Best of Amerika 2024

Roadtrip durch Amerika vom 25.5. bis 3.7.2024

5 Wochen durch eine Traumlandschaft nach der anderen, wilde Tiere im Überfluss bei Königswetter und perfekt organisiert von Canusa.
Für die, die wenig Zeit haben, hier eine Auswahl aus 10.000 Bildern und der Bericht.
Ausführlich sind alle drei Reiseabschnitte in separaten Internetbeiträgen anzuschauen. - mit noch mehr Bildern Viel Spaß bei der Kurzfassung.

Yellowstone

27.05—02.06.24

93 Bilder

Kanada

03-19.06.24

179 Bilder

Alaska

22.06—01.07.24

146 Bilder

Tiere

29.05—30.06.24

186 Bilder

Bericht -Tagebuch

USA-Kanada-Alaska
25.5.2024 bis 3.7.2024
Anreise
Es begann mit Corona. Für Beide. Toma hatte die ersten Symptome am Montag vor der Abreise, ich am Donnerstag. Nach einem Test am Dienstag konnten wir sicher bei Toma sicher sein. Wir reisen mit Corona. Ein absolutes Unding noch vor kurzem. Aber wir waren garantiert nicht die einzigen, denn im Flieger waren ausreichend Bazillenschleudern und ich gab meinem Nachbarn sogar eine FP2 - Maske, damit er die Anzahl der Keimausstöße verringerte. Er benutzte sie wie ein Taschentuch und hielt sie sich vor die Nase, wenn er nieste. Trotz Impfung und überstandener Infektionen ist unser Immunsystem nicht bereit Corona abzuwehren. Die ersten Tage waren deshalb auch ein wenig anstrengend, denn mit einer Virus-Infektion zu reisen, erfordert vom Körper eine Menge zusätzlicher Energie und wir mussten schon zurückstecken und an den Aktivitäten Abstriche machen.
Die Reise zu verschieben, wäre wohl nicht die beste Option gewesen.
Zugfahrt nach Frankfurt und Flug verliefen reibungslos. Die Ankunft in Seattle auch, wobei die Einreise sehr lange dauerte. Fahrt mit dem Zug ins Stadtzentrum, Hotel erholen, Kampf mit Jetlag und Virus geht weiter.
Ich hatte außer Schlappheit keine typischen Grippesymptome wie Husten, Schnupfen, sogar kaum Halsschmerzen, aber eben das Matsche-Feeling.
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30.05.2024 Yellowstone National Park
Jetzt sind wir mitten im Yellowstone-National Park, in der Canyon Valley „City“, die Sonne geht auf und die Autos auf dem Parkplatz unter unserem Fenstern glitzern weiß bepudert vom Reif, der sie in der Nacht zugedeckt hat. Die Straßen sind gefroren und Corona ist noch nicht ganz vorbei.
Ja, wir haben unserem Körper auch nicht die Zeit und Ressourcen zur Verfügung gestellt, die dieser im Kampf mit dem Virus gebraucht hätte. Also dauert es ein wenig länger, bis wir völlig gesund sein werden.
Trotz Sparflammen-Urlaub (nicht einmal eine AK habe ich geschrieben) haben wir doch so Einiges erlebt in den letzten Tagen.
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26.5. Seattle
Seattle ist eine ganz entspannte Stadt. Viel ruhiger als New York oder Las Vegas, was unser letztes Reiseziel war, wir fühlten uns selbst in der Down Town ziemlich sicher und nutzten öffentliche Verkehrsmittel ohne Probleme und Angst. Es war aber sehr kalt, die Stadt liegt eben am Meer und das ist kalt. Der schönste Teil der Stadt war für mich auch die Uferpromenade, die wir am Tag nach unserer Ankunft beehrten. Von hier erhoben sich am Ufer, das etwas bergig war, im Hintergrund die Wolkenkratzer, die aber keine gigantische Ausmaße hatten, sondern gemäßigt in die Höhe ragten. Es war viel los auf der Promenade, Kreuzfahrtschiffe, die in Richtung Alaska in See stachen lagen an der Peer.
27.5. nach Missoula
Frühstück im Hotel (ein „goldenes“ Brötchen), mit dem Zug zum Flughafen, Auto fassen und ab auf die Road 90 in Richtung Osten. Unser Wagen, ein Nissan Roque, hatte so alle Spielerein mit Cruise Control, Abstandshaltung, Spurhaltung…. und war ziemlich geräumig. Wir waren schon ganz schön verwundert, als wir den großen Wagen sahen, da die Dame am Hertz-Schalter uns unbedingt ein größeres Auto aufschwatzen wollte. Toma fuhr auch einen großen Teil der Strecke, sodass ich mich ein wenig erholen konnte. Übernachtung im Hotel 6, Essen im Thai-Restaurant (das war mal gut und preiswert). Wir haben den Eindruck, dass die Inflation in den USA doch kräftig die Preise nach oben getrieben hat. Wir fuhren heute etwa 750 km durch eine sehr schöne Landschaft, die hohen noch schneebedeckten Berge vor Seattle, die grünen Täler entlang nicht enden wollender Flüsse und dann wieder prärieartiger Landschaft, Landwirtschaft und kaum Bäume.
28.5. nach Yellowstone
Das letzte Stück, so 450 km, zum begehrten Ziel, dem Yellowstone Nationalpark, legten wir heute mit einigen Zwischenstopps zurück. Am Horizont fast immer weiß bedeckte Bergketten ging es durch grüne Wälder und Steppen und Amerikas Historie, dem Goldrausch und die Eroberung der Westküste. Original erhaltene Städte aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts bzw. manche noch etwas älter ließen uns stoppen und ein wenig in die Geschichte der Goldgräber eintauchen. Dreimal angehalten, über eine Stunde in alten Museumshäusern zugebracht und viel fotografiert. Bilderbuchwetter, Fotografierwolken am tiefblauen Himmel rundeten den kurzen, nostalgischen Ausflug in die Vergangenheit ab. Jetzt ist aber genug. Auch die ersten Begegnungen mit der Natur hatten wir auf unserer Reise. Ein Reh und ein Rehbock auf dem Grasland und in einem Nest, das wie bei uns die Storchennester am Straßenrand für die Greifvögel aufgestellt war, brütete ein Seeadlerpärchen.
Wir kamen relativ zeitig an, machten einen Corona-Erholungsschlaf und statteten danach dem Park am Abend noch einen Besuch ab. Sonnenuntergangsfotos machen.
Sehr schöner Park. Aber jetzt muss der Tag doch langsam beginnen und ich unterbreche die Berichterstattung.
Kurz noch zum 28.5. ein Nachtrag. Der Parkeingang ist wenige Meter vom Hotel entfernt (natürlich mit dem Auto). Der Park ist so groß, dass es zwar zu Fuß durchaus Sinn machen würde, ihn zu erkunden, aber dazu mehrere Monate nötig wären. Deshalb sind die 3-4 Millionen Besucher jährlich auch alle mit dem Auto unterwegs. Was mir dabei aufgefallen ist, die Durchschnittsgröße der Autos wird immer größer, da die ganz normalen Limousinen eigentlich fast vollständig von der Bildfläche verschwunden sind und durch SUVs ersetzt wurden und diese auch immer bulliger werden. Amerika halt. Am Eingang kontrollierte uns niemand mehr, die Ranger waren schon im Feierabend. Es ging durch jüngere Baumbestände, da die großen alten Bäume einem Feuer zum Opfer fielen und die Natur sich hier regeneriert, wie schon seit Jahrtausenden. Als wir dann zum Fluss kamen und der Wald sich öffnete, sahen wir ganz im Norden am Horizont die schneebedeckten Berge. Es ist noch kalt und am Straßenrand liegt ab und zu auch noch etwas Schnee. Die Landschaft strahlt eine Ruhe aus, da wir, wie es scheint, fast allein im Park unterwegs sind.
Doch dieser erste Eindruck wurde schnell korrigiert, als wir auf das Ende einer kleinen Autoschlange stießen, die sich gebildet hatte, da Bisons zwei Meter neben der Straße grasten. Wow. Die großen Tiere des Wilden Westens zum Greifen nah. Ganz entspannt neben den SUVs mit ihren Jungen äsend, das frische Gras abweidend. Wir hielten an, machten die ersten Fotos und konnten unser Glück kaum glauben. Auf der Gegenseite der Straße hatte sich ein langer Stau gebildet (deswegen kamen uns auch so gut wie keine Autos entgegen), der sich in dem Maße auflöste, wenn jeder sein Foto gemacht hatte und weiterfuhr und seinem Hintermann den Fotoplatz abtrat. Wir konnten die Tiere hautnah beobachten. Es dämmerte schon, dunkle Wolken am Himmel, aber wir genossen die Landschaft mit ihren bildschönen Flussauen und den Berghängen, tja und den dahineingestellten Bisons. Fast surreal. Es ist alles weiter als in den Alpen und in den weiten Flussauen sahen wir dann auch einen Kanadischen Kranich, aber die Augen suchten die Fläche immer nach den großen Blöcken ab, wie die Bisons in der Landschaft aussahen. Wir fuhren bis zu Junction und schauten uns noch den Firehole – Drive an, Wasserfälle, tiefe Schluchten, immer wieder anhalten, aussteigen, Bilder machen und weiter. Sonnenuntergang heute Fehlanzeige, es wurde einfach dunkel und wir fuhren zurück.

