Via Alpina 27. 7. 2021 16. Tag
Wolayersee Hütte - Untere Valentinsalm
Eigentlich wäre ja nach zwei Wochen wieder ein Ruhetag angesagt gewesen. Wir ersetzten ihn durch eine kurze Etappe, die im Reiseführer als gemütlich und einfach und schöner Wanderspaziergang bezeichnet wird, auch von unserem Wirt auf der Hochweißsteinhütte.
Tja, die Erwartungen waren gesetzt.
Und das schon am Abend. Am Abend wurde das Wetter noch einmal kurz besser, gerade so zur Zeit des Sonnenunterganges, den wir aber nicht sehen konnten, da waren zu viel Berge dazwischen. Aber ich machte noch einen Spaziergang um den See mit den Gummersbachern. Und Benedikt wollte gern mal sehen, wie die Drohne fliegt. Ich versprach es für den nächsten Morgen, wenn das Wetter passt. Es passte, als wir gefrühstückt hatten, die beiden schon abmarschfertig waren und noch fast keine Wolke am Himmel zu sehen war. Kurzer Drohnenflug direkt vor der Hütte, ich hoffe auf gelungene Aufnahmen. Kaum war die Drohne gelandet, schoben sich von allen Seiten die Wolken über den See. Wir machten uns auf den Weg, als schon fast alle weg waren und das Wetter schon nichts Gutes verhieß. Der Anstieg bis zur Schwarte (die künstliche Intelligenz des Handys ersetzt grundsätzlich Scharte durch Schwarte.) Auf halber Höhe, genau vor dem Schneefeld, was eigentlich der Ausläufer eines Gletschers war hüllten uns die Wolken dann ein und wir sahen so gut wie nichts mehr. Auch nicht, wie wir über den Gletscher kommen. Ich hatte von den Österreicher Mädel gestern aufgeschnappt, dass es Spalten geben soll. Normalerweise kann man im Schnee die Spuren der Wanderer erkennen, die kurz vor einem gegangen sind. Wir fanden keine, auch keine Einstichlöcher von den Stöcken. Da wir nicht auf die andere Seite schauen konnte, wo es ganz offensichtlich zur Scharte ging, weil die Wolken das nicht zu ließen, hieß es warten, bis der Wind die Wolken auseinandertrieb. Lange dauerte es nicht und wir konnten den Weg sehen, wie er nach dem Schneefeld weiterging. Also alles auf eine Karte gesetzt und los. Der Schnee war sehr fest und man hinterließ wirklich keine Spuren.
So passierten wir den ersten Gletscher in unseren Leben selbständig. Oben auf der Scharte war es neblig, doch der Weg war gut ausgebaut.
Wir waren nur ein paar Schritte gegangen als es donnerte. Ich dachte schon, dass das in der Ferne ein Gewitter ist, doch schnell stellte sich heraus, dass in unserem Tal, wo wir hinein absteigen wollten, ein Felssturz sich abspielte. Das war natürlich beunruhigend. Wir dachten an die Gummersbacher und Österreicher(innen), die vor uns liefen, hoffentlich ist ihnen nichts passiert.
Der Nebel verzog sich, aber man konnte nichts sehen, nur erahnen, wo etwas heruntergekommen sein könnte-weiter unten/vorne waren sehr steile Felswände, von denen etwas in die Tiefe gefallen sein könnte.
Also erst einmal vorwärts, wir würden es sehen. Wanderer, die uns entgegenkamen hatten es auch gehört, verwiesen auch auf die andere Hangseite.
Der Weg war ganz okay bis wir dann tiefer kamen und durch ein Geröllfeld mussten, also durch die Steine, die von oben ins Tal gerollt sind. Durch diese Steinwüste war natürlich kein angenehmes Laufen, von gemütlicher Wanderung konnte man schon lange nicht mehr sprechen.
Aber links und rechts grüßten die Murmeltiere.
Nach dem Schotterfeld ging es an einer großen Kuhherde vorbei, für Toma die nächste Herausforderung. Doch dann sahen wir schon die obere Valentinsalm. Von hier war es noch eine Stunde gehen zur unteren, Fahrstraße - Forstweg.
Was eigentlich unromantisch klingt, gestaltete sich doch zu einem schönen entspannten Ende unserer heutigen Wanderung. Am Wegesrand gab es viele Blumen, Walderdbeeren süß, groß, lecker, in Massen.
Auch schöne Fotomotive zum Beispiel die Grüngroßaugenfliege, die sich auf den Blumen tummelten, Käfer, Grillen... So schlichen wir uns den Berg hinab und waren dann irgendwann vor der Unteren Valentinsalm.
Wir waren nur 4 Stunden 15 Minuten gewandert.
Toma hatte schon einen Tee und eine Cola bestellt. Nach den Getränken und einer Suppe ging es ins Zimmer. Wir hatten ein eigenes Zimmer, zwar ohne Toilette, aber mit einem Waschbecken ohne Wasser, dafür die Dusche gleich gegenüber auf der Etage, was für ein Luxus. Ein doppelter Luxus, denn das warme Wasser lief und lief und lief und lief immer noch, als ich nicht mehr duschte und meine gesamten Sachen gewaschen hatte. Auf der Hütte oben, schaltet sich das Wasser nach 3 Minuten ab und man muss auch noch dafür extra bezahlen. Bei den letzten zwei Hütten war schon nach 2 Minuten Ende mit wollig warmen Wasser, da kommt dann kaltes und das muss ja wirklich nicht sein.
Also genoss ich ausgiebig das warme Wasser, nutzte das Tensid, das an dem Wandspender unerschöpflich zu entnehmen war (für die Wäsche der Kleidung und des Körpers).
Wir sind also wieder frisch. Danach gab es Vesper, Apfelstrudel mit Vanillesoße und Schlagoberes und Cappuccino. Der Wohlstand schien ausgebrochen zu sein. Tja und dann bestellten wir ein Taxi für morgen, dass uns den Weg zum Zollnerseehütte verkürzen wird.
Und dann gibt es hier sogar ab und zu Netz. Wie das funktioniert, ist nicht ganz klar, da manchmal das Internet gar nicht funktioniert, WhatsApp - Nachrichten aber problemlos übermittelt werden, Outlook aber nicht funktioniert. Draußen ist es nicht so richtig gemütlich. Windig, frisch (oder nenn es kalt), jetzt regnet es heftig, obwohl weiter hinten die Sonne scheint.
Sommer hatten wir nur als unsere Begleiter, wenn die Gummersbacher bei uns waren (sie hießen mit Familiennamen Sommer).