China

China 2020 -2024 - Eine Reise in die Zukunft - Teil 1

4 Wochen visafrei nach China - vom 27.August bis 1. Oktober 2024

Unsere Pläne, das Reich der Mitte zu besuchen, reichen weit in die Vergangenheit zurück. Konkret wurden sie im Jahr 2019. (Obwohl wir schon 4 Wochen in Tibet waren und einen Tag in Peking, so war doch das große Land China noch ein weißer Fleck und wurde immer interessanter.) Wir fanden im Internet eine chinesische Agentur, deutschsprachig, lokal, die für uns eine Reise im Frühjahr/Sommer 2020 vorbereitete. Der Rest ist Weltgeschichte, Corona verwandelte unseren Planeten von einem geschäftigen, wuseligen Ameisenhaufen in einen eingefrorenen, isolierten Clean-Raum, die Menschheit zum Nachdenken verbannt, mit dem Ergebnis, dass unterschiedliche Gedankenwelten zu unterschiedlichen Auffassungen gelangten, die als nicht vereinbar deklariert wurden und in manchen Ländern sich, wie bei einem Magneten, die Vertreter der unterschiedlichen Meinungen an den Polen sammelten, konzentrierten und die Schnittmengen so gut wie abhandenkamen.
Wie in allem Negativen verbarg sich auch hier etwas Positives in den Ereignissen. Toma, die 2019/2020 begonnen hatte, sich mit ein paar Hieroglyphen auf die Chinareise vorzubereiten, hat nun ihr Chinesisch-Kenntnisse so weit entwickelt, dass sie stundenlang per Skype mit ihren chinesischen Lehrern mehrmals in der Woche spricht.
Ich arbeite nicht mehr und so ist die Länge der Reise gar kein Problem und noch einen erfreulichen Umstand konnten wir uns zunutze machen. China hat in diesem Jahr Touristen von mehreren Ländern die visafreie Einreise für 15 Tage erlaubt. Da es nicht einfach ist, ein Visa zu beantragen und ein beträchtlicher Zeitaufwand dafür bisher erforderlich war (siehe unsere Abenteuer bei der ersten Chinareise 2013 – Tibet (weltwanderer.de) eine einmalige Gelegenheit, die wir nicht verstreichen lassen konnten, jetzt die Reise nachzuholen.
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Für die ganz Eiligen hier meine Lieblingsbilder

Lieblingsbilder Natur

29.08—20.09.24

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27. August 2024 Marl-Doha

Und so sitzen wir jetzt in einer Boeing 787 und warten auf die Starterlaubnis des Düsseldorfer Flughafens, die sich verzögert.
Unsere Tochter brachte uns zum Recklinghäuser Bahnhof, von wo wir mit der R2 direkt zum Flughafen Düsseldorf fuhren, dort beim Italiener zu Mittag aßen (im Terminal A, wo wir immer essen), auch heute mit viel Zeit bis zum Abflug, diesmal am Tisch 13. (Mein Essen war versalzen.)
Als wir nach 20 Minuten Wartezeit vor dem Check-in-Schalter standen, erinnerten wir uns an die –Tischnummer. Das System wollte uns nicht. Wir hatten einen Rückflug am 30. September gebucht, also war für das System klar, wir brauchen ein Visum zur Einreise nach China, denn die visafreie Aufenthaltsdauer von 15 Tagen wird überschritten. Wir hatten aber in unserem Reiseprogramm natürlich daran gedacht und einen Zwischenaufenthalt in Kambodscha nach 15 Tagen China eingeplant. Zum Glück konnten wir die Flugbuchungen nachweisen und wir wurden auch im System (in der Matrix) gefunden. Soweit so gut, aber wie bringt man diesen Umstand dem System bei? Gar nicht. Die erste Vorgesetzte schaffte es nicht und die Flugaufsicht, der Super-Supervisor auch nicht. Das System war stur, sehr straight forward programmiert. Wir dachten an den Tisch Nummer 13 und lachten, immer lächelnd und geduldig auf eine Lösung wartend. Als wir nach 15 Minuten immer noch an demselben Schalter standen, immer noch lächelnd, wurden wir dann, damit die reguläre Abfertigung weitergehen konnte, zum Chefschalter gebeten. Der Chef fotografierte alles, Pässe, E-Tickets, Reiseunterlagen und schickte es in den Äther und bat uns, eine halbe Stunde zu warten. Als die vergangen war, wurden wir am leeren Schalter schon sehnsüchtig erwartet. Wie es gelungen war, das System auszutricksen, verriet man uns nicht, wir nahmen uns -lächelnd bedankend- die Bordkanten und begaben uns zur Sicherheitskontrolle. Die Tischnummer hatten wir wieder vergessen.
Wir wurden der letzten Reihe zugewiesen und tranken in aller Ruhe unsere Apfelschorle aus, da wir uns nur langsam auf das Kontrollband zubewegten. In dem Moment, wo ich den Rucksack auf das Band legen wollte, erschien eine Frau und bedeutete mir, dass dieses Band jetzt geschlossen wird, da die Mannschaft Feierabend hatte, und wir uns am Nebenband anstellen sollten und das, obwohl die Apfelschorle nun leer war. Ich lächelte und bat sie, uns an dieselbe Position in der Nachbarreihe zu positionieren, wie wir hier stehen. 10 Mann wurden also in die Nachbarreihe eingeschoben, was natürlich dort ziemlichen Unmut auslöste. Wir lächelten, aber nicht lange. Ich vergaß mein Handy in der Hosentasche und wurde nett belehrt. Tomas beide Handgepäckstücke wurden aussortiert und landeten auf der Kontrollspur. Das war schon verwunderlich, im Gegensatz zu meinem Rucksack, der ja dort immer ankam, so auch heute. Wenn Tomas Koffer und Rucksack schnell durch eine Security-Dame erledigt wurden (es waren Tomaten, die die extra Kontrolle ausgelöst hatten), fand danach eine Schichtablösung statt und ein gut ausgeruhter, hoch engagierter Kontrolleur übernahm meinen Rucksack. Als erstes zog er sich zwei Paar Gummihandschuhe übereinander an. Dann fragte er mich allerlei Dinge, zum Beispiel in welchem Fach meine Kamera wäre, worauf ich zu ihm ging und ihm antwortete. Da hatte ich aber die rote Linie auf dem Boden überschritten, und er schickte mich postwenden zurück. Er holte eine Kamera aus dem Rucksack, machte einen Abstrich und reichte sie mir. Ich ging verwundert zu ihm und prompt bekam ich zuhören, dass ich schon wieder die rote Linie überschritten hätte. Er empfahl mir, in Zukunft die Fotoausrüstung aus dem Rucksack zu nehmen, worauf ich ihm antwortete, dass dann der Rucksack leer wäre, da es ein Fotorucksack sei. Egal, er nahm den Rucksack völlig auseinander, schickte alles in zwei Kästen noch einmal durch die Maschine und ich wartete, natürlich mit einem Lächeln, jetzt wieder an den Tisch mit der Nummer 13 denkend.
Doch auch die erneute Prüfung überstand der Rucksack nicht. Der gute Mann eröffnete mir, dass ich meinen Computer doch aus dem Rucksack herauszunehmen hätte. Verdutzt lächeln grinste ich ihn an und gelobte ihm eine Prämie zu bezahlen, wenn er aus dem Rucksack einen weiteren Computer herauszaubern würde. Er schaute auf seinen Bildschirm und meinte, schauen sie hier, ich trat einen Schritt vor und bumbs, da hatte ich wieder die rote Linie übertreten und wurde schon rigide zusammengestaucht. Was er in der Hand hatte, war ein Buch über China, so analog wie Papier nur sein konnte. Ich lächelte, ein wenig enttäuscht, dass es doch kein Computer war.
Die 787 ist nun in der Luft (etwa eine halbe Stunde später) und von der überaus freundlichen Besatzung (Quatar Airlines!) haben wir die Erlaubnis erhalten, uns umzusetzen, auf die beiden freien Plätze am Notausgang mit Beinfreiheit wie in der ersten Klasse. (Der Flieger ist recht mäßig ausgelastet.) Toma wurde sogar schon angesprochen, als eine chinesische Stewardess den Reiseführer China bei ihr sah. Völlig verblüfft war sie aber, als Toma ihr auf Chinesisch antwortete. Bin gespannt, was da alles noch während der Reise auf uns zukommt. Essen gab es auch schon, und das Zitronenmouse war köstlich. Die Toiletten sind super, super clean, werden ständig kontrolliert und überhaupt, so eine aktiv freundliche Crew habe ich, wenn überhaupt, nur sehr, sehr selten erlebt. Tja und da bleibt mir doch mein Lächeln im Gesicht.

28.08.2024 Doha-Peking

Landung in Doha. Irgendwo auf dem riesigen Flugplatz ankerten wir und ein Bus fuhr vor. 2 Sekunden nach dem Verlassen des Flugzeuges aus der hinteren Tür sah ich nichts mehr. Die Brille war beschlagen 37 Grad Celsius und die für Qatar hohe Luftfeuchtigkeit machten den Weg nach unten auf der Gangway zum Blindflug. Erderwärmung hautnah gefühlt. Da ist für Deutschland noch Luft nach oben, aber hier in Qatar wohl nicht mehr viel.
Wechseln zum Gate C und warten auf den nächsten Flug. 7 Stunden flogen wir nach China über den Irak, Afghanistan und den nördlichen Teil der Republik China. Ich erwachte erst nach 5 Stunden, als die Hauptmahlzeit serviert wurde. Unter uns die Wüstenlandschaften der Inneren Mongolei. Wenig lebensfreundlich, dann wurde es grüner, wir überflogen die Große Mauer mit Leichtigkeit, die Vororte von Peking, die aus der Luft wie geleckt aussahen und landeten auf dem neuen Flughafen in Peking. Er wurde 2008 aus Anlass der Olympiade gebaut. Beton auf dem Boden, soweit das Auge reichte, kaum Flieger, da viele Airlines noch den alten Flughafen im Norden der Stadt nutzen. So einen leeren Flughafen in solch beeindruckender Größe habe ich noch nirgends auf der Welt gesehen.
Immigration/Einreise: Ein wenig, ein klein wenig, aufgeregt waren wir nach dem Präludium am Qatar Schalter in Düsseldorf schon, was unsere Einreise betraf.
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Als erstes gab es einen Raum mit vielen Maschinen zum Abnehmen der Fingerabdrücke (do it yourself). Völlig problemlos bei mir. Tomas Fingerabdrücke wollte die Maschine nicht lesen.
Ein kleines Formular, zweimal die Größe unseres Passes, lag auf Stehtischen zum Ausfüllen für die Ausländer bereit. Mit einem, in Zahlen „1“, Kreuz beantragten wir die visafreie Einreise. Kostenlose Einreise! 5 Minuten vergingen bis wir alle Daten zusammen hatten und in der Schlange zu den Schaltern standen. Hier war die Stimmung ganz entspannt.
Der Immigrationsbeamte 188291 begrüßte uns, mir schien sogar mit einem kleinen Lächeln. Die Prozedur war nicht anders als in den USA oder anderswo auf der Welt. Der einzige Unterschied, Toma konnte sich mit ihm auf Chinesisch verständigen, ich nicht. Und nach einigen kleinen Konversationen lächelte er dann ungezwungen und wir waren eingereist.
Ich tauschte 200 Euro im Kofferausgabebereich, der Kurs war etwa 1 € : 8 RNB.
Beim Zoll war Ausbildungstag. 8 junge Chinesen schauten auf den Monitor, als unser Koffer und Rucksack durch den Scanner liefen. Die letzte Hürde war genommen und am Eingang wartete Lili unsere Reiseleiterin für heute und morgen. Als nächster Punkt auf unserer China-Komfort-Reise-Liste stand, für die Internetnutzung eine SIM-Karte zu erwerben. Der China-Unicom-Schalter war hoffnungslos überfüllt. Eine afrikanische Reisegruppe war schneller als wir. Lili fand uns drei Etagen weiter oben in der Abflughalle einen weiteren Schalter, wo wir sofort bedient wurden.
Wieder ein wenig Bauchkribbeln, da wir ja die Karte(n) (18.75€ pro Karte für 40 GB in 2 Wochen) bezahlen mussten, mit Alipay oder Wechat. Nachdem alle unsere Daten Pass, Foto… aufgenommen waren, die Karte im Handy als Zweitkarte ihren Platz gefunden hatte, war das Bezahlen ruck zuck erledigt. Sowohl das Bezahlen mit Alipay, als auch Wechat klappte problemlos.
Also an zukünftige Chinareisenden, verknüpft Eure deutsche Kreditkarte mit Alipay oder Wechat und ihr könnt in China bezahlen. Soweit problemlos. Gut war natürlich, dass wir am ersten Tag dafür eine Unterstützung durch eine Reiseleiterin hatten. Aber es ist nicht so kompliziert, wie man denkt (oder ich dachte). Man muss es einfach nur tun und dabei nicht ungeduldig werden.
Mit Lili gingen wir zum Auto und fuhren in Richtung Norden, hinein nach Peking (richtig Beijing) über die 6. bis zum inneren Kreis der 2. Ringstraße, dem Zentrum von Pekings. Beim letzten Mal waren wir nachts unterwegs und haben auf den Fahrten vom und zum Flughafen wenig von Peking gesehen. Peking ist als drittgrößte Stadt China mit 20 Millionen Einwohnern recht weitflächig. Auf dem Weg in die Innenstadt sahen wir sehr viel Grün, kaum große Sattelitensiedlungen mit Hochhäusern, alles eher moderat. Im Süden befinden sich traditionell auch die preiswerteren Wohngegenden der Hauptstadt. Auffallend, auf den Straßen überwiegend ausländische Autos, darunter so gut wie keine älter als 5 Jahre (die alten werden in die Provinz verkauft, wer in Peking wohnt hat Geld oder kein Auto)
Unser Hotel – Dongfang, übersetzt Orient – befand sich in einem Hutong unweit des Zentrums.
Das Hotel war etwas altbacken, aber ganz in Ordnung. Unser empfohlenes Restaurant befand sich ganz in der Nähe, zwei Querstraßen entfernt. Kurz auspacken, es war 18 Uhr und ab Dinieren. Zwei Nächte in Peking, ein Abend musste für die Pekingente sein. Also, was du heute kannst entsorgen, das verschiebe nicht auf morgen. Das Restaurant in der Nähe, das Huangshan Restaurant, war kein ausgewiesenes Beijing-Ente-Restaurant, sondern auf die Küche von Huangshan spezialisiert, was uns wiederum nicht abschreckte, sie doch zu bestellen. Sie kam nicht geflogen, sondern wurde hereingeführt auf einem Wägelchen, tot, dort zugeschnitten und serviert. Fette Kruste, lecker, eingetaucht in Zucker oder die zarten Bruststreifen mit Zwiebel pur oder eingerollt in Oblaten mundete. Mir brachten sie noch eine Ein-Literflasche Original Cola. Toma trank wie eine Einheimische heißes Wasser. Die Kommunikation mit der Kellnerin verlief etwas holprig (was ich so mitbekam), aber das Resultat war zufriedenstellend, etwas zu Essen und zu Trinken. Wir wurden satt und Toma war nach der Suppe, die zum Abschluss aus den Resten serviert wurde, sogar sehr zufrieden. (Na wenn eine Veganerin Fleisch isst, das muss ja schmecken, )
Rückweg zum Hotel in völliger Dunkelheit. Auf dem Bürgersteig saßen die Beijinger, tranken Wasser und quatschten miteinander. Auf den Straßen fuhren fast lautlos Roller und kleine Lieferantenautos, wohl alle elektrisch motorisiert, sodass man höllisch aufpassen musste, nicht unter die Räder zu kommen.

