne Disziplin. Wir müssen auf den Weg. Toma muss aufstehen.
Wir gingen den Tag so gelassen an, da wir uns entschlossen hatten, den Weg bis zum Spannnagelhaus mit der Seilbahn zu verkürzen. Gegen 8 Uhr brachen wir ins Horn und es ging zurück, hinunter zur Seilbahn. Als wir um eine Biege kamen, lagen auf dem Weg Metallteile, die zur Lawinenversicherung eingesetzt werden sollten. Und drei Meter von uns entfernt, schaute uns ein Murmeltier aus dem Stahlkonstruktionen an, bevor es darin verschwand. Fotoausbeute Null, da ich einfach draufdrückte. Die Kamera hing am Rucksack vor dem Bauch und ich bekam das Tier nicht in den Fokus, wie sich später herausstellte, denn zum Durchschauen durch den Sucher war keine Zeit. Gestern hatten sich die Murmeltiere noch vor mir versteckt, bzw. immer wenn ich aufstand vom Tisch, waren sie nicht mehr zu sehen. Heute Morgen waren sie wohl weniger vorsichtig, denn am Hang in 20 Meter Entfernung sahen wir erneut eine Familie, Foto, scharf, leider etwas weit weg, denn ich hatte ja nur ein 24-105mm Objektiv. Doch gleich auf dem Nachbarhügel eine weitere Murmeltierfamilie und noch ein paar Fotos. Die Fahrt hoch zum Spannnagelhaus, und der kurze Abstieg von der Seilbahnstation verliefen problemlos. Dann ging es zur Friesenbergscharte, dem höchsten Punkt unserer ganzen Wanderung. Vom Spannagelhaus begann unsere Originalroute. 350 Höhenmeter waren hier bis zur Scharte zu überwinden. Viele gelbe Blumen waren zwischen dem Geröll und den Schneeresten, die vor der Erderwärmung ein Stück Gletscher waren säumten unseren Weg, dann nur noch Steine, große, kleine, XXXL?Die Scharte erreichten wir schwitzend fast in der vorgegeben Zeit. Vor uns lief ein älterer Herr, und triefte vor Schweiß. Die Scharte war schon sehr speziell. Im Fels war eine mannsbreite Öffnung, die das Tuxertal vom Nachbartal trennte. Schaute man da durch sah man am Horizont die schneebedeckten Berge, die zum Teil schon in Italien lagen. Schaute man aber zu den Füßen hinab, war da nichts. Es ging steil bergab. Ein Meter und der Abgrund begann. Rechts am Fels, gleich wenn man durch die Scharte trat, waren Stahlseile befestigt. Ich fand das alles nicht lustig und wollte eigentlich zurück absteigen und mit dem Bus zum Ziel fahren, obwohl der Abstieg, wo wir gerade hochgekommen waren, auch kein Zuckerschlecken war. Toma überredete mich dann doch zu gehen. Im Buch heißt es dazu: ?Der Abstieg auf der anderen Seite beginnt steil und ist mit Klammern und Drahtseien versehen, doch haben wir diese Teilstück bereits nach wenigen Minuten hinter uns gebracht.?
Ich hätte es besser wissen müssen. Seit Einstein ist die Zeit ja relativ.
Eigentlich war das Unternehmen der blanke Wahnsinn. Total ausgesetzte Stellen mit prächtiger Fallhöhe mit dem Charakter eines Klettersteiges waren zu überwinden. Und wir darin gefangen mit schweren Rucksäcken anstelle des Klettersteig?Geschirrs. Die nackte Angst trieb mich vorwärts, immer mit dem Wissen, es sind nur einige wenige Minuten. Es kam mir wie Stunden vor, denn ich dachte zweimal, jetzt ist alles vorbei und geschafft, als es noch drastischer wurde. Kanten, auf denen nur die Zehen Platz hatten, dienten als Tritte, die Hände hingen beide an den Seilen. Da ich die Handschuhe zurückgeschickt hatte, waren es die nackten Finger, die das Stahlseil umklammerten, das uns über dem Abgrund hielt.
Das Herz raste gewaltig, ein Adrenalinschub jagte den anderen. Irgendwann, ich weiß nicht, ob man dies wirklich in Minuten messen kann oder in Ewigkeiten, hatten wir die schwierigsten, die gefährlichsten Passagen passiert. Die Friesenberghütte sieht man ja schon von der Scharte aus und ihr strebten wir nun auch entgegen. Am See kurz vor der Hütte war der Akku alle und ich hatte mir schon 3 mal geschworen, nie wieder solche riskante Touren. Das ausgestoßene Adrenalin hatte den gesamten Zucker abgebaut, Glukose linderte das Übelste. Dann ein kleiner Anstieg und wir waren in der Hütte. Die Friesenberger Hütte hat eine unrühmliche Vergangenheit ? Link einfügen. Wir waren ziemlich ausgelaugt, aßen Mittag und kamen wieder zu uns. Es verblieb ein zweistündiger Abstieg, den wir genossen. Leider zu lange, denn in der letzten halbe Stunde überraschte uns noch das angekündigte Gewitter und Toma kauerte sich bei jedem Blitz hin, schmiss die die Metallstöcke von sich und zählte, bis es donnerte und das im Wald voller großer Bäume. Bevor wir in den Wald eintauchten hatten wir noch einen super Blick auf den Speicher und die Staumauer. Die Domenikushütte tauchte dann ganz plötzlich auf, und als wir klitschnass in den Speisesaal platzten, kamen wir uns ziemlich deplatziert vor. Die Hütte war eher ein Hotel, übrigens privat geführt, und wir hatten ein Zweibettzimmer, duschten warm und sitzen nun mit vielen Wanderern und Urlaubern beim Dinner, so mondän kommt mir das vor. Ach ja, die Hütte hat einen Wäscheservice. Morgen sind alle unsere Sachen wieder sauber.
8. Wandertag - Ganz entspannt
Wir sind im Gasthof Stein. Ich finde, ein typischer italienischer Name. Ja, heute haben wir die Grenze passiert. Wir sind in Italien.
Ausgeschlafen, frische Wäsche, weil wir in der Domenikushütte einen kostenlosen Waschservice hatten. Es fehlten zwar ein paar Sachen, da die Sachen von allen Gästen zusammen gewaschen wurden, doch am Ende war alles wieder da.
Wir spazierten das wunderschöne Tal zur Pfirtscherscharte hinauf, trafen am Eingang zum Tal die beiden Mädchen aus Oberösterreich, die auf der Olpener Hütte übernachtet hatten und nun auf dem Bus warteten. Für sie war die Wanderung zu Ende. Für uns war es heute ein Spaziergang im Vergleich zu Gestern. Ich nahm mir auch die Zeit und machte einige Fotos mit dem Graufilter. Auf der Alm machten wir ein Päuschen und die restlichen Höhenmeter zur Grenze, wo dann auch die Hütte stand, fielen auch nicht all zu schwer.
Auch hier kehrten wir ein, aßen und tranken etwas. Das Wetter war beispielhaft ? schön.
Dann ging es bergab. Angeschrieben waren 1 Stunde und 20 Minuten. Wir benötigten fast 3. Unterwegs begann es wieder zu regnen, aber nicht sehr stark.
Stein, dieser typische italienische Ort, besteht aus drei bewohnten Häusern. Aber sehr schönen.
Das Problem mit der Unterkunft war, dass hier nur Faxe als Anmeldung anerkannt wurden. Wir riefen vier-fünfmal an, das half uns nicht. Da wir kein Fax hatten, und die ein Fax hatten, denen gelang es nicht das Fax an die Nummer abzusetzen, schrieb ich einen Brief und rief wieder an. Der Brief war nicht angekommen, sagte mir Frau Holzer vom Gasthof Stein am Telefon. Heute aber war alles vorhanden. Und wir hatten ein wunderschönes altes Zimmer mit Toilette und Dusche. Auf das warme Wasser musste man etwa 10 Minuten warten, was für ein Luxus.
