Via Alpina - 25. 07. 2021 14. Tag
Porze Hütte - Hochweißsteinhaus
Die Königsetappe stand bevor.
Wie schon im Reiseführer des Karnischen Höhenweg beschrieben, dreht sich in der Porze Hütte alles um den nächsten Tag.
Die Wettervorhersage, welche Route man geht, da die Route über den Kamm wohl sehr anstrengend (8,5 Stunden Gehzeit) ist und viele ausgesetzt schwierige Passagen dabei sind. Also diskutiert die ganze Hütte, was sie morgen machen, wie früh sie dementsprechend aufstehen, ob sie die nächste Hütte bis zum angesagten Gewitter erreichen werden, welche Alternativen es gibt....
Wir teilten unsere Gedanken mit den Gummersbachern, da Anna erkältet war und die Vollstrapazen nicht auf sich nehmen wollte, wir wegen der Ausgesetztheit die Route über den Kamm nicht gehen wollten, so suchten wir Alternativen. Die eine heißt über Italien gehen, ist aber 9 Stunden Gehzeit oder länger (wir mussten die nächste Hütte das Hochweißsteinhaus erreichen, da wir es vorgebucht hatten - die Gummersbacher ebenso). Neun Stunden erkältet gehen kam für die beiden aus dem Bergischen nicht in Frage. Sie schlugen also vor, ins Tal abzusteigen, mit dem Bus im Tal zu fahren und dann wieder aufzusteigen. Der Hüttenwirt bestätigte diese Möglichkeit, aber auch das waren etliche Höhenmeter runter und wieder rauf. Aber einen Tod mussten wir nun mal sterben.
Unsere Österreicher-Mädel gingen 5 Uhr 10 los und über den Grat. Wir 7. 30 Uhr um den Bus, der 10 Uhr im Tal abfuhr, zu schaffen.
Es ging moderat bergab, und das zwei Stunden. Der Ort Obertilliach ist Biathlon Leistungszentrum. Hier trainieren auch Sportler aus anderen Ländern. Kurz vor dem Dorf kamen uns russische Sportler entgegen, rennend, mit Stöcken in der Hand. Wir erreichen die Bushaltestelle mit einer halben Stunde Reserve, die ich nutzte, um zur Kirche zu gehen, die von weiten wunderbar sich aus dem Dorf abhob. Das Dorf war generell sehr schön, viele traditionelle Häuser und viel Ferienbetrieb. In der Kirche liefen die Vorbereitungen zur Sonntagspredigt, der Pfarrer war ein Schwarzer. Die Dorfbewohner kamen alle wunderschön herausgeputzt in ihren Trachten zum Beten, ihre Toten Angehörigen gedenken, die auf dem Friedhof gleich neben der Kirche lagen, also dörflichen Alpen-Idylle.
Wir waren so ziemlich die Einzigen im Bus. Kurz vor Maria Luggau stieg ein Musiker in Tiroler Tracht ein mit der Trompete unterm Arm. Im Dorf gab es einen musikalischen Frühschoppen. Kurzentschlossen stiegen wir im Dorf Maria Luggau auch aus und schauten uns das Spektakel an.
Maria Luggau ist ja bekannt im Lesachtal als Wallfahrtsort. Es gibt sogar einen Pilgerweg, der in Maria Luggau endet. Die Pilger übernachten in dem Kloster (das gleich neben der Kirche ist). Ja, und den berühmten Ort haben wir mal eben ganz kurz so mitgenommen.