29.5.
Ausschlafen, Frühstück im Hotel, naja halt irgendetwas amerikanisches zu Essen, Koffer ins Auto und los. Vor dem Park ins Visitor-Center einen Jahrespass für alle US-Nationalparks kaufen und heute noch entspannter in den Park fahren. Wir fahren auf’s gute Wohl und ohne Plan von Highlight zu Highlight. Bisons sind wieder in der Flussebene unterwegs und verlangsamen den Verkehr im Tal.
Wir machen einen kurzen Halt, um zum Fluss zu gehen und die Berge im Hintergrund zu fotografieren. Und jeder Halt, jede Pause, bei der wir das Auto verlassen, wird zu etwas Besonderem.
Diese Erfahrung machen wir nun schon den dritten Tag. Nein, es sind nicht nur die Fotomotive, die einen verzücken, mehr noch, plötzlich sieht man etwas völlig Unerwartetes, was die Blechhülle des Autos vor einem verborgen hielt. Beim Halt am Fluss war es ein ausgewachsener Seeadler, der majestätisch in einem Baum am Ufer saß und hungrig auf die Forellen im Fluss schaute. Doch ganz so groß schien der Hunger dann doch nicht gewesen zu sein, denn trotz langem Wartens, bewegte er sich nicht von seinem Ast fort. Wir mussten weiter.
Bis zur Junction und dann in Richtung Süden zu den Geysiren. Den Firehole Drive ließen wir rechts liegen und fuhren bis zum …. Geysir. Doch hier hieß es erst einmal anstellen, denn es waren schon so viele Autos unterwegs, dass kein Parkplatz für die Attraktion mehr frei war. Das Neue an den Geysiren war für uns, dass sie in einer wunderbaren grünen Landschaft integriert waren, in der sich noch Bisons tummelten und wenig, eben nur die Geysire und die Dampfschwaden an vulkanische Aktivität erinnerte. Ob nun in Chile oder auf Island oder auf den Kanaren meist sind es Mondlandschaften, in denen die Erde mit Wasser spritz, Fontänen in die Luft gehen und übelriechende Dämpfe die Erde verlassen. Hier findet dies alles in Mitten grüner Natur statt und dann noch schneebedeckter Berge im Hintergrund.
Unser zweiter Halt am Prismatic Geysir (auch hier war alles voll und wir parkten am Straßenrand) dauerte nicht lange. Es begann zu regnen, als wir uns der Hauptattraktion näherten und schüttete, als wir davorstanden, eingehüllt in Nebelschwaden und Starkregen, den Fotoapparat schon im Rucksack sicher untergebracht. Wir wurden gut nass und dankten Hertz, dass sie uns so ein großes Auto geliehen hatte. Wir konnten uns im Inneren umziehen und entschieden uns, auch aufgrund des Gesundheitszustandes, erst einmal zur Lodge zu fahren. Nach über einer Stunde Fahrt durch beeindruckende Landschaft (wir fuhren Richtung Norden und nicht den Südloop) erreichten wir Canyon City, checkten ein, und suchten etwas zu Essen. Im zentralen Restaurant, wir schauten, womit wir unseren Magen am wenigsten gegen uns aufbrachten, hörten wir russisch Rede. Die Mädchen an der Essenausgabe sprachen russisch miteinander. Toma nutzte die Gelegenheit und fragte, woher sie kamen. Es waren zwei junge Mädchen aus Kasachstan, die hier im Sommer zum Studentenaustausch waren.
Wir sättigten uns und machten einen Erholungsschlaf. Danach, so etwa 5 Uhr, fuhren wir weiter gen Norden über den … Pass (2700 Meter). Hier lag noch reichlich Schnee. Die Temperaturen näherten sich dem Gefrierpunkt. Im Wald lag eine geschlossene Schneeecke. Das Wetter war sehr wechselhaft. Sonne, dann wieder Wolken, es braute sich etwas zusammen. Auf der Fahrt hinab vom Pass in die tieferen Regionen kamen wir plötzlich an ein Stauende. Keine Bisons weit und breit zu sehen (man konnte eh nicht allzu weit schaue, da wir uns im Wald befanden. Große Aufregung. Alle waren aus ihren Autos herausgekrochen und richteten ihre Kameras in den Wald. Eine Schwarzbärin (gendergerechte Sprache) mit Jungen sollte dort zu sehen sein. Eine Inderin zeigte uns, wo sich der Bär befand. Ich sah durch das Tele nur einen schwarzen Fleck. Mein erster Bär, den ich vor die Linse bekam. Ein Foto so lala. Noch nicht zu friedenstellend, aber das Ganze stimmte mich äußerst zuversichtlich. Irgendwann gaben wir es dann auf und fuhren weiter. Der nächste Höhepunkt war der Grand Canyon des Yellowstone Parks. Nicht schlecht, aber doch nicht zu vergleichen mi dem Original. Man fährt von Aussicht zu Aussicht, also von Haltebucht zu Haltebucht, macht schnell ein Foto oder auch zwei, manchmal warteten wir auf ein Loch in den Wolken, dass die Sonne durchließ, damit sie die tiefe Schlucht ausleuchtete und so ging es vorwärts zum Tower, entlang des tiefen Tals (des Yellowstone Rivers????).
An der Junction im Norden angekommen, wo es zum Ausgang nach Osten ging, der Weg (Loop) aber nach Westen abzweigte. Wir wählen die östliche Richtung ins … Tal, der Serengeti der USA, in der Hoffnung auf weitere Begegnungen mi Bären. In der Zwischenzeit hatte sich am Horizont alles zugezogen, Regenwolken entluden sich in der Ferne und die tiefstehende Abendsonne arbeitete die Regenschleier schön heraus. Fotografierwolken wie ich sie mochte. Wieder ein Auto am Straßenrand, die Amis schauten angestrengt in Richtung Wald. Wir hielten und siehe da, wieder eine Bärensichtung, nur wir sahen die Bären nicht. Sie waren weit weg und nur mit dem Tele als kleine schwarze Punkte (ein größerer, zwei kleinere) zu erkennen. Foto schon besser, aber doch weit weg und die dunklen Regenwolken schluckten viel Licht.
In Anbetracht der fortgeschrittenen Zeit fuhren wir zurück und nach wenigen hundert Metern brach es nun doch über uns sinnflutartig herein. Auf dem Anstieg zum Pass, fast an derselben Stelle wie bei der Hinfahrt, wieder Stau. Ein Bär am Straßenrand. Gut zu sehen, wenn denn die Sicht durch die Massen der Autos frei war. Jeder wollte sein Bild von ihm, also anstellen. Wenn denn vier Personen im Auto waren, dann 4 Fotos, manche drehten dann noch ein Video, wie der Bär seine Nase in das Gras steckte. Aber ich hatte nun ein Bild, obwohl es schon relativ dunkel war (Wad, Regenwolken, Dämmerung). Nacharbeit zum Entrauschen in Luminar erforderlich. Kaum hatten wir den Bären passiert, schon der nächste Stehstau. Es müsste doch wohl nun jeder ein Bärenbild haben, selbst ich hatte eins. Hier ging es aber n überhaupt nicht weiter und ich entschloss mich die Schlange zu überholen. Als wir an dem Casus Deliktes vorbeifuhren und einen Blick von dem Vorgehen erhaschten, musste ich nach 100 Metern doch noch einmal anhalten umdrehen, zurückfahren, doch da auf der Gegenseite kein Verkehr war, hatte ich freie Sicht auf die Bärin mit ihren zwei Jungen, die tobten, was das Zeug hielt. Schöne Schnappschüsse, alle sehr dunkel, aber ich bin sehr optimistisch, dass dies korrigierbar ist. Motiv sind aber dafür sehr schön. So haben wir heute insgesamt 9 Bären gesehen. Auf dem Pass oben hielten wir noch einmal an, machten die letzten Fotos des Tages und schlafen, wir waren doch recht erschöpft.
30.5.
Wie gesagt. Es hatte die Nacht ein wenig geschneit. Die Autos waren weiß, auch der Waldboden. Trotzdem 9 Uhr nach einem Frühstück im Zimmer - Abfahrt. Der Plan, wie gewohnt, alle Sehenswürdigkeiten am Wegesrand abklappern.
Wir kamen nicht weit. An der zweiten Kurve eine Hirschkuh, die die Straße überqueren wollte. Wir hielten. Sie traute sich nicht. Dann gesellte sich eine zweite dazu. Aussteigen Tele, Schuss. Irgendwann erreichten sie dann doch sicher die andere Straßenseite und begaben sich in den Wald. Dort grasten sie weiter an einem kleinen Tümpel. Dritte Kurve und da war schon der Abzweig zum ersten Highlight, den Upper Falls. Mit mächtigen Getöse stürzten sich die Wassermassen des Yellow Rivers in die Tiefe. Vom Parkplatz bis zu den Aussichtspunkten ist alles prima hergerichtet. Meist sogar behindertengerecht. Vorbildlich. Doch es war hundekalt. Unter null. Und die paar Meter an der frischen Luft ließen uns frieren. Weiter auf die andere Seite des Flusses, natürlich mit dem Auto, zum Aussichtspunkt gegenüber. Klick, klick und weiter. Dann zum Artist Point. Aussichtspunkte mit dem Zusatz Artist versprechen immer Außergewöhnliches. So war es auch diesmal. Großartige Einblicke in das tiefengeschnittene Tal, farbige Felswände, von Ocker über Rot und Orange, bis zu strahlendem Weiß und bildmittig der Wasserfall (ich glaube es war der Lower Fall). Jeder Halt ein Hit. Die Fahrt ging weiter entlang des Flusses, der sich in eine weite Ebene ergoss und wenn die Straße aus dem Wald in die Flussaue führt, hatte man unglaublich schöne Aussichten auf den Yellow River selbst, auf die schneeweißen Berge am Horizont. Nur Indianer waren weit und breit nicht zu sehen. Das müssen Fakenews in der Kindheit gewesen sein, die schwarz-weiß Bilder im Fernseher oder die Szenen in Winnetou auf der bunten Kinoleinwand. (Naja das wurde ja auch in Europa gedreht).
Man konnte sich an der Landschaft nicht satt sehen. Und dass die weißen Männer alle Bisons ausgerottet haben, entspricht eben auch nicht der Wirklichkeit. Mit eigenen Augen konnten wir sie friedlich grasend am Flussufer sehen. An einem schönen Fleck hielt ich an, um ein Landschaftsfoto zu machen, Toma schlief im Auto. Am Fluss viele umgefallene Bäume und dann schwamm da am Uferrand ein Biber (oder eine Bisamratte). Es ist wirklich unglaublich, immer passiert etwas, womit man nicht rechnet. Zurückrennen, anderen Foto mit Tele aus dem Auto holen, Foto machen, zum Glück war der Biber noch da.
Und dann dampfte es wieder am Straßenrand. Wir hatten das Gebiet der Schlammvulkane erreicht. Überall blubberte es, dampfte und zischte es, stank erbärmlich und doch waren wir verzaubert inmitten einer grünen, waldreichen Gegend, diese vulkanischen Aktivitäten zu sehen. An den Schlammlöchern entdeckten wir auch ein etwas seltsames Murmeltier mit einem gerupften Schwanz, als hätte es das Fell an mehrere Stellen weggeätzt (die Löcher können hochkonzentrierte Säure enthalten) und jetzt sah der Schwanz aus wie eine gut genutzte Reinigungsbürste. Für Menschen wie uns, war es ja strengsten verboten sich den Löschern zu nähern. Auch ein ganz kleines Hörnchen entdeckten wir, es hätte bequem auf meine Handfläche gepasst. Weiter flussabwärts zur nächsten Station, dem West Thumb Geysir Basin. Obwohl es auch hier wieder kräftig dampfte, war doch das erste Highlight ein großer Elch (wahrscheinlich doch ein Hirsch) mit seiner Frau, die zusammen wiederkäuend im Wald chillten. Das Besondere an diesem Halt, waren für mich nicht die schönen tiefblauen heißen Seen, es war der Hintergrund, der diesmal der Yellowstone Lake war und dahinter natürlich die Gipfel des Treton Nationalparks, schneebedeckt. Als wir die Elchfotos machten (von einem bequemen Boardway aus), spaziere unter unseren Füßen ein kleiner Vogel. Wahrscheinlich ein Nestflüchter, der auf die nächste Mahlzeit wartete und während 5 Teleobjektive und 25 Hadys auf die Riesen des Waldes gerichtet waren, schaute ein kleiner Junge neben mir sich den kleinen Vogel an.
Die Landschaftsbilder geben nicht die große Anzahl der Menschen wieder, die unterwegs waren, da ich mich bemühe, diese so gut es ging, aus den Bildern herauszuhalten. Und es war noch keine Hochsaison. Dann regelt sich die Menschenmenge über die Anzahl der Parkplätze und die Leute sitzen dann in ihren Blechkisten und warten auf der Straße, bis ein Parkplatz frei wird. Wir haben eine ähnliche Situation heute (am Tag, an dem ich den Bericht nachträglich schreibe) erlebt. Eine Herde Bisons graste mit ihren Jungen sehr fotogen, gut einsehbar von der Straße auf einer Wiese. Jeder wollte ein Bild davon und hielt kurz an. Im Nu entstand ein Stau von mehreren hundert Metern. Die Amis nahmen es gelassen. Und sollte die Herde weiterziehen, so weiß der letzte in der Reihe dann schon nicht mehr, warum der Stau eigentlich zustande kam. Im Sommer, in den Schulferien, zur Peakzeit, kann ich mir vorstellen, dass es dann wie bei World Disney zugeht. Schlange stehen für jede Attraktion. Vom West Thumb Geysir ging es zum Old Faithful, der wohl bedeutendsten Attraktion des Parks (ich persönlich hatte von ihm noch nichts bewusst wahrgenommen, für mich war das Wahrzeichen immer der Grand Prismatic Spring). Wir parkten. Liefen nach kurzer Orientierung (der Parkplatz war riesig) zum Geysir und sahen nichts. Es dampfte ein wenig, aber nirgends Menschen. Wir fragten, wenn die nächste Eruption geplant ist und erfuhren, dass wir noch eine halbe Stunde Zeit hatten. Schnell zum Selbstbedienungsrestaurant und etwas essen, denn es war schon spät am Nachmittag. Als wir gemütlich aus dem Restaurant kamen, hatten sich die speziell aufgestellten Bänke in Blickrichtung Old Faithful schon gefüllt, Menschen über Menschen. Und da ging es auch schon los. Der Dampf verwandelte sich in eine hochschießende Wasser-Fontaine, die mit einem Ohhhh bedacht wurde. Nach 5 Minuten war alles vorbei, das Volk verlief sich und wir schlichen zum Auto zurück, denn auf unsrer Runde stand ja noch meine Hauptattraktion und die Wolken zogen sich über uns schon wieder zusammen. Als es links am Straßenrand wieder dampfte, machten wir halt und erfuhren auf der Karte, dass von hier der Wanderweg zum Aussichtspunkt auf den Prismatic Spring beginnt. Ich hatte mich beim letzten Mal schon gewundert, wie die Bilder von oben entstanden waren. Ein Kilometer Fußmarsch entlang des Flusses, von dampfenden Töpfen, grasenden Bisons und Toma gut hörbar mit ihrer Bärenglocke. Oben angekommen, ein wenig enttäuscht, da die Sicht nicht völlig frei war auf den See. Ich musste also auf die Absperrung klettern um ein wenig höher hinaus zu kommen, höher als die Baumwipfel der Tannen, die da wuchsen. Das Bild dann im Kasten fuhren wir zum Prismatic Spring selbst und ich lief, Toma im Auto lassend die Runde noch einmal ab. Hier konnte man die Schönheit des Sees nicht einmal im Ansatz sehen. Als ich zum Auto zurückkam, versammelte sich dort gerade eine Truppe mit Ford-Oldtimer unterschiedlichster Modelle, aber alle älter als ich und die Motoren machten einen höllischen Krach, Fans würden sagen, ein Labsal für die Ohren.
Und da waren dann noch die Japaner oder Chinesen, die sich mit dem Bison ablichten mussten, der am Flussufer graste, gleich neben dem Parkplatz, ihm sich nährten und dann posierten. Der Bulle hob schon seinen Schwanz, was ein ernstzunehmendes Zeichen seiner Gereiztheit darstellte. Ich war jedenfalls bereit, ins Auto zu springen, bzw. die Szene Mensch Bison auf Bilder zu bannen. (In den News war heute ein Fall, dass eine 83-jährige Frau im Yellowstone Park von einem Bison angefallen wurde, weil sie ihm zu nahegekommen war. Sie wurde schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert.)
Kurz vor Sieben hatten wir sie alle abgeklappert, die Sehenswürdigkeiten auf dem Südloop. Auf der Fahrt nach Hause zum Hotel und gerieten wir noch einmal in einen Stau. Bisons auf der Fahrbahn, jeder wollte DAS Bild und kurz bevor wir dranwaren, zogen sie alle ab und direkt an unserem Auto vorbei. Diesmal kein Klick-Klick, sondern ein Video gemacht.
31.5. Yellowstone
Westeingang am Morgen in dem Grey Wolf Suites Hotel
Die Nacht war gut und Corona ist im Abmarsch. Gestern war ein äußerst erlebnisreicher Tag. Frühstück wie gewohnt, danach in den Park zum Madison River doch der Adler war nicht da. Stau gab es dann sehr wohl, aber keine Bisons. Vielleicht waren sie schon wieder weg.
Wir fuhren in Richtung Norden und unser erster Stopp war an den Wiesen von Gibbon River. Ich wollte hier noch ein paar Landschaftsaufnahmen machen. Als ich im Morast herumwatete, um möglichst nah an den Fluss zu kommen, lief ein Bison auf der Straße an mir vorbei und umging den Sumpf. Naja, er ist ja auch täglich hier. 2. Stopp Artist Pots Dazu musste man ein Stück durch den Wald gehen, sah dann die unterschiedlichsten Tümpel in verschiedensten Farben. Weiter ging es vorbei am Norrison Geysir, da war schon das Überlaufparking voll. Dafür machten wir einen Abstecher zu Basaltgesteinsformationen, wo wir kleine Hörnchen sahen und ihnen beim Essen zusahen. Das primäre Ziel die Madison Terrassen erreichten wir dann gegen Mittag. Beeindruckende Kalkformationen, große heiße Seen, eine Landschaft, an der man sich nicht sattsehen konnte, garniert mit Vögeln ganz nah, ihr Fressen suchend im heißem Wasser. Die vielen Farben in den dampfenden Becken und Kaskaden wurden abgerundet mit den schneeweißen Bergen am Horizont.
Es gab massig zu sehen, aber Toma hatte Hunger und so fuhren wir erst einmal hinab nach Mammuth und aßen im Grillrestaurant eine Bisonbratwurst, Toma eine Suppe. Nach dem Essen gingen wir in den General Store nebenan. Bärenspray gab es hier zum Vorzugspreis von 50 € die Sprühdose.