Eine Stunde später trafen auch Steffi und Melanie ein. Auch sie hatten die vergangene Nacht auf der Olpener Hütte verbracht.
Wir hörten von unserem Zimmer im ersten Stock wie in der Gaststube gesungen wurde. Ich mit dem Foto runter und in die Gaststube. Dort sangen etwa 10-12 Leute Lieder. Sie kannten sich nicht alle nur 4 waren gemeinsam unterwegs. Ich filmte und hatte so viel Spaß und massig Material für die Multivisionsshow.
Wir sitzen in der Hütte, gemeinsam mit anderen Wanderern, die Stimmung ist umwerfend.
Es gibt ja Ebbe und Flut ? das war der letzte Satz eines Bayern über das Computerwesen.
Ich fahre über Sachsen und Sorben nach Polen und danach bin ich im Ural ? ein weiterer bayerischer Spruch über die Herkunft von Toma.
Als ich gerade die Mail abgeschickt hatte:
Zur goldenen Hochzeit wird der Ehemann gefragt, was seine besten Jahre waren. Er antwortet: Die fünf Jahre in russischer Gefangenschaft.
Ich habe jetzt schon 39 Jahre davon.
Spruch von Martin: Die Russen essen Gulagsuppe.
9. Wandertag - Wir sind drüben.
Eigentlich schon seit 1991. Jetzt haben wir es auch zu Fuß über die Alpen geschafft.
Die Gliedlscharte war unsere letzte große Herausforderung bei der Überquerung des
Alpenhauptkammes.
Stein war ganz toll. Der Abend mit Melanie, Steffi, Rosi und Martin war dabei der absolute Höhepunkt des Tages. Martin lief einmal mehr zur Hochform auf.
Also mal für die Nichteingeweihten: Steffi und Melanie kommen aus der Nähe von Mainz und gehen zusammen den zweiten Abschnitt des Weges München Venedig ? jedes Jahr eine Woche und sind etwas jünger als wir, Rosi und Martin sind schon etwas älter als wir, aber sehr gut trainiert, da sie quasi in den Bergen wohnen (in der Nähe von GPK). Martin ist ein Urbayer, der die Steffi aus Wuppertal vor 45 Jahren geheiratet hat. Er konnte ununterbrochen erzählen, wenn ihn Rosi nicht ununterbrochen unterbrochen hätte, nicht so a Schmarrn zu erzählen. Er hatte in uns neue Zuhörer gefunden, Rosi hörte es das 100ste Mal.
Wir liefen schon seit dem Karwendelgebirge mehr oder weniger zusammen und übernachteten fast immer auf denselben Hütten.
So hat der Autor des Weges bestimmt eines erreicht, er hat viele Menschen zusammengebracht.
Frühstück mit frischen Brötchen vom Bäcker! Wir haben endlich die Brotzeit zurückgelassen!
In der Nacht hatte es stark gewittert, so sagte man uns, und immer noch hingen die Wolken in den Bergen. Wir kamen gegen 8.00 Uhr los, stapften die Asphaltstraße nach oben, nahmen dann die Abkürzung durch den Wald, die in keinem Reiseführer beschrieben war und trafen an der Brücke wieder auf den normalen Wanderweg. Von da an ging es bergauf. 1100 Meter! Es ging vorbei an einer verlassenen Holzhaus-Sennersiedlung, wir beobachteten einen Bauer, der seine Kuh und sein Kälbchen versorgte, und gingen immer weiter in das Tal hinein. Die Felswände des Talabschluss kamen immer näher, ohne dass es klar war, wie wir darüber kommen sollten. Eine Scharte war nicht zu sehen, nur Gletscher auf der linken Seite und hohe Felswände rechts. Dann standen plötzlich 6 Kühe auf dem Weg. Drei davon schauten uns so an, dass wir keinen Schritt weiter auf sie zu machen sollten. Ich schaute weg und tat so, als würde ich sowieso nicht die Absicht haben auf den von ihnen versch?Weg, denn überall lagen Tretminen herum, gehen zu wollen. Minuten vergingen und die Kühe wollten es drauf ankommen lassen. Wir wichen aus, obwohl das an dem Abhang gar nicht so einfach war, denn die heutige Etappe war wieder sehr lang und mit dem Schwierigkeitsgrad schwarz. Kurz danach wurde der Weg steil und es ging nach rechts oben. Immer noch war es wolkig, manchmal waren wir gänzlich in den Nebelschwaden eingehüllt. Doch diese mysteriöse Stimmung wird hoffentlich schöne Fotos ergeben. Dann wurde es langsam klar, wie wir die Felsen überwinden würden. Der Blick auf die Scharte öffnete sich. Am Fuße des letzten steilen Anstieges machten wir eine Brötchenzeit, denn das hatten wir gleich am Morgen mitgenommen. Und als wir so entspannt unser Brötchen genossen, sahen wir zu unserer Rechten 3 Steinböcke. Drei wunderschöne Exemplare, die sich ebenso-wenig beim Grasen stören ließen. Foto, Video alles bestens. Hier das Teleobjektiv und es wären tolle Bilder geworden. Mal sehen, was mit dem 24-105 mm Teil geworden ist.
Wir schufteten uns nach der Pause den Hang zur Scharte hoch und genossen dann oben einen wunderschönen Ausblick, wie eben immer bei einer Scharte. Und als Belohnung ging es moderat auf einem angenehmen Weg bergab. Nur eben lange. An dem Gliedlsee vorbei, und immer noch viel zu laufen bis zur Oberen-Eggbergalm. Jetzt tun mir schon die Arme weh, denn der Stockeinsatz beim Runtergehen, der natürlich viel Gewicht von den Beinen nimmt, erhöht gleichwohl die Belastung auf den Armen und bei mir ist wohl der Ellenbogenknochen das schwächste Glied. (Vielleicht kommt der Schmerz auch vom vielen Schreiben?)
Steffi und Melanie waren schneller als wir und Rosi und Martin überholten uns auch auf dem Aufstieg. Doch als wir die Alm sahen, begrüßten sie uns alle wieder. Sie hatten auf uns gewartet. Eine sehr schöne Alm. Die Besitzer waren zu einer Hochzeit und eine Frau mit ihren Kindern hatte die Alm für das Wochenende übernommen. Es gab Ziegenkäse mit ganz leckerem Brot, aber keinen Spuma -was die italienische Bezeichnung für einen Almdudler ist, eine Variante der Fassbrause, aber Cappuchini, für kleinstes Geld. Die Küche erinnerte ein wenig an Küchen in Nepal. Es gab keinen Rauchabzug, sodass die Decke und die Wände recht rußig aussahen.
Wir gingen jetzt den letzten Teil der Etappe gemeinsam. Immerhin hatten wir noch fast 1000 Höhenmeter abzusteigen. Das Tal war wunderschön, aber der Foto schon im Rucksack, damit ich nicht immer das Tempo gebremst hätte. Als jedoch ein Semper Vivum Montagne (allgemeinverständlich auch der gemeine Bergwurz genannt) an einer Felswand gar zu schön uns anlächelte, holte ich ihn wieder raus. Klick, klick, klick.
Wir erreichten Dun gegen 16.00 Uhr und bis zu Pfunders waren noch 1.20 Stunden zu gehen. Straße. Aber Toma war schlau gewesen. Sie hatte sich schon gestern die Nummer eines Taxiunternehmers geben lassen, der dann auch nach 20 Minuten Wartens auftauchte und uns die 1.20 h auf 10 Minuten verkürzte. Sehr knieschonen, besser als mit Stöcken.