29.08.2024 Peking

Die Nacht war um 3 Uhr für mich erst einmal zu Ende, obwohl es in Deutschland erst 21 Uhr war. Ich schrieb also den Bericht (die Aktuelle Kamera) und legte mich dann noch einmal hin, für immerhin 1,5 Stunden und kam somit auf 7 Stunden Schlaf, ne Top – Voraussetzung, den Jet Lag heute zu besiegen. Frühstück so ziemlich international, es war genug Auswahl und die Qualität war auch in Ordnung. Toma bediente sich mehr an den chinesischen Gerichten, ich verblieb bei den Sachen, die der Bauer kennt.
9 Uhr wurden wir in der Lobby in Empfang genommen, um uns die Geschichte Chinas von 2000 Jahren an einem Tag an Hand von Beispielen zu vermitteln. Tomas Kopf musste schon so etwas in der Richtung geahnt haben, denn Toma suchte schon bevor wir das Zimmer verließen nach einer Kopfschmerztablette, ergebnislos.
Lili gab alles. Es sprudelte nur so aus ihr heraus, die Jahreszahlen, die Kaiser, die Kaiserinnen, Mongolen, Konfuzius, die Lahmen oder war es der Lamaismus, die Buddhas, dem Marco (Polo) und der Mao und nach ihm der mit den weißen und schwarzen Katzen, Hauptsache, sie fangen Mäuse.
Naja, alles ist halt nicht hängen geblieben, man kann es aber bestimmt in der Wikipedia oder in unserem Reiseführer nachlesen. Als erstes ging es zum Lamatempel, der uns viel an Tibet erinnerte, an den Panchen-Lama und den Dalai-Lama, an ihren gemeinsamen Vorgänger und wie die Chinesen die Tibeter sehen aus religiöser Perspektive. Da sich die Völker wohl auch in ihren Buddhistischen Lehren / Richtungen, des kleinen und großen Gefährtes unterscheiden, und die einen auf ihre Neugeburt als besserer Mensch warten und dafür beten (Tibeter), so tun die anderen dafür im jetzt und heute etwas dafür, dass es im nächste Leben besser wird (Chinesen). Dass es da zwischen den beiden knirscht, ist wohl weiter nicht verwunderlich. Als Deutschland unterstützen wir ja die Betenden, in der Hoffnung es wird besser, und mir erscheint, dass unser Land sich ebenso immer mehr auf diesen Weg begibt. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, nachdem alles andere bereits den Bach heruntergegangen ist. Aber lassen wir diese Abschweifungen, sonst wird in Deutschland noch mein Account gesperrt.
Obwohl Lili uns versicherte, dass die Chinesen nicht gläubig seien, bis auf Ausnahmen, so war der Lamatempel voller Ausnahmen oder Amateur-Betender. Alle brannten ihre Räucherstäbchen ab, hielten diese vor das Gesicht und über dem Kopf und verbeugten sich vielmals vor den Buddhas und Göttern in den Tempeln.
Es war voll im Tempel. Und die Chinesen sind auch ziemlich laut, nicht wie bei uns in den Kirchen, wo doch auf Stille und Andacht geachtet wird. Es geht sehr lebendig zu in den heiligen Stätten. Fotos ohne Menschen war so ziemlich unmöglich zu machen.
Die chinesischen Kinder, scheint es, werden ähnlich wie in Europa nicht mehr autoritär erzogen und sprechen einen auch mit Selbstbewusstsein schon einmal an und nehmen sich die eine oder andere Freiheit heraus.
Von den Lamatempeln wechselten wir zum Konfuzius-Tempel und lernten dort ein weiteres Kapitel der chinesischen Kultur und Geschichte kennen. Ich konnte mich ab und zu mal dem Redeschwall Lilis entziehen, in dem ich ein Foto machte, Toma brummte aber schon der Kopf. Erleichtert setzten wir uns wieder ins Auto und fuhren zum Sommerpalast der Kaiser in Richtung Norden. Wir waren uns einig, Studiosus-Touren mit bestens ausgebildeten Reiseleitern wären wohl eine Bestrafung für uns.
Auf den Steinstehlen befinden sich Texte von Konfuzius und die Namen der Studenten, die die erfolgreich die Prüfung abgelegt haben.
Bild in der Mitte - Student während der Prüfungen

Erholt im klimatisierten VW-Passat, wir waren beide eingenickt, erreichten wir den Sommerpalast. Es war nicht etwa ein Gebäude und auch kein Gebäudekomplex, es war ein riesiger See von der Größe mehrerer Hektar Fläche, ausgedehnte, schön gestaltete Parklandschaften drumherum, mit noch mehr Leuten und wir mitten drin. Hier gab es die böse Kaiserin und den jungen Kaiser, Konkubinen die nackt in Decken eingewickelt dem Kaiser von seinen Eunuchen ins Bett gelegt wurden (ohne Kleidung, damit sie keine Waffen verstecken konnten) und viele solcher Geschichten, aus der Mythologie, dem wirklichen Leben, wenn das Leben des Kaisers etwas mit dem wirklichen Leben zu haben sollte.
Wir hatten heute Sonnenschein pur und dank der Weitsicht der kaiserlichen Baumeister waren die Wandelgänge des Kaisers überdacht und spendeten uns ausreichend Schatten. Es soll hier der längste Wandelgang der Welt sein und wir schritten ihn ab (wir machten heute über 20.000 Schritte).
Als kleine Abkühlung kaufte ich ein Eis, bezahlte mit Alipay und gab mein Passwort viele Male falsch ein, sodass die Funktion erst einmal gesperrt war. Toma half mir aus der Patsche. Aber das Bezahlen ist hier wirklich einfach und solange man Netz hat, auch perfekt, für beide Seiten. (Beim nächsten Einkauf fiel mir die Geheimzahl übrigens wieder ein.) Ich bin ganz begeistert davon. Man scannt den QR-Code des Händlers (der ist sichtbar an der Kasse oder in deren Nähe angebracht), der Händler nennt den Preis, den man selbst in die App eingibt und schließt den Vorgang mit der Geheimzahl ab. Der Verkäufer erhält in Millisekunden den Betrag überwiesen und die dazugehörige Nachricht. Erledigt!!! Wie simpel. 21 Jahrhundert, nicht Zukunft, sondern Gegenwart. Wenn man bedenkt, dass in der Mitte des vorigen Jahrhunderts viele Millionen Chinesen in einer Hungersnot gestorben sind, so ist diese Entwicklung beachtlich. Wenn Ausländer mit Geld bezahlen, werden sie schon mitunter milde (oder müde) angelächelt.
Nach zwei bis drei Overflows von Lilis ausführlicher Beschreibung jedes Tempels für unser Gedächtnis (die glücklicher Weise nicht zum Totalabsturz führten) erreichten wir den Ausgang des Parks und der Fahrer wartete schon. Zurück zum Hotel. Lili verabschieden, Trinkgeld geben, denn auch in China leben einige Berufe vom Trinkgeld, bzw. ist dies ein Bestandteil ihres Einkommens. Reiseführer gehören dazu.
Unterwegs zeigte uns Lili noch, wie wir zu einem schönen Hutong kämen und erzählte uns die eine oder andere Geschichte aus dem Hutong, und wie wir verstanden, ist sie in einem großgeworden.
Hotel, kurze Erholungspause und dann brachen wir am späten Nachmittag auf in die Vergangenheit, in eine modifizierte.
Der Hutong befindet sich nicht allzu weit weg vom Platz des himmlischen Friedens und wir sahen, das, was uns Lili erzählt hatte. Männer mit Bikinibauch (die Hemden nach oben geschlagen, den Bauch freigelegt) auf Höckerchen sitzend Karten spielend oder nur sich unterhaltend, ältere Frauen mit Fächern sich Wind in der Hitze zu wedelnd, viele Geschäfte mit Antiquitäten, Seidenmalerei, Haustierverkäufer und jede Menge Fressbuden, wo die Pekingente nur einen Bruchteil unseres Preises von gestern Abend kostete.
Wir kauften ein wenig Obst in einem gut sortierten Laden, probierten ein Brot mit Grünzeugfüllung und schauten aufmerksam dem Treiben zu. Man musste immer auf der Hut sein, denn die Motorroller waren alle sehr leise, elektrisch, aber schnell unterwegs.
Im Bild unten rechts in der Ecke ein Nachttopf, der vor vielen Häusern steht.

Je länger wir uns im Hutong aufhielten, umso mehr sahen wir auch, nahmen wir wahr. So standen vor den Häusern die Nachttöpfe, denn in den ursprünglichen Häusern gab es keine Toiletten, auch kein Plumpsklo auf dem Hof, nein die Bewohner des Hutongs nutzen die öffentlichen Toiletten, die es reichlich gab. Der Nachttopf wurde ab 21 Uhr genutzt. Lili hatte uns erzählt, dass sie ihre Mutter bis 21 Uhr bei Nacht und Nebel und Kälte im Winter auf die öffentliche Toilette geschickt hätte und nicht den Nachttopf benutzen lassen hatte. Auch heute noch gibt es diese öffentlichen Toiletten. Toma wollte sie nutzen und kam gleich wieder zurück. Es waren keine Kabinen da, alles war einsehbar und die Frauen hockten nebeneinander über den Löchern in trauter Gemeinschaft. Das kenne ich nur von früher von der GST / Armee. Naja, die vornehmen Römer hatten das ja auch in ihrem Programm. Daher auch der Begriff Scheißhausdiskussion. Ich möchte nicht wissen, wie viele wichtige Entscheidungen im Römischen Reich auf der Toilette gefallen sind.

Nachtrag: Lili meinte auch, dass in der jüngeren Zeit die Leute sich keine Toilette in die Innenhöfe gebaut hätten, sodass diese viel näher wäre und nur von den unmittelbaren Anliegern des Hofes genutzt werden würde. Das ungelöste Problem dabei wäre, wer reinigt die Toilette. Da dies keiner der Einwohner machen wollen würde, ist diese Option noch nicht zustande gekommen.
Wenn es im Hutong schnell gehen muss, kommt die Feuerwehrt auch schon mal mit dem Fahrrad.
Die Post wie in England und Aufladestationen für Handys überall, leider geht das nur mit chinesischen Handys.
Wir schlenderten durch die Hutongs gemütlich in Richtung Kaiserpalast. Wir kamen bis zum Platz des Himmlischen Friedens, der aber irgendwie nicht zugänglich war. Wer weiß warum.
Der Platz im Jahre 2013
Auf dem Rückweg aßen wir noch ein Nudelgericht in einer etwas gehobenen Suppenküche für ganze 4 Euro. Auf dem Weg nach Hause ging es noch einmal durch den Hutong, wir überquerten stark befahrene Straßen im Zentrum Pekings und waren doch ziemlich beeindruckt, wie leise der Straßenverkehr hier ist. Die Menschen auf dem Gehsteig waren definitiv lauter als die Fahrgeräusch der Autos. Unklar wie das geht.
Sicher kamen wir gegen 20.15 Uhr bei Dunkelheit im Hotel an. Wir hatten nicht den leisesten Hauch von Angst, uns in der Dunkelheit durch Peking zu bewegen.
Zum Feierabend spielt der Chef noch ein Lied.

30.08.2024 Peking - Große Chinesische Mauer

Ausgeschlafen und wie es scheint, den Jet Lag hinter uns gelassen. Ausgiebig gefrühstückt, sodass der Tag für Toma wunderbar begann. Der Fahrer holte uns fast pünktlich vom Hotel ab und wir starteten in Richtung der Großen Mauer nach Norden. Die Straßen sind einfach nur gediegen. Kein Schlagloch, perfekter Asphalt, ziemlich kultivierter Fahrstil, kein Hupen und das überall. Kameras an jeder Ecke. Die Tollstationen verfügen ebenso über automatische Nummernschilderkennung und es entsteht kein Stau. Kleine Staus, so von 20-30 Sekunden können schon mal vorkommen, waren aber bei uns selten. Wir waren aber auch nicht zu den Stoßzeiten unterwegs. Als wir die Stadt verlassen hatten, verlief parallel zur Autobahn eine Bahnlinie auf Betonpfeilern, alle 50 Meter riesige Stützen, darüber eine Hochgeschwindigkeitsstrecke. Infrastruktur vom Feinsten. Tunnel durch die Berge, keine aufwendigen Kurven und Steigungen, geradeaus ging es mit 120 km/h vorwärts. In einen VW Passat mit 3.3 Liter Motorisierung eine Geschwindigkeit die sich wie 60 anfühlt und da die Straßen spiegelglatt waren, das Auto also erschütterungsfrei fuhr, segelten wir weich wie auf einem Luftkissen vorwärts. So etwa 100 km im Norden begannen die bewaldeten grünen Berge und die Vorstattsiedlungen, die von der Autobahn wie geleckt aussahen, endeten. Nach zwei Stunden Fahrt machten wir an einer Autobahnraststätte halt.
Tankstelle, Einkaufsmöglichkeit, Toiletten (10 fach überdimensioniert, was die Kapazität betrifft und kostenlos), Restaurant alles vorhanden. Toma kaufte völlig überteuert 3 Mandarinen (naja Preise wie bei uns auf der Autobahn.
Von der Raststätte bis zur Mauer waren es noch 45 Minuten, die wir auf einer kleineren Autobahn und Landstraßen (ebenso perfekt ausgebaut) absolvierten.
Der Verkehr auf der Autobahn war sehr moderat. Als wir Beijing verlassen hatten, würde ich sagen, sogar gering. Halb eins erreichten wir unser Hotel, gingen aber erst einmal zum Eingang der Parks „Großen Mauer“, kauften die Tickets und checkten dann ein. Nirgendswo Menschen, wir genießen die Stille und Ruhe. Auch im Hotel kaum Gäste. Vor uns checkte eine 4-köpfige deutsche Familie ein, der Mann arbeitet für BMW in China als Expat.
Die Große Mauer liegt vor uns und wir können schon einige Türmchen sehen. Da es aber draußen noch zu heiß für einen Spaziergang ist, warten wir hier im netten Hotel noch eine Weile. Mittag gegessen haben wir auch schon, Tofu, Chinakohl und Pelmeni (Teigtaschen gefüllt). Toma macht ihre Sache als Übersetzerin perfekt.
¾ Vier brachen wir auf, auf die Mauer, das einzige heute noch existierende Weltwunder, wenn man mal von den neu definierten absieht. Am Eintritt wurde unser Gesicht registriert, so können wir jetzt 24 Stunden diese außerordentliche Sehenswürdigkeit anschauen. Es ging bergauf. Die Mauer befindet sich hier auf dem Grat, den Bergrücken und die mussten wir erst einmal erklimmen. Vielleicht etwas mehr als die Halde Hoheward ging es bergauf, immer unter Aufsicht der Kameras, die alle paar Meter installiert waren. Den Weg verlassen konnte man auch nicht, da es links steil bergab und rechts steil bergauf ging. 15 Minuten und wir waren oben. Obwohl der Weg durch einen schattigen Wald führte, war es noch gut warm und anstrengend.
Wir waren völlig alleine. Keine Touristen, keine Chinesen, niemand war weit und breit zu sehen. Als wir dann den ersten Turm erreichten, saß in dessen Inneren in Schatten eine Chinesin, die wahrscheinlich als Aufsichtsperson hier am westlichen Ende des begehbaren Abschnittes der Mauer eingesetzt war.
. Wir fragten sie, ob wir weiter auf der Mauer gehen durften und sie meinte bis zum nächsten Turm ja, danach wäre der Weg zu Ende. Der nächste Turm war 150 – 200 Meter entfernt. Es ging steil bergauf auf der Mauer. Die Mauer war hier ohne Begrenzung – also nur die waagerechte Komponente war vorhanden (unter uns natürlich 10 Meter Mauerwerk), sodass wir in der Mitte gehen sollten und langsam, wie Toma den Rat der Aufseherin übersetzte, dann würde uns nichts passieren.
Wir traten heraus aus dem Turm, gingen wenige Schritte auf der Mauer und plötzlich wurde uns richtig bewusst, wo wir uns befanden. Vor uns die chinesische Mauer, hinter uns die chinesische Mauer, kein Mensch weit und breit und die Landschaft ein Traum, grün bewachsene schroffe Berge durch die sich die Mauer wand, unterbrochen ab und zu von Wachtürmen und das soweit das Auge reichte. Und obwohl es durch die Hitze recht diesig war, reichte der Blick doch viele, viele Kilometer weit, Hügelkette an Hügelkette reihte sich aneinander, bis dann eine hohe Bergkette den Horizont bildete, auf den sich die Sonne langsam absenkte.
Am Turm angekommen, wurde klar, warum es nicht weiterging. Die Mauer führte in ein Militärgebiet, wir machten ein paar Aufnahmen von der Mauer in dieser Richtung und kehrten um. Nun die Blicke in die andere Richtung (Osten, wo die Sonne nicht unterging) und auch sie trafen auf Hügelketten auf denen sich die Mauer durch die Landschaft schlängelte. Und es waren kaum Merkmale der Zivilisation vorhanden, die das romantische Bild störten, vielleicht da oder dort mal eine Überwachungskamera oder ein Handymast, aber keine Ortschaften, keine Felder, einfach perfekt.
Es folgten viele original erhaltene Abschnitte der Mauer, wir atmeten Vergangenheit pur ein, fühlten uns überwältigt und dankbar für diese unglaublichen Anblicke. Eigentlich hat sich die Reise jetzt schon bezahlt gemacht, das Erlebnis Chinesische Mauer hat wunderbare Emotionen ausgelöst, die ja entscheiden, wie der Urlaub war. Krass war natürlich auch der Gegensatz zum gestrigen Tag, mit Menschen über Menschen und nur 2,5 Fahrstunden von dem Ort entfernt an einer (der) Weltsehenswürdigkeit, bekannter als die Lama- oder Konfuzius-Tempel Beijings, wir ganz alleine. Fast wie auf dem Tepui Roraima, den wir auch einmal eine ganze Nacht für uns alleine hatten.
Dass wir hier ganz alleine rumturnten, machte Toma ein wenig nervös, denn es wurde ja bald dunkel (in zwei Stunden) und wir (also Toma) hätten uns ja auf der Mauer verlaufen können und die unebenen sehr steilen Abschnitte in der Dunkelheit gehen, das wäre sehr gefährlich.
(Mir gefiel der Gedanke, dass wir uns auf der Mauer verlaufen und ich gelobte, dass das nicht vorkäme!)
Ja die Originalabschnitte der Mauer hatten Treppenstufen zu überwinden, wo es manchmal die Zuhilfenahme der Hände erforderlich machte, um die großen Höhenunterschiede zu überwinden (sowohl bergauf als auch auf Abschnitten bergab.) Denn eins war die Mauer nicht, eine Waagerechte. Eine Wasserwaage war hier nicht zur Anwendung gekommen. Sie machte jedes Auf- und Ab der Berge mit, wobei man sich manchmal fragte, wie die Mongolen überhaupt über die steilen Berge hätten kommen können.
In einem weiteren Turm trafen wir auf eine Mutter mit zwei Teenager die hier auf den Sonnenuntergang warteten. Hier überholte uns auch die Wärterin, deren Dienst wohl vorbei war. Der westliche Aufgang wurde um 17 Uhr geschlossen. Wir brauchten ihr also nur zu folgen und würden einen weiteren Mauerabgang finden. Aber wir hatten es ja nicht eilig, wir wollten den Sonnenuntergang auf der Mauer erleben. Nach weiteren gelaufenen Abschnitten auf der Mauer sahen wir dann in der Ferne endlich Menschen. Das beruhigte Toma und Verlaufen war nicht mehr aktuell, obwohl sich die Mauer weiter vorn in zwei Richtungen aufteilte. Auf dem 3. oder 4. Turm stand eine Kühlbox mit Getränken, ein QR – Code zum Bezahlen, die Kasse des Vertrauens des 21. Jahrhunderts auf der Mauer aus dem Vergangenheit.
In der Mitte des hiesigen Mauerabschnittes angekommen, wir hatten den westlichen Teil begangen, waren dann auch zwei drei Touristen und die doppelte Anzahl Chinesen, die sich das Wunder anschauten. Drohnen summten um uns herum, aber ich ärgerte mich nicht, dass ich meine zuhause gelassen hatte, denn Fotomotive gab es ausreichend, auch ohne in die Luft zu gehen. Die Sonne kam dem Horizont schon näher, das Licht wurde besser, die Schatten, die die Mauer auf die Landschaft warf länger, die Frequenz der Fotoauslösungen wurde häufiger. Übrigens meine Kamera Sony Alpha III ist repariert und auf dem Weg zurück nach Marl.
Der perfekte Ort für den Sonnenuntergang musste gefunden werden, und da alle mit großen Kameras bewaffnet die Mauer in Richtung Osten hinaufstiegen, schlossen wir uns diesem Trend an. Oben war die Drohnenpiloten und Hobby oder Profifotografen, wer weiß. Eine chinesische Gruppe alle mit japanischen Top-Kameras fotografierten zwei russische Mädchen, was beiden gefiel, aber es war nicht klar, ob sie zusammengehörten. Die Bilder, die sie dann von uns beiden gemacht hatten, waren nicht Profiniveau. Egal, wir hatten Spaß, und erlebten den Sonnenuntergang in Gemeinschaft.
Er war lichtmäßig sowie vom Himmel zu urteilen nicht spektakulär, aber das Feeling war großartig, die Umgebung bilderbuchartig, Toma verdrängte sogar die Gedanken an das Abendbrot, wir wollten gar nicht gehen, von der Mauer absteigen.
Als das Licht völlig ausgelutscht war, kehrten wir dann doch zum Hotel zurück und nahmen uns vor, morgen wiederzukommen