Langsam wurde es Zeit weiter zum Tower Richtung Osten zu fahren, wenn wir heute noch Tiere im Lamar Valley sehen wollten. Doch unterwegs hielt uns der 10. Wasserfall auf. Weswegen wir als nächstes im Stau standen, war jedoch die reinste Freude. Ein Grizzlybär mit Jungen war am Hang zu sehen. Ich hatte eine gute Schussposition und dann kam noch das Glück dazu, dass der neugierige Bär sich auf die Hinterbeine stellte, um gut sehen zu können.
Letzter Stopp und Zeitfresser war der versteinerte Baum. Aber dadurch sahen wir die Winnetous unserer Zeit durch die Prärie reiten, fast ausschließlich gut ernährte Frauen auf Pferden. Wohl eine Touristenattraktion.
Der tierische Höhepunkt war dann am Eingang zum Lamar Valley eine Kranichfamilie mit Küken (zwei), die ungestört von vielen Zuschauern am Rande eines Feuchtgebietes auf Futtersuche waren. Sie waren so nah, dass sie das Bild voll ausfüllten. Ungewöhnlich – bei uns haben die Kraniche eine viel größere Fluchtdistanz. Auf dem nächsten Kilometer sahen wir dann noch Rehe (Deer), ein Hörnchen, Vögel auf den Seen und dann war es Zeit zur Rückfahrt, obwohl die Sonne noch keine Anstalten machte unterzugehen. Weit sind wir ins Tal nicht gekommen. Auf der Rückfahrt hielten wir noch einmal bei den Kranichen an.
Das schöne Wetter verführte uns zu mehreren Stopps auf dem Weg zurück. Leider sahen wir keine Elche aber die treuen Bisons konnten wir im Gegenlicht ablichten und wie sie durch den Fluss wateten. Am anderen Ufer rieben sie dann ihren Kopf an / in der Erde der Uferböschung. Wahrscheinlich, um sich von Parasiten zu befreien.
Erster Juni – kein Tag für schwache Nerven
Ich hatte relativ wenig geschlafen und schrieb schon am Morgen die AK. Da habe ich ja noch Etliches nachzuholen. Wir packten die Kofler und aßen Frühstück im Frühstücksraum, der an den einer Jugendherberge erinnerte. Menschenmassen, alle rannten durcheinander… Doch es war ja schon unser drittes Frühstück und wir waren schon Profis, wussten, wo was zu holen war, was schmeckt und worauf man getrost verzichten konnte.
Es ist Wochenende und der Lift funktionierte immer noch nicht. Das heißt, wir müssen die Koffer die Treppe hinunterschleppen (3. Stock). Auch das meisterten wir, tankten das Auto auf und ab ging es in Richtung Norden Am letzten Tag Yellowstone wollten wir alles um das Norris – Becken / Geysire / Fumarole /Heiße Quelle und noch einmal die Terrassen in Mammoth anschauen, da hatten wir gestern nicht alles gesehen. Perfekter Plan, doch pflichtgemäß schauten wir noch an dem Baum am Fluss vorbei, auf dem kein Greif saß. Schade. Heute war die Zufahrtsstraße vom Westeingang in den Park staufrei, doch Bisons waren trotzdem genug zu sehen. Auf dem Weg zum ersten Highlight machten wir noch für das eine oder andere Landschaftsbild halt. Ich empfinde es als gar nicht so einfach, die Landschaft zu fotografieren. Die Dimensionen sind gewaltiger und was bei uns als Bildkomposition passt, funktioniert hier irgendwie durch die Weite nicht. Da muss ich noch üben.
Elche ließen sich auch nicht sehen und wegen der Bisons bremsten wir schon nicht mehr. Gerade noch rechtzeitig erreichten wir Norris und bekamen noch einen Parkplatz auf dem regulären Areal und mussten nicht die Overflowparking-Plätze nehmen und weit laufen. Etwas blauäugig, also ohne uns vorab zu informieren, gingen wir los. Das Areal war aber sehr groß. Zwei große ringförmige Wanderwege in Summe mehrere Kilometer lang, führten durch die Zeichen vulkanischer Aktivitäten. Ein riesiges Basin mit farbigen Seen, heißen Pötten, Pfützen, sprudelnden Töpfen, dampfenden Löschern, rauchenden Grotten, giftgrünen Bächen, gelben Flächen alles in intakter nördlicher Natur. Um die Fotos ein wenig aufzuhübschen, standen dann auch noch weiße urig geformte abgestorbene Bäume mitten in der Giftküche. Gott hatte hier in den Farbtopf gelangt und wild um sich geschmissen. (Ein paar Kleckse sind dazu passend auch an Tomas Schuhen hängen geblieben. Die größte Strecke legten wir auf Boardways zurück, rollstuhlgerecht und sehr bequem zu laufen. Der Steamboat Geysir hatte erst vorgestern gespuckt und so konnten wir ihn nur dampfen sehen. Eine beeindruckende Wanderung bei Sonnenschein zum Sommeranfang. Leider kann ich die Fotos noch nicht sehen, da mein PC noch immer nicht mit mir spricht.
Hungrig gelaufen, fuhren wir nun weiter in Richtung Norden, aber direkt durch zum Grill, unserem gestrigen Mittagsrestaurant. Heute aß ich ebenfalls (wie gestern die“ Bisonbratwurst“ –genau so stand es auf dem Aushang) eine mit einem grünen Stern ausgezeichnete Speise, ein lokales nachhaltig produziertes Bioprodukt, einen Cheeseburger. Der Käse (eine gummiartige giftgelbe sehr biegsame quadratische Masse / Scheibe) schien mir aber aus Hüls zu stammen (also aus der Chemieproduktion, an ein landwirtschaftliches Produkt konnte ich bei dem Anblick nicht glauben. Ehrlich, es war ein leckeres Mittagessen. Dazu gab es quietschorange, zuckersüße Fanta bis zum Abwinken frei nachfüllbar. (War kein mit einem grünen Stern ausgezeichnetes Produkt!!!)
Gesättigt, kauften wir Toma im Genera Store eine Bärenglocke, die beim Laufen klingelt, als sie ständig daran erinnert, dass es hier Bären gibt. Die Bären brauchen eine solche Glocke nicht, sie wissen das ja eh.
Dann schauen wir uns die restlichen schönen Stellen in dem Terrassengebiet an. Ich bezeichne es so, da für mich die Terrassen, die das kalkhaltige Wasser gebildet hat und immer noch bildet, das Tollste an diesem Ort waren. Beeindruckende Formationen haben sich in Jahrtausenden hier herausgebildet.
Nachdem wir alles vorschriftsmäßig angeschaut haben, fuhren wir nach Livington, unserem nächsten Etappenziel. Unterwegs kamen wir wieder an einem Greifvogelnest vorbei, aber da brütete noch kein Pärchen, nur ein Vogel schien es reservieren zu wollen, flog dann aber davon. Ein anderer schwarzer Vogel mit scharlachroten Federn an der Seite kam mir dort vor die Kamera. Keine 200 Meter nach dem Nest auf dem Pfahl, sah ich auf einem Strommasten eine Eule sitzen. Anhalten, umdrehen zurückfahren, Foto machen. Als ich das Bild sah, starrten mich zwei riesige gelbe Augen an. Das war seltsam, denn tagsüber sind die Augen der Eulen doch eher geschlossen. Da bemerkte Toma schon, die sieht aber holzig aus. Eine perfekte Attrappe in dieser Höhe und direkt neben den Kabeln. Wir hatten unseren Spaß.
Ziemlich erschöpft kamen wir in Liington an. Das Quartier war im Navi eingegeben und ich konnte mich noch daran erinnern, dass wir in einer Lodge Quartier hatten. Da war sie ja auch, die Traveler Lodge. Ich irrte herum suchte die Rezeption und fand sie gefüllt mit vielen Leuten, die alle etwas von dem einen Rezeptionisten wollten. Wir fassten uns in Geduld und erholten uns ein wenig von der langen Fahrt. Irgendwann dachte ich, dass wir hier nicht richtig sein konnten, das Niveau war etwas basic. Also in den Reiseunterlagen nachschauen und siehe da, wir waren in der falschen Lodge. Die richtige befand sich gegenüber, ein normales Hotel und wir waren auch gleich dran. Doch man fand unsere Reservation nicht. Die gute Frau wollte einen Nachweis per E-Mail. Schlecht gestimmt ging ich zum Auto und brachte den Voucher. Schon auf dem Weg entgleisten mir die Gesichtszüge. Wir waren einen Tag zu früh ier. Wir hatten noch eine weitere Nacht in der Gray Wolf Lodge. Kurz überlegten wir, ob wir bleiben sollten, doch der erste Eindruck von Livington war: Durchzugsort, wenig Erbauliches. Also zurückfahre. Ich war schon ziemlich breit. Also aßen wir erst einmal Abendbrot beim Thai unseres Vertrauens, sehr lecker und Toma fuhr zurück. Was wohl ist mit unserem Zimmer geschehen. Wir hatten ja die Schlüssel abgegeben. Bange Gedanken geisterten die 113 km bis zum Ziel in unserem Kopf herum. Aber alles grundlos. Der Rezeptionist stellte mir zwei neue Schlüssel aus, der Fahrstuhl ging immer noch nicht und wir wuchteten unsere Koffer wieder bis in den dritten Stock und waren doch schon etwas glücklich angekommen zu sein
Und als ich meinen Kaffee trinken wollte, war dann auch noch die Milch sauer. Egal, dafür gibt es ja Cremer.
Gute Nacht
Juni der 2. – ein geschenkter Tag
Ja, da hatten wir nun noch einen zusätzlichen Tag im Yellowstone Nationalpark. Wir hatten ja das Pflichtprogramm schon abgearbeitet und konnten nun, das tun, was wir gar nicht tun wollten. Nicht ganz richtig, denn ich wollte noch einmal ausführlich Tiere schauen im Lamar-Valey. Bis zur Kreuzung Westeingang Südloop kamen wir zügig voran, doch kurz danach stoppte der Verkehr und wir standen Schlange (Autoschlange) Ob es Bananen oder ein Bär war, abwarten. Es waren Bisons, die das Tal des Madisonflusses verlassen hatten und jetzt hier grasten, in einer großen Herde, mit Jungtieren…Wir fuhren auf dem Seitenstreifen und hielten an. In aller Ruhe konnten wir ja heute das Geschehen ablichten. Die jungen Bisons waren das genaue Gegenteil ihrer Eltern, wild, ungezähmt, stürmisch und noch ein wenig unbeholfen mischen sie die Herde auf, was bei den Eltern eher nicht so gut ankam. Weiter ging es ohne Halt zur Canyon City, kurzer Erleichterungshalt und Einkauf von Marschverpflegung und dann über den Pass. Auf dem Towerfall Parkplatz war der Teufel los. Viele Autos und unzählige Touristen mit gewaltigen Telekanonen, was wir aber erst bemerkten, als wir uns schon entschlossen hatten, doch noch eine Sehenswürdigkeit anzuschauen, die Tower Falls und auf dem Parkplatz fuhren. Wir erkundigten uns (die Menschen sind sehr mitteilsam und erzählen gern von ihren Erlebnissen) und es war eine Bärenfamilie, die Jungen im Baum, die Mutter darunter. In luftiger Höhe (20 Meter über Grund) machen die zwei Jungtiere Mittagsschlaf und die Mutter aß saftige Kuhblumen. Aufnahmen von den Bären bei hellem Licht, also an Bildrauschen nicht zu denken. Dann noch ein Bild vom Wasserfall, einige Fotos von einem Adlerpärchen in der Luft und einer wunderschönen Drossel.
Jetzt mussten wir nun wirklich los, denn für das völlig entspannte Tiere Schauen im Lamartal lief uns die Zeit davon. Es war schon nach dem Mittag. Es gab bis zu der Stelle, wo wir schon zweimal gewesen waren nichts Neues. Erst als wir die Straße verließen und auf eine Gravelroad nach links abbogen änderte sich dann alles. Die erste Ansammlung von Fahrzeugen war einem Bären geschuldet, der nicht mehr zu sehen war. Also weiter und 100 Meter weiter, da wurde derselbe Bär auch nicht gesehen. Ich nahm also mein Tele und dann sah ich sie, gleich zwei ein riesiger Brauner und ein etwas kleinerer Schwarzbär (schwarz). Bei dem braunen Bären wird es sich wohl um eine helle Variation des Schwarzbären gehandelt haben, denn die Beiden kamen sich ganz nah, ohne dass etwas eskalierte. Es hatten sich nun zahlreiche Menschen eingefunden, mit Fernglas, Spektroskop, Teleobjektiv, aber auch mit Handy, die alle heiß diskutierten, ob es ein Schwarzbär oder Grizzlybär war. Und im Gespräch fiel dann die Bemerkung, dass da oben im Berg, wir standen vor einen ziemlich großen Felsen, sich ein Adlernest (Golden eagle?) befand. Ich machte einige Aufnahmen, um das Nest überhaupt zu sehen. Und siehe da, auf einem war ein Küken zu sehen. Unglaublich. Die Eltern waren unterwegs und kreisten ab und zu mal über uns. Egal, wir konnten nicht ewig warten, bis sie etwas erjagt hatten. So furen wir die Gravelroad (klingt doch besser als Feldweg) bis zum Ende und befanden uns wieder in einer Menschenmenge, die angestrengt auf einen Hang starrten. Ein Wolf sollte sich dort zur Ruhe gelegt haben. Doch selbst im Spektroskop konnte ich nichts erkennen. Doch alle wollten mir weiß machen, dass er genau unter diesem Baum lag und alle wiederholten dies. Ein gelungenes Beispiel wie sich Fakenews zu einer gefestigten Meinung entwickeln. Selbst bei maximaler Vergrößerung meiner mit 900 mm Tele gemachten Aufnahme konnte ich nichts erkennen. 30 Meter abseits stand ein Mann und ich fragte ihn, ob er den Wolf mit seinem Spektroskop gesehen hat, doch er hatte eine junge Eule im Visier. Eindeutig keine Fakenews, ich hatte ruckzuck ein wunderschönes Foto von dem Küken, das kuschelig in einem großen Nest in einer Tanne chillte und ab und zu mal den Kopf ob, um zu sehen, was vor sich geht.
Wir mussten weiter und auf dem Rückweg auf dem Feldweg zur Hauptstraße standen sie wieder und ich stieg noch einmal aus und fragte nach dem Wolf. Ja, sie haben ihn gesehen, ja er ist noch zu sehen. Immer noch zweifelnd schaue ich dann durch das Spektroskop eines Naturalisten und sah ihn. (Er war natürlich nicht an der Stelle, wo die anderen ihn gesehen haben wollten). Und jetzt gelang sogar ein Foto, aber nur ein Beweisfoto.
Zurück auf der Straße fuhren wir noch ein paar Kilometer in Richtung Nord-Ost-Ausgang und gelangen zur Serengeti des Amerikas. Ein großes breites Tal gefüllt mit Bisons. Ziel erreicht aber Zeit eigentlich schon überschritten. Wir mussten uns losreißen und nach Livington fahren. Auf der Strecke nach Mammoth sahen wir noch einen großen braunen Schwarzbären und kurz danach nun wirklich auch unseren Elch, eine Elchkuh – 100%, kein Zweifel. Am Parkausgang (Nord-West) lagen noch etliche junge Hirsche rum, was aber die letzten Bilder heute waren.
Au der Strecke nach Livington grüßten wir unsere Holzeule, hielten aber nicht noch einmal an. Einkauf, Essen auf dem Zimmer Nachtruhe.
Juni der 3. – On the Road
Fast 650 Kilometer standen heute auf dem Fahr-Plan. Ziel war nichts Geringeres als Kanada, ein neues Land auf unserer Liste. Ich hatte nicht gut geschlafen, das Bett war extrem weich und halb Fünf tat mir der Rücken so weh, dass ich mir eine Aspirin genehmigte. Es gab zwei Routen zum Ziel, eine westliche eine östliche und als ich die Rezeptionistin fragte, welche sie wohl nehmen würde, empfahl sie mir die östliche, da wären wenigen Baustellen. So fuhren wir fast zwei Stunden und als ich Toma dann doch zu sehr gähnte, wechselten wir die Plätze. Ich schlief momentan ein.
Mittag bei Starbuck (einem in Seattle gegründeten Unternehmen) und weiter ging es auf der 89 nordwärts. Fast so gut wie eine Autobahn aber auch fast leer, nur ein paar Autos waren unterwegs mit uns. Wir fuhren durch die Trumpstaaten. Riesige Gebiete im zentralen Teil Amerikas, dünn besiedelt und sie strahlten keinen Reichtum aus. Viel Landwirtschaft, alles eingezäunt, endlose Weiten, nicht nur Weideflächen, auch Korn wurde hier angebaut. Wir kamen gut voran, denn die maximale Geschwindigkeit auf der „89“ war fast immer 80 miles/hour. Das schöpften wir auch aus. Die Durchschnittsgeschwindigkeit ist damit nicht langsamer als in Deutschland, das Fahren erheblich entspannter, und mit dem neuen Schnickschnack, Cruise Control, Spurhaltung und Abstandshaltung sicherer, aber durch das Fehlen von Adrenalinstößen fallen einem auch schneller die Augen zu.
Städte sahen wir so gut wie nicht, und die Ansiedlungen auf dem Weg riefen eher nostalgisch Gefühle hervor mit ihren alten Gemäuern, Gebäude, die man aus den Cowboyfilmen kennt, Saloons, Poststationen, Kirchen aller Couleur und Garagen, die an Tankstellen angebunden waren. An einer dieser alten Tankstellen unter der Flagge von Conoco tankten wir auf und wurden zuvorkommend bedient, die Tankwart und Eigentümer der Tanke und der Werkstatt putzte sogar unsere Frontscheibe und im Raum, wo die Kasse stand, war auch ein fahrtüchtiger Chevrolet aus dem Jahre 1941 ausgestellt. Hier hingen auch die Plakate mit der Ankündigung des nächsten Rodeos im Ort. Es gibt schon ein enormes Küste Inlandgefälle. Je weiter wir nach Norden kamen umso schöner empfand ich die Landschaft, die Weite, Kilometer links und rechts nur Felder, grüne Wiesen, mittendrin zwei Asphaltstreifen und am Horizont die Wolken, die aussahen wie ein Gebirge. Sehr romantisch, einsam, zum Träumen. Da ich dies wohl auch getan hatte, verpasste ich die Abfahrt gen Westen und durch die Routenänderung kamen wir durch eine Geisterstadt, die früher wohl einmal vom Öl gelebt haben muss, überall die Eselspumpen, alte verrostete Öltanks, verlassene Häuser, lange Zeit unbenutzte Verladeanlagen und Gleise, a lost place. Eigentlich hätte wir anhalten sollen, aber dann wären die Aufnahmen wieder zu schön geworden und die Trostlosigkeit nicht rübergekommen. Toma war froh darüber, denn ihr gruselte es auch so schon.
Wir fuhren in Richtung Glacier Nationalpark, der schon von Weitem am Horizont gut zu sehen war. Über dem Gebirge braute sich etwas zusammen und man konnte schön sehen, wie die Prärie in das Hochgebirge überging und in welchem Tal es regnete und in welchem nicht. Als wir dann dort eintrafen, sahen wir so gut wie gar nichts mehr, da wir mittendrin im Regen waren. Leider.