Im Gasthof Brugger bezogen wir unser 2 Bettzimmer und verbrachten wieder einen schönen Abend mit Rosi, Martin, Melanie, und Steffi. Wir packten wieder zwei Tüten zusammen, die wir morgen Steffi und Melanie mitgeben konnten, da der Rucksack noch einmal um nicht benötigte Sachen erleichtert werden sollte, denn unsere Rucksäcke waren doch relativ schwer im Vergleich zu den anderen. Also trennte ich mich vom Powerpack, einem Ersatzladegerät, Ersatzakku, Ersatzbatterien, (sogenanntem Elektroschrott) Brotdose, Schirm, Unterwäsche, Fließjacke, Taschentüchern, dem Taschenmesser, ?
Doch dann erfuhren wir, dass wir am nächsten Wandertag an einer Post vorbeikommen. Also entschieden wir, die Frauen nicht zu belasten und die Sachen selbst abzuschicken.
10. Tag - Ruhetag mit Trachtenfest
Wir aßen mit Melanie und Steffi gemeinsam Frühstück. Gestern hatte sich Steffi geoutet, dass sie auch aus dem Ossiland käme. Also fragte ich nach und siehe da, so kleckerweise über Frankfurt / Oder, Seelow kamen wir auf Schwedt. Steffi kam aus Schwedt und hat an der Trasse gearbeitet (das ist nur für die Ossiinsider). Und man kann nicht ausschließen, dass ihre Mutter unsere Tochter unterrichtet hat.
Abschied von Steffi und Melanie, die ihren zweiten Abschnitt des Traumpfades nach Venedig hier bis zum nächsten Jahr unterbrachen, Abschied von Rosi und Martin, die keine Ruhe kennen, natürlich auch Busse verachten (auch das Taxi gestern Abend) und zur nächsten Hütte sprinteten. Wir waren ja ganz entschleunigt und legten einen Ruhetag ein. Nach dem Frühstück wollte ich in die Kirche gehen, es war ja Sonntag und ich wissbegieriger Atheist, der aber leider zu spät aufgestanden war. Die Messe hatte schon begonnen und stören wollte ich auch nicht. Also fragten wir die Wirtin, was es für Alternativen am Ruhetag gab. Es gab eine, das ?Marktlfeschtl? in Mühlbach. Rein in den nächsten Bus, dann in den Zug und Schwups waren wir 10.00 Uhr in Mühlbach. Ein Trachtenumzug mit Musikkapellen, Folkloregruppen, ? war geplant. 11.00 Uhr begann der Umzug, so etwas wie Karneval in Köln, nur etwas kleiner. Aber sogar Kamelle wurde geschmissen. Im Anschluss an den Festzug spielten die Kapellen, es gab viel zu Essen und Trinken. Die Trachten waren prächtig. Und sie überwogen im Stadtbild. Man feierte sich selbst. Das Oktoberfest in München hat solche Trachten nicht zu bieten. Und hier waren es nur einige Gemeinden rings um Mühlbach, die eine sehr ursprüngliche tirolische Atmosphäre schufen. Faszinierend wie die Tradition gelebt wird. Etwas fehl am Platze wirkten fliegende Händler aus Schwarzafrika, die Sonnenbrillen, Hüte und solche Dinger anboten, die sich drehten, wo sich mir der Sinn noch nicht erschloss. Aber sie wurden nicht beachtet und machten auch kein Geschäft.
Wir probierten vieles (Kulinarisches), nutzen schamlos das kostenlose Internet auf dem Marktplatz, Toma skypte sogar mit Russland.
Irgendwann hatten wir genug Trachten gesehen, Tradition inhaliert und kehrten nach Hause, Pfunders zurück. Leider klappte es nicht mit dem Anschluss-Bus, sodass wir uns noch eine Kirche in Vintl reinzogen und schon mal schauten, wo die Post ist.
Jetzt ist Abendbrot, kein Brot, Dinner, verspeist und Uta, eine Weggefährte, ist auch im Gasthof angekommen.
11. Wandertag - Der Regen hält uns auf
Montag, Schluss mit lustig! Heute geht es wieder ernsthaft in die Berge. Los geht es mit dem Linienbus. Fast 10 km auf der Asphaltstraße können wir uns sparen. Und wir sparten am richtigen Ende. Wir gaben in Vintl unser Paket auf, 3kg, und bezahlten die Strafe, dass wir zu viel mitgenommen hatten. Jetzt laufe ich mit dem Gefühl, dass ich doch zu wenig mit habe und zu viel zurückgeschickt habe.
Den Abstieg des heutigen Tages hatten wir also mit dem Bus bewältigt. Einige Weggefährten liefen die Strecke zu Fuß, sie sind noch unterwegs und nicht in der Hütte, in der Ronerhütte, unserem Ziel für das Mittagessen, das wir genau in der vorgeschriebenen Zeit erreicht haben. Und nicht nur in der vorgeschriebenen Zeit sondern auch gerade noch bevor es begann zu regnen. Gedonnert hatte es ja schon eine ganze Weile, aber wir schafften es noch trocken bis in die Hütte. Von Vintl geht der Weg durch den Wald über 1000 Höhenmeter bergauf. Man denkt immer, der Wald muss doch mal aufhören und die Alm anfangen, solange kann man doch nicht durch den Wald gehen. Man konnte eben doch. Jetzt aber sitzen wir hier fest. Es regnet wirklich in Strippen. Gut das wir an den 3.50 Euro für den Bus nicht gespart hatten. Selbst nach dem Mittagessen, einigen Spumas, Kaffees, Tees? immer noch sieht man die Strippen vor dem Hintergrund des Holzhauses auf der gegenüberliegenden Seite. Es soll noch bis 17-18.00 Uhr regnen. Das sitzen wir ganz heroisch (oder hieß das stoisch) aus! Wir haben ja alles dabei. (Fast alles, bis auf das, was wir zurückgeschickt haben.)
Ab morgen soll es aber besser werden, das Wetter.
Martin hat jetzt die Russen im Nacken, denn wir werden kommen (immer wenn er vor uns ging meinte er Rosi anspornen zu müssen mit dem Spruch: ?Schnell! Die Russen kommen!?).
Jetzt schreibe ich mal aus dem Heft zum Marktlfescht, das auch hier ausliegt, die Reihenfolge der Formationen ab:
Mühlbacher Fanfarenbläser
Komitee ?Mühlbacha Marktlfescht und Ehrengäste
Mühlbacher Wappen
Bürgerkapelle Mühlbach
Senseler Schützenkompanie Volders
Landsturmgruppe Senseler Volders
Senseler Musikkapelle Volders
Schützenkompanie vom Landgericht Rodeneck mit Sitz in Mühlbach
Festagstracht Spinges
Musikkapelle Vals
Haller Boarisches Gewand
Volkstanzgruppe Villanders
Do Pfundra Huit
Musikkapelle Vintl (die trafen wir schon im Zug)
Schuhplattler Rodeneck
Goalsschnöller Rodeneck
Wurzelkapelle Wahlen
Tourismusverein Gitschberg Jochtal
Freunde aus Hemau
Schuhplattler Meransen
Festtagstracht Meransen
Schützenkapelle Meransen
Und es regnet immer noch ? 15.30 Uhr!
Beim Aufstieg trafen wir übrigens einen Wanderer, der auf dem Rückweg war. Er war schon in Venedig (und hatte wahrscheinlich kein Geld für den Zug zurück, 😊).
Gerade jetzt treffen drei der Mädchen ein. Uta und zwei Männer sind noch unterwegs im Regen. Sie haben eine Stunde im Stall gestanden. (Beim Regen) Und es nicht ausgehalten. Jetzt ziehen sie sich um und sind glücklich in der warmen Gaststube zu sein.
Wir auch!
Um Euch auf dem Laufenden zu halten, es regnet und wird immer besser. Jetzt gibt es lecker Kuchen mit Preiselbeeren und Schlagoberes. Diese Kalorien. Toma übt sich wieder in Foodfotografie!