Bilder vom Sonnenuntergang

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31.08.2024 Jinshanling – Große Chinesische Mauer

Wir kamen wieder und zwar nachdem wir ausgeschlafen und gefrühstückt hatten. Als Aufstieg wählten wir den Weg zur Mauer, die von dem Hauptstrang der Mauer abzweigte und ein wenig in unser Tal hineinreichte. In einer Viertelstunde waren wir oben. Es war bewölkt und die Sicht eingeschränkt, manchmal tröpfelte es, aber Maßnahmen wie Regenschirm oder Regenbekleidung waren nicht von Nöten. Heute Morgen trafen wir doch den einen oder anderen Chinesen, die meisten davon aber nutzten die Seilbahn und auf dem Weg nach oben waren wir im Wald alleine unterwegs. Gestecktes Ziel war, den östlichen Teil der 10,5 Kilometer langen Mauer in Jinshaling abzugehen (den westlichen Abschnitt waren wir gestern gewandert).
Wie ich im Internet am Abend gelesen hatte, soll dieser Abschnitt der Mauer der fotogenste sein und auch nicht so stark frequentiert. (Da wir kaum einen Menschen getroffen hatten, war ich natürlich neugierig warum, und habe das Internet befragt.) Ein Drohnenpilot meinte gestern, dass viele Pekinger diesen Abschnitt nicht kennen würden. Wir können natürlich nicht sagen, ob gerade dieser Teil der Mauer der beste ist, aber er ist wunderschön, sehr vielfältig, enthält eine Menge unberührter (nicht restaurierter) Abschnitte, besonders in den etwas abgelegenen Mauerteilen, die also nicht so leicht von der Bergstation der Seilbahn erreichbar sind und bietet fast von jedem Punkt der 10 Kilometer traumhafte Ausblicke auf die Mauer und die sie umgebenden Berge.
Und manchmal möchte man es gar nicht glauben, dass am Horizont, wo noch höhere, steilere Berge waren, auch Türme auf dem Kamm zu sehen sein sollen. Beim genaueren Hinschauen waren es immer Teile der Mauer! Ich weiß nicht wie viele Türme wir passierten, Anstiege wir meisterten und unzählige steile Ebenen nach unten gingen. Die Steigungen, ob nun bergauf oder bergab waren häufig 45 Grad, also 30 cm vorwärts und 30 cm ab- oder aufwärts. An einigen Stellen, u.a. in den Türmen, ging es noch haariger zu, da war schon manchmal das Verhältnis Aufstieg zu Vorwärts 2:1 (also etwa 60 Grad), sodass wir hier unsere Hände gut gebrauchen konnten und der Fotoapparat vor dem Bauch störte.
An einer Stelle, wir gingen bergauf – glatt, ohne Stufen-, kam uns eine Gruppe Ausländer entgegen, die alle an der Mauer entlangschlichen, um sich dort festzuhalten. Die Steigung war um die 40 Grad, also so grenzwertig, dass man durchaus ins Rutschen kommen konnte (bei Regen wäre es definitiv eine Rutschpartie geworden), selbst im Gebirge würden wir solche Wege nicht ohne weiteres gehen. (60 Grad ist im Gebirge nicht gehbar, das ist definitiv Kletterei). Und wenn bei solchen steilen Stücken dann die Mauerbegrenzung fehlte, da sollte man schon schwindelfrei sein, denn es war ja nicht umsonst so steil, der Abgrund war nur Zentimeter entfernt.
Also nicht nur atemberaubende Landschaft, sondern auch noch Abenteuer obendrein. Das trübe Wetter hatte auch einen Vorteil, es war nicht so heiß, gut für die vielen Höhenmeter, aber die Luftfeuchtigkeit war nahe 100 %, somit Schwitzen vorprogrammiert.
In einigen Towern, in denen die überdacht waren, saßen fliegende Händler, die Erfrischungen, Wegzehrung und Souvenirs anboten. Sie lauerten Toma immer auf, quatschten mit ihr, wickelten sie ein und dann sollte (musste) sie etwas kaufen. So kauften wir eine Cola für 2.5 Euro, die Schweizer hätten gelacht und es als Schnäppchen bezeichnet. Hier in China hat sich die Verkäuferin gekringelt, denn bei der nächsten bekamen wir die Cola für die Hälfte. Die Verkäuferinnen waren ältere Frauen aus der ferneren Umgebung, die früher als Bäuerinnen gearbeitet hatten. (Bauernschläue!)
Ich machte viele Bilder, es war einfach nicht möglich, keine zu machen. Alles so einmalig, so großartig, man würde etwas verpassen, wenn wir es nicht getan hätten. Eine 128 GB Karte ist nun bereits voll und ich bereue nichts.
Und es wurde nicht langweilig. Irgendwie schienen sich die Motive doch auf eine Art und Weise immer zu ändern, obwohl wir ja langsam liefen und die Mauer riesig war, das Ringsherum sich also kaum änderte. Besonders die steilen Abschnitte ließen sich fototechnisch kaum wiedergeben, die Luftnot, das Hecheln war ja auf dem Bild nicht zu hören. Wir genossen jeden Meter der Mauer, selbst die bergauf. Die Gesamtdistanz, die wir heute auf der Mauer zurücklegten betrug etwa 7 km. Da ändert sich dann schon etwas. Da schauten wir schon mal auf die Autobahn, wie sie in einem Tunnel verschwand oder eine Brücke ein Tal überquerte, auf große chinesische Fahnen auf einem riesigen leeren Platz, Dörfer oder Häuseransammlungen, denn dörflich sah da nichts aus, keine Landwirtschaft, aber die Hänge in der Ferne sahen aufgeforstet aus.
Irgendwann, schon nach 12, deutlich nach 12 Uhr, vielleicht auch schon nach 13 Uhr, waren wir dann am letzten Turm des Mauerabschnittes, wo der Weg nach unten führte. Nicht an jedem Turm konnte man absteigen, na und von der Mauer direkt führte kein Weg nach unten. Wir fragten die Bäuerin-Verkäuferin, ob wir noch weitergehen können. 4 Türme noch, war die Antwort, aber nur auf einer nicht renovierten Mauer. So taten wir, gingen weiter und genossen noch einmal Mittelalterfeeling pur, zugewachsene schmale Mauerabschnitte, kein ebener Grund, man musste aufpassen, wo man hintrat, aber schöne Blumen, viele Insekten (und auch der Großen Mauer alle Ehre machende, sehr große dabei), sogar ein Eichhörnchen querte unseren Weg. Am letzten Turm war die Tür verschlossen.
Wenn wir die drei davor alle umgehen konnten, war dies hier nicht möglich, denn aus dem Fenster neben der Tür schaute ein Chinese und meinte „guanla“, also nein, kein Weg, geschlossen. Wir kehrten zurück zur Bäuerin, kauften zwei! Cola für den Preis von einer, erholten uns ein wenig und stiegen ab.
1400 Meter auf Treppen bergab. Sehr schöner Weg, mit Blick zurück auf die Mauer, Blumen und Pilzen am Wegrand. Genusswandern pur. Ein wenig seltsam empfanden wir sich schon die Kameras, die uns permanent begleiteten. Was wäre es toll, wenn wir die Aufnahmen bekämen und daraus ein Chinavideo zusammenschneiden könnten.
Unten angekommen, befanden wir uns am East Gate, mussten aber zum Main Gate. Transferbusse waren nicht zu sehen, dafür ein Taxifahrer, der einen super Preis für uns hatte. Den wir aber nicht bezahlen wollten. Bis zum Eingang in den Park waren es 2,5 Kilometer und ein junger Mann aus Deutschland hatte auch keine Lust auf überteuerte Taxis, sodass wir zusammen den Weg zurück per Fuß auf uns nahmen. Da wir viel zu erzählen hatten, merkten wir gar nicht, wie die Zeit verging.
Er fuhr mit dem Bus zurück nach Peking, wir liefen die 1,5 Kilometer noch bis zum Hotel.
Heutiger Tag: 13 km, davon 7 auf der Mauer, 800 Höhenmeter (hoch und runter)


Hier alle Bilder von der Chinesischen Mauer:

Grosse-Mauer

30-31.08.24

98 Bilder

1.9.2024 Jinshanling – Pingyao

Auf den Sonnenaufgang haben wir verzichtet zugunsten des Ausschlafens. Der Fahrer war überpünktlich da und um 9 Uhr setzen wir uns in Bewegung. Erster und einziger Höhepunkt auf der Fahrt zurück nach Peking war die Kontrolle an der Autobahn. Wir wurden herausgewunken (wie bei einer Grenzkontrolle), mussten das Auto abstellen und zur Passkontrolle gehen. Die Pässe wurden fotografiert und damit war dann auch gut.
Bei der Ankunft auf den Bahnhof mit dem Auto, wir fuhren vor, war schon klar, dass dies eine andere Nummer als in Deutschland ist, das Bahnfahren. Es erinnerte alles an einen Flughafen und so ziemlich gar nichts an einen deutschen Bahnhof der Deutschen Bahn. Wir betraten eine große Halle in modernem Design, mit Großleinwänden, verglastem Dach, riesigen Wartebereichen und Züge weit und breit nicht zu sehen.
Als erstes passierten wir eine Sicherheitskontrolle, also Durchleuchtung des Gepäcks und Metalldetektor, der bei jedem piepte, dahinter noch ein junges Mädchen, das mit einem Stab wild um sich fuchtelte uns durchwinkte. Hürde eins war genommen. Hürde zwei war die Kontrolle der Personaldokumente, die bei den Chinesen automatisiert erfolgte, bei uns half ein Security Mitarbeiter. Auch diese Hürde nahmen, wir waren fast im inneren Zirkel.
Wir hatten noch viel Zeit bis zur Abfahrt, fanden unseren Zug auf der Anzeigetafel auch sofort, der Ort wurde abwechselnd in Hieroglyphen und in Lautumschrift angezeigt, merkten uns den Bahnsteig, der nur 30 Meter entfernt war und suchten uns einen Platz auf den gut gepolsterten Bänken. Alles sah wie geleckt aus. Toma hatte Hunger und kaufte sich im Laden direkt vor uns eine Suppe (Trockensuppe, die man selbst zubereiten musste.) Für das Zubereiten gab es heiße Wasser-Automaten zum Selbstbedienen. Ich kaufte mir zwei Sandwiches, das war etwas einfacher in der Zubereitung. Der Zugang zu den Bahnsteigen wurde erst 20 Minuten vor der Abfahrt geöffnet. Eine Bahnbedienstete mit Megafon rief die Passagiere auf, sich zum Bahnsteig zu begeben. Das erfolgte wiederum sehr organisiert, denn alle mussten noch einmal durch eine Kontrolle, wo der Personalausweis/Pass geprüft wurde. Wir mussten wieder die Hilfe des Securitypersonals in Anspruch nehmen. Das Zugticket selbst wurde nicht einmal kontrolliert. Wir waren in der Matrix und bewegten uns in der Matrix, dazu wurde eben einfach nur der Ausweis gescannt, denn auf dem Ticket stand die Nummer unseres Passes. Wir konnten nicht verloren gehen. Obwohl, als ich nach der Toilette zurück zu unserem Platz kam, war Toma weg. Sie hatte sich schon angestellt und die Menge hatte sie verschluckt. Zum Glück bewegte sich die Schlange noch nicht und ich fand sie wieder.
Wir passierten die letzte Kontrolle und wurde per Rolltreppe nach oben gefahren. Da stand er dann auch, der Zug. Auf den anderen Bahnsteigen keine Menschenseele, nur auf unserem Bahnsteig eilten die Menschen zu ihren Wagen und nahmen die Plätze ein. Ein Zug wie ein Intercity, aber alle Plätze waren reserviert. Kein Platz blieb frei. Wenn ein Fahrgast an einer Haltestelle ausstieg, nahm ein anderer, der zustieg seinen Platz ein. Im Wagon war die Sitzverteilung 3 Plätze auf der linken Seite, zwei auf der rechten. Wir saßen rechts. Der Zug erinnerte ein wenig an ein Flugzeug, nicht ganz so fancy ausgestattet, aber alles total sauber. Das blieb die gesamte Zugfahrt so, denn regelmäßig kam eine Frau durch die Reihen und wischte. Eine andere sammelte regelmäßig den Müll ein, wofür spezielle Tüten ausgegeben wurden. Meinen Rucksack verstaute ich im Gepäckfach über dem Kopf. Da er viele Riemchen hatte, hingen ein paar herunter, wenige Zentimeter, gestört haben sie niemand. Leider doch. Das Zugpersonal sah die Riemchen und versteckte sie unter dem Rucksack, sodass sie nicht mehr zu sehen waren. Da von einem Riemchen doch noch ein Zentimeter zu sehen war, korrigierte diesen unverzeihlichen Fehler ein zweiter Bahnmitarbeiter (wahrscheinlich ein Ranghöherer). Die Koffer standen irgendwo auf dem Perron. Die Toilette, Loch mit Fußtritten, war sehr sauber. Der Zug setzte sich in Bewegung und auf dem Bahnsteig keine Menschenseele. Er beschleunigte als wir den Bahnhofsbereich verlassen hatte auf 300 km/h. Nichts ruckelte, wir rasten lautlos durch China unserem nächsten Abenteuer entgegen.
Auffällig war die Sauberkeit die überall herrschte, ob Stadt, Land, Dorf…. Man sah keine Müllhalden, kein Papier, keine Plastiktüten, alles tadellos. Es war fast so wie in der Raffinerie, wenn der Vorstandsvorsitzende sich angemeldet hatte. Es spuckte auch keiner im Zug auf den Boden (um die bösen Geister zu vertreiben) oder rülpste, alles lief zivilisiert ab. Naja ein wenig ruppig, mit Vordrängeln ging es beim Anstellen zu. Da haben die Engländer mit ihrem Queing (was ich für das kulturelle Weltkulturerbe vorschlagen würde) noch einen kleinen Vorsprung.
Ab und zu passierten wir neu erbaute Siedlungen inmitten von Feldern, die aussahen, als hätte man sie aus Legosteinen errichtet. Schmale, Türmen ähnliche Wohnblöcke ragten in den Himmel auf einer begrenzten Fläche und dann war die Ansiedlung auch schon wieder vorbei. 300 km/h ist schon ganz schön schnell.
Tiayanan war das Gegenteil. Tiayanan ist eine der größte Industriestädte Chinas. Die Hochhäuser, Autobahnverzeigungen, Industriebauten, Kraftwerke, Fabrikhallen hörten gar nicht wieder auf. Endlos. Unwahrscheinlich beeindruckend.
Hier sahen wir dann auch die verschiedensten Baustile, ganz alte Häuser, viele Häuser, die an Bauten der Sowjetunion der 60- und 70iger Jahre erinnerte, Neubauten und aber auch ein paar unvollendete Gebäude, möglicherweise Opfer der Immobilienkrise.
Die landwirtschaftliche Fläche wird optimal (maximal) genutzt, so fährt eben auch der Schnellzug auf Betonpfeilern und nicht auf der Erde, teuer, aber ressourcenschonend, was die bebaute Fläche betrifft.
Pünktlich, wie auch nicht anders erwartet, erreichten wir Pingyao. Auf dem Bahnsteig, geordnet in Reihen, die Leute, die unsere Plätze einnehmen werden, sonst ein riesiger Bahnhof und leer. Am Ausgang wurde die Matrix upgedatet, also unsere Pässe gescannt und wir wurden in Pingyao eingebucht. Gleich danach wurden wir von unserem Fahrer in Empfang genommen und im Hotel, in der alten Stadt, direkt mitten drin, abgeliefert. (In dem Auto fühlten wir uns wie in einer Rakete, so schoss er durch die Stadt)
Was für ein Hotel. Irre. Markus, das hast du prima gebucht!!!

