Via Alpina 22. 07. 2021 11.Tag
Auszug aus dem Paradies
Von den Dolomiten zum Karnischen Höhenweg.
Drei Zinnen Hütte – Sillianer Hütte
Als hätte ich es geahnt bei meinem letzten Tagesbericht. Alle Voraussetzungen für einen tollen Fotoabend waren gegeben. Doch es kam noch besser. Wunderbare Wattewölkchen krochen heran und packten die beiden markanten Bergmassive vor der Drei-Zinnen-Hütte, den Paternkofel und die Drei Zinnen, in Watte und es sah so aus, als würden die Wolken die Berge putzen. Sie schoben sich von hinten durch jede Ritze und auch oben drüber. Es fehlte nur noch, dass jemand eine Schleife drum macht und als Paket wegschickt.
Also dieses Geschenk könnte man nicht oft genug ablichten. Es gab auch einen Schreckmoment und zwar als die Batterie erschöpft war. Die Ersatzbatterien (zwei waren auch erschöpft, als ich sie reinsetzte). Es gab aber noch eine volle tief unten im Rucksack. Aufatmen. Klick, klick, klick. Das Endorphin breitete sich im gesamten Körper aus. Um einen schnellen Bericht zu geben, machte ich auch ein Handyfoto mit Panorama Funktion und war schon darüber zufrieden. Die Bilder von der großen Kamera muss ich erst zuhause zusammensetzen.
Wenn es kurz nach dem Abendessen noch sehr hell war und die Wolken die Berge nur teilweise verhüllt hatten, nahm die Sonnenuntergangsstimmung mit der Zeit immer mehr zu, rötliche Farben tauchten in den Wolken auf und der Wind drückte aus Südosten die Wolken gegen die Bergwände vor der Hütte, konnte sie jedoch nie ganz einhüllen.
Doch auch die Berge in der Ferne, gemeinsam mit den von den letzten Sonnenstrahlen durchtränkten Wolken boten herrliche Motive.
Nach der rot orangen Phase kam die hellblaue. Es wurde nun auch schon kalt und die meisten hatten sich in die warme Hütte zurückgezogen. Ich konnte mich noch nicht losreißen und wiederholte einige der Motive mit der neuen Lichtstimmung.
Viel Arbeit wartet zu Hause auf mich, alles zusammensetzen und aus den Aufnahmen dann auswählen, was für eine Qual.
Die Nacht war OK, ich wachte von allein sehr zeitig auf. Es war nicht mehr dunkel aber auch noch nicht hell. Nach einer Dösphase entschloss ich mich dann doch, mit der Kamera nach draußen zu gehen, obwohl das Wetter nach Blick aus dem Fenster nicht allzu vielversprechend war.
Die Drei Zinnen waren in den Wolken, fast durchgängig, doch man konnte sie noch erahnen.
Auf der Rückseite der Hütte, wo man den Blick nach Osten hatte, sah es etwas optimistischer aus. Zwar konnte man die Sonne nicht sehen, doch die Seen unterhalb der Hütte, erschienen mir als lohnenswerte Motiv und ich stieg hinab. Schöne Spiegelungen und die Wolken im Tal und in den Felswänden waren der Lohn des Abstiegs.
Etwas oberhalb des Sees war eine Abbruchkante, von der man in das Fischleintal blicken konnte und in dem sich die Wolken tummelten und ab und zu Schwaden aufsteigen um sich dann in den Felsen zu verkrümeln. Die Sonne wurde noch von einer Wolke verdeckt, bis sie sich dann ihren Weg durch die Wasserschleier brach. Das war der Moment, wo es mystisch wurde und der Zeigefinger anfing auf dem Auslöseknopf zu zucken.
Alles total stimmungsvoll. Da freue ich mich schon, die Bilder auf dem großen Bildschirm anzuschauen.
Frühstück, eine Steckdose ergattern, um die leeren Lithiumteile mit Saft zu füllen und dann hieß es auch schon wieder aufbrechen, sich losreißen, das Paradies verlassen.
Gegen 9 Uhr liefen wir los und wollten doch immer noch das und das und das fotografieren. Es war eben so schön.
900 Meter Abstieg. Heute war es ein Genussabstieg. Wir achteten auf die Blumen am Wegrand und machten viele Fotos. Bei dem entspannten Gehen nimmt man viel mehr von seiner Umwelt wahr und erfreut sich an den kleinen schönen Dingen der Welt. Irgendwann kamen uns dann die ersten Wanderer entgegen, ab der Talabschlusshütte hieß es dann Slalomlaufen zwischen Italienern und ein paar ausländischen Touristen, für die das Tal an der Talabschlusshütte dann auch schon zu Ende war.
Am Taleingang kam gerade ein Bus und wieder kam unseren Mobilitätkarten, die wir vor 6 Tagen erhalten hatten, zum Einsatz, wir fuhren umsonst bis nach Sexten und sparten uns den etwas langweiligen Weg durch das Dorf. In der TOURISTENINFO erfragen wir den Weg, dann kaufte Toma in der Apotheke Medizin für die kleinen Weh-Wehchen und als Belohnung für den erfolgreichen Abstieg oder als Trost, dass wir die Dolomiten verlassen mussten, gab es zu Mittag eine Suppe.
Aufstieg mit der Kabinenbahn "Helmjet" und dann noch 1,5 Stunden vielleicht auch etwas mehr zur Sillianer Hütte. Erst war es sehr heiß, dann grummelte es auf der gegenüberliegenden Seite, das sind die Dolomiten, auf die wir zu unserer Rechten schauten. Gewitterwolken ballten sich über den Sextener Dolomiten und es gewitterte schon an einigen Stellen. Den Donner konnten wir gut aus der Ferne hören. Auch vor uns ballten sich die Wolken zusammen. Wir legten im Tempo ein wenig zu, um es trocken zur Hütte zu schaffen. Auch hier Blumen über Blumen säumen den Weg und die Hänge links und rechts.
Kurz vor der Hütte donnerte es dann auch über uns, der Wind wurde heftiger und böiger und mit Schwung ging es den letzten Berg zur Hütte hoch. Sehr schöne Hütte. Neu ausgebaut.
Wir hatten ein Zimmer für uns alleine. Duschen warm und als wir aus der Dusche kamen und aus dem Keller nach oben in den zweiten Stock, wo unser Zimmer war, war draußen schon die Hölle los. Gewitter, Regen, Wind, Wanderer suchten Schutz in der Hütte.
Wir hatten es trocken geschafft und warten nun auf den nächsten Höhepunkt im Trockenen, auf das Abendbrot.
Wir sind übrigens wieder in Österreich. Direkt vor der Hüttentür verläuft die Grenze. Es gibt sogar einen Grenzstein und zum Fotografieren gehe ich nach Italien.
Das Gewitter hängt noch über den Bergen, ab und zu macht es eine Pause, aber die Wolken sind noch dunkelblau über uns.