Fortsetzung von Vortag:
Wir machten es uns also 4 Stunden gemütlich in der Roner Hütte und waren voller guter Hoffnung, dass der Regen wie vorausgesagt um 17.00 Uhr aufhört. Die anderen Wanderkameraden hatten nicht ganz so viel Geduld und gingen schon los, als der Regen etwas nachgelassen hatte.
Doch genau um 5 Uhr fielen die letzten Tropfen. Wir machten uns auf den Weg und bereits wenige Meter nach der Hütte, als ein wenig Sicht in die Ferne möglich war, wurde mir warm ums Fotografen-Herz. Die Wolken hingen in den Bergen, der Alpenhauptkamm war mit Puderzucker überzogen, es schien als wollte die Sonne noch mal wieder kommen. Die Zeitangaben für die Restlaufzeit (bis zum Tagesziel) variierten stark. 45 Minuten in unserem Buch 1,15h am Wegweiser, gegangen sind wir fast 2 Stunden. Aber davon habe ich fast jede Minute genossen. Wunderschöne Aussichten, weite Blicke über die Almwiesen, klare Luft, Kontraste, hübsche kleine urige (alte, hölzerne) Almhütten na und Toma.
Die Hütte lag auf einer Alm, wo auch sonst mit freier Sicht auf den Pleitenkogel (richtig Peitlerkofel), dem Tor zu den Dolomiten. Ihn hatten wir schon die ganze Zeit gesehen. Die Sonne schien jetzt wieder und beleuchtete die Alm in ihrem weichen Abendlicht. Die Gopro kam wieder für ein Zeitraffer zum Einsatz. Abendbrot aßen wir mit zwei Grazer Mädel, die 4 Tage auf der Kreuzwiesenalmhütte Urlaub machten. Die Hütte ist urig und ziemlich alt. Wir hatten ein Zweibettzimmer.
12. Wandertag - Wir betreten die Dolomiten
Die Nacht war mal anders. Da Toma mal raus musste, wachte ich auf und entschied, dass ich mir den Sternenhimmel anschaue. Überwältigende Milchstraße! Kein Mond der störte und kein einziges Licht, klarste Luft, einfach die besten Voraussetzungen die verschüttete Milch, das millionenfache Funkeln am Himmel auf sich wirken zu lassen. Nur etwas kalt war es in den Schlafsachen hier oben auf 1500 Metern, sodass ich es nicht lange draußen aushielt.
Nächster Tag zur Schlüterhütte
Abmarsch gegen 8.00 Uhr. Unser Wanderführer vom Bruckmann Verlag gab wieder sein Bestes, uns zu verwirren. Erstes Ziel die Jakobsstöckl hätte man auch einfacher erreichen können ohne über den Umweg zur Alm. Die Jakobssstöckl war eine Kapelle für den heiligen Jakob. Dann ging es über eine Alm, wo wir Slalom um die Kühe liefen. Ein fotografischer Höhepunkt war der Glittnersee, auf dem ein Holzboot schwamm (wahrscheinlich ein altes Dach auf den Kopf gestellt) bei besten Wolkenhintergrund und schöner Bergszenerie. Dann erreichten wir die private Hütte am Ende eines Fahrweges und machten gemeinsam mit Uta zweites Frühstück. Wir gingen nicht auf den Berg sondern am Hang entlang, denn der Ausblick auf die Berge war eh schon gigantisch. Vor uns lag der Kronplatz, wo wir vor über 20 Jahren im Winter Ski gefahren sind. Doch der Blick reichte bis zum Alpenhauptkamm, der seit gestern wieder schneebedeckt war. Und rechts vom Kronplatz schauten wir auf die Berge der Dolomiten. Die Sonne schien, doch es war noch frisch, sodass wir an den Anstiegen nicht allzu sehr ins Schwitzen gerieten. Heute lief es generell ganz gut. Die Anstrengungen der letzten Tage haben eine gewisse Kondition aufgebaut.
Die umwerfende Nothütte auf dem Weg ist zu erwähnen. Romantik pur. Die Mittagshütte ? die Wiesenalmhütte, war pünktlich zur Stelle, wir kamen also erstmalig mit der angegebenen Zeit zurecht. Es gab Kaiserschmarrn. Beim Abstieg von der Wiesenalmhütte hagelte es. In der Ferne donnerte es. Beim Aufstieg zur nächsten Hütte war dann alles wieder vorbei und die Sonne trocknete, was der Regen befeuchtet hatte. Jetzt waren wir dem Pleitenkofel schon ganz nah. Vom Würzjoch bis zum Ziel noch zwei Stunden, aber eine Scharte mit über 300 Höhenmetern. Am Würzjoch begann der Massentourismus. Da das Joch über eine Passstraße erreichbar war, waren sehr viele Gelegenheitswanderer, ich grenze mich jetzt mal als Weitwanderer deutlich von ihnen ab, unterwegs. Auf dem Weg zur Scharte herrschte reger Verkehr. Es war gegen 3 Uhr und viele kamen vom Pleitenkofel herab.
Zu unserer Rechten zog wieder ein Gewitter auf. Die Regenfront war deutlich zu erkennen, wie sie immer näher kam. Wir schafften es gerade so uns wieder regenfest umzuziehen, da regnete es schon. Wir waren kurz vor der Scharte, also noch nicht ganz linksherum. Dann sahen wir den Aufstieg zur Scharte. Noch ein schönes Stück Arbeit.
Doch man wurde, wie sollte es auch anders sein, oben mit einer fabelhaften Aussicht belohnt. Von der Scharte bis zur Schlüter-Hütte - Genusswandern fast auf gleicher Höhe immer am Hang entlang und dadurch, dass das Wetter so ein wenig Gewitter, ein wenig Sonne war, waren die Berge sehr unterschiedlich beleuchtet, was sich bestimmt auf den Fotos gut machen wird. Die Hütte war gerammelt voll. Über 100 Mann! Die wollen alle zur gleichen Zeit verpflegt werden. Das haben sie aber gut im Griff! Bei 8 oder 10 Mann-Tischen nimmt einer die Bestellung auf, die per Internet in die Küche übermittelt wird und wenn der ?Aufnehmer? der Bestellung den 3. oder 4. Gast befragt, wird schon für den ersten Gast das Essen serviert.
13. Wandertag - Den Schwur nicht gebrochen
Es sollte den ganzen Tag etwas regnen. Tat es aber nicht. Es war aber recht frisch, als wir die Hütte relativ spät verließen. Die Sicht war herrlich, der Weg nicht allzu schwer. Nach einer knappen Stunde erreichten wir die Medalgeshütte. Sehr romantisch! Von hier sah man schon die Roa-Scharte und den Weg dahin. Der flößte schon einen Heiden-Respekt ein. Der Reiseführer sagte, dass der Weg problemlos sei. Probleme gab es keine, aber das Schotterfeld direkt zum Aufstieg zur Scharte war schon heftig steil. Da kam ich schon mal außer Atem. Oben am Pass/Scharte/Joch angekommen, musste man sich entscheiden, ob Kletterweg oder Normalvariante (wobei die Kletterei im Buch als die Normalvariante beschrieben ist - doch ob das normal ist?) Da ich mir geschworen hatte, keine Drahtseilversicherte Routen mehr zu gehen, hieß es für uns absteigen, hinein in einen Kessel und dann gleich wieder eine andere Scharte hoch. Dort oben angekommen, nach bestimmt 30-40 Minuten, hatten wir statt 2 Stunden, 1Stunde 50 Minuten bis zur Puiz-Hütte. Und gleich am Joch begann eine Gratwanderung, mit Drahtseilen gesichert. Ich überwand mich und ging die ersten paar Meter Seil. Als uns dann die beiden Männer mit Hund folgten und den Hund über eine Spalte hoben, fragte ich mich: ?Und wer hebt mich darüber??