Hotel

01.09.24

4 Bilder

Die Wirtin empfing uns mit einem Übersetzer, der deutsch das herausgab, was die Wirtin chinesisch hineinsprach. Als Toma sie dann chinesisch ansprach, änderte sich ihr Gesichtsausdruck in Millisekunden von mürrisch auf extrem freundlich, angenehm überrascht und voller Zuneigung zu uns. Das Eis war gebrochen. Ein wunderschönes altes Haus, mehrere Häuser, wenn nicht im Originalzustand, dann doch fantastisch restauriert, wobei ich eindeutig zu original tendiere.
Wir wollten den Abend in der Stadt verbringen und ließen alles stehen und liegen, um sofort loszugehen.
Die letzten Minuten der blauen Stunde hatten begonnen, alle Lichter waren gerade eingeschaltet worden, einfach traumhaft. Vielleicht manchmal ein bisschen zu viel Disneyland, aber insgesamt grandios.
Mit hungrigem Magen hält man das nicht lange aus und so suchten wir das, von unserer Wirtin empfohlene Restaurant auf, aßen gut und stürzten uns gestärkt ins Getümmel. Es waren viele Menschen unterwegs, kaum Ausländer, fast alles Chinesen, aber es war nicht zu voll. Vielleicht wird es morgen am Tage noch voller, wir werden sehen.
Ja, eine alte chinesische Stadt gefüllt mit lebendigen, modernen Chinesen, einige von Ihnen, besonders Frauen, waren in die Kleider der Vergangenheit geschlüpft, hatten sich extrem hübsch gemacht und waren natürlich für mich eine willkommene Foto-Beute.
Hier eine Auswahl der schönsten Bilder

Verkleidete-Frauen

01-02.09.24

29 Bilder

Essen, die Lieblingsbeschäftigung der Chinesen, gab es überall, in allen Variationen, in allen Preisklassen, auf die Hand und im ledernen Sessel, aber hier sagen Bilder vielleicht mehr als Worte. Da es jetzt schon sehr spät ist, alles Weitere morgen, denn der ganze morgige Tag ist der Altstadt gewidmet.
Bevor es ins Bett geht noch einige Bilder von Begegnungen in den Straßen von Pingyao.

Abends

01-02.09.24

28 Bilder

2. September 2024 Pingyao

Wir standen früh auf (Kurz nach 6 Uhr), um Tomas Lehrerin ein Bild mit leeren Straßen von Pingyao zu schicken. Das ist ungefähr so, wie eine leere A40, den Ruhrschnellweg, an einem Wochentag früh um 7 Uhr ohne Autos fotografieren zu wollen.
Das Bild von der Großen Chinesischen Mauer, dass wir ihr geschickt hatten, wo nur ich zu sehen bin, das wollte sie schon gar nicht glauben, dass das in China ist. Tja aber eine solche Mauer kann man schlecht wegdiskutieren.
Und es gelang uns tatsächlich ihr auch ein Bild der Innenstadt, der Ya Men Street, ohne Menschen zu schicken. Touristen gibt es zu dieser Zeit noch keine auf den Straßen.
Bevor die Stadt mit Touristen aufgefüllt wird, werden erst die Restaurants mit frischen Lebensmitteln befüllt, die Bettwäsche abtransportiert, der Müll entsorgt, die Straßen gereinigt, mit großen und kleinen Maschinen, aber gründlich, denn wie wir heute sahen, schmeißen die Händler, Ladenbesitzer ihre Kippen einfach auf die Straße. Das hatte ich nach Peking nicht erwartet. Es wird also dafür gesorgt (von Reinigungskräften), dass die Stadt sauber bleibt.

Am-Morgen

02.09.24

13 Bilder

Auch Pingyao hat eine Stadtmauer, die größte und best-erhaltene Stadtmauer in ganz China. Pingyao ist in etwa so groß (ein wenig größer) wie Rothenburg ob der Tauber, dessen Stadtmauer 4 km lang ist (die Fläche der Innenstadt habe ich auf die Schnelle nicht gefunden), die Fläche von Pingyao beträgt 1,6 km², was in etwa, da die Stadt fast quadratisch ist, 1,3km*1,25km sein könnte, und somit eine Stadtmauer von 5,1 km Länge ergebe.
Das ist vielleicht hilfreich, um sich die Größe der Stadt vorzustellen, die wir heute ausführlich erkundet haben. Wer schon einmal in Rothenburg war, weiß, dass man viel gehen muss, wenn man die ganze Stadt an einem Tag ablaufen will. Den realistischsten Gesamteindruck bekommt man, wenn man von oben, zum Beispiel von der Stadtmauer auf die Stadt herunterblickt.
Die gesamte Fläche ist bebaut. Bebaut mit überwiegend alten Häusern, die zum großen Teil wieder aufgebaut/restauriert sind oder erhalten geblieben, wie sie waren, einige aber auch noch dringend der Erneuerung bedürfen und eingefallen sind. Als wir von oben in die Hinterhöfe blickten, sahen wir zum ersten Mal ein nicht perfektes China. Es gab immer wieder Lücken in den Dachfronten, die von eingefallenen Häusern stammten, Schutt lag in den Hinterhöfen, aber das sah man nicht, wenn man durch die Straßen schlenderte, es betrifft den Teil der Stadt, der Touristen nicht zugänglich ist, wo es noch viel zu tun gibt, aber auch schon einiges getan wird. Gut, also auch China hat noch etwas zu tun.
Sehr früh sind die Absperrungen zur Innenstadt noch nicht geschlossen (die Lieferanten und Servicefahrzeuge müssen rein und raus) und jeder mit Moped oder Rikscha oder Elektro-Mini-Bus wollte uns für ein super kleines Entgelt durch die Gassen fahren, die Stadt zeigen und sich etwas dazu verdienen. Wir lehnten ab und wurden, da zu Fuß, von den schon geöffneten Restaurants zum Frühstück eingeladen. Die Stadt erwachte langsam. Die Verkäufer öffneten noch recht verschlafen ihr Business und begannen den Tag auch mit einem Frühstück, einer Nudelsuppe oder einem anderen chinesischen Gericht. Gegen acht Uhr trafen die ersten chinesischen Reisegruppen ein, wurden verkabelt (wie bei Studiosus mit Funkfernübertragung, um zu hören, was der Reiseführer spricht), erhielten ihre Esspakete für den Tag und begannen die Gassen und Straßen zu füllen.
Ehrlich, am frühen Morgen, als alle Lichter aus waren, die Straßen wie gestern Abend nicht bunt erleuchtet, viele Geschäfte noch geschlossen, es sah ein wenig trostlos, grau aus in Pingyao. Es war zwar ein cooles Gefühl, diese alte ehrwürdige Stadt fast für sich alleine zu haben, aber romantisch würde ich die Atmosphäre nicht nennen. Vielleicht war es auch der graue Himmel, der sich nicht entscheiden konnte, ob er dazu weinen oder strahlen sollte. Er tat nichts von beiden, blieb eben mausgrau.
Dieser spannenden Tristesse entflohen wir kurz, um im Hotel unser europäisches Frühstück einzunehmen. Danach ging es wieder raus, Neues entdecken.
Gestern sind wir fast ausschließlich durch die Straßen gelaufen, haben zwar mal hier und dort in einen Hinterhof geschaut, am ausführlichsten in den unseres Hotels, aber was sich auf den Flächen zwischen den Straßen befand, das konnte man nicht mal erahnen. Häuser halt?
Den ersten Einblick erhielten wir in die „Hinterhöfe“ als wir uns das Regierungsgebäude anschauen wollten. Abends hatten wir kein Museum besucht und wussten immer noch nicht, wie wir die Tickets für die Sehenswürdigkeiten der Stadt erwerben können. Wir wussten aber, dass sie 125 Yuan kosten. Wir gingen zum Eingang und da wir überall unseren Pass zeigen mussten und schon gelernt hatten, dass es für Rentner vieles umsonst gibt, zeigten wir auch an der Kontrolle unseren Pass vor und schwups, waren wir drin.
Endlich mal ein Vorteil alt zu sein. Gespart, Geld und vor allem Zeit. Der Regierungspalast, Justizpalast, Gefängnis, Archiv, also die Verwaltungszentrale der damaligen Zeit, nahm einen großen Teil der Fläche zwischen zwei zentralen Straßen ein. Es gab viele verschachtelte Höfe, die wir alle durchliefen, ordentlich ablichteten, sogar mit manchen Dingen etwas anfangen konnten. Als wir das Gebäude schon verlassen wollten, hörten wir laute Stimmen über Lautsprecher, als würde eine Vorstellung stattfinden. Wir sahen noch die letzten 30 Sekunden eines nachgespielten Gerichtsprozesses in Originalkostümen. Schade, aber die nächste Vorstellung sollte um 11 Uhr stattfinden. Also schnell nach Hause, denn das Hotel war nur 50 Meter vom Ausgang des Palastes entfernt, uns frisch machen, etwas Trinken, Nachrichten abrufen, mal nach den Wahlergebnissen in Sachsen und Thüringen schauen (viel gruseliger als die Folterinstrumente im Gefängnis konnten sie ja nicht sein).
Dann ging es zurück, wieder kostenlos in den Justizpalast und wir schauten uns die Vorstellung vollständig an. Nur Museum zu besichtigen, ist schon etwas öde, besonders, wenn man keinen Reiseführer hat, der ab und zu mal etwas Spannendes erzählt, aber auch entspannter, wenn man alleine geht und nicht alles vom Reiseführer über sich ergehen lassen muss. Naja, an Museen haben wir für meinen Geschmack im Urlaub schon genug gesehen, nach dem heutigen Tag.
Vom Palast, es war so gegen halb Zwölf, liefen wir in Richtung Süden zum Gate. Die Straßen wurden gesäumt von Gaststätten, Läden in denen es alle nur denkbar möglichen Speisen zu erwerben gab, so ein Mix aus Street Food, Eisläden, Schaschlikbuden, sich abwechselnd mit Schmuckläden, dem Verkauf von wunderschönen Lackarbeiten und da zwischendrin die Geschäfte die „Illusionen“ verkauften, besser verliehen. Hier konnte man sich Kleidung aus dem Mittelalter ausleihen, bekam eine Haarpracht aus der damaligen Zeit dazu und wurde professionell geschminkt und frisiert, um danach wie verwandelt hübsch und toll eine reiche Dame oder Herr der Qing? Dynastie zu sein.
Das sprach natürlich besonders die Damen allen Alters an. Das gab auch tolle Fotomotive, wenn sie auf der Straße an einem vorbeigingen oder noch besser, die wohlhabenden unter den Frauen sich gleich noch einen Fotografen dazu buchten, der sie auf ihren Spaziergang durch die alte Stadt begleitete und sehr professionell fotografierte. Da vorbeizugehen, war natürlich ein Glücksfall, denn dann hatte man ein Modell kostenlos zur Verfügung. Manchmal übernahmen auch die Ehemänner diese Aufgabe – Fotos zu machen. Also an Motiven mangelte es nicht.
Man brauchte eigentlich nur das abzulichten, was man sah. Ob es die kleinen jungen Schweine, die angebunden in den Läden posieren mussten, wo es ihr Fleisch zu essen gab. Die Ente die vor dem Peking-Ente-Restaurant in einem Fass tanzte (nicht angeleint!).
Oder die Roboter – ein Roller für zwei Personen – die als Reiseführer gemietet werden konnten.
. Nicht zu vergessen die Vielfalt an Essensangeboten (mitunter exotischen) wovon wir ab und zu Gebrauch machten (zum Beispiel Stinketofu- egittegit) Aber selbst der Verkauf von einer einfachen Eistüte wurde vom Verkäufer zu einer Attraktion/Zaubervorstellung gemacht. Wir probierten doch einiges aus. Das Bezahlen mit Alipay funktionierte so problemlos und die Geldbörse wurde nicht leerer dabei.
Am Ende der Straße in Richtung Süden angekommen, standen wir vor einem riesigen Stadttor, dass eine Verbreiterung der Stadtmauer war (bis auf 50 Meter). Hier konnte man die Mauer auch besteigen, was wir taten und uns von oben einen Überblick verschafften, ein wenig auf der Mauer entlangspazierten und die Straße zurückblickten, die wir gekommen waren. Zweifelsohne ist die Stadtmauer in Rothenburg viel, viel schöner, aber die in Pingyao bequemer zu begehen.
Wir schauten uns die Mauer kurz von außerhalb an, hatten das Glück dort einige von den umgekleideten Damen mit Fotografen zu treffen, doch dann ging es wieder zurück in den Schutz der Mauer.
Nächstes Museum war der Konfuziustempel. Da hatten wir eine gewisse Vorbildung und wussten Bescheid ()!
Mittag. Lunch gab es ganz plötzlich, als wir vor einem Restaurant standen, hahaha, nein, nachdem wir den Tempel verlassen hatten. Ich verspürte keinen Hunger, sodass Toma die Suppe für 5 Mann alleine aufessen musste. Ich beteiligte mich nur an der Verspeisung der Erdnüsse, die auf ganz besondere Art zubereitet waren. Gegenüber von Restaurant befand sich der Cheng Huan Tempel, den wir im Anschluss an die Mittagspause besichtigten.

Cheng-Tempel

02.09.24

13 Bilder

Als wir durch den letzten Hof kamen, versammelten sich dort gerade Musikanten mit traditionellen chinesischen Instrumenten, stimmten diese und wir setzten uns zu ihnen und warteten, was da kommen mag. Nach ca. 20-25 Minuten gab es eine Messe mit Musikuntermalung. Also wieder ein Museum mit Aktion, das liebe ich.
Dann liefen wir noch das Ost- und das Westtor ab, das Osttor war nicht zugänglich, das Nordtor bestiegen wir. Wir schauten noch in weitere Museen, aber das aufzuzählen spare ich mir (da gab es keine Vorstellungen). Vor dem abendlichen Spaziergang legten wir noch eine Erholungspause ein, in der ich schon mal mit dem Berichtschreiben begann.
Abends stürzten wir uns wieder ins Getümmel. Die Straßen festlich beleuchtet, die roten Lampions in endloser Zahl vor den Restaurants und Geschäften strahlten feierlich. Aus manchen Restaurants erklang Gesang – Karaoke, sehr beliebt. Wunderschöne alte Gebäude wurden zu Restaurants umgebaut und waren dann auch stilvoll eingerichtet, bis auf die große helle von hinten ausgeleuchtete Wand, wo alle Essen, die es im Restaurant gab, abgebildet waren. Das zerstörte jegliche romantische Atmosphäre und schaffte ein ungemütliches grelles künstliches Licht. Egal, ich glaube die Chinesen legen viel mehr Wert darauf, wie das Essen schmeckt.
Wir probierten hier mal was und da mal was Anderes und nahmen so die Kalorien zu uns, die wir brauchten. Gesamtzahl der Schritte heute über 30.000.
Man könnte noch stundenlang schreiben, beschreiben. Es war heute wieder völlige Überlastung der Gehirnaufnahmefähigkeit zu verzeichnen und alles was wir an den ersten Tagen erlebt, konnten wir ja nicht aus dem Gedächtnis verbannen, um Platz frei zu machen.
Gute Nacht

3. September 2024 Pingyao – Huanshan

Wir fahren, fahren mit der Eisenbahn. Wieder. Schon fast wie die Profis. Der Pass reicht um alle Türen zu öffnen. Da wird einem erst einmal klar, warum das Ding Pass heißt, kommt von passieren. Wir stehen schon gleich in der richtigen Reihe. Mit uns 8 Auslandschinesen, die aber kein Chinesisch sprechen. Beim Auflaufen auf den Bahnsteig gibt es aus dem Lautsprecher lautes Bellen, eine unzufriedene Männerstimme ist hörbar unzufrieden. Klar, ein Großteil der Passagiere geht rechts vom gelben Strich, der etwa 5 Meter vom Ende des Bahnsteiges, also dem Abgrund zu den Zügen entfernt ist. Obwohl weit und breit kein Zug zu sehen ist, widerspricht dies wohl den Vorschriften und muss umgehend korrigiert werden. Der Lautsprecher beruhigt sich erst, als alle Füße jenseits der gelben Linie sind.