Doch dann war sie auch schon da, die Grenze zum 2. größtem Land der Erde. Die Amis sagten nicht Tschüss. Die Kanadier fragten, bevor sie uns reinließen, ob wir bekifft waren oder Drogen genommen hätten, ich schaute kurz in den Rückspiegel und verneine dann doch. Ach so, nach Waffen fragten sie auch. Mit einem kanadischen Stempel im Pass betraten wir so gegen 16 Uhr ein neues Land.
Auf den letzten 20 Meilen, die jetzt wieder Kilometer hießen, (sehr sympathisch) was aber zu einigen Problemen führte, bevor wir dies realisierten, denn die Geschwindigkeitsangaben auf den Verkehrsschildern änderten sich auch, ohne dass wir das realisierten und die Geschwindigkeit in den Kurven war schon grenzwertig hoch, bis dann mal ein Schild mit 100 (km/h) kam und ich mich umstellte (ganz erschrocken und froh nicht in eine Kontrolle geraten zu sein).
Plötzlich standen wir vor einem geschlossenen Tor und einem Schild „Ranch“ – der Weg ist Privateigentum. Umkehren zurück. Gegen 17 Uhr waren wir am Ziel. Aber in der Rocky Lodge wusste keiner, wo wir schlafen sollten. Der Chef war unterwegs und telefonisch nicht erreichbar. Schwiegertochter, Großvater, Oma alle lernten wir kennen, aber sie waren nicht informiert, doch sehr nett und bemüht. Endlich kam dann durch das Telefon die Nachricht, dass der Bungalow für uns reserviert war. Als wir ihn betraten und 1 Wohnzimmer mit Küche, Bad und drei Schlafzimmer vorfanden, verstanden wir, warum sie nicht glauben konnten, dass wir dort überachten werden. Wir konnten unser Glück auch kaum glauben.
Einkaufen im Dorfladen, lecker Essen – Toma hatte gekocht. Und dann noch Bilder machen vom Waterton Nationalpark zum Sonnenuntergang. Endlich mal ein Sonnenuntergang. Es stürmte, als ich allein mit dem Auto noch einmal losfuhr. Bei jedem Mal das ich das Auto verließ, kühlte mich der Wind aus. Doch die Bilder können sich sehen lassen. Übrigens Landschaftsaufnahmen mit dem Teleobjektiv!
Juni der 4.
Wir waren gerade wach geworden, als das Frühstück gebracht wurde. Leider das Falsche. Wahrscheinlich hatte die Oma/Mutter vom Chef bestellt, was sie gerne aß und allen empfahl. Toma bestellte neu, ich fügte mich in mein Schicksal und aß Enchilada (Fleisch in Eihülle sehr scharf).
Das Wetter hatte sich nicht wesentlich geändert. Extrem starker Wind, Sonnenschein und die Berge versteckten sich in den Wolken. Wir gingen den Tag sehr ruhig an und brachen erst 10 Uhr auf. Der Nationalpark Waterton stand auf dem Programm. Zwar machten wir noch einen Abstecher zum Payne See, der war es aber nicht wert. Im Park angekommen erstanden wir jetzt auch noch einen kanadischen Ganzjahrespass für alle Nationalparks. Banff und Jasper wollen wir ja auch noch besichtigen. Am Eingang des Parks regnete es schon und der Wind blies noch kräftiger. Die Landschaft war sehr schön, wobei die Spitzen der Berge mitunter in den Wolken waren. Ein großes Feuer hatte im Jahre 2017 etwa 40% des Waldes vernichtet. Stehengeblieben waren die abgebrannten Stämme in Schwarz und Silber eingefärbt ohne jegliches Grün an diesen Bäumen. Wenn die Sonne die abgestorbenen Stämme anleuchtete, glänzten sie und gaben der Landschaft einen ganz besonderen Reiz. Leider war das mit der Sonne Glücksache, denn die über das Tal dahin rasenden Wolken rissen nur ab und zu auf und versilberten den Wald. Und da es regnete und stürmte, war jedes Öffnen der Wagentür eine kleine Überwindung, hinaus in die Kälte zu gehen. Hinzu kam, dass man beim Öffnen der Tür diese ordentlich festhalten musste, damit der Wind sie nicht aus den Angeln riss. Toma musste ich öfters aus dem Auto zerren, damit sie sich die besonders schönen Flecken anschaute und ich dann nicht verhauen werde, wenn sie die Bilder sieht. Bevor wir in die Information fuhren (wir taten es als wir so gut wie alles gesehen hatten), bogen wir rechts ab und fuhren zum Red Rock Canyon. Schon die Fahrt dorthin war romantisch. Kleine Haltebuchten ermöglichten das kurze Anhalten mit Aussteigen und Fotografieren. Beim ersten Halt in einer solchen Haltebucht standen wir direkt vor einem perfekten Gemälde. Im Vordergrund ein herzförmiger See auf dem ein Entenpaar schwamm, dahinter silberne, tote Bäume, alles eingefasst in Grün und den Hintergrund bildeten die schneebedecken gewaltigen Berge, die das Tal am Horizont begrenzten. Nach 15 km und unzähligen Haltebuchten befanden wir uns auf einem Parkplatz, von dem einige kurze Wanderungen begannen. Toma wollte nirgend wohin gehen, es regnete ja und der Wind pustete uns richtig durch. Obwohl es nur 700 Meter zu Laufen waren, war es ein großer Sieg, dass Toma dann doch mitkam. Es ging entlang eines größeren Baches, der sich in rotes Gestein eingeschnitten hatte. An der Stelle, wo man zum Bachlauf hinabsteigen konnte, machten wir erst von Chinesen Bilder, dann von Toma. Die Bilder waren trotz Nässe von oben und Wind sofort versandfertig. Das rote Gestein, mit den Wasser und dem Grün der Wiesen und Bäume da brauchte es keine weitere Bearbeitung.
Nach anstrengenden 700 Metern machten wir erst einmal Mittag, bevor wir den Fuß wieder auf das Gaspedal stellten. Zurück durch die immer noch zauberhafte Landschaft, mit ein paar weniger Halten.
Noch vor Waterton Village bogen wir erneut rechts ab zum Cameron See. Auch dieses Tal war wunderschön, tief eingeschnitten und zum Glück mit ebenso vielen Haltebuchten ausgestattet. Einen besonderen Stopp machten wir am ersten Öl-Bohrloch Kanadas (ich glaube von 1902 oder 1903). Tja das Öl hat anderthalb Jahrhunderte das Leben auf der Erde geprägt und wird es noch eine ganze Weile weiterhin prägen.
Am See regnete es kräftig. Ich machte das Beweisfoto und huschte schnell wieder zurück ins Auto. Das Foto war es nicht wert, hierher gefahren zu sein, aber das Tal war wunderschön, weswegen wir auf der Rückfahrt noch einige Fotostopps hinlegten.
Wir ließen das Dorf links liegen, schauten noch einen Wasserfall an, den See selbst und fuhren dann zum Information-Center. Kurz vor dem Gebäude, mitten im Ort, grasten auf einem Rasen 7 Rehe/Hirsche. Im Information – Center bekamen wir eine Karte vom Park, worauf wir sahen, dass wir alles, was man mit dem Auto machen konnte, bereits gemacht hatten. Wir konnten also getrost zurückfahren und unseren Superior Bungalow auskosten. So taten wir es und es war genug Zeit für die Aktuelle Kamera.
Nachtrag:
Zum Sonnenuntergang fuhr ich doch noch einmal los. Einfach um zu schauen, ob ich ein schönes Foto von der Bergkette im Abendlicht machen kann. Als von unserer Seitenstraße auf die Hauptstraße bog, lief ein Kojote über die Straße, und begab sich gemächlich in die Wiese. Anhalten, Foto von dem Rücksitz holen und zum x-ten Male war natürlich die Tür verschlossen, weil man sie erst als Fahrer freigeben muss. Da hatte er mich schon erkannt und rannte davon. Kurz vor Ende der Wiese drehte er sich noch einmal um und da war ich auch dann so weit, obwohl die Entfernung schon erheblich war. Doch zwei drei Bilder sind geworden. Der Sonnenuntergang war eigentlich schon erfolgt, denn der Himmel war im Westen fast vollständig bedeckt von dunklen Regenwolken
5.Juni – Fahrt nach Banff
Diesmal wachten wir rechtzeitig auf, gingen zu Frühstück auch in den Frühstückraum im Nebenhaus und probierten zwei weitere Varianten kanadischen Frühstücks aus. Tomas 45 Minuten Brei war zwar sehr heiß, aber auf Wasserbasis und mundete ihr nicht so. Ich hatte getoastete Brote mit Füllung und viel Ahornsirup. Auf alle Fälle besser als gestern.
Wir fragten wieder nach der Route und bekamen als Empfehlung die westliche Route ans Herz gelegt (landschaftlich schöner). Toma hatte Bedenken, da keine größeren Städte auf der Strecke lagen, dass wir nichts Einkaufen können und sie führte nicht durch Calgary (was mir ganz recht war).
Auf der gesamten Strecke befanden sich rechter Hand die Rocky Mountain, natürlich gut erkennbar durch ihre weißen Gipfel. Die Straßen waren ähnlich gering frequentiert wie am 3. Juni. In Kanada ging es noch etwas gemütlicher zu als in den USA. Höchstgeschwindigkeit fast immer 100 km/h, nur auf den ganz großen Highways 110 km/h. Wir fuhren durch landwirtschaftliches Terrain, Kuhweiden, auch ab und zu mal mit Kühen. Am Abfluss eines Stausees,wo wir anhielten um den See und im Hintergrund die Bergkette der Rockies zu fotografieren, sahen wir auf einem Pfahl wieder ein Greifvogelnest mit Jungem und die Alt-Vögel vergnügten sich auf dem benachbarten Strommasten. Leider war ich für den Akt zu langsam, doch das Nest und die Vögel dann in der Luft konnte ich auf die Speicherkarte bannen.
In Pincher Creek, der wohl größten Ortschaft auf dem Weg nach Norden, tankten wir und kauften im Walmarkt ein. Die Preise empfanden wir als merklich geringer als in den USA. Toma findet die Gemüseabteilung immer beeindruckend. Mir fiel auf, dass die Läden egal von welcher Firma / Company innen immer gleich gestaltet sind.
Auf der weiteren Fahrt sahen wir die Rohölförderung in Alberta hautnah. Kurz vor Longview standen sie die Dunkies, die Eselspumpen und förderten aus der Tiefe das schwarze Gold. In Longview hielten wir auch kurz an, die Ortschaft war einfach romantisch und für mich als Rohölverarbeiter, mein ganzes Leben lang, Nostalgie pur. Wir schlenderten durch die Stadt, kehrten in ein fast familiäres Café ein, tranken Cappuccino mit einem Zitronen-Heidelbeeren-Muffin und kamen ein wenig mit den Frauen in der Gaststube ins Gespräch. Ich blätterte in einem Bildband über Kanada und da hatten wir natürlich einige Fragen. Zum Beispiel die Elevatorhäuser, große Kornspeicher aus dem vorigen Jahrhundert, waren uns völlig unbekannt. In der Geisterstadt kurz vor der Grenze, noch in den USA, haben wir ein solches Gebäude gesehen und uns gewundert, was dies ist. Die Vermutungen gingen von Tabaktrocknung bis zu einem Turm zum Schlauchtrocknen für die Feuerwehr. Es waren aber Kornspeicher für den Weitertransport mit der Eisenbahn.
1 Km nach der Stadt war eine Rohölaufbereitungsanlage, die ich natürlich auch fotografieren musste. Dann waren es Pferde, die auf einer fast gelben Wiese voller Kuhblumen grasten. Und 20 km weiter eine schon größere Verarbeitungsanlage für das geförderte Öl, bevor es weiter transportiert wurde.
Wir erreichten Canmore, was in etwa 20 km vor Banff liegt, gegen 16 Uhr. Einchecken, erholen. Die Landschaft hier ist beeindruckend, alpin, ein breites Tal und alles sieht etwas weitläufiger aus als in den Alpen. Aus unserem Hotelfenster haben wir einen herrlichen Blick auf die Berge, aber den hat man hier, wo man auch hinschaut, einen coolen Blick auf die Berge. Also nach dem kurzen Nap gingen wir zum Asiaten dinieren. Davon habe ich jetzt aber den Magen voll und morgen darf es nicht wie thailändisch sein.
Jetzt galt es Toma zu einer Sonnenuntergangstour überreden. Klappte und wir fuhren los in die Berge zu den Spray Lakes. Beeindruckende Landschaft mit den drei Schwestern, drei Gipfel die die Landschaft dominierten. Alle paar Minuten anhalten, aussteigen, fotografieren. Als die Sonne dann hinter den Bergen verschwand, wir befanden uns gerade am Eingang zum Kananski Park, kehrten wir um und fuhren zurück. Am Goat Pond, wo es wieder bergab ging, standen sie dann plötzlich vor uns, die Bergziegen, wohl ernährt und gar nicht scheu. Erst einige Fotos aus dem Autofenster, dann aussteigen und sie rannten immer noch nicht weg. Welche Art Ziegen oder Schaf dies waren, kann ich zurzeit noch nicht sagen. Die Internet-Recherche hat nichts ergeben. Aber kaum waren sie weg und ich saß wieder im Auto, als an dem steilen Felshang an der linken Seite der Straße eine Schneeziege entlangspazierte. Ein zottliges wolliges Wesen, sehr schön Weiß und gepflegt. Da ich das Tele nicht mehr draufhatte, sondern das 20 mm Weitwinkel, hieß es umbauen und dann hinterherrennen. Ein paar Bilder sind bestimmt geworden. Es dämmerte ja schon und viel Licht war nicht mehr vorhanden. Auf der Fahrt nach unten meldete sich dann unser Hinterreifen mit Low Pressure. Mist. Doch der Druck hielt bis zur Exxon-Tankstelle. Mal schauen, wie es morgen früh aussieht, ich habe in auf 40 PSI aufgeblasen.
6.Juni
Es schaute nicht gut aus. Als wir losfahren wollen, kam eine Warnung, dass der Reifendruck nur noch 18 PSI hatte, das sind etwa 1,2 Bar. Also ab zur Werkstatt. Neben der Exxon-Tankstelle befand sich ein Chevrolet-Werkstatt, keine 5 Minuten zu Fuß vom Hotel. Ich fragte nach, ob sie das reparieren könnten, konnten sie aber erst 14 Uhr. Ich fragte nach Alternativen und sie schickten mich ZU „OK-Tyres“ Diese Werkstatt befasste sich nur mit Reifen. Doch vor mir waren heute noch 30 Kunden. Die freundliche Dame an der Annahme telefonierte im Ort rum, wer noch ein Slot für mich frei hatte, es war aber nur Chevrolet. Also zurück, das 14 Uhr Slot buchen und fragen, ob Hertz das übernimmt. Übernehmen sie nicht. Der Preisvoranschlag mit 60 Kanadischen Dollar hielt sich aber sehr im Rahmen. Ich ließ das Auto dort und ging zu Fuß zurück zum Hotel. Gott hatte gewollt, dass wir unser Tempo verringern sollten. Also entschleunigten wir. Toma hatte schon die schmutzigen Sachen in den Waschsalon gleich neben dem Hotel gebracht und harrte aus, bis die Maschine fertig war. Dann noch eine Viertelstunde Schontrocknen und zurück ins Hotel Mittagessen. Ich sicherte noch die restlichen Bilder und Videos auf Festplatte, die ich gestern nicht mehr geschafft hatte. Dann machten wir uns auf zu einem Spaziergang durch die Stadt. Es war so ein Gemisch aus amerikanischen Städtchen und ein wenig Alpenfeeling mit großen Bergen links und rechts des Tales. Ich hatte ja noch ein konkretes Ziel, und zwar einen Deckel für mein 20 mm Objektiv zu kaufen. In einem Kunstladen fragte ich nach und der Verkäufer sagte, dass es dies in Venedig gäbe. Venedig lag mitten in der Downtown in der verkehrsberuhigten Zone. Venedig war ein absoluter Ramschladen und eigentlich hatte ich nicht die geringste Hoffnung, als ich eintrat, Souvenire, Spielzeug und allmöglicher Tinnef. Von Fotoartikel war nichts zu sehen. Zu meinem Erstaunen zauberte die nette Verkäuferin aber einen Deckel aus einem Wandregal hervor. Bingo!!! Verkaufte sie aber zum aktuellen Goldpreis. Zum Glück war der Deckel nicht allzu schwer, aber 19 Kanadische Dollar war ich los. In der Haupteinkaufsstraße gab es zwei Fotogalerien mit umwerfenden Bildern (aber auch zu saftigen Preisen). Ich holte mir Anregungen, aber war mir sicher, nicht mal in die Nähe solcher Aufnahmen zu kommen. Viertel Vier war der Wagen dann fertig. Eine Schraube war im Reifen und zwei Reifen waren völlig überaufgepumpt. Wir waren wieder mobil.
Zurück ins Hotel und los. Touristeninformation ansteuern. Dort kaufe Toma Bärenspray, fast so teuer wie die Reifenreparatur und wir erhielten noch einige Tipps, was wir machen sollten. Gegen 4 Uhr brachen wir also nach Banff auf. Nachdem wir vom Trans- Kanada- Highway abgefahren waren, bogen wir nach rechts zum Minnewanka See ab und suchten die Fotospots aus der Galerie. Ergebnislos. Aber wir sahen erst ein Erdhörnchen und dann zwei majestätische Dickhornschafe unterwegs. Was die Tierwelt anbetrifft, haben wir doch eine ganze Menge Glück. Weiter ging es zum Lake Johnson. Hier stieg ich aus und machte einen kleinen Spaziergang. Ein weiteres Eichhörnchen kam mir vor die Linse und es ließ sich völlig ungestört wie ein Fotomodell ablichten. Immer am See entlang verlief der Weg im Wald und plötzlich entdeckte ich im See wieder einen Biber. Die Kamera war diesmal schnell zur Hand und auf den Fotos sieht man es nun ganz eindeutig, es ist ein Biber. Er hatte den typischen langen Schwanz. Zum Abschluss der Minnewanka – Runde noch ein paar Landschaftsaufnahmen in einem romantischen Tal, mit Fluss und kleiner Schwelle und im Hintergrund, wie könnte es anders sein, schneebedecke Berge. Jetzt fuhren wir doch noch durch Banff. Sehr mondän. Wir hielten nicht an und fuhren direkt zu Szenic Drive entlang der Vermont Seen. Naja ein paar Bilder von der Landschaft, wobei das Licht nicht optimal und der Himmel auch nicht erfreute. Doch den schwarzen Vogel mit den rot – gelben Flecken an den Flügeln konnte ich perfekt ablichten.
Heimfahrt und Abendbrot als Take away beim Japaner.
Nachtrag:
Beim letzten Halt an den Vermonter Seen, Toma war im Auto geblieben, ich war ausgestiegen, hörten wir sie in der Ferne heulen, oder ihn heulen. Wölfe. Meistens heult ein einzelner Wolf und sucht Anschluss an sein Rudel. Im Wald am gegenüberliegenden Ufer, also in sicherer Entfernung, war das Geheul ganz deutlich zu hören. Unglaublich, wie nah wir der Natur hier kommen.