Jetzt habe ich das Schreiben des Berichtes für schöne Sonnenuntergangsfotos vom Grödner Joch unterbrochen.
Da keiner in der Nähe war, erinnerte ich mich an meinen Schwur und wir kehrten um, bevor es zu spät war.
(Ich frage mich hier wirklich, wie der Wanderführer vom Brucknerverlag erneut mit keinem Wort auf die schwere Tour des Normalweges einging. Vielleicht sollte am Anfang dieses Buches stehen: ? Nur für besonders Geübte!? In anderen Wanderführern wird jede Stelle ausführlich beschrieben. Warum schreibt man noch einen Wanderführer und dann schlechter, wenn es einen guten gibt.)
Der Abstieg führte zur Regensburger-Hütte. Dort aßen wir zu Mittag und stiegen ab nach Wolkenstein. Das waren wieder 1000 Höhenmeter nach unten! Toma hatte ein wenig Knie. Verständlich. Ab der Regensburger Hütte waren wir mitten im Rummel der Normalurlauber. In Wolkenstein selbst tobte der Bär. Autoschlangen drängelten sich durch die Stadt. Wir nahmen den Bus zum Grödner Joch. Der schnaufte sich wieder etlichen Höhenmetern nach oben, ohne dass wir uns anstrengen mussten. Zweibettzimmer mit eigener Dusche und eigenem WC. Was für ein Luxus!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Als Belohnung gab es am Abend einen schönen Sonnenuntergang, wenn man das so nennen darf, denn die Sonne sahen wir gar nicht nur wie sie die Berge wunderschön beleuchtete, die Wolken bemalte, was mein Fotoherz schneller schlagen ließ.
14. Wandertag - Freies Wandern nach unserem Gusto!
Heute war der Sella Stock angesagt mit Klettereien?
Wir hatten für uns ja schon gestern entschieden, das lassen wir nicht mit uns machen.
Also wachte ich früh auf, mit Knie! Nicht das kaputte, das heile Knie war kaputt.
Kniebandagen waren angesagt, denn erst einmal ging es bergab, denn bergauf geht es ja vom Pass nur auf die Berge, aber auf die wollten wir nicht, wir wollten um die Berge.
Frei nach dem russischem Sprichwort, der Schlaue geht nicht über die Berge, sondern um die Berge. Die Wegemeister hatten unseren Fall wohl nicht vorausgesehen, also jemand der auf das Grödnerjoch kraxelt und dann wieder absteigt, um das Massiv zu umgehen. Also improvisierten wir so gut es ging. Abstieg auf einem Weg, den sich Radfahrer und Wanderer teilen. Das hieß, als Wanderer musst du immer aufpassen, dass dich kein Radler, Mountainbiker, über den Haufen fährt. Dann kamen wir an einen Wasserfall, ein beliebtes Ausflugsziel von Corvara und natürlich gut besucht. Als wir dann aber auf einen Weg nach rechts, bergauf, abbogen, der zu keinem spektakulären Ziel führte, hatten wir nur noch uns. Ein recht romantischer Weg, der den Sellastock umkreiste und eine herrliche Sicht auf Corvara bot. Schmetterlinge, Blumen?.Blicke auf die gegenüberliegenden Berge?.
Der Weg ging hoch und runter, manchmal steil und schweißtreibend, manchmal moderat. Gegen 1 Uhr oder vielleicht etwas später kamen wir an der Hütte de Monte an, schauten voller Faszination auf das Marmoladamassiv und aßen zu Mittag. Nobel, sage ich nur. Zucchiniblüten mit Käsefüllung. Das sah ich zum ersten Mal, obwohl Toma meinte, sie hätte das schon zuhause gekocht. (Waren vielleicht Zucchiniwurzeln)
Nach der Hütte fanden wir unverhofft einen fast direkten Abstieg zum Pass Campolo, wo wir schon wieder einkehrten und uns einen Capuccini genehmigten (Eis inclusive). Von hier bis zu unserem selbst festgelegten Tagesziel waren es keine 5 km mehr. Und auf diesen 5 Kilometern hatten wir gleich zwei unerwartete Begegnungen mit Murmeltieren. Wir standen direkt vor dem Bau und ab und zu schaute das Murmeltier aus dem Bau heraus und direkt uns in die Augen.
In Arabba eingewandert, schauten wir uns nach einem Hotel/Pension um. In dem Gasthof, wohl eines der ältesten Gebäude (aber sehr gut in Schuss), direkt gegenüber von der Kirche, fragten wir nach und bekamen eine Chipkarte in die Hand gedrückt, um uns Zimmer 38 anzuschauen. Und Schwups stand ich unter der Dusche. Das Hotel hatte sogar ein Stück Seife im Angebot, also im Badezimmer liegen.
Der Dusche folgte das Konzert, direkt an der größten Kreuzung des Dorfes. Die Musikanten, meist junge Leute, angezogen in historischen oder folklorischen Sachen, spielten klassische Musik.
Und dann begann das Abarbeiten der Halbpension. Von ?Halb? kann da keine Rede sein. 5 Gänge Vollkost, wohl eher 2,5 Pensionen plus Frühstück (aber das müssen wir erst morgen essen).
Und jetzt gute Nacht
Nachricht von unserer Webseite:
Schön war?s mit euch!! Eure Homepage ist super eindrucksvoll! Wir hoffen ihr seid guter Dinge und kommt gut voran. Viel Energie und weiterhin Spaß wünschen euch
Daniel und Katharina
15. Wandertag - Durch die schönen Dolomiten
Verschlafen ? 8.00 Uhr aufgewacht. Dann spulen wir unser Programm ab und sind nach etwa 1,5 Stunden gehfertig. Das ist eigentlich egal ob Hütte oder Hotel. Wir verließen Arabba also so gegen 9.30 Uhr in Richtung Süd-Osten bergauf. Vor uns lagen 750 Höhenmeter, wovon die ersten direkt nach Verlassen der Seilbahnstation im Wald zu bewältigen waren. Der Weg war schön, sehr schön wäre er gewesen, wenn wir nicht bergauf müssten.
Wir sitzen jetzt auf der Veranda vor der Hütte Cabana Bill und schauen in die Ferne, Berge, blauer Himmel, die Sonne wärmt uns noch, vor uns die Passstraße auf der die Autos langsam fahren, da es um die Kurve geht. Die GoPro nimmt das Ganze entschleunigt auf, im Zeitraffer!
Toma genießt einen schwarzen Tee, ich eine Apfelschorle.
Als wir aus dem Wald herauskommen eröffnet sich ein Blick in fast alle Himmelsrichtungen auf die Berge der Dolomiten.
Auf dem Weg stehen heute nicht nur neugierige Kühe, auch Pferde weiden hier oben.
Wir gehen durch alte Schützengräben aus dem 1. Weltkrieg, also vor rund 100 Jahren, die heute einen Wanderweg bilden.
Von der Hochebene ist es dann noch eine kurze Kraftanstrengung um auf der schottrigen steilen Skipiste das letzte Stück bis zum Pass hinaufzukraxeln. Hier zieht erst einmal das Massiv der Marmolade alle Aufmerksamkeit auf sich, obwohl, wenn man zurückschaut auch mächtige Berge am Horizont thronen. Gleich vor uns liegt die Hütte Padon, gleichlautend dem Pass. Hier erholen wir uns bei gespritztem Apfelsaft, Tee und Suppe.
Ein Blick nach unten lässt uns den Weg zum Tagesziel erkennen. Auf dem Weg dorthin grüßt uns wieder ein Murmeltier und verschwindet nicht, als ich mich durch das hohe Gras anschleiche. Einige Fotos sollten scharf sein.
Oben auf dem Pass (eigentlich muss es jetzt unten heißen, denn wir sind ja einige hundert Meter abgestiegen) trinken wir noch ein Heißgetränk und schleichen uns hinab zu unserer Hütte Cabana Bill.