Heute haben wir einen D-Zug (In Deutschland kommt die Bezeichnung von „D“ wie durchgehend, also nicht an jeder Station haltend und somit schnell unterwegs). Also heute keinen G-Zug, was für den schnellen Zug in China steht. So bummeln wir mit 225 km/h so vor uns hin. Den Morgen haben wir im Hotel verbracht. Wurden 10 Uhr vom Marschflugkörper – Piloten mit seinem Honda abgeholt, der aber heute etwas moderater fuhr. Auf den Straßen scheint es für den Nicht-Eingeweihten zwei Universen zu geben, eins für Autos, Laster (vierrädrige Fahrzeuge) und ein Universum für weniger als vier Räder. Diese Fahrzeuge fahren immer, egal ob rot oder grün ist, ob es sich um einen Fußgängerübergang handelt oder sie mitten auf der Kreuzung sind oder auf einer vierspurigen Straße, mit Höchstgeschwindigkeit 50 km/h, wo aber die Vierräder mit 100 km/h entlangpreschen. Es gibt noch viele Geheimnisse Chinas zu ergründen.
Toma hat eins schon für sich entschlüsselt, das Geheimnis des heißen Wassers. Gerade hat sie sich eine Suppe im Zug aufgebrüht. Der heutige Zug unterscheidet sich aber nicht vom dem Vorgesten. Wir fahren durch eine hügelige Landschaft, nicht etwa bergauf, bergab, nein Tunnel rein, Tunnel raus. Die Felder erinnern mich eher an eine Zugfahrt durch Polen. Wenn der Zug von Weißrussland mit seinen riesigen Feldern nach Polen kommt, sieht man plötzlich handtuchgroße Felder. Hier ist die Größe vielleicht ein Badetuch, also ein wenig größer, aber es scheint sich wohl doch noch um Familienbusiness in der Landwirtschaft zu handeln.
Bis jetzt war die Abwechslung von Stadt, Natur, Alter Stadt perfekt. Es folgt ein Berg, morgen, heute ziehen wir um.
Vielleicht noch in entspannter Zugatmosphäre einige Nachträge aus Pingyao:
Pingyao ist für viele Chinesen auch ein attraktives Ausflugsziel und besonders beliebt wegen der Möglichkeit sich dort zu verkleiden und verwandelt durch die Stadt zu flanieren. Meist reicht das nicht, denn um den Besuch perfekt zu dokumentieren, wird auf der Straße getanzt und die Tanzvorführung auf Video aufgenommen. Landet dann wahrscheinlich bei TikTok. Ich bin gespannt, ob wir dies in anderen Städten auch erleben werden.
99 Museen befinden sich in den „Hinterhöfen“, also für jeden Geschmack etwas. Für meinen Geschmack zu viel. Pingyao erlangte Berühmtheit wegen seiner Banken. Das Problem im Mittelalter war, dass die Wege unsicher waren und die Händler ausgeraubt wurden. Deshalb wollten sie kein Geld mit sich führen. Die Banken von Pingyao garantierten den Händlern, dass sie auf ihr Geld überall zugreifen konnten. Also die Idee des Bankomaten war in China schon vor Zeiten verwirklicht. Jetzt gibt es Alipay und Ali bezahlt alles (holt es sich aber wieder).
Zu erwähnen wären noch die Massagesalons, Fuß- und Rückenmassage werden angeboten. In manchen Salons fressen Fische einen von den Füßen die Hornhaut weg oder die Geruchsstoffe und für 20 Yuan (2,50 €) bekommt man eine Flatrate für saubere, geruchsneutrale Füße (bade solange du willst).
Vor jedem Restaurant stehen oft verkleidet in altertümlichen Gewänder Frauen oder Männer und bitten die Vorbeigehenden herein. Tja und nein sagen ist ja nicht schicklich. Also lernte ich das Wort „schila“, was soviel bedeutet wie „schon gegessen“. Das erwies sich als äußerst hilfreich und nützlich. Der Gesichtsausdruck desjenigen, der uns einlud, hellte sich fast immer merklich auf. Mitunter klang es noch hinter uns her: „Er hat „schila“ gesagt, die Langnase hat „schila“ gesagt, er hat schon gegessen.“ Und beide waren zufrieden.
Selten wurden auch wir um ein Foto gebeten, dem wir natürlich wohlwollen nachkamen. Öfters wahrscheinlich geschah es heimlich, dass wir auf Handy aufgenommen wurden.
Ja, Kameras gibt es überall, zumindest an allen öffentlichen Plätzen, Museen, den engen Gassen, überall, mir scheint lückenlos. Es stört niemanden. Mich auch nicht, obwohl ich mich nicht als fotogen bezeichnen würde und schon gar nicht als fotogeil. Aber man muss sich ja den Gegebenheiten des Landes anpassen. Wir sind ja zu Gast hier. Manchmal denke ich, dass die Bewegungsmelder (Wärmesensoren) an den Pissoiren auch eine Kamera beinhalten. Wer weiß. Wie bereits gesagt, es wäre spannend, einen Zusammenschnitt von allen uns aufgenommenen Kameras als Erinnerung zu erhalten. Bei der heute schon verfügbaren KI für Videoverarbeitung wohl kein großes Problem. (Nur wie das mit der Gesichtserkennung auf dem 00 klappen soll, ist vielleicht noch nicht klar.)
Gerade fahren Früchte vorbei und ein Polizist geht durch den Wagen. Bei den Früchten schlagen wir zu. Die Verkäuferin wird sie aber erst noch einmal waschen, obwohl sie in einer Plastikbox super sauber aussehen. Ali bezahl gerade nicht, weil wir durch einen Tunnel fahren.
Wir haben uns, wie berichtet, eine SIM-Karte von China-Mobil gekauft, also bezahlt. Jeden Tag bekommen wir aber Anrufe mit tollen Angeboten, also Werbung. Netter Versuch, aber nach Ni Hau (guten Tag) verstehe ich nichts mehr. So richtig funktioniert das Netz hier auch nicht, zumindest bei unseren Mobil-Teilen. Aber irgendwann gehen dann die Nachrichten doch raus, wenn man auch die Hoffnung schon aufgegeben hatte. Alipay hat bei mir bisher immer funktioniert. Bei den in China verpönten Anwendungen ist es schon schwieriger. Was sind wir auch anspruchsvoll geworden. Noch vor wenigen Jahren waren wir über jedes Wifi im Hotel überglücklich.
Wir erreichen Xian pünktlich. Warum schreibe ich das überhaupt. Man muss auch mal loslassen können vom unzuverlässlichen System Deutsche Bahn. Hier wartete eine neue Herausforderung auf uns, wir mussten umsteigen, in den Zug nach Huanshan. Alle strömten dem Ausgang zu, wir mit. Aber wir mussten ja in die Wartehalle. An der Auskunft erhielten wir die strikte Ansage: 3, drei. Auf den Anzeigetafeln oben an der Decke gab es aber nur die Ausgänge 2 und 4. Auf erneutes Anfragen erhielten wir trotz Gestikulierens und zeigen noch oben auf die Ausgänge nur wieder die Antwort drei. Theoretisch sollte die 3 in der Mitte von 2 und 4 liegen, aber weit und breit von einer 3 nichts zu sehen. Wir gingen also von Anzeigetafel 2 zur Anzeigetafel 4 und fragten dort an der Information erneut nach. Da sprach jemand Englisch. Die verbale Erklärung war auch nicht erhellend und so nahm uns die Frau ans Händchen, führte uns zum Lift, der 4 Meter entfernt war und drückte den Knopf mit der Nummer 3 und sprang zurück aus dem Lift. Eureka. Es schien, als hätte sie uns in eine Falle gelockt. Oben auf drei angekommen, lag vor uns die Wartehalle, riesig, so etwa wie die Abflughalle des Düsseldorfer Flughafens, na vielleicht etwas kleiner, doch davor hatte der Chinese automatische Türen gesetzt, die unseren Pass nicht lesen wollten. Ein Humanoiden gab es auch nicht in der Nähe. Wir waren also gefangen oder mussten mit dem Fahrstuhl wieder hinunterfahren, was uns wenig attraktiv erschien. Ich ging mit dem Koffer einfach auf die geschlossenen Schranken zu und bingo, das löste Alarm aus. Ein eklig hoher Ton, der erst verstummte, als ich wieder aus der Schleuse heraus war. Aber ein Bahnmitarbeiter sah uns, befreite uns und wir durften die Wartehalle betreten. Unser Zug stand schon auf der Anzeigetafel für Bahnsteig 15 und davor befanden wir uns auch schon.
Draußen war es warm, sehr warm, aber die Wartehalle klimatisiert. Was für ein Luxus. Man stelle sich einen Bahnhof 10 Mal größer und moderner als Stuttgart 2035 vor (er muss ja nicht in Deutschland sein in der Vorstellung) und dieser ist klimatisiert. Pause – Zeit für diese Vorstellung.
Mit deutlich über 300 km/h schwebten wir unserem endgültigen Ziel für heute entgegen und waren in 25 Minuten vor Ort. Hier gab es eine herbe Enttäuschung, keine Rolltreppe. Die Koffer konnte man auf einer schiefen Ebene, die am Rand der Treppe verlief, hinunterfahren und das Ganze dann wieder zum Aufgang bergauf. Es waren 38 Grad Celsius draußen, das sagt das Zuginformationssystem bevor man aussteigt, aber im Bahnhof gab es wieder Klimaanlage. Ein junger Mann brachte uns mit dem Auto zum Hotel, keine 10 Minuten entfernt. Immer noch 38 °C und ein stürmischer Wind. Hoffentlich fährt bei diesem Wind die Seilbahn morgen. An der Rezeption holten wir uns die Informationen, wie wir morgen den Berg besteigen werden. Das Hotel liegt direkt am Fuße des / der Berge. Das Zimmer stank nach Rauch, aber das ist hier kein Beschwerdegrund. Unser Eindruck ist, dass wir den Flur ganz alleine für uns haben, wenn nicht den kompletten Hotelflügel und das Hotel ist ganz schön groß.
Nachtrag 3.9.2024:
Das Hotel ist so groß, dass Chingiz Khans Armee ohne Probleme hier absteigen hätte können. Es ist auf große Gruppen ausgelegt. Zum Abendbrot saßen wir an einem 10 Personentisch mit typisch chinesischer Glasdrehscheibe, der Rest des Restaurants war leer. Punkt 19 Uhr füllte sich der Raum mit einer Gruppe von 60 Auslandschinesen (6 Tische), überwiegend ältere Personen die einen Heiden-Lärm verursachten. Aber sie waren unglaublich lustig. Bei Gelächter und vielen Zwischenrufen wurde sich mit Tee und Wasser zugeprostet und alle 60 tranken nach dem Trinkspruch. Für den morgigen Tag sagte die Rezeptionistin Regen voraus. Nach zwei Tagen heftigen Windes konnte es nur so sein. Wir werden vorbereitet sein.

4.September 2024 Huashan

Wecker stellen, zeitig frühstücken, 8 Uhr Shuttle zum Fuße des Berges (5 Minuten).
Das Gebirge erwächst vor uns direkt aus der Ebene. Wir laufen über einen großen Platz, auf dem ältere Frauen sehr elegant mit einem Federball Fußball spielen und sich gegenseitig mit allen möglichen Tricks beeindrucken wollen. Bei mir hat es funktioniert. Wenige Meter weiter dringt laute Musik aus dem Lautsprecher. Wie in einem Klassenraum unter freiem Himmel performen andere Frauen eine Art „Makarena“ unter Anleitung. Sie nehmen das ernst und lassen sich nur ganz kurz ablenken, als sie merken, dass ich fotografiere.
Wir laufen auf Absperrgitter zu, sehen aber keine Menschen. Rechts davon ist das Ticketoffice und wir erwerben erst einmal ein Bilet für den Bus, der uns bis zur Talstation der Doppelmayr Seilbahn bringt. Das geht alles zügig.
An der Seilbahnstation befanden wir uns schon mittendrin im Gebirge. Das Seilbahn-Ticket kaufen wir auch, obwohl es die Möglichkeit gibt, in 2-3 Stunden hochzulaufen. (Doch dafür haben wir keine Zeit.) Vor die Seilbahn hat der Chinese eine riesige Halle mit Absperrungen gebaut, durch die sich die Menschenmassen schlängeln sollen, bevor die Fahrt beginnt. Zum Glück können wir nur am fernen Ende der Halle schlängelnde Menschen ausmachen. Wir bewegen uns vorwärts und schon ganz besoffen von den vielen Kurven durch die Absperrungen, kommen wir am Ende an und verlängern die Schlange. (Die Kapazität der Busse ist größer als die Seilbahnaufnahmefähigkeit.) 20 Minuten sind wir Teil der chinesischen Schlange, die sich von Rand zu Rand bewegt und an den Rändern der Halle mit Würstchen, Teilchen und Getränken gefüttert wird. Ja, essen können die Chinesen immer und überall.
In knapp 10 Minuten ging es hinauf auf den Berg. Oben spuckte die Bahn uns aus, und wir bewegten uns in der wiedervereinten Schlange vorwärts, wie eine Schlange, kriechend.
Denn eine Schlange bewegt sich nicht schneller als ihr langsamsten Glied. Das waren in unserem Fall ältere Menschen oder Lastenträger, die auf traditionelle Weise mit einem Stock über den Schultern und großen schweren Säcken links und rechts von der Seilbahnstation die Waren zu den Restaurants, Hotels, Klöstern auf den Berg trugen. Die Träger hatten immer Vorfahrt. Nach einer Weile in trauter Gemeinschaft laufend, wobei sich doch einige der Chinesen an uns vorbei drängelten, schwante mir Böses. Ob wir wohl alle Gipfel schaffen würden? Der Weg führte relativ steil bergauf, wobei der größte Teil des Weges Stufen waren. Die älteren Chinesen, Hut ab vor ihrer Leistung, kamen da schon mal außer Atem und mussten eine Pause einlegen. Da auf den Treppen auch Gegenverkehr herrschte, war an Überholen meist nicht zu denken.
Die Schlange stoppte. Nach 10-15 Minuten erreichten wir den ersten Gipfel, gleich links von der Bergstation. Hier hielten Uniformierte uns an und forderten uns auf, uns auszuruhen, bevor wir die Gipfel-Plattform betraten. Sehr aufmerksam, denn es war extrem warm, die Luft mit Feuchtigkeit gesättigt, die Sonne brannte auf uns hernieder (wir waren ihr ja schon viel näher als in der Ebene). Das Wetter hatte sich glücklicherweise nicht an die Regenvorhersage gehalten, aber die Gefahr einen Hitzschlag zu bekommen, erhöhte sich durch die hochsommerlichen Bedingungen, besonders im fortgeschrittenen Alter. Da wir uns nicht erschöpft fühlten, hörten wir nicht auf sie und liefen weiter, um endlich eine Aussicht genießen zu können.
Mit Genießen wurde es nichts. Auf der Plattform drängten sich viele Menschen. Wahrscheinlich war die Überfüllung wohl der wahre Grund, warum die Leute gestoppt wurden. Hier wurden wir Zeuge wie heftig es zugeht, wenn sich zwei chinesische Frauen streiten. Die Eine wollte immer und immer noch ein Foto, die Andere wollte ihr bei einer langen Schlange so viel Zeit auf dem besten Fotospot nicht zugestehen. Es blieb aber bei der verbalen Auseinandersetzung. (Vielleicht, weil die Gewichtsklassen sehr unterschiedlich waren?) Was mir unklar ist, wie ist das mit dem Gesichtsverlust in diesem Fall?
Viel zum Fotografieren kam ich nicht, was weniger mit dem Anstellen an den besten Plätzen zu tun hatte, sondern damit, dass ich selbst zum Fotoobjekt auserkoren wurde. Toma wurde es aber irgendwann zu viel und meinte zu den Chinesinnen, ich wäre ihr Mann.
Der Gipfel war der nördlichste Punkt der gesamten Wanderroute. Vor uns lagen 7 Stunden Trekking, um alle Gipfel zu besteigen.
(Nach langem Suchen in der Wikipedia gefunden)
Der Huà Shān (chinesisch 華山 / 华山) ist einer der fünf heiligen Berge in der Provinz Shaanxi in der Nähe der Kreisstadt Huayin der Volksrepublik China.
Das Gebirgsmassiv ist wegen seiner steilen, malerischen Felswände und seiner gefährlichen Steige auf die Gipfel berühmt. Mehrere Gipfel bis 2155 m sind durch Bergpfade miteinander verbunden. Entlang der Pfade befinden sich Klöster, Pagoden, Tempel, Brücken und Tore.
Im alten chinesischen Weltbild, das das Reich der Mitte als Quadrat betrachtete, verkörpert das Hua-Shan-Gebirgsmassiv den westlichen Eckberg.
Der Dongdao-Tempel, einer der 21 wichtigsten daoistischen Tempel auf der Liste des chinesischen Staatsrates, befindet sich im Hua Shan.
Vom Nordgipfel verlief die Route zum Zentralgipfel, machte einen Kreis über Ost, Süd nach Westen zurück zum Zentralgipfel und von da ging es zurück in den Norden zur Seilbahnstation. Das war der Plan.
Das längste Stück verband den Nordgipfel mit dem zentralen. Geschätzt ging es 500 Meter bergauf, vorbei an daoistischen Klöstern, Restaurants und Hotels, alles im traditionellen Stil erbaut und sich wunderbar in die Landschaft einfügend. Das zentrale Wegstück ist die Himmelsleiter. Ein nahezu 45 Grad steiler Abschnitt, der exponiert aber gesichert auf einem Felsrücken nach oben führt. Schmale in den Fels gehauene Treppen, womöglich noch aus dem 3. - 5. Jahrhundert – gut ausgetreten, führen nach oben. Die Stufen bieten den Füßen kaum Platz (10-15 cm breit) und die am Rand frei baumelnden Eisenketten vermitteln eher virtuelle Sicherheit, als dass sie eine große Aufstiegshilfe darstellen.
Seit neuestem gibt es keinen Gegenverkehr (ein zweiter Weg geht nach unten am Hang entlang), was aber nicht von allen Chinesen beachtet wird. Bei über 30 Grad Schwüle ist dieses Stück der Hammer.
Die Himmelsleiter