7.Juni
Ausgeschlafen und los ging es in Richtung Banff, auf zur Gondel, hinauf auf den Sulphur Mountain. Wir hatten Glück 9.30 Uhr waren noch Parkplätze auf dem Parkplatz vor der Gondel frei. Ticket kaufen. Das gestaltete sich etwas zäh, da wir die Rückfahrtzeit angeben sollten, wir aber keine Ahnung hatten, was man da oben alles machen kann und wie lange man dafür braucht. Es war auch nicht klar, was passiert, wenn wir eher oder später den Berg in Richtung Tal verlassen wollten. Und als es um die Bezahlung ging, kostete das Ticket über 10 Dollar mehr. Angezeigt an der Preistafel wurde der Betrag ohne Steuern. Was für ein Blödsinn. Die Seilbahn war völlig overstaffed, also es arbeiteten viel mehr Leute als erforderlich. Oben angekommen bei herrlichem Sonnenschein, ein wenig Wind und Temperaturen knapp unter 10 Grad Celsius, schauten wir natürlich erst einmal ins Tal. Ein Knaller die Rundumsicht auf die hohen Berge, alle mit weißen Gipfeln, hinunter auf Banff, auf den Trans-Kanada-Highway und die vielen Seen. Schon etwas weitläufiger als in den Alpen (nicht höher, nicht schroffer, nicht romantischer, aber die Weite / Entfernungen beeindruckten) Als wir das verarbeitet hatten, begaben wir uns auf den Boardway, der zu einem Hügel in etwa 200 Meter Entfernung führte. Von dem Bretterweg gab es keinen Entkommen, die Menschenmassen wurden geleitet zum Hügel und konnten nicht ausbrechen. Nur an einer Stelle zweige ein Wanderweg ab und wir konnten uns auf dem Berg selbst bewegen. Von dieser Möglichkeit, machten die Touristen aber kaum Gebrauch. Der Holzweg gestattete immer neue Ausblicke in die traumhafte Landschaft. Hier oben lag auch noch ein wenig Schnee, natürlich nicht auf den Brettern, die den Weg bedeuteten. Oben auf dem anderen Hügel angekommen, husche ein Murmeltier an uns vorbei und durch Tomas rechtzeitige Warnung, konnte ich im richtigen Moment auslösen. Dieselben Bilder noch einmal von dem Hügel und dann gingen wir zurück. Ein Jay oder Kuckuck kreutze unseren Weg und ich rannte ihm mit meinem großen Objektiv hinterher. Ich brauchte das Objektiv nicht wechseln, denn in der Nähe der Seilbahnstation stillten zwei Dickhornschafe ihren Durst, indem sie den Schnee von einem Schneefeld leckten. Wir verbrachten zwei wunderschöne Stunden auf dem Sulphur Mountain. Die Talfahrt war etwas schauklig wegen des starken Windes. In der Talstation nahmen wir einen Drink im Starbuck (Kaffee und Tee to go). Wieder am Auto gab es erst einmal Mittag und wir merkten, dass wir unwahrscheinliches Glück hatten, noch einen Parkplatz erwischt zu haben.
Nächstes Ziel Johnson Canyon mit den Wasserfällen und den sich anschließenden Ink-Pots. Leider war der geplante Weg über den Bow-Parkway für Autos gesperrt und den Bikern vorbehalten. Also kleinen Umweg fahren. Auf dem etwas abseits gelegenen Parkplatz am Trailhead zum Johnson Canyon war dann auch noch ein Parkplätzchen für uns frei. Der erste längere Walk im Urlaub. 11 km mit etwa 600 Höhenmetern hatte uns die Touristeninformation gesagt. An einem Wegweiser kurz nach dem Parkplatz standen dann 5515 Meter bis zu den Ink-Pots angeschlagen (zum ersten Mal in unserer Wanderprxis haben wir so genaue Entfernungsangaben auf Wegweisern gesehen). Wir ließen uns nicht abschrecken. Bis zu den Lower Falls im Canyon war es gar nicht so weit, aber wir liefen in einer Menschenschlange (und das vor der Saison – auf der Bergfahrt mit der Seilbahn, hatten unsere Gondelpartner gesagt, dass es in der Hochsaison hier so voll ist, dass man auf dem Boardway nicht laufen konnte, ohne sich ständig zu berühren). Es war ein schöner Spaziergang mit netten Aussichten in die Schlucht, aber Superhighlight, würde ich es nicht nennen, die Lower Falls. Die Upper Falls, für die man sich etwas mehr anstrengen musste, waren da schon beeindruckender. Für uns ging es nach den Upper Falls noch etwa 3 km weiter zu den besagten Ink-Pots. Schöner Wanderweg, durch schattigen Wald, denn in er Sonne war es für bergauf doch schon etwas zu warm. Die Pots waren für meinen Geschmack kleine Seen, in denen sich endlich einmal die Berge spiegelten (der Wind war heute nicht so stark und erzeugte keine Wellen). Die Fotomotive waren für meinen Geschmack hier wesentlich attraktiver als die Falls. Hier gab es eine furiose Bergkulisse, die sich in den Pots mit kristallklarem Bergwasser gefüllt, doppelten. Der Fluss, der sich weiter unten selbstmörderisch die Falls hinunterstürzte, plätscherte hier friedlich dahin und eröffnete mit den steil aufragenden Bergen, einer waghalsigen Brücke und viel Totholz zusätzliche Fotomotive. Nach ausführlichem Fotopäuschen traten wir den Rückweg an und kamen dabei ins Gespräch mit einer Kölnerin (Lora), die ein Sabbatjahr nach ihrem Bachelorabschluss in Kanada absolvierte. So kam es, dass wir kaum merkten, wie die Zeit verging und wir wieder auf dem Parkplatz angekommen waren.
Lora hatte uns gesagt, dass wir nach 19 Uhr am Lake Louise kostenlos parken konnten (am Tag soll die Parkgebühr 37 kanadische Dollar betragen – der absolute Wucher). Also auf zum Lake Louise. Unterwegs sahen wir noch einige Elche.
Vom Parkplatz zum See waren es nur 3 Minuten zu Fuß, aber der See war schon im Schatten, die Berge dahinter wurden zwar noch von der Sonne angestrahlt, aber riesig beeindruckt war ich von dem Panorama nicht. Der Pragser Wildsee hat da einen wesentlich größeren Eindruck bei mir hinterlassen. Vielleicht müssen wir noch einmal bei anderen Lichtverhältnissen vorbeischauen.
Heimfahrt immerhin fast eine Stunde.
8. Juni
Nach dem Frühstück im Zimmer füllten wir unsere Vorräte erst einmal wieder auf im Supermarkt um die Ecke. Hier deckten wir ns auch gleich für unterwegs ein, so dass wir hinsichtlich Mittagessen unabhängig waren. Da uns die Ziele ausgegangen waren, eins stand noch ganz oben auf meiner Liste, doch ich wusste nicht wie wir dort hinkamen, schauten wir, bevor wir Canmore verließen noch einmal im Visitorzentrum vorbei. Ich wollte unbedingt zum Moraine Lake, im Internet als Top Highlight angepriesen. Der junge Mann erklärte mir, dass wir zu diesem See nicht selbständig hinfahren konnten, sondern uns eine von drei Companies aussuchen müssen, bei dieser buchen und dann werden wir dort hingebracht und wieder abgeholt. Das klang nicht gut und war, bis auf die erste, die nicht erreichbar war, recht teuer und nicht bequem. Die Zeit konnte man sich nicht raussuchen und wieviel Zeit wir am See verbringen konnten, war ebenfalls nicht klar. Wir verwarfen die Idee und der junge Mann sprudelte nun die Alternativen en mass heraus. Die ersten Ziele befanden sich auf der Straße die links abging, wo es rechts zum Johnson Canyon ging, also etwa 30 km oberhalb von Banff. Damit begannen wir also. 30 Minuten Anfahrt und als erstes hielten wir auf dem Parkplatz vom Vista Lake an. Ein, zwei Fotos und weiter. Nächster Halt, alle so in einer Entfernung von 5-10 Autominuten, war der Marble Canyon. Schon während der Fahrt und dann auch vom Parkplatz hatten wir traumhafte Ausblicke auf die Kanadischen Rockys. Es war alles so kitschig unglaublich vollkommen schön, weiße Bergkuppen, rabenschwarze Berghänge, saftig grüne Nadelbäume, gemischt mit abgestorben silberglänzenden urigen Baumkrüppeln, dann das smaragdgrüne Wasser ins bläuliche abgleitend der Flüsse und Bäche, die zudem noch schäumende weiße Gischt als Kontrastprogramm boten. Und zu allem Überfluss kamen noch die gelben Kuhblumen dazu, die noch den letzten Farbtupfer hinzufügten. Also der erste Gehstopp war die Marble Schlucht. Man konnte entlang (oberhalb) des Wasserlaufes wandern und von Brücken die den Wasserlauf alle paar 100 Meter überquerten in die Tiefe schauen. Am Ende des Weges/der Schlucht befand sich dann ein kleiner Wasserfall, der das Ganze abrundete. Ich begab mich hinab zum Fluss und ging an seinem Ufer noch 40 Meter stromaufwärts mit fantastische Blicken in die sich öffnende Landschaft.
Zweiter Stopp nach 3 Kilometern waren die Ink Pots. Es ging auf einer sehr soliden Brücke über den Fluss und auf der anderen Seite noch 300-400 Meter in den Wald hinein, über eine Lichtung auf einem Boardway, vorbei an einer alten Goldschürfstelle und dann noch 50 Meter bergauf und schon standen wir vor den Pots. Zwei schöne Gebirgsseen, die wohl vulkanischen Ursprungs waren, was sich aus den Farben der Seen und des ablaufenden Wassers ableiten ließ. Toller Spaziergang bei herrlichstem Wetter. Dritte Station ein Wasserfall gleich an der Straße, in 5 Minuten waren wir wieder weg und machten uns auf zu den Zielen gleich hinter dem Louise Lake. Wir fuhren auf der Straße nach Golden in Richtung Westen und steuerten den Emerald Lake an. An der Natural Bridge, einem weiteren Ziel auf unserer heutigen Liste, hielt man uns an und schickte uns eiskalt zurück. Die Parkplatzkapazitäten wären ausgeschöpft, wir könnten nicht weiterfahren und warten hier ginge auch nicht. Wir fügten uns in unser Schicksal und fuhren nach Field, einer kleinen Ortschaft ganz in der Nähe. In der Touristeninfo, die sich direkt neben dem Highway befand, holten wir uns Anregungen, um die Zeit zu überbrücken bis die Straße zum See wieder geöffnet würde, was man online im Internet nachvollziehen konnte. Wir hatten schon einen neuen Plan, eine kurze 5 km Wanderung zum 10 Wasserfall, schauten aber noch einmal im Waschraum vorbei, als der uns beratende junge Mann hinter uns hergestürzt kam und sagte, dass die Straße wieder offen sein. Super, also auf zum See. Der See lag idyllisch von großen Bergen und dichtem Wald umgeben etwas abseits des Highways. Wir parkten, orientierten uns und entschieden, dass wir die 5 km um den See herumgehen können. Der See erinnerte mich ganz stark an den Pragser Wildsee. Einfach ein wunderschöner Fleck auf unserem Planeten. Da es doch noch ein wenig windig war, kräuselte sich das Wasser und Spieglungen der Berge im See, waren so gut wie nicht möglich. Doch die Natur hier war einfach zu überwältigend, sodass es der Spiegelungen für ein Wow-Erlebnis nicht bedurfte. Der wohl meist fotografierte Ort in diesem Urlaub. Wir ließen uns sehr viel Zeit für die 5 km, die nach meiner Uhr 6 waren. Zurück am Auto, da war es schon 18.30 Uhr. Toma wollte noch beim Japaner vorbei, sodass wir uns schon auf den Rückweg machten, aber an der „Natural Bridge“ kurz anhielten. Der Fluss …. hatte sich durch eine Gesteinsschicht gegraben und die Felsen untertunnelt.
Nach Hause war es noch mehr als eine Stunde, dann zum Japaner Essen fassen, Home-Dinner und AK schreiben und müde ins Bett fallen, was jetzt genau passiert.
9. Juni
Ziemlich erschöpft vom gestrigen Tag schliefen wir heute aus. Auschecken war bis 11 Uhr, was wir auch fast auskosteten. 310 km Überfahrt von Canmore nach Jasper standen auf dem Programm. Die Entfernung erschreckte uns nicht weiter. Um den Trans –Kanada – Highway als Erinnerung mit nach Hause zu nehmen, packte ich heute die Sony-Go-Pro auf die Kühlerhaube. Es ist ja einfach eine raumhafte Straße, auf der wir Richtung Wesen fuhren. Die Go-Pro lief heiß. Bis zum Lake Louise hatten wir ja alles schon angeschaut, im Schnelldurchgang, aber immerhin. Erst als wir auf die Straße 93 abbogen, dem Icefield Parkway, der eine schöne asphaltiere Straße war, aber keine Autobahn, wie bis zum Lake Louise, kamen die neuen, noch nicht bewunderten Schönheiten der Natur Kanadas. Als erstes, fast gleich nach dem Parkeingang, der See… Wir machten einen ausführlichen Fotospaziergang und weiter ging es auf dem Parkway, der schmaler war und ein etwas gemütlicheres Bild von der Natur vermittelte als der Highway Nummer 1. Die Bäume begrenzten die Straße, der Blick auf die Berge war etwas eingeschränkter und die unwahrscheinliche Weite ging ein wenig verloren. Sehenswürdigkeit auf Sehenswürdigkeit folge. Wir hielten kurz auf einem Campingplatz an, von wo wir das Silberhorn wunderbar ablichten konnten. Wir hatten es für uns schon das Matterhorn Kanadas getauft. Nächstes und fototechnisch unübertroffenes Highlight (ich hoffe, ich vergesse keins, es waren so viele) war der Bow Lake. Ein großer Bergsee umrandet von steil aufragenden Bergen, die sich kilometerlang am gegenüberliegenden Ufer aufreihten, er schmolz gerade und wies vereinzelt eisfreie Flecken auf dem Wasser auf. Da der Wind nicht so stark blies, war die Oberfläche glatt und die Berge spiegelten sich fleckenweise in den eisfreien Stellen. Die Sonne kam auch ab und zu durch die Wolken zum Vorschein und es war wirklich traumhaft. Eine Hochzeitsgesellschaft hatte sich hier zum Fotografieren eingefunden, es gab wohl kaum ein Auto, dass am See vorbeifuhr. Die meisten Touristen konzentrierten sich direkt unterhalb der Parkplätze am Ufer, wo aber leider wenig Vordergrund für das brutal schöne Berg- / Seepanorama vorhanden war. Ich ging also erst am Ufer entlang weiter nach rechts, wo dicht am See Bäume, Sträucher … standen und die Bilder erhielten so einen Vordergrund und einen Rahmen links und rechts. Doch die besten Plätze hatten die Touristen vor mir nicht zum Fotografieren genutzt, sondern ihren Mist abgeladen (am Klopapier deutlich zu sehen). Achtung war geboten. Ich hoffe mal auf gute Aufnahmen. Manche gute Spots waren von Influenzerinnen belegt, die an einer Stelle 15 Minuten lang Aufnahmen machten, rechter Arm hoch, linker unten, beide oben, beide unten, Zeige und Mittelfinger oben, sitzend, stehend, kniend, breites Lächeln, schmales Lächeln, Bauch rein, Bauch raus…., ob da der Hintergrund überhaupt eine Rolle spielte? Und da waren noch die Chinesen, die wohl nicht umsonst Tik-Tok erfunden hatten. Die Plattformen wollten bedient werden mit Bildern, die die Welt bisher so vermisst hatte. Die Inder tauchten sehr oft in Mannschaftsstärke auf und jeder musste einmal mindestens aufs Bild. Jede mit jedem also bei 10 Personen ergab dies schon eine verdammt große Anzahl an Variationen. Erschwere Bedingungen für normales Fotografieren. Da musst du schon mal Kompromisse machen.
Obwohl nach dem Bow Lake kaum noch etwa kommen konnte, was diese Bilder toppte, so bogen wir trotzdem an der nächsten Ausfahrt mit Hinweisschild auf einen See ab und waren extrem verwundert nach 300 Metern an einem völlig überfüllten Parkplatz anzukommen. Hier lag noch ordentlich Schnee, obwohl die Wege und der Parkplatz so ziemlich vom Schnee geräumt worden waren. Zu sehen war noch nichts, wir mussten erst durch den Wald zu einem Aussichtspunkt wandern. Auf dem Weg durch den Wald, in dem noch reichlich Schnee lag, fühlten wir uns wie an einem sonnigen Wintertag in den Alpen. Was wir vom Aussichtspunkt erblickten, war ein Bergpanorama mit blauem See, dessen Farbe so unnatürlich war, als ob jemand tiefblaue Farbe ins Wasser gegossen hätte. Bei diesen Fotos wird wieder niemand glauben, dass die Sättigung nicht bis zum Anschlag im Bearbeitungsprogramm hochgedreht wurde. Hier war besondere Geduld gefragt oder man musste sich mi dem zweitbesten Motiv abfinden. Hier lieferten sich Chinesen und Inder (beider Geschlechter) einen Wettkampf um die besten Positionen.
Was sollte wohl da noch kommen. Das ist natürlich super, nach allen paar Kilometern neue Highlights geboten zu bekommen, aber wir kamen unserem Tagesziel nicht näher. Die Entfernung verringerte sich im Schneckentempo.
Es kam wieder eine Ausschilderung zu einem Lake, die wir nicht ignorierten. Wir hielten stiegen aus und liefen nur bis zum Fluss, sahen ein Eichhörnchen ganz nah, freuten uns über die tollen Motive am Fluss mit Holzbrücke und schnell wieder zurück.