Schönes Zimmer, nur die Aussicht könnte perfekter sein. Jammer auf höchstem Niveau!
Die Umrundung des Sellastockes, unsere persönliche Variante, ist abgeschlossen, wir befinden uns wieder auf dem Normalweg München Venedig.
16. Wandertag - Kaum los - schon vorbei
Die Capana Bill verließen wir um 9.00 Uhr. Es ging entlang der Schlepplifttrasse bergab. Wir passierten weitere Hütten/Hotels, die an der Passstraße Fedaia standen, bis wir an der Tal-Seilbahnstation zur Marmolada ankamen. Dort ging es in die Schlucht von Sottoguda. Wir bezahlten unseren Eintritt und erwarteten etwas Ähnliches wie bei der Partnachschlucht oder der Geisterschlucht, aber es ging auf einer Asphaltstraße durch ein enges Tal. Viele Italiener waren unterwegs. Als plötzlich ein Züglein auftauchte, verlor ich die Hoffnung etwas Wildes zu sehen. So spazierten wir gesittet durch die Klamm und wichen dem motorisierten Zug aus, der die Urlauber transportierte, die gehunfähig waren.
Nach der Schlucht wartete mit Sottoguda einer der schönsten italienischen Orte auf uns. Wir gingen ins Touristenbüro, um zu fragen, was es am Sonntag in dem Tal gab. Leider kein größeres Event. Zur Sicherheit fragten wir noch, ob sie wüssten, wo unser Hotel sich genau befindet, obwohl der Ort noch etwa 5 km entfernt war. Zu unserer Überraschung war die Antwort 50 Meter bergauf. Wir waren also gerade vorbeigelaufen. Natürlich war unser Zimmer noch nicht fertig und wir schlenderten durch den wunderschönen Ort, fotografierten, aßen zu Mittag, sehr teuer, aber mit Internet und als wir zurückkamen, konnten wir gleich einen Mittagsschlaf machen. Dann faulenzen. Das machen wir bis jetzt!
Das Wetter war nur ein wenig wolkig, eigentlich sonnig!
Beim Faulenzen kommt einem ja so mancher Gedanke. Das wohl Seltsamste ist, dass wir zu Fuß hier sind und schon so viele Kilometer zu Fuß zurückgelegt haben. Im Touristenoffice wird einem meist etwas angeboten, dass man mit dem Auto anfahren muss.
Kurzer Tag und morgen frei, das ist nicht die beste Planung. Wir werden morgen uns mit dem Zug fahren lassen! Denn dem Wetterbericht glaube ich nicht mehr, dass es morgen den ganzen Tag gewittern wird.
17. Wandertag - Mord mit Aussicht?
Der Tag, der Sonntag, begann vorbildlich. Ich ging zur Kirche und wollte mal rein schauen, denn die Kirche ist normalerweise verschlossen. Die ältere Generation hatte sich schon zum Gottesdienst versammelt, der 8.30 Uhr begann. Ich machte schnell ein Bild und blieb dann wie der angebundene Hund vor der Tür, bzw. ging zurück ins Hotel frühstücken.
Während des Frühstücks fuhr die Polizei vorbei, dann die Bergwacht. Was bedeutet das?
Wir hatten heute einen geruhsamen Spaziergang durch die Schlucht geplant und wären sogar mit dem Züglein gefahren, oh welche Sünde, doch es sollte nicht dazu kommen.
Als wir das Hotel in Richtung Schlucht verließen, kam die Besitzerin hinterhergerannt und sagte, dass die Schlucht gesperrt wäre, da etwas passiert wäre. Das erklärte auch das Polizeiauto und die Bergwacht. Aber sie erklärte uns auch, wie wir alternativ zum Lift kämen. Es war ein wunderschöner Weg oberhalb der Schlucht, doch um oberhalb der Schlucht zu kommen, mussten wir erst einmal kräftig bergauf gehen.
Wir kamen sogar am Ruhetag ins Schwitzen. Nach 1 Stunde 20 Minuten hatten wir den Parkplatz vor dem Lift erreicht. Doch bevor es nach oben ging, war erst einmal Shoppen angesagt. Die Geschäfte hatten in Italien auch am Sonntag auf. Toma kaufte sich eine Mütze, Schiebermütze. Für ermäßigte 28 Euro pro Person, da wir die Marmolada Karte hatten, transportierte uns der Lift nach oben. Es ist schon ein Wunderwerk der menschlichen Ingenieurskunst, einen solchen Lift zu bauen. Selbst das Liftfahren ist nichts für schwache Nerven. Einige Frauen vergruben ihr Gesicht in den Pullovern der Männer oder saßen auf dem Boden, um nichts zu sehen oder nicht hinunter sehen zu müssen. Es waren insgesamt drei Seilbahn-Abschnitte bis nach ganz oben. Wir fuhren sie hinauf, ohne auf den Zwischenstationen Pause zu machen.
Oben angekommen auf über 3200 Metern, war es kalt und windig. Anziehen. Schauen ? leider keine Sicht. Wir gingen hoch zur Aussichtsplattform, dann wieder runter zum Ausgang auf den Fels oder die Reste des Gletschers, Nebel, Wolken, keine Sicht. Die Bergstation verhüllt vollständig in einer Wolke, die der Wind nicht weggeblasen bekam. Na und dann sollte es ja heute auch noch gewittern, vielleicht waren es schon die Gewitterwolken. Zum Glück nicht. Denn als wir schon wankelmütig wurden und an einer Aussicht von hier oben zu zweifeln begannen, ließen sich Umrisse von Bergen durch die Nebelschwaden erkennen. Foto, Foto vielleicht ist es die einzige Möglichkeit. Doch dann fasste der Wind sich ein Herz und blies die Wolke zur Seite und ein großartiges Panorama eröffnete sich uns. Vor uns lagen die nördlichen Dolomiten, die Sellagruppe, weiter hinten der Alpenhauptkamm, jetzt auch blauer Himmel, Fotografierwolken, gigantisch. Es ist fast unmöglich in einer solchen Situation ruhig zu bleiben. Man will alles fotografieren. Es ist ein solcher Überfluss von Motiven vor einem, und da sich die Wolken in Bewegung befinden und immer neue Abschnitte des Horizontes aufreißen oder zuschieben, immer neue Motive entstehen, ach liebe Fotoseele welch ein Überschwang.
Mittagessen auf der Ebene 2, wo sich auch ein Museum, ein Restaurant? befanden. Und wieder ein Ausblick.
Hier sah ich übrigens zum ersten Mal live die Phase One 100mp Kamera. (Kostete 52.000 Euro).
Hier konnte man auch die Stellungen der Soldaten, die hier während des 1. Weltkrieges gekämpft hatten (Österreicher gegen Italiener) am Berg anschauen.
Im Museum hingen am Eingang die Bilder der Könige beider Nationen in Gold gerahmt! Was für eine Blasphemie!!!!!!!!!!!! Diejenigen, welche einfache Soldaten aufeinandergehetzt haben, werden noch verehrt und ausgestellt. Ich drehte mich um und ging.
Toma wollte unbedingt den Berg mit den Stellungen besteigen. Ich ließ mich auch zu einigen Serpentinen hinreißen, folgte ihr aber dann nicht mehr.
Fotos, Fotos, Fotos. Die Natur war gewaltig.
Auch die Fahrt mit dem Lift nach unten war wieder überwältigend.
Zum Abschluss gingen wir zurück durch die Schlucht, die wieder zugängig war.
Bleibt also nur noch, den Mord aufzuklären.
Wie wir von unserer Wirtin erfuhren, hatte sich wieder ein Mann von der Brücke gestürzt. Es war also ein Selbstmord, wofür die Brücke über der Schlucht berühmt ist. Er stürzte auf ein Geländer, was zerbrach und durch Absperrband behelfsmäßig ersetzt wurde.
Schrecklich.