Da waren sie wieder meine 3 Probleme, steil, warm und relativ schwerer Rucksack. Wir liefen langsam und stetig. Die meisten Chinesen schnell und in Intervallen. Wir holten sie nach 5 Minuten wieder ein, wie sie nach Luft japsend am Rand saßen, und ich lächelte sie an. Nach weiteren 5 rannten sie lächelnd wieder an uns vorbei. Aber auch wir machten Pausen und ließen den Körper ab und zu im Schatten ein wenig abkühlen. Letztendlich kamen wir alle oben an.
Es gab Stellen, da führten die Stufen senkrecht nach oben, links und rechts begrenzt durch eiserne Ketten. Diese Stellen konnte man zum Glück umgehen. Für die Chinesen waren das die Highlights des Weges und sie feuerten sich gegenseitig beim Überwinden des Hindernisses an.
Viel Trinken war angesagt, denn der Flüssigkeitsverlust, T-Shirt und Wanderhose waren nassgeschwitzt, musste ausgeglichen werden. Zu Trinken gab es überall, eine Flasche Cola kostete 15 Yuan (knapp 2 Euro). Ein sehr moderater Preis.
Wenn wir uns umschauten, da war diese perfekte, ideale Natur, es schien, als würden wir auf typische chinesische Malerei schauen, nur die bunten Vögel fehlten, nur Elstern (der Glücksvogel der Chinesen) und Krähen gab es. Bereits die Kaiser zu Beginn der Zeitrechnung wussten die Schönheit des Gebirges zu schätzen und so verwundert es nicht, dass wir heute einen der 5 heiligen Berge Chinas bestiegen.
Irgendwann erreichten wir den Gipfel des zentralen Berges und hatten nun Sicht in verschieden Richtungen und das trotz des Dunstes. In Richtung Horizont verblassten die Berge aber zusehends.
Der Dunst schaffte aber einen prima fotografischen Hintergrund für die uralten Kiefern, die wohlgeformt und exponiert auf den kahlen Granitfelsen standen. Entsprechend war die Bilderausbeute heute hoch. (80 GB Material, wobei ich ja nur den hochauflösenden Sensor benutze.)
Die Absperrungen waren hier oben alle mit roten Bändern geschmückt, die mit Schlössern für die Ewigkeit festgemacht waren. Ich gehe mal davon aus, dass die Bänder Wünsche in Erfüllung gehen lassen sollen. Das Rot stellte einen zusätzlichen Farbtupfer in der Landschaft dar, für Foto-Puristen störten sie gelegentlich.
Besonders gefallen hat uns der „Chess Tempel“. Der Weg dorthin führte leider über vertikale Stufen im Felsen und bot keine Umgehungen. Aber selbst aus einer gewissen Entfernung und das von den unterschiedlichsten Blickwinkeln stellte der „Chess Tempel“ ein verzauberndes Motiv dar.
Hier kam alles zusammen, Chinesische Architektur, blanker Fels, uralte knochige Kiefern auf einem exponierten Stück Felsen, im Hintergrund eine großartige Bergkulisse oder aber der blaue Dunst des Horizontes. Für uns bot der Himmel noch eine sehr fotogene Wolke auf.
Oben auf dem Gipfel war die Hitze ein wenig erträglicher. Ein leiser Wind umschmeichelte unsere schweißtriefenden Sachen und brachte abkühlende Erleichterung. Wir waren bereits unterwegs zum Südgipfel. Immer neue atemberaubende Sichten auf die zerklüftete Berglandschaft taten sich auf.
Die gegenüberliegende Bergkette hatte auf den Gipfel Granitfelsen, die an Türme der chinesischen Mauer erinnerten. Es war etwas Besonderes hier oben gehen zu dürfen.
Auch nicht für alle war der Bretterweg zum Himmel. Eine Art Klettersteig, der jedes Jahr einige Tote fordert. Bekannt ist der „Weg“, der an einer senkrechten Felswand entlangläuft, die hunderte Meter nach unten geht, durch viele Internetvideos, die ihn oft bei Überfüllung zeigen.
Der Steig führt auf einen Gipfel, etwa 20 Minuten und wieder zurück. Die Wagemutigen müssen sich also ständig auf einem schmalen Brett hunderte Meter über Grund ausweichen, dabei die Sicherheitsausrüstung an und abschnallen, sind also exponiert. Bevor man sich in das Abenteuer begibt, muss man alles ablegen, nur ein Handy ist erlaubt, um das eine oder andere Foto zu machen. Am Eingang werden alle mit Klettergurten von den Instrukteuren ausgerüstet. Eine Einweisung gibt es nicht. Für den Nervenkitzel muss man extra bezahlen.
Wir trafen ein junges russisches Pärchen, dass ganz versessen darauf war, den Weg zu gehen. Als wir den Weg dann sahen, wäre ich wohl auch die ersten 30 Meter gegangen, aber was dann kam, war ungewiss, nicht einsehbar und die Bilder im Netz zu heftig. Außerdem hatten wir keine Zeit, denn 20 Minuten war die Zeit für eine Strecke ohne Gegenverkehr. Doch an dem Eingang stauten sich die Besessenen. Bemerkenswert war für mich noch, dass auf einem freien Fleck, nicht größer als 9-10 m² ein Chinese eine Drohne startete, nebenan doch ne ganze Menge Menschen.
Der Südgipfel ist der höchste von allen 5.
Von hier war auch der Westgipfel schon zu sehen und es ging wieder auf einem Grat entlang berghoch, dorthin wo ein Kloster thronte. Die Mönche haben schon immer gewusst, was auf die Menschen Eindruck macht.
. Die Sonne war nun schon auf ihrer absteigenden Bahn, wir hatten uns an die Wärme gewöhnt und immer, wenn die Coca-Cola leer war, kauften wir zwei neue Flaschen.
Den letzten verbliebenen Gipfel hatten wir nun bestiegen und begaben uns über den Zentralgipfel zurück zur Seilbahn. Etwa 2 Stunden waren wir unterwegs. Es ging noch einige Male bergauf, doch im Wesentlichen mussten wir jetzt die vielen, vielen Stufen wieder hinuntergehen.
Physisch zwar einfacher und für mich ganz entspannt, es erforderte jedoch mehr Aufmerksamkeit, immer die schmalen Stufen zu treffen, als bergauf. Die Himmelsleiter umgingen wir, aber als wir zurückblickten, an der Stelle, wo sich die Wege wieder trafen, sahen wir den Weg auf dem Grat von der Seite und waren beeindruckt und fast ungläubig, dass wir da hinaufgestiegen waren.
Die Sonne ging 19 Uhr unter, in den Bergen verschwand sie aber schon vor um Sechs zuerst in einer Wolke und dann hinter den Bergen. In unserem Rücken hatten sich beim Heruntergehen Wolken angeschlichen und den Zentralgipfel in Nebel gehüllt.
Das gab kurzzeitig eine mystische Stimmung, aber auf den richtigen Sonnenuntergang brauchten wir nicht mehr zu warten, da sich jetzt schnell alles zuzog.
Seilbahn, Bus, alles zurück wie gekommen, nur, dass wir bei der Ankunft des Busses durch eine riesige Shopping Mall mit mehreren Restaurants (wie im Flughafen die Duty Free-Geschäfte) geleitet wurden. Als wir aus der unterirdischen Shoppingmeile wieder ans Tageslicht kamen, war Nacht. Rückfahrt mit dem Taxi (unsere erste Fahrt).
Nach 11,5 Stunden erreichten wieder das Hotel. Zum Abendbrot waren wir ganz alleine in dem großen Speisesaal. Die Auslandchinesen waren weitergezogen.

Die bseten Bilder vom heutigen Tag:

Huanshan-Berg

04.09.24

121 Bilder

5.September 2024 Huanshan – Emershan

Mit dem Taxi zum Bahnhof, 5 Stunden Zugfahrt bis Chengdu. In Chengdu endlich einmal richtig viel Chinesen. Der Bahnhof war gut gefüllt. Jetzt sitzen wir im Zug nach Emershan und morgen geht es auf den nächsten Berg.
Aus dem Internet: Schnellfahrstrecken in China – Passenger Dedicated Lines (PDL) (hochgeschwindigkeitszuege.com)
Für den Bau der insgesamt 426 Kilometer langen Neubaustrecken Würzburg – Hannover und Stuttgart – Mannheim gingen geschlagene 17 Jahre ins Land. In China dagegen wurden im gleichen Zeitraum mehr als 20.000 Kilometer an Schnellfahrstrecken aus dem Boden gestampft! Und im Januar 2022 war zu lesen, dass das chinesische Schnellfahrstreckennetz inzwischen auf sage und schreibe 40.000 Kilometer expandiert ist.
Der Startschuss zum Bau eines landesweiten, chinesischen Hochgeschwindigkeitsnetzes begann im August 1999. Im zweiten Halbjahr 2015 wurde die Marke von 20.000 Streckenkilometern überschritten, auf denen Hochgeschwindigkeitszüge unterwegs waren. Davon entfielen rund 11.000 Kilometer, die für Geschwindigkeiten zwischen 200 und 250 km/h trassiert waren, während auf 9.000 Kilometern Länge mit 300 km/h oder gar 350 km/h gefahren wurde. Bis dahin wurden umgerechnet rund 300 Milliarden US-Dollar in die schnelle Schiene investiert.
Die Leistungen im Bahnbau sind ohnegleichen. Aufwendige Brücken- und Tunnelbauwerke mussten innerhalb kürzester Zeit errichtet werden. Von Null an wurden Zugleitsysteme und Leitzentren installiert. Eine Vielzahl von Bahnhöfen entstanden praktisch aus dem Nichts.[6] Erschwerend kommt hinzu, dass die Trassen verschiedene Klimazonen durchqueren. Im Norden Chinas können die Tiefsttemperaturen -40° C erreichen, während im Süden bis zu +45° C herrschen können – eine Herausforderung für die Infrastruktur und das rollende Material.

Situation auf chinesischen Straßen: https://idaoffice.org/de/posts/chinese-traffic-rules-de/
Eine Viertelmillion Chinesen sterben jährlich durch Verkehrsunfälle. Verkehrsunfälle sind die Haupttodesursache für Menschen im Alter von 15 bis 45 Jahren. Viele Ausländer weigern sich, hinter dem Lenkrad zu sitzen, und entscheiden sich, lieber ein Auto mit Fahrer zu mieten. Der Straßenverkehr in China bleibt trotz aller Maßnahmen, die die chinesische Regierung unternimmt, ziemlich gefährlich. Sehr schnell und dicht Verkehr erfordert eine gute Kenntnis der Verkehrsregeln, Karten von Kreuzungen und Hauptstraßen. In den chinesischen Großstädten sind neben Autos, Motorrollern und Motorrädern auch der Stadtverkehr, unzählige Radfahrer, Rikschas und Taxis Verkehrsteilnehmer. In der Provinz werden Sie durch Motorwagen und Gütertransport ergänzt. Der gesamte Umfang dieser Fahrzeuge bewegt sich kontinuierlich, durcheinander, klingelt, signalisiert und summt.
Die Verkehrspolizei in China ist übrigens kaum zu sehen. Aber überall und überall hängen Überwachungskameras. Sie sind es, die alle Verletzungen beheben und Sie an einen zentralen Computer übertragen. Und dann werden automatisch Strafen vergeben, Punkte werden entfernt. Und niemand wird dem Übertreter eine Erinnerung über die Zahlung einer Strafe senden. Man muss selbst gelegentlich auf die Website des Straßenverkehrsamtes gehen und prüfen, ob sich dort etwas nicht allzu Angenehmes angesammelt hat. Sonst kann es passieren, dass eine Person bereits seit einem Monat ohne Führerschein ist, aber weiterhin auf den Straßen fährt, als wäre nichts passiert.