Es folgte ein Canyon, zu dem wir aber 300 Meter bergab laufen mussten. Obwohl wir nun schon einige Canyons gesehen hatten, das Besondere an diesem war der unübertroffene Hintergrund. Auch diese Aufnahmen sind unglaublich schön. Und am allerbesten war, dass wir fast, aber nur fast, allein hier waren, der Weg nach unten wohl einige Touristen abgehalten hat, sich den Canyon anzusehen.
Kanada pur und wirklich und genau, wie ich es mir in seiner Weite mit seinen Flüssen und Bergen vorgestellt hatte, das bekamen wir an dem Saskatchewan River Crossing präsentiert. Hier hielt ich nach der Brücke auf dem Seitenstreifen an, lief zurück auf die Brücke und machte DIE Kanada Aufnahmen.
(Habe mir gerade die Aufnahmen angeschaut, es kommt nicht ganz so rüber, wie wir es in Natur gesehen haben.)
Wir hielten dann noch einmal an einem Wasserfall an, der lag gleich neben der Straße und dann erreichten wir auch schon den Gletscher (davor war noch die Begegnung mit der Krähe mit den Bergen im Hintergrund – da füge ich noch ein Bild ein – ich war so nah dran und sie flog nicht weg -40 cm Abstand)
Der Athabaska Gletscher im Abendlicht. Wir fuhren ganz nah heran, wanderten eine halbe Meile bergauf, recht steil und standen vor dem Gletscher. Weiter ging es für uns nicht- Absperrung. Als wir uns dem Gletscher mit dem Auto genähert hatten und dann auch zu Fuß, da standen am Wegesrand die Jahreszahlen, wo der Gletscher sich wann befand (bzw. genauer das Gletscherende). Er hat sich durch die Erderwärmung schon beträchtlich zurückgezogen. Wir waren ganz glücklich, dass wir noch heute Abend bis zum Gletscher gegangen waren und nicht noch einmal von Jasper den weiten Weg machen mussten. Da es ja nicht unser erster Gletscher war, hielt sich das Wow-Erlebnis in Grenzen.
Nun war es beschlossene Sache, dass wir ohne Anzuhalten bis nach Jasper durchfuhren. Doch schon auf dem ersten Berg runter passierten wir einen Wasserfall, der ein Bild verdient hatte und es auch bekam. Dann lange Zeit mal wirklich nichts, bis wir vor uns zwei Autos am Straßenrand mit Warnblinkanlage stehen sahen. Also rechts ranfahren und schauen. Aus dem hinteren Fenster des letzten Autos winkte und ein Mädchen mit einem Teddybären. Da sahen wir ihn auch schon im Wald, den Schwarzbären. Leider trollte es sich gerade in Richtung Tiefe des Waldes und mit einem Foto wurde es nichts.
Fünf Minuten späten sah ich einen Bären auf der anderen Straßenseite. Anhalten (und wir waren die Einzigen) Foto raus und knipps. Nun wieweit die Bilder gut geworden sind, müssen wir schauen, denn durch Sträucher hatten wir nicht immer die perfekte Sicht auf Meister Petz.
Da Quartier ist eine private Unterkunft und wir wurden 20.15 Uhr schon sehnsüchtig erwartet. Unsere Wirtin, Dale, führte uns in unser Zimmer und meinte, wir sollten doch ab und zu mal aus dem Fenster schauen, da ein Grizzlybär hinter ihrem Garten des Öfteren vorbeischaute. Gesagt getan und siehe da, es waren 4 Elche auf der Wiese.
Ein unglaublich erlebnisreicher Tag auf einer der schönsten Straßen dieser Welt. Die Umgebung von Jasper ist bombastisch und ich freue mich schon auf die 3 vollen Tage, die wir hier verbringen dürfen.
10. Juni Jasper
Nach einem langen Tag der Überfahrt schliefen wir uns aus, aßen in Ruhe im Zimmer Frühstück, fuhren zum Tanken und Einkaufen, luden alles ab und los ging es, die Umgebung von Jasper erkunden. Jasper ist eine Nummer kleiner als Banff, was mir persönlich sehr zusagt. Die umgebenden Berge sind wohl etwas weiter weg und wirken nicht so groß wie in Canmore und Banff. Jasper liegt am Athabaska Fluss, der bis hierher von seiner Quelle, dem gleichnamigen Gletscher schon über 100 Kilometer zurückgelegt. Jasper beherbergt mehr Tiere als Banff, durchaus vergleichbar mit Yellowstone und die Vielfalt (die man sieht und sich nicht in der Tiefe des Waldes verstecken) ist höher als in Yellowstone.
Wenn ich dies hier schreibe, läuft parallel im Hintergrund die Sicherung der SD-Karten mit den Bildern von heute. Es sind sehr, sehr viele und was für welche.
Der Tag begann mit einem Abstecher zu den Patricia und Pyramid Lakes im Norden Jasper, nur ein paar Kilometer außerhalb. Die Natur war schön, die Bilder weniger. Keine Sonne, Wind und somit keine Spiegelung, der Pep fehlte. Ein klein wenig enttäuscht suchten wir uns als nächstes Ziel Miette Hot Springs raus. Beim Auffahren auf die Autobahn mussten wir für ein Foto anhalten, da wieder Wapitis am Wegrand grasten (also nur ein paar Meter von der Autobahn entfernt). Der Weg führte entlang des Flusses, der in einem breiten Tal sich seinen Lauf sucht, mit Inseln bewachsen mit Tannenbäumen in seiner Mitte beherbergt, Seen kleinen und großen, die die vielen Enten und Gänse für ihre Aufzucht nutzen und der von Bergketten links und rechts gesäumt wird. Viele verzückende Blicke aus dem Autofenster und immer mit dem Gedanken auf dem Bremspedal, um vielleicht gerade den Moment, den Ort einzufangen und dafür anzuhalten. Wir taten es oft, sodass wir nur allmählich vorankamen. So hielten wir am Talbot Lake an und ich entdeckte dort im Gras ein ganzes Büschel von Frauenschuh. Wir sollten sie heute am Tag noch häufiger sehen. Auch lag ein ganz besonderer Duft in der Luft. Süßlich, fast wie Parfüm. Die Quelle des Geruchs konnten wir leider nicht ausmachen, obwohl wir diesen Duft noch mehrmals wahrnahmen.
Auf dem Weg zu den heißen Quellen machten wir an zwei Outlooks kurz Pause und dann waren wir schon an den Thermalquellen, von denen es hier in den Rockys mehrere gibt (jeder Ort der etwas auf sich hält hat eine). Wir suchten sie erst in der freien Natur und folgten den Hinweisschildern, gelangten auch in ein wunderschönes Tal, aber die Quellen gab es vor 50 Jahren und waren zugeschüttet. In die richtigen, funktionierenden Quellen musste man Eintritt bezahlen und konnte sich dann dort baden. Da wir keine Badesachen mithatten, beließen wir es bei einem Blick durch den Zaun und fuhren zurück. Auch diese Attraktion würde ich als nicht unbedingt sehenswert einstufen, wobei die Natur, durch die man fuhr sehr schön war und die Gebäude und alles Drum und Dran mich hier schon etwas mehr an die Alpen erinnerte. Auf dem Rückweg noch einmal durch das Flusstal vom Gletscherfluss mit Fotostopps und Dickhornschafen aus nächster, wie auch Wapitis. Und auf einen kleinen Spaziergang durch den Auenwald zum Fluss, sahen wir einen wunderschönen Vogel, einen Zedernseidenschwanz. Die Vögel sind hier mitunter sehr farbenfroh.
Vor Jasper bogen wir nach links ins Maligne Tal ab und auf der Hälfte des Weges eine willkommene Abwechslung (mit fielen schon fast die Augen zu und Toma schlief neben mir schon). Autos mit Warnblinkanlage am Straßenrand. Das musste ein Bär sein. Anhalten, Foto machen, Toma wollte mich nicht aus dem Wagen lassen. Wir hielten in einer Rechtskurve und der Bär bewege sich von uns weg. Da ich den Bären nicht immer nur auf sein Hinterteil schauen wollte, entschloss ich mich um die Kurve zu fahren und dort auf den Bären zu warten. Gute Idee, denn hinter der Kurve war ein Prkplatz und von den dort Prkenden, hatte keiner ein Schimmer von den Bären. Und da kam er dann auch schon, direkt auf mich zu. Mit dem 600 mm Tele hatte ich ja die ganze Zeit ausreichend Sicherheitsabstand. Aber endlcih gelangen mal Bilder von vorn. Zwei drei Kilometer weiter sahen wir dann einen Bären am Straßenrand, ein noch kleinerer, der aber bis auf 1-2 Meter an unser Auto herankam. Toma mache vor Schreck das Fenster zu und die Fotos durch die Scheibe. Glücklich fuhren wir zum Maligne See, machten den Spaziergang bis zum Viewpoint und trafen beim Zurückkommen direkt vor unserem Autos Rehe, die gar nicht dachen vor uns davonzulaufen. Die Tiere haben hier eine verdammt geringe Fluchtdistanz.
Rückfahrt und kurz vor der Stelle an der wir hinzu den Bären sahen, jetzt wieder ein Bär, aber zu weit für gute Fotos und dann Autoauflauf, also der nächste Bär. Nein, etwas viel Spannenderes. Auf einen Baum saßen zwei Weißkopfseeadler, und im Hintergrund konnte man ihr Net erkennen. Sie brüteten hier und zogen zwei Jungvögel groß, die sich im Nest tummelten. Großer Teleobjektivmarkt. Ab und zu steckte ein Küken den Kopf aus dem Nest und schon ratterten die Kameras im Dauerfeuermodus. Da der PC (von Toma, meiner funktioniert schon seit über einer Woche nicht mehr) schon wieder einmal an Strommangel gestorben ist, kann ich jetzt nur schreiben, nicht noch die Festplatte anschließen, dann ist wieder Ende mit dem PC, sodass ich keine Fotos schicken kann. An dieser Stelle verweilten wir lange, obwohl wir eigentlich bis Jasper durchfahren wollten. Als wir uns dann doch trennen konnten ging es weiter und nach 300 Metern, an der legendären Fotosession mit dem Bär, standen wieder zwei Autos und die Leute starrten mit dem Binokel in eine Richtng. Also ranfahren, fragen, Deutsche, die Murmeltiere gesehen hatten. Und das ziemlich nah und mächtig große Exemplare die in der beginnenden Dämmerung saftiges Gras aßen. Schön viele Fotos. Dann gstikulierte Toma ganz aufgeregt, dass hinter der Kurve, also wo vorhin der Bär war, die Autos alle anhielten. Ich sollte doch unbedingt hochkommen. Ich hatte nun wirklich genug Bilder von den Nagern und fügte mich. Wir fuhren auch gleich los, um nach 40 Metern, hinter der Kurve, gleich wieder anzuhalten. Schwarzbär. Er war unten an der Böschung (vielleicht 10 Meter entfernt) und fraß. Aussteigen (unter jammernden Protesten von Toma) –und vor mir waren bereits mindestens 10 Leute ausgestiegen. Warten und hoffen, dass der Bär mal zu mir aufblickt, denn die alten Bären sind eigentlich ziemlich langweilig zu beobachten, sie fressen nur und haben die Schnauze immer im Gras. Keine prickelnden Bilder. Doch dann schaute er auf, riss das Mau auf, in dem noch der Rest einer Blume steckte und die Sony hat es nicht vermasselt. Völlig erschöpft von den vielen Tierbegegnungen fuhren wir zurück. Kurz bevor wir die Hauptstraße erreichten, stand am Straßenrand noch ein kapitaler Elch mit einem riesigen Geweih. Keine zwei Meter Abstand zum Auto. Das Geweih passte nur auf das Bild, weil Toma ein Weitwinkelobjektiv verwendete.
Abendessen beim Italiener, sehr lecker.
Jetzt ist es kurz vor Zwölf, ich bin kaputt und müde.
11. Juni Jasper
Nachtrag auf nachdrücklichem Wunsch meiner Frau: Ich habe die Dickhornschafe, die wir gestern auf der Straße in Richtung Norden gesehen haben, vergessen zu erwähnen. Es war bestimmt 3 Mal, dass wir wegen ihnen angehalten haben
Wir kamen etwas eher los als gestern, aber das Wetter ließ auf wenig Gutes hoffen. Der Regenradar meldete auch Regen bis gegen 13 Uhr.
Die Hop-off hop-on Tour mit Fotopausen begann etwas schwerfällig. Die Straße zum Marmot Basin und zum Mount Edith waren gesperrt. Wir fuhren entlang des Athabasca Flusses, wunderschön, leider waren die Spitzen der Berge in den Wolken und es war alles ein wenig grau in grau ohne Sonne, ohne blauen Himmel, ein wenig Pepp fehlte schon. Doch den Parkplatz direkt am Flussufer fuhr ich trotzdem an und machte ein paar Aufnahmen. Zur erste Sehenswürdigkeit, die angezeigt wurde und zu der eine Straße führte, bogen wir natürlich ab. Nach 100 Metern wurde es eine Gravel Road, ein besserer Feldweg, und das noch 7 km bis zum See, dem Cavell Lake. Wir nahmen die Schaukelei auf uns, umkurvten alle Schlaglöscher und ohne auch nur das Geringste gesehen zu haben, erreichten wir den Parkplatz und es regnete. Die 800 Meter bis zum See gingen wir nicht, es war uns einfach zu nass und wir wussten nicht, was uns erwartete. Genauso schauklig fuhren wir zurück, bis uns ein Auto entgegenkam, das einzige auf dem ganzen Weg. Der junge Mann im Wagen meinte vor uns wäre ein Schwarzbär, dem war so. Die schmale Straße mussten wir uns teilen, Toma hatte den Bärenspray einsatzbereit, die Fenster mussten oben bleiben, der Bär kam auf das Auto zu, beschnupperte es und trottete weiter. Da er auf der Beifahrerseite den Wagen passierte fuhr ich rückwärts, um wenigsten ein paar Bilder zu machen. Die Rückfahrkamera zeigte den Bären in voller Größe. Toma war die Verfolgung des Bären gar nicht recht. Dem Bären aber anscheinend auch nicht. Er ging hinab zum Fluss und trank etwas. Da wollte ich schon aus dem Auto springen und aus sicherer Entfernung ein paar Bilder machen. Toma hielt mich zurück. Doch dann sprang er in den reißenden Fluss, ich sprang raus und hoffte auf das Bild meines Lebens, doch vergeblich. Der Bär war ein exzellenter Schwimmer schnell unterwegs und wurde auch noch von der starken Strömung abgetrieben. Rein ins Auto, Motor anlassen und als wir auf der Höhe des Bären waren kletterte er schon am anderen Ufer aus dem Wasser und verschwand im Wald.
Mit mächtig Adrenalin im Blut kehrten wir zur Straße 93 A zurück. Das hatte den regnerischen Tag mächtig Farbe gegeben. Die 93 A führt entlang schöner Seen und ist als Alternative zum Highway 93 durchaus zu empfehlen. Ziel war es heute die Sehenswürdigkeiten des Icefield Parkways, die wir auf der Fahrt nach Jasper nicht geschafft hatten, anzuschauen. Da der Regenradar 1pm als Ende der Regenzeit vorausgesagt hatte, richteten wir es so ein, dass wir an der am weitest entferntesten Sehenswürdigkeit von Jasper, die wir nicht gesehen hatten (den Sunwapta Falls) so gegen 13 Uhr eintrafen. Gut getimed. Wir stiegen aus, die Sonne schien. Zu den Fällen, Fotos von den Upper Falls und Spaziergang zu den Lower Falls. Doch auf der Hälfte des Weges zu den Lower Falls begann es, erneut zu regnen. Das war nicht ausgemacht. Da wir nicht nass werden wollten, kehrten wir zum Auto zurück und machten Mittag.
Wir machten noch einen Abstecher zum Honeymoon Lake, sehr schön gelegen mit Campingplatz, der den Naturliebhabern dringend zu empfehlen ist. Der nächste Stopp galt aber wieder einem Wasserfall, den Athabasca Falls. Hier regnete es schon als wir ankamen und Besserung war nicht in Aussicht. Schöne Falls, den Stopp sollte man unbedingt einplanen. Der Athabasca River stürzte sich etliche Meter in die Tiefe, durchquerte eine imposante Schlucht und die Wege zu den View Points führten durch Felslabyrinths, die stark an die Sächsische Schweiz erinnerten. Ein Eldorado für Fotografen, doch ich war froh, wenn ich schnell ein Bild machen und den Fotoapparat wieder unter der Jacke verstecken konnte.
Von den Athabasca Falls zweigt dann auch wieder die Straße 93 A ab. Wir fuhren sie erneut. An den vielen fotogenen Seen hielt ich jetzt an und machte Bilder. An einem See lief ich am Ufer entlang, um einen schönen Vordergrund zu finden, als ich 4-5 Meter vor mir zwei Kanadagänse im hohen Gras entdeckte. Sie ließen sich auch nicht stören als ich mich weiter näherte. Die Kamera im Anschlag ging ich weiter und eine Gans flog dann sehr elegant weg. Das ist mein Kanada-Gans – Bild. Wir hatten uns heute vorgenommen, eher zu Dinieren, um danach die Abendstunden zum Tiere beobachten zu nutzen. Also klapperten wir nur noch den Edith und Annette Lake ab und erreichten unser Home gegen 17 Uhr. 18 Uhr beim Inder „all you can eat“ (im Übrigen der einzige Ort, wo Toma den Bärenspray nicht mitgenommen hatte) und dann wieder Aufbruch zum Medizin Lake, wo wir gestern die vielen Tiere gesehen hatten.