Jetzt geht es in die Pizzeria und wir lassen den Ruhetag ausklingen.
18. Wandertag - Wieder auf der Piste
Schluss mit Ruhetagen, auf geht?s!
9.00 Uhr begann der Ernst der Tour. Die Rucksäcke waren aufgeschnallt, die Kniebandagen angezogen, die Wehwehchen vergessen.
Die Sonne schien, der Himmel einfach nur blau. Es hatte in der Nacht schwer gewittert. Und heute waren sie auch angekündigt die Gewitter, aber es ist immer noch Blauer Himmel, soweit wir ihn sehen können, denn wir sehen ja nur Wand, die Wand der Wände, als müsste sie bei der Größe noch angeben, baut sie sich auf, vor unserer Hütte.
Das war das Ziel!
Davor lag die Ebene. Etwa 10 km entlang des Flusses bergab von Suttoguda nach Alhege. Eine Nordic Walking Strecke. Wir hatten aber die Stöcke demonstrativ im Rucksack, damit wir ja nicht verwechselt wurden. Die Strecke ist zwar nicht die spektakulär, aber man kann sie durchaus gehen und muss nicht unbedingt den Bus bemühen.
Wir machten eine kleine Kaffeepause unterwegs, spazierten über die Hängebrücke kurz vor Alhege und bestaunten brav den wunderschönen See bei Alhege. Alhege ist ein schicker Ort, aber wahrscheinlich noch mehr auf Winterbetrieb eingestellt. Deshalb gibt es auch Lifts, die uns 1000 Meter Höhe schenkten (für den symbolischen Betrag von 11? pro Person). Dann spazierten wir, ähnlich wie die Skifahrer im Winter leicht bergab, bis wir uns aus dem Skigebiet verabschiedeten und zur Tissi ? Hütte abbogen. Auf dem Gebirgsweg wurde es anstrengender, doch noch immer kamen uns sehr viele Italiener entgegen, die wahrscheinlich alle am Lago del Coldai gewesen waren. An der gleichnamigen Hütte machten wir erneut eine Pause, tranken, denn es war warm. Und bergauf lief das Wasser von ganz alleine den Rücken runter und verdunstete momentan. Von der Hütte zum See ging es wieder über einen Pass, wieder Höhenmeter, dann hinab zum See, in dem auch einzelne Wanderinnen badeten, wahrscheinlich, um ihren Bikini zu zeigen. Von See zum nächsten Pass und von hier war die Tissi Hütte schon zu sehen. Sie steht auf einem Felsvorsprung, der uns am heutigen Abend noch gehörig Respekt einjagen sollte. Vom Pass gab es einen oberen und einen unteren Weg. Beide aber führten vor der Wand entlang, die immer zu unserer Linken lag. Wir nahmen den, der erst nach unten führte und dann bergauf. Es galt also wieder Höhe zu machen. Und die Sonne verwöhnte uns. Zum Glück hatten wir ausreichend Wasser mit. Als wir am Fuße des Felsens angekommen waren, wo die Tissi Hütte auf uns wartete, fiel die Anspannung ein wenig ab, doch wir mussten noch einmal ordentlich Höhenmeter machen. Wir schleppten uns zur Hütte. Diese lag natürlich bombastisch. Auge in Auge mit der Wand. Selbst zwei reichen nicht aus, um mit einem Blick die gesamte Wand zu erfassen.
Wir haben ein 4-Bettzimmer und Doppelbett, recht klein, wir sind eben von unseren Hotelaufenthalten verwöhnt. Von unseren anderen bekannten München ? Venedig-Wanderern war niemand auf der Hütte.
Den Sonnenuntergang habe ich verpasst. Stümperhaft verpasst! Weil ich diesen blöden Bericht geschrieben habe. Denn wir haben hier oben am Ende des Felsvorsprungs ein riesen Kreuz und eine noch riesigere Aussicht auf die fast kompletten Dolomiten. Das Wetter war ja sonnig, wie sollte auch sonst die Sonne untergehen, und die Wand glühte, während oben vom Kreuz die Sicht auf die Marmolade umwerfend war. Doch nicht nur auf die Marmolada, hinter ihr war die Sonne verschwunden, bevor wir oben ankamen, aber der Himmel hinter ihr war noch hell orange. Wieder Fotos zum Wegschmeißen, aber ein unvergessliches Erlebnis.
Ergänzung:
Während wir gemütlich in der Hütte sitzen, nächtigen Kletterer in der Wand. Der Wirt zeigte uns, irgendeinen Punkt in der Wand, wo die Kletterer gerade sind. So klein, so einzig, dass auch auf dem maximal vergrößertem Bild auf dem Display der Kamera nur ein roter Punkt zu sehen war. Wie gigantisch muss die Wand wirklich sein.
Die Kletterer werden in der Wand übernachten und morgen weiter steigen.
Wir hatten ja schon Respekt vor der Abbruchkante des Felsens auf dem wir uns gerade befinden. Es geht irresteil nach unten. Kaum einer traute sich, nach unten zu schauen.
Und die Kletterer hängen in einer viel steileren Wand - Respekt und Waaaaaaaaahnsinn
19. Wandertag - Wunderschön und anstrengend
Da ich ja gestern den Sonnenuntergang verpennt hatte, war es heute mit dem Sonnenaufgang nicht besser. Also ganz normales Prozedere 7 Uhr aufstehen, 8.30 Uhr Abmarsch.
Es ging erst einmal bergab. Alle möglichen Kuharten versperrten uns den Weg und machten ihn zu einer Hindernisstrecke, obwohl die Steine, Wurzeln? wohl genug Hindernisse darstellten.
Bis zur Hütte Vazzoler ging es bergab. Und eigentlich war die Pause nach 2 Stunden viel zu früh. Aber gut, dass wir gerastet und uns gestärkt hatten. Weiter bergab für eine halbe Stunde und dann links am Hang lang. Hier begannen die Qualen. Erst über Geröllfelder, dann steil bergauf. Zum Glück verlief der größte Teil des Weges im Wald und wir hatten Schatten, denn die Sonne brannte schon erbarmungslos. Wir bewältigten den ersten Aufstieg und sahen den neuen Aufstieg und Transfer vor uns liegen. Wieder am Hang entlang, über Geröllfelder, und dann wieder bergauf. Als wir auch diesen Aufstieg geschafft hatten, der mit einem bombastischen Ausblick endete, sahen wir erneut unseren Weg, entlang des Hanges, über Geröllfelder, bergauf. Mitunter waren die Wege auch ausgesetzt und man musste eigentlich immer genau auf den Weg achten. Das wirkte sich auf unsere Geschwindigkeit aus, natürlich, nicht beschleunigend. Hinzu kam die Sonne, denn auf den Geröllfeldern am Hang konnten wir uns nicht mehr vor ihr verstecken. Trinken, ab und zu mal im Schatten Pause machen. Man munkelte auf den Hütten, dass es die heißeste Woche in den Dolomiten sei. Als wir uns dann wieder auf den nächsten Pass hochgequält hatten, sahen wir in der Ferne eine Hütte. Eigentlich so nah. Unser Wasser ging zur Neige, die Hitze hielt aber unvermindert an. Es wurde noch über eine Stunde, bis wir endlich die Hütte erreicht hatten, die ab und zu mal verschwand und dann wieder auftauchte, wie eine Fata-Morgana.
Kurz vor der Hütte, als wir sie wieder einmal nicht sahen, tranken wir den letzten Tropfen. Zum Glück war die Hütte dann doch keine Wahnvorstellung und wir kübelten bei unserer Ankunft jeder eine große Apfelschorle in uns hinein.
Jetzt bin ich erschöpft, wie viele Wanderer, die die gleiche Strecke gelaufen waren.
Die Zeitangaben waren in unserem Reiseführer wieder völlig illusorisch.