Bahnhof Emeshan

6.September 2024 Auf dem Berg Emeshan

Das Wetter schien sich zu ändern. Die App sagte Gewitter um 7 und 8 Uhr am Morgen voraus. Die Wetterradar App bestätigte dies in etwa. Das erschien uns nicht weiter schlimm, da wir ja bis 9 Uhr bestimmt im Taxi sitzen würden und zur Talstation der Seilbahn fahren und danach den ganzen Tag Sonne angesagt war. Nach ausgiebigem Studieren der sehr grob strukturierten Karten des Emeshan Gebirges, die wir auf einem Werbefoto sahen, hatte ich mir einen Plan zurechtgelegt, wie wir den Berg bezwingen wollten und dabei möglichst viel Kultur, viele Affen und wenig Menschen zu Gesicht bekommen würden. Als ich am nächsten Morgen durch einen durchdringenden Knall erwachte, schwante mir trotz Bestätigung der Vorhersage nichts Gutes. Draußen gewitterte es und goss in Strömen, wie das eben so in subtropischen Gegenden vorkommt. Als ich mich nach dem Frühstück mit eigenen Augen vom Wetter überzeugen wollte, aus dem Hotel auf den Vorplatz heraustrat, stand vor mir eine Chinesin die Arme voller Regenbekleidung und der Gepäckträger ihres Fahrrads mit noch mehr Vorrat. Sie hätte das ganze Hotel mit Regensachen einkleiden können. Doch erst als eine andere Chinesin aus dem Hotel auf uns beide zustürzte und meinte der Regen hört erst in 6 Stunden auf, war ich dann doch beunruhigt und schmiss meinen ambitionierten Plan über den Haufen. Wir deckten uns ein mit Regencape und Regenschuhen (plastik-gummiartige Überzieher über die normalen Straßenschuhe). Das Taxi zum Berg hatten wir schon gestern Abend bestellt und es holte uns auch pünktlich halb 8 ab. Wir erklärten dem Fahrer die Planänderung und sichtlich erfreut erhöhte er das Honorar auf das Doppelte.
Die 1,3 Kilometer bis zur Seilbahn - eine einzige Fressmeile. Alle horizontalen Abschnitte des Weges, die auf Treppen über Treppen folgten, waren an der rechten Seite besetzt mit Verkaufsständen, die überwiegend Essen anboten, wie ihr ja schon wisst, des Chinesen liebste Tätigkeit. Da wir noch gut gesättigt vom Frühstück im Hotel waren, interessierte uns das nur aus Gründen der Neugier. Kaligrafie-Künstler boten ihre Dienste an. Schmuckverkäufer, Spielzeug und praktische Dinge wie Regenschirme, Überzieher… konnte man erwerben. Regenschirme verkauften natürlich auch die Essstände, denn warum das Geschäft des heutigen Tages jemand anderem überlassen.
Langsam und gemütlich, eingepackt in das neu erworbene Regenzeug, schlenderten wir zur Talstation der Seilbahn.
Eine Hommage an die vielen fließigen Menschen, die China sauber halten.
. Die Blätter, die durch den Regen auf den Weg gefallen waren, räumten Frauen mit einer langen Zange, jedes einzelne Blatt anfassend weg. Die Ordnung in China wurde aufrechterhalten durch fleißig arbeitende Menschen, obwohl ausreichend Papierkörbe bereitstanden, sodass es jeder hätte selber machen können.
Die Menschenmassen hielten sich in Grenzen, obwohl man immer mal zur Seite gedrängt wurde, wenn es jemand sehr eilig hatte. Und den Eindruck hatten wir, vordrängeln ist genetisch veranlagt. Mit uns liefen auch buddhistische Nonnen, für die es ja einer ihrer heiligsten Berge war. Die Seilbahntalstation befand sich auf etwa 2500 Meter über Meereshöhe.
Die Sauerstoffkonzentration in der Luft wurde hier schon geringer. Die Luftfeuchtigkeit war am Limit, obwohl der Regen langsam nachließ und es zum Schluss nur noch von den Bäumen regnete. Auf der linken Seite war Wald. Nur ab und zu hatten wir freie Sicht nach unten, sofern man überhaupt bei dem diesigen, nebligen Wetter von Sicht sprechen konnte.
An der Seilbahnstation angekommen, hörte es auf zu regnen. Der ursprüngliche Plan sah vor 1700 Höhenmeter bis zur Talstation zu laufen, hier am späten Nachmittag anzukommen und den Rest mit der Seilbahn zu überwinden. Da wir nun aber schon 10 Uhr hier angekommen waren, und es nur 6 Kilometer bis zum Hotel waren, entschlossen wir uns, diese zu Fuß zu gehen. Gleich zu Beginn des Weges passierten wir ein Kloster. Das Kloster bot auch Unterkünfte an, wir befanden uns ja auf einem Pilgerweg.
Der Aufstieg verlief im schattigen Wald auf sehr gut ausgebauten Treppen, ohne ausgesetzte Stellen, aber steil bergauf. 500 Höhenmeter wollten überwunden werden, grob geschätzt 2000-2500 Treppen. Die Gesamtlänge der Treppen beginnend in Emeshan bis zum Gipfel soll sich auf 60.000 Treppen belaufen.
Der Regen hatte aufgehört, was uns eine fantastische Sicht auf die Berge unter uns bescherte. Die Sonne durchbrach immer öfter die Wolken, sodass es warm und schwül wurde, nur der flaue Wind, der um das schweißnasse Nicky strich, verschaffte uns ein wenig Abkühlung. Affen sahen wir leider keine, obwohl Toma sich schon so auf sie gefreut hatte (sie hatte dafür extra einen Wanderstock mit). Dafür sahen wir Hörnchen, sehr ähnlich den amerikanischen Streifenhörnchen, die sich an den Essensresten, die die Touristen an den vielen Bänken zum Ausruhen hinterlassen hatten, bedienten. Es war ein sehr grüner Wald, mit viel Moos, den hohen Niederschlägen geschuldet, alten Kiefern und subtropischer Flora.
Nach zwei Dritteln passierten wir einen weiteren Tempel, dem ein weiträumiger Garten vorgelagert war, in dem große Kohlköpfe wuchsen. Das Beten übernahm ein Lautsprecher, der seinen Strom von einer kleinen Solarzelle bezog. (Ähnlich der solarbetriebenen Gebetsmühle, die wir aus Tibet mitgebracht hatten). Die Mönche wissen zu delegieren, selbst ihr Core-Business.
Mit wachsender Höhe schien der Sauerstoffmangel sich bemerkbar zu machen. Aber wir hatten ja Zeit und liefen sehr langsam. Oben angekommen, also an der Stelle, wo die Menschenmassen sich von der Seilbahn kommend, mit den wenigen, die den Aufstieg zu Fuß absolviert hatten, vereinten, suchten wir nach unserem Hotel. Im 2. Versuch fanden wir es (gleich am Abgang der Seilbahnstation), checkten ein, erholten uns ein wenig und dachten, da war aber der Huashan–Berg viel besser, denn bisher hatten wir eigentlich noch nichts Spektakuläres gesehen. Erholt reihten wir uns wieder ein in den Strom der Touristen, und es waren ausschließlich Chinesen.An den zwei Tagen auf dem Berg haben wir gerade einmal 3 Langnasen gesehen.
Es ging noch ein wenig bergauf, wir passierten das Eingangstor, das ja immer einem Palast gleicht und sahen dann völlig verdattert, am unteren Ende einer Treppe stehend, oben eine gewaltige, goldene Statue, um die die Wolken waberten, sie verschwinden und wieder auftauchen ließen.
Ein bisschen erinnerte mich das an Myanmar. Als die Wolke sich überlegt hatte, weiterzuziehen, die Sonne das Gold so richtig glänzen ließ, da ging schon eine Verzauberung von dieser mächtigen Buddhastatue aus, die viele Köpfe (10) hatte, so dass man immer einem Buddha in die Augen schaute, wenn man die Statue umrundete.
Rings um das Gebilde standen Glasgefäße, ähnlich wie Laternen, in denen Opferkerzen für Buddha platziert wurden und dann ohne die Statue zu verrußen abbrannten. Die Kerzen konnte man vor Ort bei einem Mönch (oder seinem Gehilfen) erwerben und wurden dann von ihm in die Glasbehälter gestellt. Wir begaben uns auf die Kora und schauten noch ins Innere des Heiligtums
.Rings um den Platz mit dem Mittelpunkt Buddhas waren Tempel angeordnet. Im Osten des Platzes befand sich der Goldgipfel Tempel. Wie schon in den davor besichtigten Tempeln, geht heute das Spenden mit dem Handy per Alipay oder WeChat, doch auch Cash ist möglich. Für den Goldgipfeltempel zahlt man, und das ist das erste Mal, dass wir dies erleben, noch einmal extra Eintritt.
Hier noch kurz aus der Wikipedia einige Infos:
Seit dem 6. Jahrhundert ist der Berg angeblich schon das Ziel buddhistischer Pilger. Nach der Kulturrevolution und mit dem rasanten Anstieg des Binnentourismus in den letzten Jahren hat die Zahl der Besucher wieder dramatisch zugenommen. Der Aufstieg zu Fuß, über zwei verschiedene Routen (traditionell wurde jeweils eine für den Auf- und eine für den Abstieg genutzt), dauert zwischen zwei und drei Tagen. Die Wege bestehen fast nur aus Treppenstufen. Sie sind weniger überfüllt als man vermuten könnte, da eine neu gebaute Straße auch den Kraftverkehr bis fast zum Gipfel ermöglicht, wo man daher unvermittelt auf gewaltige Menschenmassen, Geschäfte und Parkplätze stößt. Der Besuch des Berges ist kostenpflichtig.
Berühmt ist der Berg für seine Aussichten und den Anblick des Sonnenaufgangs, jedoch meist durch Nebel und Wolken verdeckt. Vom Gipfel kann man bei niedrigerer Wolkendecke manchmal regenbogenartige Spiegelungen auf den Wolken unter sich sehen. Dieses Phänomen galt einigen Buddhisten als Reines Land, in das teilweise so viele Menschen hinabzuspringen versuchten, dass schon zur Zeit der Ming-Dynastie als Gegenmaßnahme Absperrungen errichtet wurden.
Viele Fotos, denn die Lichtsituation änderte sich ständig durch die rasch vorbeiziehenden Wolken und den Stand der Sonne. Nach knapp zwei Stunden im Gewühle, ganz so schlimm war es nicht (es war Freitag und zum Glück kein Wochenende), kehrten wir zum Hotel ganz in der Nähe zurück, uns ein wenig zu erholen.
Danach Essen im zentralen Restaurant, wir sind immer noch am Durchprobieren der Speisen und bestellen meistens zu viel. Das ist aber in China ganz normal und gehört sogar zum guten Ton. Würde man alles aufessen, wäre das eine Beleidigung des Gastgebers. Es ging auf 18 Uhr zu, als wir das Restaurant verließen. Noch einmal die Runde zu Buddha und den Sonnenuntergang fotografieren.
Nonnen
Die Wolken waren jetzt alle unterhalb des Berges, aber auch am Horizont. Unter uns also ein fotogenes Wattemeer, am Horizont Wolken, die uns den Sonnenuntergang nicht erleben lassen werden.
Trotzdem, das Licht war toll und prallte auf das Gold Buddhas oder die Sonnensterne (fotografische) im Bild mit der Buddhastatue waren eine Freude für jeden Fotografen.
Zum Glück hatten wir warme Sachen dabei, denn auch in den Subtropen ist es auf über 3000 Metern kalt, wenn die Sonne hinter den Wolken verschwindet.
Noch einmal alle Bilder vom Emeshan im Überblick:

Emeshan

05-07.09.24

99 Bilder

7.September 2024 Berg Emeshan – Chengdu

Toma fragte an der Rezeption, wo es Frühstück gäbe. Die Rezeptionistin schaute nicht von ihrem Bildschirm auf und machte nur zwei Bewegungen mit der Hand in eine Richtung, Richtung Eingangstür. Wir schauten aus dem Hotel und sahen außer Nebel und Regen nichts. Toma fragte noch einmal. Wieder diese Handbewegung, die Deutsche verstehen wie: Mach, dass du wegkommst. Mit einem Gesichtsausdruck der tiefsten Gekränktheit, dass man ihr 2 Sekunden ihrer wertvollen Zeit gestohlen hatte. Die Lobby war leer, wir die einzigen Hotelgäste. Wir nahmen an, dass wir im Zentralrestaurant Frühstück bekommen würden. Regenkleidung anziehen und auf ging’s. Das Restaurant war schon prächtig gefüllt, obwohl wir 2 Minuten nach Beginn der Frühstückszeit dort eintrafen. Ein Büfett mit ausschließlich chinesischen Speisen war aufgebaut und davor war die chinesische Mauer, also eine Mauer aus Chinesen, die alle Hunger hatten. Ob man das Büffet von rechts nach links begehen sollte oder umgekehrt, erschloss sich uns nicht. Wir versuchten vorsichtig der Nahrung näher zu kommen. Vorsicht war aber die falsche Strategie, was wir ziemlich schnell feststellen mussten, denn sie war mit der Strategie der Anderen nicht kompatibel. Entschlossenheit war gefragt. Doch diese stellte sich nicht ein, denn wir konnten uns nicht so schnell entschließen, welches der Gerichte wir essen sollten. Europäisch sah vielleicht noch das Ei aus, was geviertelt dalag. Keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung, wir verhungern, also probieren wir alles, so ziemlich alles eben mal einfach aus. Das Ei war dabei wohl die schlechteste Entscheidung, es war zwar geviertelt, aber mit Schale, die nicht abging. Toma fragte sehr diplomatisch nach Kaffee, also: „Haben Sie Kaffee oder Tee.“ Sie hatten Milch. Zwei Sorten von Milch, Kuhmilch und Sojamilch.
Die anderen Versuche (Essensvarianten) machten uns satt.
Aus unseren Plänen, der Abstiegsroute, wurde wieder nichts. Der Berg war eingehüllt in Wolken. An Sonne nicht zu denken. Wandern durch den Nebel ohne jegliche Aussicht auf Besserung wollten wir nicht, da wir auch noch etwas erschöpft vom gestrigen Tag waren.
Also mit der Bahn runter, von der Talstation die 1,3 Kilometer entlang der Fressmeile. Wochenende: ein nicht abreißender Strom von Chinesen kam uns entgegen auf der ganzen Breite des Weges. Mitten im Strom, als würden sie auf den Wellen schwimmen, ältere Chinesen und Chinesinnen auf einem Metallgestell liegend, getragen von zwei Chinesen, einer hinten, einer vorne.
Als wir das Busticket kauften, sollten wir unsere Hinfahrt-Tickets zeigen. Nach etwas Suchen fand ich sie. Für die Kassiere ist es einfacher uns im System wiederzufinden, als unsere Passnummern erneut einzugeben. Auf dem Ticket ist immer die Passnummer vermerkt, wobei einige Zahlen ausgesternt sind. Man hat uns also immer unter Kontrolle. Wir sollten den Bus 3 nehmen, den es natürlich nicht gab. Da eh nur ein Bus fuhr, stiegen wir ein und da keiner unser Bilet beanstandete, waren wir wohl richtig. Es ging zurück zum Ausgangspunkt. Angekommen stiegen manche aus, manche nicht. Wir zeigten auf einem sehr groben Plan, wo wir hinwollten und wurden nun gebeten auszusteigen und dann doch wieder einzusteigen. Toma fand ihre Karte vom letzten Hotel und nun waren sich alle einig, wir mussten aussteigen. Ich erkannte die Umgebung auch, das Hotel war nur 300 Meter entfernt.
Zuerst gingen wir noch in die Touristeninformation, was sich aber als Ticketcenter herausstellte. Dort suchten wir eine hypermoderne Toilette auf, die auf einem Bildschirm die Belegung der Kabinen und Pissoires vor dem Eingang zeigte. (Na da lag ich ja so falsch nicht mit meinen Überlegungen dazu.)
Zum Mittagessen wurden wir angeworben in ein Restaurant, gaben nach und es war wieder spannend.
Gegenüber des Restaurants befand sich das Hotel. Koffer abholen, umpacken und jetzt sitzen wir im Frühstücksraum, und ich schreibe den Bericht für die zwei Tage.
Mit dem Zug zurück nach Chengdu, Routine, dachten wir. Aber schon am Bahnhofseingang, nach der Passkontrolle die übliche Securityprüfung war es mit der Routine vorbei. Sie fanden in Tomas kleinen Koffer ein Küchenmesser. Oh je! Regelverstoß! Was jetzt? Die Security-Beamtinnen schienen aber ganz relaxed. Natürlich musste Toma ihren Pass vorzeigen, der Vorgang wurde in ein Buch eingetragen, als Name aber nur „Tamara“ vermerkt. Das Messer wurde eingezogen und entsorgt. Im Nachhinein frage ich mich natürlich, warum an den Bahnhöfen bisher keiner das Messer entdeckt hatte. Doch bei der Schnelligkeit, wie die Koffer hier überprüft werden, da wäre es ein Wunder, wenn alles gefunden würde, was verboten ist.

Chengdu

Ankunft in Chengdu Ost, einem der 5 Bahnhöfe der Stadt mit 22 Millionen Einwohner, der viertgrößten in China. Wir folgten den Schildern zum Taxistand und reichlich Wagen waren bereit uns ins Hotel zu fahren. Unser Fahrer handelte nicht, schaltete das Taxometer ein und los ging’s. Zwei Handys am Armaturenbrett sprachen ununterbrochen mit ihm. Das eine wohl eine Messanger- App, WeChat, das andere eine Navigations-App, die es mir besonders angetan hatte. Nein, nicht wegen der einschmeichelnden Frauenstimme, sondern da dort wirklich Online zu sehen war, wie der Verkehr war. Ging es etwas langsamer wechselte die aktuelle Farbe der Straße zu gelb, kam der Verkehr so gut wie zum Erliegen, wurde die Spur rot. An Kreuzungen, wo die Zeit angezeigt wurde, bis es grün wurde, erschien diese Information auf dem Display des Handys und das auf den Meter genau in Echtzeit und vorausschauend. Das Handy warnte den Fahrer, wenn eine Kamera auf der Straße die Geschwindigkeit kontrollierte. Beeindruckend. Da dachte ich so bei mir, armes Deutschland. Hier sind die 5 G Netze umfassend ausgebaut und wir überlegen, ob wir Huawei wieder rausnehmen oder nicht, mal abgesehen von der spärlichen Abdeckung auf dem Lande. (Schon gar nicht zu sprechen von unserem Wald, wo wir an vielen Stellen gar kein Netz haben.)
Das Hotel war von derselben Kette wie in Emeshan, Holiday Inn Express. Aber sie hatten kein Restaurant, sodass wir uns aufmachten, in der Nachbarschaft ein Lokal zu finden. Keine 50 Meter entfernt passierten wir ein Restaurant mit in den Tischen eingebauten Gasfeuern. Wir schauten wohl eine Weile zu lange interessiert auf die Einrichtungen und wurden von den geschäftstüchtigen Angestellten des Restaurants hineingebeten. Da wir hungrig waren, ließen wir uns ziehen und waren gespannt, was nun folgen würde. Zuerst einmal rannten alle verfügbaren Kräfte an unseren Tisch, um die Bestellung aufzunehmen, Tee zu bringen, und die Zutaten, die jeder für seinen Hot-Pot bekommt, Knoblauch, eine Schüssel voll, Koriander, Zwiebel, Oystersoße, Sojasoße, Sesamöl.
All diese Zutaten verrührte nun jeder nach Gusto zu einer individuellen Mischung zusammen. Als nächstes brachte man uns einen Din A 5 Zettel zum Ankreuzen, was wir in unseren Hot-Pot alles Kochen wollten. Der Hot-Pot wird auf einen Gasbrenner, der in der Mitte des Tisches eingelassen ist, gestellt. Er besteht aus einem äußeren Ring mit Wasser, in dem schon Gemüse schwamm und einem inneren Teil mit einer öligen Flüssigkeit, die scharfe Gewürze enthielt. In dem inneren Teil kann man Fleisch garen, da diese Flüssigkeit weit höher als 100 Grad erwärmt werden kann. Den Zettel übersetzte eine junge clevere Bedienung mit ihrem Handy, mit einem Programm wie Google Lens und Toma suchte sich viele verschiedene grüne Blätter raus, die ruck zuck serviert wurden und dann im Topf landeten. Zum Glück hatte ich auf einer Portion Nudeln bestanden, auch ich hatte Hunger, aber die Reiswürste, geformte Reiskuchen wie kleine Würstchen, konnte man auch essen. Das Essen mit Stäbchen wurde dann eine ziemliche Schweinerei, weil ich vom Hot-Pot in der Mitte bis zu meinem Teller doch eine ganze Menge verlor. Das störte aber niemand. Mich dann auch nicht mehr.