(So richtig klar war uns das nicht, als wir aus dem Bus ausstiegen)
Die Kapelle, der der Trompeter angehörte, marschierte von dem Kirchenvorplatz zum Fest und Musikpavillion und spielte zum Frühschoppen für die versammelten Dörfler auf. Diese waren übrigens genau wie die Musikanten schön in Trachten gekleidet. Also so ein Mini-Mini-Oktoberfest. Ich nahm ein Lied auf und dann verflachte unser Interesse ziemlich schnell. Wir gingen etwas Trinken und warteten so auf den nächsten Bus, der nach knapp zwei Stunden uns nach St. Lorenz mitnahm. Von der Haltestelle bis zur Hütte waren drei Stunden angeschlagen. Der Weg begann auf einer Asphaltstraße und uns graute schon. Nach kaum 100 Meter trafen wir auf ein Ehepaar aus Soest, die hier im Urlaub waren. Sie boten uns an, uns bis nach Frohn mitzunehmen. Das kam völlig unerwartet und wir willigte sofort ein. Die Mitnahme endete am Ende der Asphaltstraße, wo diese in einen Waldweg überging. Wir hatten eine Stunde gespart. Der Weg zog sich, allmählich bergauf. Es kamen uns immer wieder Autos entgegen, Berliner, Wolfsburger, Frankfurter Kennzeichen. Am Wegesrand gab es äußerst leckere Walderdbeeren, total süß und relativ groß. Kühe, Pferde...
Über uns braute und braute es sich zusammen. Obwohl es erst gegen 16 Uhr regnen sollte und wir nach unserer Rechnung um 15 Uhr in der Hütte sein sollten, so richtig glaubten wir nicht dran. An der Almhütte Ingrid machten wir eine kleine Verschnauf-Stärkungspause und da fielen auch schon ein paar Tropfen.
Von hier konnte man schon die Hütte sehen. Es verblieben noch 30 Minuten bis zum Hochweißsteinhaus.
Gesättigt brachen wir auf, und schon nach 5 Minuten begann es dann richtig zu regnen.
Ich schaffte es nicht mehr ganz, mich umzuziehen, den Fotoapparat wegzupacken, den Rucksack zu covern, ohne nass zu werden.
Es ging aber auch ziemlich schnell zur Sache. Kein Nieselregen, ein Platzregen, ohne langes Einregnen grollte es auch schon und dann der erste Blitz. Der Donner noch ein paar Sekunden danach, das Gewitter war zwar schon nah, aber noch nicht über uns. Es vergingen keine 5 Minuten und Blitz und Donner waren fast zeitgleich, das Licht natürlich einen Augenblick eher als der Schall. Es stand also direkt über uns, das Gewitter, und entlud sich.
Mir wurde schon komisch. Obwohl wir nicht die höchsten Punkte in der Umgebung bildeten. Der Donner krachte ohrenbetäubend und hallte dann noch nach, wenn sich der Schall an den Tal Wänden brach. Vier fünf Blitze schienen direkt neben uns einzuschlagen, dann zog es doch ab, das Gewitter, und die Zeit zwischen Blitz und Donner nahm zu. Da waren es dann aber auch noch nur ein paar 100 Meter bis zur Hütte. Den letzten Hang gingen wir im Hagel, der mit dem Donner eingesetzt hatte und auch böigen Wind mit sich brachte. Der Weg war ein Bach.
Dann war sie da die rettende Hütte. Das erste was uns die Hüttenwirtin sagte, unser Schuhraum ist da draußen, zieht dort eure nassen Sachen aus. Wir waren froh dem Blitz entronnen zu sein und da "krachte" es in der Hütte. (Der Empfang war nicht wirklich freundlich.)
Die Gummersbacher und die Österreicher Mädel waren bereits eingetroffen. Als wir den Impfpass und den Alpenvereinsausweis vorgezeigt hatten, bekamen wir ein Zimmer, Lager.
Das Lager war schon ganz schön belagert, vier Bergkameraden(innen) schliefen schon. Als ich auf unsere Buchung schaute, fiel mir auf, dass wir ein Mehrbettzimmer statt ein Lager hatten. Ich intervenierte an der Rezeption (Theke) und wir bekamen unser Mehrbettzimmer. Was für eine Freude.
Duschen, warm, sehr kurz, aber wieder sauber, frische Sachen. Und das Mehrbettzimmer war viel geräumiger. Jetzt mache ich Schluss, da das Abendessen bevorsteht.
Draußen ist die Hölle los. Starkregen, Windböen, Nebel jetzt gerade gar keine Sicht, Weltuntergangsstimmung und wir in der warmen trockenen Hütte.