20. Wandertag - Die letzte schöne Quälerei
Start wie gewöhnlich. Bis zum Pass Duran 45 Minuten schnell gegangen und die 30 Minutenvorgabe haben wir wieder nicht geschafft. Dann ging es 30 Minuten auf der ganz normalen Asphaltstraße bergab und dann links rein und der eigentliche Weg begann.
Heute war heißes Wetter angesagt. Es sollten über 30° Grad werden. Und sie wurden es. Wir waren also über jeden Aufstieg, den wir im Wald bewältigen konnten dankbar. Der Weg war ähnlich zu gestern, travers am Hang lang, über Geröllfelder, durch den Wald am Hang lang oder nach oben. Wir machten auch im Schatten Pause und viel Trinken war angesagt. Heute hatten wir ordentlich gebunkert. Die angekündigte Hütte / Alm (die nicht mehr bewirtschaftet war) kam und kam nicht. Sie war eigentlich unser Gradmesser hinsichtlich unseres Vorankommens, denn dann hätten wir schon mehr als die Hälfte geschafft. Am schönsten war es meist zurückzuschauen, denn die uns umgehenden Berge waren wirklich grandios. Da konnte man sich wirklich nicht beschweren. Der Weg bot viel viel Rundblick, Ausblick, Weitblick, Berge, Berge, Berge?
An der Hütte kamen wir mit über einer Stunde Verspätung an. Es gab eine Tränke mit kühlem Wasser, dass wir zum Auffüllen unserer Vorräte nutzten.
Von der Hütte gut erholt, mit einem Powerriegel gestärkt ging es hinauf zum Pass (rund 150 Höhenmetern), die mir eigentlich nicht schwer fielen, nur die Hitze macht ein wenig zu schaffen.
Auf dem Pass wieder Ausblicke, wirklich schön.
Bis zur nächsten Hütte gingen wir den Panoramaweg und es deutete sich schon ein wenig das Gewitter an, das vor einer halben Stunde hier mit aller Macht über uns hinweggebraust ist. Blitz, Donner, starker Regen.
Doch wir waren schon geduscht und die Gopro stand schon und nahm das Heranziehen des Gewitters auf. Leider hatte der Wirt Angst, dass mit der Kamera etwas passiert und hat sie ?gerettet?.
Jetzt warten wir mit Ungeduld auf das Abendbrot.
21. Wandertag - Abstiegs ins Eistal
Der letzte Wandertag und ich habe den Bericht nicht geschafft. Er war auch wieder ein ziemlich ausgefüllter Tag. Nach Frühstück und goob-bye-Prozeduren stiegen wir nach Norden ab, nicht wie unser Reiseführer vorschlug erst über den Berg und dann einen unbekannten Weg, der irgendwo auf einer Straße endet. Nein, wir stiegen nach Forno hinunter. 1000 Höhenmeter lagen vor uns. Der erste Teil des Weges führte noch auf schönen Bergpfaden, oft im Wald hinunter ins Tal. Nach knapp einer Stunde kamen wir auf einer Alm an und sahen, wie hier noch in Handarbeit Käse gemacht wurde. Auf der Alm trafen wir aber auch zwei Italiener aus bekannten Eismacherfamilien, die seit Generationen in Köln ein Eislokal betreiben. Die Strecke bis zum Parkplatz ihres Wagens stiegen wir gemeinsam ab und erfuhren viel von dem Schicksal der Familien die aus ihrem Tal ausgewandert waren, um in der Welt Unterhalt, Arbeit und ihr Glück zu finden, da es schwierig war, in dem Tal zu überleben. Sehr viele Eismacher in Deutschland kommen aus diesem Tal.
Die letzte Strecke bis zum Ort, zur Bushaltestelle, gingen wir allein und genossen noch ein letztes Mal das Wandern. Im Ort, gleich neben der Kirche, in die wir ja reinschauten wegen des Luthers, war eine Bar, in der wir etwas tranken, denn es war wieder sehr heiß und ein Eis aus der Tiefkühltruhe, industriell vorgefertigt, aßen. Ein Stilbruch aufgrund fehlender Alternativen. Jetzt hieß es noch eine Stunde auf den Bus warten, mit Umsteigen nach Belluno fahren und ein Hotel finden. Das Hotel fanden wir sehr zentrumsnah und wuschen uns, ein paar Sachen, organisierten unseren Rucksack um und gingen anschließend in die Stadt. Wie das Schicksal so wollte, gab es heute ein Großereignis im Ort, den Belluno 5km -Lauf. 500-600 Teilnehmer rannten heute durch die Stadt um die Wette. Doch bis 20.30 Uhr, dem Start, wären wir verhungert und suchten krampfhaft nach einen Lokal, das in der Essen-freien-Zeit uns etwas Nahrhaftes verkaufen wollte, bzw. überhaupt geöffnet war. Wir landeten in einer Weinbar, dessen Besitzerin die Hände über den Kopf zusammenschlug, als wir nicht nur 18.00 Uhr essen wollten, sondern auch noch vegetarisch. Sie hat es überlebt, wir auch und das Essen war eigentlich lecker.
Also danach dann der Wettkampf und dann ins Hotel zurück. Aber es war noch so viel los auf den Straßen, dass wir noch ein wenig in dem Getümmel blieben und uns treiben ließen. Eigentlich ist in Belluno sonst auch tote Hose, wie man uns sagte, aber am Donnerstag haben die Geschäfte länger auf und das sind schon mal ein paar Leute mehr auf der Straße. Für deutsche Verhältnisse war die Hölle los.
22. Tag der Reise - Bei 35 Grad am Ziel
Heute Früh klingelte der Wecker kurz ach 6.00 Uhr, damit wir den ersten Zug nach Venedig erreichen. Rucksäcke waren am Abend schon gepackt, die stinkenden Klamotten verstaut, die einigermaßen sauberen von ganz unten hervorgekramt.
Wir fuhren ja immerhin nach Venedig, wo alles voll ist von Chicky Micky. Halb Zehn waren wir vor Ort und als Erstes buchten wir den Zug zurück nach Deutschland. Das war in 10 Minuten getan und es verblieben noch etwa 4 Stunden für die Lagunenstadt. Pflichtprogramm war der Markusplatz, der offizielle Endpunkt unserer Reise. Also stapften wir mit unseren Rucksäcken gepackt, genauso exotisch anmutend wie die Japaner oder Chinesen durch die unter der Hitze stöhnende Stadt. Unser dritter Besuch Venedigs weckte natürlich Erinnerungen und eine davon war, am Tag sind zu viele Touristen (Rucksacktouristen?) unterwegs. Wir also. Deswegen schnell Foto auf dem Markusplatz machen und zurück zum Bahnhof. Doch da kommen auch etwa 8 km in der brütenden Sonne zusammen, zumindest unsere 10.000 Schritte haben wir auch heute gemacht.
Nun sitzen wir im Zug und untertunneln die Alpen, die wir gerade so schön überquert hatten. Wir haben ein ganzes Zugabteil für uns, wer hätte es auch mit uns ausgehalten, wir rochen ja doch ein wenig, bzw. unsere Sachen. Die Schaffnerin machte schon einen Schritt zurück, als sie die Tür öffnete. Wir hatten ja inzwischen unsere Schlappen angezogen, um nicht in den Bergstiefeln 7,5 Stunden sitzen zu müssen.
Ja, mit 120 geht es jetzt durch die Alpen, getreu unserem Motto. Jetzt ist der Zug wieder einmal aufgetaucht und neben uns windet sich der Autoverkehr über den Brenner von Italien nach Österreich. Ja, so einfach geht das Überwinden der Alpen.
P.S.: Und als wir in München ausstiegen, unseren Zug nach Würzburg nehmen wollten, aber davor noch etwas zu Essen kaufen gingen, trafen wir in dem Bahnhofsgeschäft Rosi und Martin. Es war eine überaus herzliche Begegnung!