Erster Halt am See, dann zum Adlerbeobachtungsplatz, wo diesmal ein Adler im Nest saß und die Jungen sich nicht trauten, die Köpfe herauszustecken. Alle die ankamen sprachen von dem Schwarzbären, der ganz in der Nähe auf der Straße läuft. Nach ein paar Bildern fuhren wir den Bären suchen und wurden fündig. Da wir ihn ganz für uns alleine hatten, eine ganze Weile, fuhr ich immer an eine Stelle, die er nach 70-80 Metern erreichen würde, stieg aus, kauerte mich neben das Auto und machte Aufnahmen von ihm, wie er auf mich zulief, also von vorn. Wenn er (der Bär Nummer 18) dann bis auf 30 Meter heran war, stieg ich wieder ein, der Bär lief am Auto vorbei und das Spiel begann von vorn. Nun habe ich unzählige Aufnahmen von Schwarzbären. Jetzt muss schon ein Grizzlybär kommen oder wieder mal eine Bärin mit Jungen. Noch einmal zum Horst, doch da hatte sich der Altvogel schon zur Nachtruhe begeben.
300 Meter weiter wartete das Murmeltier. Video und Großaufnahmen.
Der Wind hatte sich gelegt, sodass sich das Wasser auf dem Medicin-Lake auch geglättet hatte, die Sonne lugte immer mal hervor und die Wolken waren auch ganz passabel, die Berge spiegelten sich und das Licht wurde weicher. Beste Voraussetzungen für Landschafsaufnahmen, die ich dann auch vom See und dessen Umgebung machte.
Auf der Rücktour rannte uns fast eine Elchkuh ins Auto. Sie galoppierte rechts den Hang herunter auf die Straße, sah uns verdutzt an und spurtete zum Fluss hinunter, durchquerte ihn und ward nicht mehr im dahinterliegenden Wald gesehen. Alles ging so schnell, dass an Fotos nicht zu denken war.
22 Uhr waren wir wieder daheim.
12. Juni Jasper
Mit Gemach starteten wir in den Tag, um noch die restlichen Seen, Wasserfälle und Canyons abzuarbeiten. Über den Maligne Canyon gab es mehrere Brücken, die von oben nach unten durchnummeriert waren. Wir begannen an der letzten, Nummer 6. Parkplatz aussteigen, kleiner Spaziergang. Wir hatten die Brücke schon passiert und liefen in den Wald auf einem breiten Forstweg. Von weitem sahen wir eine Wapiti – Kuh (etwas größer als eine Kuh und etwas schmaler als ein Pferd), die aber, als sie uns gewahr wurde, in den Wald trabte. In dem Moment, in dem wir die Stelle passierten, sahen wir sie im Wald grasen, aber langsam auf uns zukommen. Toma holte in Panik vorsorglich das Bärenspray raus, jederzeit bereit zum Abdrücken. Die Wapiti-Dame verließ dann den Wald und wir standen uns nun Auge in Auge gegenüber, kein Baum, kein Strauch mehr zwischen uns und schauten uns an. Als ich mich wegdrehte und gehen wollte, machte sie BUH und einen schnellen Schritt in meine Richtung, Tomas Finger zuckte schon am Abzug. Da wir ja die Kühe in den Alpen kennen und wissen, dass man ihre Blödheit nicht unterschätzen darf, waren wir gewarnt. Also bei konstantem Blickkontakt liefen wir zurück zum Parkplatz und entfernten uns von dem wilden Tier. Toma stand im Auto noch das Entsetzen im Gesicht. Spaziergänge heute gestrichen. An der 5. Brücke stiegen wir trotzdem wieder aus, denn der Parkplatz war mit etwa 10 Autos nicht menschenleer. Hier war eine Karte, die erklärte, was uns im Canyon erwartet und welche Wege man gehen konnte. Am einfachsten war es, wenn wir oben anfingen und bis zur 4. Brücke liefen und wieder zurück. Also auf zu Brücke Nummer 1. Hier standen auf dem Parkplatz schon geschätzt 100 Autos, Busse, Camper…. Wir spazierten entlang des Canyon, passierten Brücke 1 und 2 (wirklich imposante Schlucht, sehr tief) und wurden durch die durchdringenden Schreie junger Krähen auf ein Nest in der Canyonwand aufmerksam. 4 schon ziemlich ausgewachsene Küken, die kaum noch von der Mutter zu unterscheiden waren, rissen ihre Schnäbel sperrangelweit auf, als der Altvogel mit Futter angeflogen kam. Ich hatte den besten Platz und nutzte ihn nun auch. Viele Fotos, wie die „Kleinen“ gefüttert wurden. Es wäre ja auch Perlen vor die Säue geschmissen, hätten an dieser Stelle die Handyfotografen gestanden. Neben unserem Beobachtungsplatz war ein Schild angebracht, dass seltene schwarze Schwalben hier in der Schlucht brüten und bestimmte Bereiche nicht betreten werden durften. Da mein Objektiv oft auf das Krähennest gerichtet war, waren die Gespräche der Touristen, die vorbeikamen, als sie das Schild gelesen hatten oft folgendermaßen: „Schau mal dort das Nest, da brüten Schwalben!“ Den Chinesen erklärte ich, dass Schwalben die Vögel sind, deren Nester man als Suppe in China essen kann. Antwort: Ah, da wird die Haut sauber und rein davon. Ja und Krähen sind in Asien Unglücksvögel, aber hier in Kanada Glücksvögel. Wir beobachteten das Schauspiel der Fütterung und warteten, bis ein Altvogel wieder mit neuem Futter zurückwaren. Das dauerte. Nach etwa 20 Minuten war Mutter oder Vater Krähe wieder da, und ich konnte filmen und fotografieren nach Herzenslust. Schon etwas durchgefroren vom Warten, stiegen wir noch hinab zu Brücke 3 und 4, um den bildschönen Canyon zu genießen.
Emotional aufgeladen (oder ausgelaugt) von den zwei Naturbegegnungen am Vormittag aßen wir erst einmal unsere Pausenbrote im Auto. Gestärkt fuhren wir zum Mildred Lake. Toma blieb im Auto, ich verabschiedete mich und wollte die beiden Seen in der Nähe fotografieren. Es wurde aber eher ein ornithologischer Spaziergang. Zuerst Enten, dann Drosseln, dann erneut Enten im Athabasca Fluss und dann ein paar Naturaufnahmen mit Spiegelungen von dem namenslosen See zwischen Mildred Lake und Trefoil Lakes. Es führt kein Weg zum See, sodass ich mich durch den Wald ans Ufer kämpfte. Dort standen alte Bäume und einige davon hatten Specht-Löcher im Stamm. Wie es der Zufall so wollte, kam gerade ein Specht angeflogen und huschte in ein Loch. Da ich soeben mit dem Weitwinkel den See fotografiert hatte, musste ich erste einmal auf Tele umswitchen, doch da war der Specht auch schon wieder weg. Also warten. Er würde ja wiederkommen. Im Warten hatte ich ja heute schon Übung. Er kam wieder, vielleicht so nach 15 Minuten. In den Minuten des Wartens bemerkte und fotografierte ich aber etliche Vögel, die mir freiwillig einfach so vor die Linse flogen. Die erste Serie vom An- und Abflug war im Kasten, ich wollte aber noch näher heran und setzte mich unter einen Baum mit gutem Blick auf das Loch. Das war dem Specht wohl aber zu nah und bei seiner erneuten Wiederkehr, zögerte er und flog gleich wieder weg. Nach 3 oder 4 Anläufen, die die beiden Altvögel abbrachen, flogen sie dann doch ins Loch zu ihren Küken. Wenn wir gestern gesehen hatten, wie der Weißkopfseeadler sein Nest sauber hält, indem er mit hohem Druck seine Exkremente aus dem hochgehobenen Hinterteil über den Nestrand spritzte, so entsorgt der Specht diese mit dem Schnabel. (Beweisfoto liegt vor) Auf dem Rückweg zum Auto noch drei neue Vögel. Toma hatte geschlafen und wir fuhren so ausgeruht zurück nach Hause, kauften noch ein und gingen sehr zeitig wieder zum „All you can eat“ - Inder Essen.
Immer noch lecker. Der Mangolassi schmeckte besonders exotisch. Er war mit Kardamom gewürzt.
Die Abendsafari konnte rechtzeitig beginnen. Heute erwähne ich sie, die Dickhornschafe, die wir auf dem Highway sahen, dann ebenfalls auf dem Highway ein Wapiti. Ich hatte im Netz gelesen, dass auf der Snaringroad manchmal Grizzlybären zu sehen wären. Heute jedenfalls nicht. Aber wir sahen ein Reh mit einem weißen buschigen Schwanz. Dann ging es ins Maligne-Tal, da war der Erfolg garantiert. Wir brauchten nicht lange warten, da standen schon die Autos am Straßenrand und alle Blicke nach oben gerichtet. Ein kapitaler Wapiti-Hirsch stolzierte oberhalb der Straße am Waldrand und poste mit seinem mächtigen Geweih.
Danach überprüfen wir, ob der Bald Eagle (Weißkopfseeadler) noch an seinem Platz war. Aber davor kam Bär Nummer 19 dazwischen, ein großer männlicher Schwarzbär am Straßenrand. Toma rutschte unterhalb des Fensters als er am Auto vorbeischlich (in gebührenden Abstand von 3 Metern).
Die Adler waren noch da und wir fuhren weiter mit der Hoffnung auf einem Grizzlybären. Immer am See entlang, bis zu einem einsamen Auto am Straßenrand. Weit und breit kein Bär zu sehen, warum halten sie? Sie hatten mitten im See ein Tier erkannt. Es war eine Elchkuh, eigentlich mit bloßem Auge zu erkennen. Das Tele holte sie dann noch näher heran.
Rückfahrt, noch einmal am Horst gehalten. Heute, im dritten Anlauf gelang mir ein Bild mit Alt- und Jungvogel gemeinsam. Wir sahen auch, wie schon die Jungvögel ihr Nest sauber hielten und über den Rand den Kot spritzten. Auf der Fahrt nach Hause in Richtung Westen, die Sonne stand schon recht tief und beleuchtete ausgewählte Flecken in der Landschaft, genossen wir noch einmal die überwältigende Natur Kanadas. Tja und als letzten Bonbon sahen wir Bär Nummer 20, ein unglaublich riesiges Exemplar, fast wie ein Nilpferd so groß, der ununterbrochen die Lieblingsspeise der Bären verspeiste, Kuhblumen.
Information am Rande: Unsere Unterkunft ist ein Privatquartier. Wir schlafen im Zimmer, das früherer Kinderzimmer von Erin Karpluk, einer bekannten kanadischen Schauspielerin war, die unter anderem in der Fernsehserie „Being Erika“ die Hauptrolle gespielt hat - Erin Karpluk – Wikipedia.
13. Juni Jasper – Kamloops
Überfahrt, mit Tränen in den Augen verließen wir Jasper. Auf der Straße zum Mt. Robson waren wir sehr einsam unterwegs. Erst als wir dem höchsten Berg Kanadas näherten, kamen uns mehr Autos entgegen. Wir überquerten die Grenze zwischen Alberte and British Columbia (BC) und sahen die überall gepriesene Schönheit BCs gleich nach dem Landeseingangsschild, ein Parkplatz mit Blick auf die Berge und im Vordergrund ein spiegelglatter Bergsee. Nächster Höhepunkt war der Mount Robson persönlich. Am Visitorcenter hielten wir an, das Auto und den Atem, fotografierten den Anblick des gewaltigen Bergmassivs, um ihn mitzunehmen.
Es war schon eine umwerfende Landschaft, die uns auf der Überfahrt geboten wurde. Ab und zu ließ ich mich doch zu Stopps hinreißen, um ein Foto zu machen. Alle Eindrücke konnten wir aber leider nicht einfangen und mit nach Hause bringen. Ohne Fotoapparat und die Speicherkarte, die uns am PC die Erinnerungen der vergangenen 18 Tage wieder auffrischen wird, wenn wir in Deutschland sind, wäre wohl ein Großteil der Eindrücke für immer verloren. Das eine Gigabyte unseres Gehirns ist leider viel zu wenig für die große Welt. Für Weltwanderer, wie uns, war es von der Evolution auch nicht ausgelegt. Für die Orientierung in der Haard (unserem Hauswald) war 1 GB völlig ausreichend.
15.30 Uhr erreichten wir Kamloops, checkten ein und wurden mit einer Suite (drei Zimmer und Bad) verwöhnt. Bis auf das Quartier in Jasper hatten wir bisher immer schöne große Zimmer, Dank an Frau Sorg von Canusa. Und jetzt haben wir noch nicht einmal Abendbrot gegessen und die Aktuelle Kamera ist schon geschrieben und im Äther.
14. Juni Kamloops – Parksville (Vancouver Island)
Wir hatten den Wecker gestellt und standen auch zeitig auf. Kurz nach 8 Uhr Abfahrt in Richtung Vancouver. Eine freudige Überraschung, kurz nach Kamloops durften wir auf dem Highway 120 km/h, was wir auch taten und zügig vorankamen. Nach knapp 1,5 Stunden dann erzwungenermaßen Pause. Wir fuhren auf eine Rest-Area, in der Zeit wo Toma beschäftigt war, schaute ich mich um und siehe da auf der Wiese waren kleine Erdhörnchen und zwar viele. Teleobjektiv rausholen und eines der vielen Tierchen fotografieren. Das Tele erwies sich aber fast als ungeeignet, denn nach einer halben Minute, ich hatte mich hingekniet, waren drei oder vier der kleinen Nager so nah bei mir, dass ich nicht merh fokussieren konnte. Eins kroch fast in die Sonnenblende des Teles hinein und schaute nach Essbaren. Toma hielt das ganze Spektakel mit dem Handy fest. Dann tauschten wir die Rollen. Da denkt man, dass solche Aufnahmen schwer zu bewerkstelligen seien, aber hier war der Beweis, die kleinen niedlichen Pelztierchen machen es einem leicht.
In Hope dann der zweite obligatorische Stopp, Auftanken. Und da wir gerade an einem Supermarkt vorbeikamen, kauften wir auch schnell noch etwas ein.
Vor Vancouver wurde der Highway dann voll und das Fahren machte nicht mehr so viel Spaß, wie Zu Beginn als wir fast alleine durch die schöne Landschaft cruisten. Vancouver sahen wir vom Highway 1 aus. Wir hielten nicht an, die Fähre wartete nicht. Am Terminal wurden wir in die Kategorie – ohne Timeslot – eingeteilt und verpassten dadurch die nächste Fähre. Also mussten wir 2,5 Stunden auf die nächste warten. Na zumindest gab es eine mobile Toilette am Rand der 11 Wartereihen. Mit der 4 Uhr Fähre, die eine halbe Stunde später als geplant ablegte, segelten wir in Richtung Vancouver Island.
Jane und Glenn hatten sich schön am Morgen gemeldet und waren 2 Fähren vor uns hinübergeschippert. Wir trafen uns 7 Uhr vor dem vietnamesischen Restaurant , aßen sehr lecker zu Abend und hatten uns natürlich eine ganze Menge zu erzählen.
15. Juni Parksville – Ucluelet
Ausschlafen, Frühstück auf dem Zimmer, Treffen mit Jane und Glenn mit anschließendem Spaziergang am Meer. Der Weg entlang der Küste war landschaftlich sehr schön und auch einige Tiere liefen vor der Kamera herum, Kaninchen, ein Reh, Kanadagänse (die von der kleineren Sorte) und ein kanadischer Robin. Anschließend an den Walk machen wir unter einem Pavillon und bei Regen Mittag und fuhren dann zur anderen Seite der Insel, nach Ucluelet. Doch bevor es richtig losging, stoppten wir noch einmal an dem Markt, von dessen Dach die Ziegen das Gras fressen. Es ist ein ziemlich baufälliges Gebäude, dessen Dach begrünt ist und Dickhornschafe oder andere Ziegen das Gras kurzhalten. Während unseren Besuches waren keine Tiere auf dem Dach. Wahrscheinlich ist das Ganze ein cleverer Marketing Gag. Der Laden hatte ein breites Angebot von Lebensmitteln und Souvenirs, Toma hatte ihre wahre Freude daran. Die Überfahrt war trostlos, alles grau in grau und Regen, sehr kurvenreiche Strecke und ich war total müde. Kurz vor Ucluelet gerieten wir in eine Straßensperre und wurden nach Alkohol und Drogen gefragt. Wir mussten den Polizisten enttäuschen, aber er bestrafte uns nicht dafür.
Unser Hotel gab uns wieder ein Upgrade, was zum einen Sicht auf den See bedeutete und das Zimmer (die Zimmer) waren auch extrem groß. Wir sortierten uns und brachen nach eine halben Stunde noch einmal gemeinsam zu einer Wanderung auf dem Light House Trail auf. Er führte zu Beginn durch einen sehr beeindruckenden Wald / eine Art Sumpf (Regenmenge pro Jahr ist 3000 mm) gespickt mit fleischfressenden Pflanzen. Dann kamen wir an die Küste mit spektakulären Blicken auf das Meer, die kleinen Inseln, die ihm vorgelagert waren und den bildschönen Buchtenkombiniert mit krüppeligen Bäumen als Vordergrund. Vom Weg, der etwa 5-10 Meter im Wald von der Abbruchkante entfernt verlief gingen alle paar Meter kleine Wege nach vorn, wo sich dann meistens eine Bank befand, von der man die phänomenale Aussicht genießen konnte. Einfach wunderschön. So kamen wir nur sehr langsam voran. Laut Glenns Uhr 1 Meile pro Stunde. Ich war meist der langsamste, da ich kein Bild verpassen wollte. Ich musste also die anderen immer einholen. An einer besonders schönen Aussicht mit Blick auf eine größere Insel, ich war schon ganz verzweifelt, weil ich Toma, Jane und Glenn verloren hatte, sah ich ein Reh die Felsen der Insel hinunterspringen zum Wasser. Da huschte noch ein Reh heran und ich dachte, da muss ich schnell das Objektiv wechseln, schraubte das Tele drauf und siehe da, das zweite Reh war ein Wolf. Zuerst konnte ich das gar nicht glauben, da der Wolf wie ein ganz normaler Straßenhund aussah. Das Reh war nicht mehr zu sehen und der Wolf, der auch in Richtung Wasser gerannt war, kehrte wieder um. Ich hatte frei Sicht, und machte fast 50 Aufnahmen, bevor er im Wald verschwand. In diesem Moment kam Glenn und wollte mich holen. Ich sagte, dass auf der Insel (die etwa 30 Meter entfernt – aber es ging erst einmal steil bergab zum Wasser, dann einige Meter Wasser, sodass keine Gefahr für uns bestand) ein Wolf ist. Da sah ich, dass ein Reh mit einem Kitz die Insel an der schmalsten Wasserstelle verließen und über den Strand in den Wald rannten. Glenn ging Toma und Jane holen und noch bevor sie kamen war auch der Wolf hinter den beiden Flüchtenden hinterher auf das Festland gekommen und jagte ihnen nach und war verschwunden. So viel Glück, ich konnte es gar nicht fassen und mir tat es leid, dass die anderen das nicht miterlebt hatten.
