Via Alpina 16.07. 2021 5. Tag
Chemnitzer Hütte – Sand in Taufers
4 Uhr 30 hätte man fast denken können der Tag beginnt mit Sonne und die Murmeltiere begrüßen uns beim Heraustreten aus der Hüttentür, so wie es uns der Hüttenwirt Roland versprochen hatte. Als der Wecker dann 6 Uhr 30 klingelte, war an Sonne nicht zu denken, Nebel, Wolken über der Hütte und es regnete. Das Wetter spielt auf der Wanderung eine große Rolle. Heute wäre doch mal ein normaler Tag dran. Auf dem Programm stand der Kellerbauer-Höhenweg. Er führt von der Chemnitzer Hütte nach Sonnklar und entfernt sich vom Alpenhauptkamm. Der Höhenweg ist schon über 100 Jahre alt, wurde also schon Ende des 19. Jahrhunderts, Anfang des 20 Jahrhunderts angelegt. Es war die Zeit, als es bei den noblen Herren (und wenigen Damen) schick war, ins Gebirge zu fahren und in die Berge zu gehen. Eine Mode, die aus England kam. Der Höhenweg ist wirklich hervorragend angelegt, in Schuss gehalten und bietet bei schönem Wetter spektakuläre Ausblicke auf die Berge, die Zillertaler Alpen, die den Alpenhauptkamm hier darstellen und aber auch auf die Berge im Süden. Doch kurz nach acht Uhr war davon nicht viel zu sehen. Frühstück hatten wir übrigens in der Sachsenstube eingenommen, ist ja schließlich die Chemnitzer Hütte. Die ehemalige Bürgermeisterin hat der Hütte eine Schwippbogen mit Chemnitzer und Karl-Marx-Städter Motiven vermacht. Dieser Schwippbogen schmückt die Sachsenstube, unseren Frühstücksraum. Als wir uns dann mehrfach verabschiedet hatten, begleitete uns Roland noch auf den Weg. 4 Stunden 30 Minuten sollten es bis zur Liftstation, die uns ins Tal bringen sollte, sein. Aber zu Beginn hieß es erst einmal mit dem Regen laufen, auf glitschigen Steinplatten, ein nicht unumstrittenes Vergnügen. Auf dem ersten Streckenabschnitt gab es einige Seilsicherungen, wenn die Stellen zu ausgesetzt waren. Insgesamt war der Weg aber nicht schwierig. Nach einer Stunde ließ der Regen nach und peu a peu klarte es auf, nicht das gesamte Panorama, aber mal war der Alpenhauptkamm zu sehen, mal die Berge in östlicher Richtung. Wir entledigen uns unserer Regenkleidung. Aber viel toller war es, dass ich den Fotoapparat aus dem Zipbeutel herausnehmen und etliche schöne Bilder machen konnte. Wir waren allein auf dem Weg, dem Höhenweg von der Hütte aus unterwegs.
Im Übrigen, sollen dieses Jahr schon mehr als 100 Wanderer auf der Via-Alpina unterwegs gewesen sein. Die Zahlen der Ederauthütte sind wohl etwas weniger aussagekräftig, da die Chemnitzer Hütte in der Beschreibung der Via-Alpina als Übernachtungsstützpunkt angegeben ist, die Edelrauthütte aber nicht. Und fast alle laufen in umgekehrter Richtung, also von Osten nach Westen. Es geht immer um die Berge herum, immer Travers und am Ende des Weges in Sonnklar, als wir die Sesselliftgondel bestiegen, waren es dann doch 600 Höhenmeter, sowohl rauf als auch runter. Ich finde da ist ganz schön ordentlich. Heute kamen wir wieder nicht mit den angegebenen Zeiten klar. Wir bräuchten deutlich länger. Ja aber der Weg war so schön, dass man wirklich jeden Meter genießen musste, viele Fotos machen und sich der Sonnenstrahlen erfreuen, die da auf uns darnieder prasselten, wie gestern der Regen. Ganz ohne Feuchtigkeit ging es dann doch nicht bis zum Ende der Strecke, ab und zu regnete es noch, aber egal, kein Vergleich mit gestern. Die Tochter vom Wirt hatte uns noch auf die schöne Flora des Weges hingewiesen, die wir aufmerksam betrachteten. Und sie war wirklich schön, und ich machte auch etliche Fotos davon. Die erste 64GB SD-Karte ist übrigens schon voll, mit sehr viel Volksmusik und Ziacha Klängen. Wie bereits gesagt, liefen wir langsamer als angegeben und jeder Wegweiser war ein Beweis unserer Schlechtleistung, unseres „Not meet expectations“. So what, letztendlich sahen auch wir den Sessellift, quälten uns die letzten Meter zur Bergstation hinauf, kauften ein Ticket bis zur Zwischenstation und begaben uns in die Hände der italienischen Seilbahn-Betreiber, mit ihrem zweifelhaften Ruf. Für 20 Euro pro Person kutschierten uns diese bis ins Tal, und aus der Gondel ausgestiegen, kam auch schon der Bus nach Sand. Wir setzten eine Maske auf und los ging die letzte Etappe des heutigen Tages. Einchecken im Hotel, Duschen, Sachen waschen, Dinge in Ordnung bringen, alle Geräte laden und Abendbrot essen in einem Restaurant gleich um die Ecke. Was für ein Glücksgriff. So leckeres Essen, nur die Portionen waren wie immer in Südtirol zu viel für uns. Tja und dann war da noch der Anruf aus Russland. Wir erfuhren, dass in Deutschland in mehreren Gebieten Hochwasserkatstrophen waren und erkundigen uns schnell, ob wir oder die Kinder betroffen sind. Zum Glück nicht. Wir können also jetzt nach einem normalen Tag beruhigt einschlafen.