8.September 2024 Chengdu – Pandabären und Qingchengshan

Was für eine Freude – kontinentales Frühstück im Hotel. Um 9 Uhr wurden wir abgeholt. Heute hatten wir wieder eine Betreuung, einen Guide, der aus dem Norden Chinas kam, 11 Jahre in Namibia eine eigene Firma hatte, die er aber wie seine Mutter durch Corona verloren hatte. Er war Ende Dreißig, sprach verständlich Englisch und war sehr bemüht aber locker drauf.
Wir nahmen in einem kleinen SUV Platz, einem chinesischen Elektroauto. Die Automarke war mir unbekannt, aber was wir innen vorfanden, das beeindruckte schon. Ledersessel, überaus reichlich Platz auf den hinteren Sitzen und drei große Bildschirme, einer für das Armaturenbrett, ein ganz großer für die Navigation und einer für den Beifahrer zum Anschauen von Movies oder zum Surfen im Internet. Obwohl es sich um eine „Billigvariante“ also kein Luxusauto handelte (es gab keinen Kühlschrank/ Kühlung für die Getränke, keine Bildschirme für die hinteren Plätze…), ich hätte den Wagen gekauft. (Das Auto hat umgerechnet 22.000 Euro gekostet. 450 km Reichweite, 50 Minuten Ladezeit bis 90%). Elektroautos sind in China äußerst populär, da die Stromkosten ein Vielfaches niedriger sind als bei uns. Wenn man das Auto in der low peak Zeit lädt, sind die Stromkosten vernachlässigbar – wenige chinesische Cent und das geteilt durch 8. Der Staat fördert die Errichtung von Ladestationen in den Neubauten. Auch in Chengdu sah man auf den Straßen fast ausschließlich neue, aber keinesfalls alte Autos. Wie Patrick, unser Führer, meinte, hat das zwei Gründe, zum einen die Auflagen für ältere Autos (über 15 Jahre) und die hohen Prämien (Discounts) beim Neukauf, wenn man das alte Auto in Zahlung gibt (die Händler sind an einem Neukauf stark interessiert, da sich die Preisgestaltung der Produzenten an der Menge der abgenommenen Autos orientiert).
Interessant war auch, dass Autofahren auf der Langstrecke die teuerste Fortbewegungsart ist. Die billigste ist Fliegen, gefolgt vom Zug und erst dann kommt der Straßenverkehr, mit Ausnahme von Kleinbussen, ab 8 Personen. Die Autobahnen sind zu einem großen Teil Mautstraßen und die Kilometerpauschalen hoch.
Zur Ausrüstung des Autos gehörte auch ein Schiebedach und eine KI – (Sprach) -Steuerung (kein selbstfahrendes Auto, die gibt es nur ganz begrenzt in China). Dafür aber im Hotel, da rasen Roboter durch die Gänge und bringen Kleinigkeiten (Getränke). Mit einer App kann man sich von ihnen bedienen lassen.

Die Fahrt dorthin (über eine Stunde) nutzten wir um unseren Guide auszufragen. Mich interessierte die Strafen beim Autofahren. Die Chinesen nutzen eine App, wo sie ihre Punkte und Strafen abfragen. Wenn man trotz Verlust des Führerscheins weiter Auto fährt, kann es sein, dass man für ein paar Tage ins Gefängnis muss. Aber Gefängnisse gibt es zwei Arten, eins für die nicht so schlimmen Vergehen, eins für die harten Strafen. Eine Verkehrsstrafe ist kein so schlimmer Tatbestand und man wird nicht um 5 Uhr geweckt, muss keine Frühgymnastik machen, keine Nachrichten hören, hat keinen strikten Tagesablauf…, die Haare werden nicht geschoren, die zivile Kleidung kann man behalten…


Chengdu ist bekannt durch seine Pandabären. Wir fuhren zu einer Station außerhalb der Stadt, schon in den Bergen.
Die Pandastation war leer. Wie alles zurzeit leer ist, zumindest für chinesische Verhältnisse. Unser Guide erzählte uns, dass die 1,3 Kilometer von der Bushaltestelle bis zur Seilbahnstation am Emeshan (wo wir gestern waren) in der Feriensaison in etwa 4 Stunden in Anspruch nehmen. Man steht also quasi vom Bus bis zur Seilbahn in einer Menschenschlange. Da wird klar, dass man verpflegt werden muss, und die Händler am Rande des Weges ein gutes Geschäft machen.
Die Pandas sind im Sommer wegen der hohen Temperaturen, die viel höher sind, als in ihrem natürlichen Lebensraum, in klimatisierten Räumen untergebracht.
Wir erlebten sie äußerst aktiv, was ein wenig verwunderlich ist, da sie ja 20 von den 24 Stunden am Tag schlafend verbringen, vielleicht noch mit einem Bambusstengel im Mund. Es sind schon putzige Tiere.
In der von uns besuchten Station gab es 19 Pandas, in der Innenstadt Chengdus 200, die 1000 Wärter, Pfleger, Reinigungskräfte, Security… umsorgen. 1:5 das Verhältnis, ganz schön kostspielig.
Die kleinen Pandas, die roten ihrer Art, lebten im Freien und sie sind genau so niedlich wie ihre größeren Artgenossen. Einen konnten wir hautnah beobachten.
Viele Chinesen kommen in den Pandapark mit Panda – Haarreifen, Pandaschuhen, Pandataschen…
Trotz vieler Chinesen (also der eher wenigen, die doch da waren außerhalb der Ferien) hatte ich immer ausreichend Gelegenheit zum Filmen und Fotografieren. Den Besuch beendeten wir mit dem Kauf von Pandaartikeln für unsere Enkel(innen).

Und hier alle Pandabilder, weil es so schön war.

Pandas

08.09.24

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Weiter ging es ins Qingchengshan Gebirge mit einem Zwischenhalt zum Mittagessen. Die Essenswahl gestaltete sich etwas kompliziert, da Toma ja kein Fleisch aß. Aber in mehreren Becken schwammen Fische aus dem nahegelegenen Fluss. Einer musste dran glauben. Der Eigner des Restaurants kam extra an unseren Tisch, um ein Foto für die Ewigkeit zu machen, danach spendierte er jedem ein Getränk. (Wir bezahlten diesmal auch dreimal so viel wie üblich.)
Der nächste Programmpunkt war der Besuch des Qingchengshan Gebirges. Dafür fuhren wir noch etliche Kilometer weiter. In Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit nutzten wir jedes Fortbewegungsmittel, dass uns schnell auf den Berg brachte.
Ein Elektrobus der uns 2 Kilometer näher zum heiligen Komplex fuhr, ein Märchen-Schiff, dass uns 500 Meter Weg sparte und über den See schipperte und zum Schluss die Seilbahn, die viele Höhenmeter ohne Anstrengung überwand (nur in den Ohren kam ein leichter Druck auf).
Dann befanden wir uns schon fast im Heiligtum des Taoismus. Patrick erklärte uns die unterschiedlichen Auffassungen der Taoisten, Buddhisten, Konfuzionisten …., aber auch was die Chinesen davon halten.
Spannend waren die Wunschbäume, also ganz normale Bäume an denen hunderte, wenn nicht tausende rote Bändchen und auch Herzchen mit Wünschen hingen. Wenn Chinesen sich etwas wünschen, dann ist der Wunsch ganz konkret, also mit Wünschen wie ewige Liebe, Frieden für die Menschheit… können Chinesen wenig anfangen. Untersuchungen sollen ergeben haben, dass Wünsche zur ewigen Treue von Paaren auf die roten Bändchen geschrieben, kaum in Erfüllung gehen. 90 Prozent der Paare waren bereits wieder auseinander, als die Bändchen von Baum abgenommen wurden, um Platz für neue zu schaffen. Ob die vielen Schlösser an den Zäunen oder Absperrungen eine größere Wirkung entfalten, wird die Zeit zeigen.
Der Qingcheng Shan (chinesisch 青城山, Pinyin Qīngchéng Shān), auch Berg Qingcheng, ist ein Berg auf dem Gebiet von Dujiangyan in der chinesischen Provinz Sichuan. Er ist eine bedeutende Stätte des religiösen Daoismus und einer seiner Entstehungsorte. Es befinden sich viele daoistische Tempel auf dem Berg. Als einer der Gründungsorte des Daoismus wurde der Berg mit seinen Tempeln im Jahr 2000 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen.
Es ist eine schöne Anlage, aber der 10. Tempel ist der 10. Tempel und das Interesse nimmt ab. Erwähnenswerte wäre noch die Information unseres Reiseführers, dass es in China etwa eine Million Mönche gibt, prozentual eine geringe Zahl im Vergleich zu Bhutan oder Myanmar. Auch sahen wir eine „Daoge“ (ein junges Mädchen in Nonnenkleidung, das den Boden fegte). Daoge bekommen eine gute Ausbildung, dürfen Alkohol trinken, heiraten und bekommen alle Pilgerreisen zu anderen Klöstern von ihrem Kloster gesponsert.
Das gespendetet Geld der Gläubigen wird in einem Sack verstaut.
Der Holz-Turm (Pagode?) oben auf dem Berg wurde erst in den Neunziger Jahren erbaut und überstand das schwere Erdbeben in 2008 ohne Beschädigung.
Begegnungen mit Hörnchen gab es auch wieder.
Auf dem Rückweg erzählte Patrick uns noch etwas über den Hot-Pot, der eine Erfindung aus der uralter Zeit sein soll, als die Soldaten des Kaisers herumzogen, nutzten sie am Abend ihren Helm zum Kochen, in dem sie unter ihm Feuer machten und etwas darin zubereiteten. Die Details, wie er heute auf die verschiedenste Art und Weise genutzt wird, habe ich vergessen.
Eigentlich hätten wir zu Fuß den Berg heruntergehen müssen, aber die aufmerksamen Chinesen lassen die Seilbahn so lange fahren, bis alle Gäste wieder unten sind. (Was ein Leichtes ist bei dem ständigen Vorzeigen des Passes.) Leider fuhr das Schiff nicht mehr und auch der Bus, sodass wir diese Entfernungen zu Fuß zurücklegten, bis uns kurz vor dem Ziel unser Fahrer erlöste. Rückfahrt im Dunkeln. Essen auf dem Zimmer nachdem wir im Geschäft neben dem Hotel Trockennahrung (Suppe und Reisgericht) gekauft und im Zimmer zubereitet hatten. Alles ohne Mikrowelle mit chemischer Wärme aus einem Wärmekissen, das Wärme bei Kontakt mit Wasser erzeugte.
Als wir schon gegessen hatten, meldete sich Patrick per WeChat, die Agentur würde unsere Tickets für die Seilbahn, den Bus und das Schiff nicht bezahlen. Er war ganz aufgelöst. 130 RNB betrug der Gesamtwert (keine 20 Euro). Wir ließen es ihm per WeChat zukommen. Eine Überweisung von Deutschland nach China in Sekunden – ein Traum von Effektivität. Die Überweisung für die Reise hat mich eine Fahrt zu unserer Bank nach Gelsenkirchen gekostet, dort warten, Formulare ausfüllen und über zwei Banken wurde ein Transfer zum Touroperator veranlasst. Und die selbe Prozedur zweimal, für die Anzahlung und die Endsumme.
Das Positive an der Sache war, wir haben ein zusätzliches Highlight gesehen, was gar nicht im Programm so vorgesehen war. Spitze!

9. September 2024 Chengdu

Am heutigen Tag trafen wir uns mit Tomas Chinesischlehrerin. Gegen 10 Uhr war es dann soweit, der Programmpunkt würde wohl bei einem Reiseveranstalter Tag in einer chinesischen Familie heißen. Wir schlugen Vivian, der Name Tomas Lehrerin, vor, den Tag heute so zu verbringen, wie sie das getan hätte, wenn sie einen Tag für sich frei hätte. Also keine Touristenattraktionen, sondern einen Tag wie sie ihn mochte. (Die erste Reaktion war, dann würde ich mit meiner Tochter Zeit verbringen- die Tochter ist 83 Tage alt.) Der zweite Vorschlag war, dann lass uns Essen gehen. Wir fuhren mit dem Taxi Essen. Warum wir vor einer Sehenswürdigkeit mit dem Taxi zum Stehen kamen, konnte ich mir nicht erklären. Es war ein Tempel / Park, in dem ein Gelehrter aus uralten Zeiten verehrt wurde.
Vivian machte sich so gar nichts aus Geschichte. Der Tempel war ein Tempel, wer der Gelehrte war, müssen wir noch rausbekommen, die Gartenanlagen waren aber sehr schön.
Als wir den Park verließen, befanden wir uns in einer Straße mit alten Gebäuden und unzähligen Essständen. Alle nur möglichen Speisen wurden hier verkauft. Wir probierten etwas Süßes in einem großen Becher, geleeartig, interessant. Ohne Vivians Empfehlung hätten wir dies bestimmt nicht gewagt. Ein Dessert kein Eis, vielleicht wie Bubble Tee.mit viel feinem Geschmack und Aromen, angenehm kühl an dem heißen Tag. Wir haben es uns schmecken lassen.
Gegen Mittag stieß dann ihr Mann dazu, der dienstlich unterwegs war und am Morgen auf dem Flughafen erst angekommen war. Wir trafen ihn im Hot-Pot-Restaurant. Und dann begann das, was alle Chinesen lieben. Essen. Ausgiebig, viel, vielseitig, ausgefallenes und im Kreise ihrer Familie oder mit Freunden.
Dino, so sein europäischer Name, berichtet beruflich über neue Autos, fertigt Reviews in Videoform an, schnitt selber, filmte selber und da hatten wir ja schon mal viel zu erzählen. Sein Englisch war gut, ich war wirklich völlig überrascht und hatte mich vor dem Treffen schon auf eine komplizierte Konversation über Toma und Vivian eingestellt. Wir hatten bisher noch kein Gespräch mit einem Chinesen führen können, da Englisch sich wirklich auf „Welcome to China“, „hello“ und „thank you“ beschränkte. Naja, mein Chinesisch war auch nicht umfangreicher, aber in anderen Ländern trifft man doch schon ab und zu Menschen, die Englisch sprechen oder Russisch. Naja, diese Frage stelle ich mir in China (und auch in Amerika) immer mal wieder, wofür brauchen die Chinesen die Welt? Sie haben doch alles selbst, sind ausreichend Menschen, haben viele Naturschönheiten zu bieten…, fliegen auf den Mond, bauen tolle Autos….
Dino und Vivian bestellten jede Menge verschiedenster Gerichte, die alle in dem Hot-Pot landeten, wobei es eine vegetarische Sektion und eine Fleischsektion gab.
Das Essen wurde wunderbar präsentiert, mit Orchideen, frischen Kräutern gehüllt in einen Nebel aus Trockeneis. Nur das dünn geschnittene Rinderfilet und die Schaschlikspieße schauten vertraut aus. Alles Andere galt es zu probieren.
Velleicht war es Kuhmagen, etwas wie Gänsehaut anmutend, silbrigglänzende Fleischlstreifen, etwa 20 Zentimeter lang geschnittene hellrosa Streifen, Toma vermutete Speiseröhre oder Därme, die wir mit den Stäbchen 8 Mal in das heiße Fett tunkten. Das Fett war im Pot geschmolzenes Rinderfett, das hohe Gartemperaturen erlaubte, ohne sich zu verflüchtigen. Als die Fleischschüsseln auf den Tisch getragen wurden (der Tisch war ganz schön groß) dampften sie, als würde Trockeneis sublimieren. Das wohl einfachste Gericht war mit Teig umbackenes Schweinefleisch. Aber auch die Reiskuchen waren lecker. Ich probierte alles.
Die vegane Auswahl sah nicht weniger vielfältig aus. Angefangen mit 3 Sorten frischgemachten Nudeln und allmöglichen Gemüsesorten, die man in heißen Gemüsebrühe garte.
Wir äußerten noch Interesse an einem Teehaus, was freudig aufgegriffen wurde, denn das gehört ja mit zum Essen und Trinken dazu. Also fuhren wir nach einem kurzen Spaziergang durch die Innenstadt mit der U-Bahn (analog den neuesten Linien in London gebaut) zu einem Park, wo wir in einer gemütlichen Atmosphäre an der frischen Luft Tee tranken. Es war spannend mit Vivian und Dino über alle möglichen Themen des chinesischen Lebens zu sprechen, aber ihnen auch etwas vom Leben in Deutschland zu erzählen, was mitunter Verwunderung hervorrief. Die beiden kommen aus einer Kleinstadt 80 km von Chengdu entfernt. Die Kleinstadt hat nur 1 Millionen Einwohner (wir haben in Deutschland dann ja nur 4 Kleinstädte). Dass man in Deutschland so einfach Geld bekommt (und für sie sind 500 Euro eine Menge Geld), wenn man nicht arbeitet, ich glaube, damit ließen wir sie wohl verwirrt zurück. Ganz wichtig ist, was aus dem Baby wird. Davor kommt natürlich noch, dass es ganz wichtig für die Eltern ist, überhaupt Nachkommen zu haben, na bei einer Million Einwohner, da kennt man sich und die Nachbarn reden und üben Druck aus (Scherz). Die demografische Entwicklung in China ist ein großes Thema, bei den zwei Guides und bei Vivian und Dino, alle machen sich Gedanken und Sorgen, wie es weitergehen soll. (Frauen gehen übrigens mit 50 in Rente – betreuen die Enkel). Männer mit 60zig, nutzen aber danach die Zeit für ein doppeltes Einkommen und helfen den Kindern.
Dass es auch den beiden Spaß gemacht hat, wurde klar, da sie ihr Zugticket umbuchten, der geplante Zug fuhr um 5 und wir tranken bis um 18 Uhr gemeinsam Tee.
Toma aß danach im Teelokal zu Abend, ich war noch proper voll.
Ein sehr schöner Tag mit den Beiden.

10. September 2024 Chengdu – Kunming

Zugfahrt, wobei der Südbahnhof von Chengdu klein war und der Zug diesmal mit 160 km/h etwas bummelte (natürlich für chinesische Verhältnisse).
Als wir ausstiegen, regnete es und wir waren froh, als wir im Taxi saßen. Taxifahrt- 2 Minuten, dann erreichten wir unser Hotel, dass vom Bahnhof aus zu sehen war. Radisson!
Abendessen im Hotel. Ich fühlte mich etwas erkältet und schlief fast 11 Stunden bis zum nächsten Morgen durch.

11. September 2024 Chengdu – Siem Riep (Kambodscha)

Auschecken, Taxi einfangen, zum Airport fahren, einchecken, Mittagessen, Ausreisen.
Wir haben China verlassen und freuen uns auf den zweiten Teil unserer Reise.

Ende Teil 1