Zurück zum Auto, Abendessen in einer Pizzabar, dessen Besitzer alle meine Bilder vom Wolf haben wollte, Sonnenuntergangfotos von der Marina, die sich unterhalb unseres Hotels befand. Und also ob das Fotoglück heute nicht schon mehr als ausgeschöpft war, sah ich noch eine Robbe. (Harbour Seal)
Am Abend schauten wir noch Bilder von Ladakh und Nepal von Glenns Computer bei uns im Hotelzimmer.
16. Juni Ucluelet – Vancouver Island
Aufstehen, Treffen mit Jane und Glenn, die die Nacht auf dem Campingplatz verbracht hatten, am Beginn des Wild Pazifik Trails. Es sollte ein ganz besonderer Spaziergang / Wanderung werden. Der Weg führte entlang des Pazifiks und die Blicke vom Trail aus dem Wald heraus auf das Meer waren bezaubernd. Wir fühlten uns wie in eine Märchenwelt versetzt, denn auch der Wald war wie im Bilderbuch. Und jeder Lookout war ein Wow, ein Ooooh, einfach überwältigend. Dazu die frische Seeluft, der Duft des Waldes, es fühlte sich surreal schön an. Die Wege waren gut gewartet, die Aussichtspunkte immer freigeschnitten, damit die heutigen Begeher des Trails dieselbe faszinierende Landschaftsaufnahme machen konnten, wie die vor 5 Jahren und vielleicht das Licht wegen des Wetters variierte, aber die atemberaubende Landschaft allen zugänglich war. Ich fotografierte im HDR-Modus (drei Aufnahmen mit unterschiedlichen Belichtungseinstellungen – macht Sony automatisch), da trotz des bewölkten Wetters die Helligkeitsunterschiede ziemlich groß waren. Das bedeutet nun mehr Arbeit bei der Entwicklung der Fotos, die es sicherlich wert sein wird, zumindest bei vielen Aufnahmen. Am Ende des Trails gab es noch einen Loop mit uralten riesigen Bäumen.
Nach diesem absoluten Genusswandern – wohl eine der schönsten Wanderungen in unserem Leben überhaupt, gingen wir auf dem kürzesten Weg zurück zum Auto, fuhren zu unserem Hotel zurück und aßen alle vier in der Gemeinschaftsküche zu Mittag. Wir machten unsere Pizza von gestern, die wir nicht aufgegessen hatten, warm und aßen noch ein wenig Brot und Gemüse dazu.
Teil zwei des Tages war die Fahrt in den Norden der Halbinsel auf Vancouver Island nach Tofino. Wir hatten uns auf der Karte der Touristeninformation 3 Wege ausgesucht, die wir noch unterwegs gehen wollten. Der erste Stopp war der Bog Pfad, ein Trail auf Holzbohlen durch ein Sumpfgebiet. Glenn, der seine kindliche Neugier bewahrt hatte (er wird dieses Jahr 77), schaute nach jeder Blume und jedem Strauch. Die Landschaft hier, die mich ein wenig unsere Westruper Heide erinnerte, war wirklich fotogen. Die Formen der vertrockneten Bäume die einen wunderbaren Kontrast zu den Nadelbäumen ergaben, waren endlos, überall Moos und Heide und Blumen, die toten Bäume mit Spanischem Moos behangen, das alles auf einer Länge von nur einem Kilometer.
Zweiter Stopp der Regenwald. Etwa 10 Kilometer weiter nördlich parkten wir wieder und machten uns auf einen kurzen Weg durch den Regenwald. Ein Boardway führte durch die Wildnis, sehr gut ausgebaut, mit vielen Treppen, Geländern durch Bäume, die fast in den Himmel ragten, aber nicht langweilig glatt gewachsen waren, sondern jeder Baum seinen eigenen Charakter hatte. Es war zwar kein Canopy-Walk aber es fühlte sich an, als würde man den Bäumen unwahrscheinlich nahekommen, den Wurzeln und durch das hügelige Relief der Area gepaart mit der Wegführung auch manchmal den höheren Teilen der Bäume. Es war ein intensives Erleben des Waldes in seiner ganzen Wildheit, Ursprünglichkeit, Vergänglichkeit, Mächtigkeit. (Ich beim Fotografieren vom Boardwalk gefallen, einen Schritt zu viel gemacht, damit das Motiv draufpasste und plumps, lag ich einen halben Meter tiefer im Dreck die Kamera fest in der Hand, aber Glück gehabt.) Der Pfad bestand aus zwei Teilen und als wir den zweiten Teil begannen, sagte Jane, sie wolle doch lieber nach Tofino fahren. Also fuhren wir nach Tofino, wo unser Ziel, der Botanische Garten, leider geschlossen war. So hielten wir an der Waterfront und gingen in ein Restaurant, dass direkt am Ufer lag, schon über dem Wasser und ergatterten einen fabelhaften Tisch mit einer Gasfeuerung in der Mitte des Tisches (wie ein Grill gemacht) unverbaubaren Blick auf die Bucht. Es war schon fast Sechs und aus der Absicht nur einen Drink zu nehmen, wurde Dinner. Ein sehr leckeres Dinner. Vor dem Restaurant lag die Marina, man sah Wasserflugzeuge starten und landen und auf der gegenüberliegenden kleinen Insel, hoch oben in den Bäumen saßen Weißkopfseeadler. Sie jagten/fischten hier. Wir konnten live die Kämpfe mit den Möwen beobachten. Manchmal sah es so aus, als würden die Möwen den Adler bedrängen (wenn er etwas gefangen hatte), aber ich sah auch, wie der Adler Höhe machte und sich dann mit enormer Geschwindigkeit auf die Möwen stürzte, auf eine, die er auserwählt hatte. Coole Luftgefechte und super Flugleistungen. Am Morgen wurden in der Bucht Orkas gesichtet. Dieses Glück wurde uns nicht zu Teil. Der einzige Wermutstropfen war, dass mir ein Vogel auf den Hut schiss, als ich beim Essen war. Zum Glück nicht auf den Teller.
Nach dem Restaurant fuhren wir noch zum nördlichen Ende der Insel, wo ein Schild das Ende des Trans-Canada Highway bekanntgab. Von da schauten wir aufs Meer und träumten von einer Woche Verlängerung und einem Besuch der nördlich gelegenen Inseln mit dem Boot oder Wasserflugzeug, denn mit dem Autofahren war hier Schluss.
Rückweg und ziemlich erschöpft im Hotel angekommen.
17. Juni Ucluelet – Victoria
Mit Wecker aufstehen und 8 Uhr Abfahrt nach Victoria. Wir machten zwei kurze Stopps, einen zum Auffüllen der Essvorräte und einen zum Tanken, dann waren wir nach 5 Stunden in Victoria, genauer in der Top-Sehenswürdigkeit den Butchart Gardens. Ein wunderschöner botanischer Garten, errichtet von einem Steinbruchbesitzer und Zementfabrikanten zu Beginn des 20. Jahrhunderts und bis heute im Besitz der Familie. Der Steinbruch wurde mit enormen Aufwand unter Zutun der Steinbrucharbeiter von der Frau des Besitzers zu einem Kleinod der Gartenbaukunst verwandelt. Heute erfreuen sich mehr als 1 Million Besucher jährlich an den Blumen, Bäumen und Vielerlei wunderschöner Dinge auf dem riesigen Areal. Auch wir taten dies 3,5 Stunden lang. Mit gefiel besonders der Japanische Garten und der Rosengarten. Wir sahen sogar Kolibris, Buntspechte und kanadische Robins, was zu Deutsch eine Wanderdrossel ist.
Ziemlich erschöpft checkten wir gegen 18 Uhr im Hotel ein und ich fiel für eine Stunde ins Koma. Danach gab es leckeren Lamm-Curry beim Inder mit Mangolassi (die drei anderen aßen irgendetwas vegetarisches). Da es lange hell war, die Sonne noch nicht untergegangen, machten wir einen Spaziergang durch die Altstadt, zur Brücke, über die Brücke und wieder zurück. Sehr schöne City, erinnert, wie sollte es auch anders sein, ein wenig an London, mit vielen fancy Shops, stylischen Lokalen, was Lust auf mehr machte für den morgigen Vormittag.
18. Juni Victoria – Port Angeles
Heute wieder ausschlafen, Frühstück auf dem Zimmer (Müsli), Packen und fertigmachen zur Überfahrt. Das Hotel hatte uns erlaubt, dass Auto bis 13 Uhr in der Garage zu lassen (ein Türke war an der Rezeption und die drei Wörter türkisch, die ich konnte, waren genug, um ihn einzuwickeln). Davor machten wir noch einen sehr spannenden Stadtrundgang, der im chinesischen Viertel (Chinatown) begann. Chinatown in Victoria ist die älteste Ansiedlung von Chinesen in Kanada. Ein kleines Stück, eine sehr enge Gasse war noch fast im Originalzustand erhalten. Die Gasse so breit, dass gerade zwei Menschen aneinander vorbeigehen konnten. Hier hatten sich allerlei fancy Geschäfte angesiedelt. In einem kaufte sich Toma einen Hosenrock. Dann ging es in Richtung Hafen, wir sahen die Wasserflugzeuge landen und die lustigen Wassertaxis über das Wasser sausen. Victoria ist schön und auch sehr sauber.
13.30 rechtzeitig am Fährterminal anstellen zur Passabfertigung. Die Grenzübergänge von und nach den USA waren easy und völlig entspannt. Geradezu Small Talk.
Die Fähre war um einige Dimensionen kleiner als die nach Vancouver Island (Nanaimo). In den USA wurden wir nicht noch einmal kontrolliert, zwar angehalten und befragt, wo wir hinwollten, aber nachdem wir gesagt hatten, dass wir aus Germany sind, war wieder nur Small Talk dran.
Die Passage – Strait of Juan de Fuga in der Salish Sea – war glatt wie ein Babypopo. Keine Wellen, kaum Schaukeln eine Fahrt bei Sonnenschein und fantastischer Sicht auf beide Ufer und den Olympic National Park auf der amerikanischen Seite. Nach etwa 2/3 (also einer Stunde) Fahrt wurden zwei Wale gesichtet, ich sah nur noch kurz den Rücken eines davon, doch zum Fotografieren kam ich nicht.
Unser Hotel war direkt am Hafen und Port Angeles eher ein Dorf als eine Stadt. So war es auch nicht verwunderlich, dass das Restaurant voll war und man uns anbot, eine Stunde zu warten, was wir nicht taten. Wir fuhren zurück ins Hotel und holten alle unsere Essensvorräte raus und zauberten daraus ein schmackhaftes Dinner.
19. Juni Port Angeles – Seattle
Um 9.15 Uhr waren wir abfahrbereit. Bevor wir aber das heutige Ziel ansteuerten, Seattle, wollten wir den Olympic National Park einen Besuch abstatten. Über die aktuelle Lage der Wanderwege informierten wir uns im Rangerzentrum und fuhren dann zur Hurrikan Range, ein Wanderweg, von dem man bei gutem Wetter den besten Blick auf alle hohen (noch schneebedeckten) Berge des Parks hat (und wir hatten heute Kaiserwetter – keine Wolke, gigantische Sicht). Am Parkeingang angekommen, schickte man uns (alle anderen auch) wieder zurück, da es hygienische Probleme mit einer Toilette im Park gab. Diese Information hatte das Einlasspersonal 2 Minuten vor unserer Ankunft erhalten. Ein riesiger Parkabschnitt (hunderte Quadratkilometer) wurde wegen einer defekten Toilette gesperrt! Auf Deutsch hätte ich am liebsten „Scheiße“ gesagt.
Glenn schaute sich die Karten an und entwickelte schnell einen Plan B. Der Park erinnert ein wenig an die Alpen, beherbergt aber auf Grund seines Klimas einen Regenwald, und so genossen wir auf unserer Ersatzwanderung sehr urige Anblicke. Am Trailhead (Anfang des Wanderweges) wurden wir vor dem Puma gewarnt, der hier kürzlich (im Mai) gesehen wurde. Wild gab es reichlich, denn kaum bog der Weg in den Wald ein, schon huschte ein Kitz über den Weg und sprang den Abhang zum Fluss hinunter. Als wir bei der ersten Gelegenheit zum Fluss hinabstiegen, große umgestürzte Bäume lagen im Flussbett und boten tolle Motive, entdeckten wir in 20 Meter Entfernung ein ausgewachsenes Reh, dass sich an den saftigen Blättern am Flussufer labte. Schnell eine Aufnahme mit der Landschaftskamera und dann das Tele rausholen. Doch das Reh dache gar nicht daran davonzulaufen. Als ich das Tele in der Hand hielt und filmte (dachte ich filmte) schauten wir uns zwei ganze lange Minuten an. Erst da bemerkte ich, dass ich nicht den Filmknopf gedrückt hatte. Diesmal kein Problem, denn die nächsten zwei Minuten, bei laufender Kamera, wendete das Reh auch kaum den Blick von mir, fraß aber ab und zu einmal und kam dabei immer näher, so dass ich sogar Toma als Vordergrund hatte. Das Tal wurde im vergangenem Jahrzehnt re-naturalisiert, die Dämme gesprengt, und der Fluss hatte daraufhin seinen Lauf geändert, die Straße weggespült und den Campingplatz auch. Auf den Resten des Campingplatzes machten wir Mittag und gingen dann wieder zurück durch einen entzückenden Wald, das Moos von der Sonne angestrahlt, sah romantisch aus. Blumen am Wegesrand und viele Vögel machten das Naturerlebnis perfekt. Zurück an den Autos verabschiedeten wir uns von Jane und Glenn, die hier im Nationalpark noch einige ernsthafte Wanderungen machen würden, wir aber unsere Reise nach Seattle und morgen nach Alaska fortsetzen werden.
Die Rückfahrt nach Seattle, wir nahmen nicht die Fähre, dauerte fast 4 Stunden und war recht ermüdend. In Seattle bekamen wir im selben Hotel, wie bei unserer Ankunft aus Deutschland, ein sehr großzügiges Zimmer. Ja, mit den Unterkünften sind wir sehr zufrieden. Bei „unserem“ Thai dinieren wir, mussten aber lange auf das Essen warten, da der Laden proppenvoll war.
20. Juni Seattle – Anchorage
Auuuuuuuuuuuuuuuuusschlafen. Koffer packen, sodass wir fliegen können, kleines Frühstück auf dem Zimmer und dann war es auch schon so spät, dass wir auscheckten, die Koffer abgaben und einen kleinen Spaziergang in die Stadt unternahmen.
Ziel Nummer 1: Die französische Bäckerei. Leckere Teilchen, guter Cappuccino und Blick auf den Markt, auf das Gewusel, immer etwas zu sehen.
Ziel Nummer 2: Aquarium – Heute erwartete uns keine Schlange vor einer der Top-Attraktionen Seattles und wir zückten den Geldbeutel, um die zwei Stunden bis zum Ablauf der Parkzeit um 15 Uhr zu überbrücken. Nettes Aquarium, mit einem Außenbereich für Robben und Ottern. Einige schöne Bilder gelangen auch im Innenbereich, Quallen, Seeanemonen und ein riesiger Kugelfisch, der sich schon halb aufgeplustert hatte und ganz nah an die Scheibe schwamm, um uns mit seinen tellergroßen Augen zu bezirzen. Zurück zum Hotel vorbei an den Obdachlosen und Fixern, die das in aller Offenheit taten, wenn man so will unter Aufsicht der Polizei, die auf dieser Straße Präsenz zeigte, aber nicht eingriff.
Die Fahrt zum Flughafen war ein wenig stauig, wir hatten aber viel Zeit und nutzten diese, um noch einmal nachzufragen, ob uns die Reparatur des Reifens zurückerstattet würde. Als erstes sagte uns die Frau, die das Auto annahm, warum wir denn nicht einfach den Reifen gewechselt hätten. Wir schauten sie ungläubig an, da uns jai der Übernahme des Autos gesagt wurde, dass kein Ersatzrad im Auto wäre, aber sie zeigte es uns. Der Manager am Counter war sehr einsichtig und wir werden unser ausgelegtes Geld in 4 Wochen zurückbekommen.
Nun sitzen wir vor dem Gate und warten auf den Flug von Alaska Airlines, der uns 8.35 pm in 3,5 Stunden von Seattle nach Anchorage bringen wird. Wir werden gegen Mitternacht ankommen und ich denke, es wird bestimmt noch hell sein (oder nicht ganz dunkel). Habe gerade mal nachgeschaut, Anchorage liegt nicht über dem nördlichen Polarkreis, aber da wir fast Sommeranfang haben und die Sonne maximal im Norden steht, haben wir vielleicht so etwas wie die weißen Nächte in Sankt Petersburg.
Der heutige Tag war ein Tag zum „Runterkommen“ nach den vielen Highlights der letzten drei Wochen, 4373 gefahrenen Meilen (= 7037 km), mehr als 8500 Bildern und mehreren Hundert Videoclips, 200.000 Schritten oder mehr.
Besser hätte die Reise „so far“ nicht sein können.
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Alaska
21. Juni 2024 Anchorage – Denali
Der Flug verlief ruhig bis kurz vor Anchorage da schüttelte sich die Maschine, so als würde sie alle aufwecken wollen. Die kurzen Turbulenzen hatten mich munter gemacht und das gerade rechtzeitig. Wenn wir bis zu meinem Einschlafen über der Inlandpassage flogen, so befanden wir uns jetzt über dem Festland den Bergen vor Anchorage, die ab und zu sichtbar wurden, wenn die Wolken aufrissen. Der Pilot setzte zum Sinkflug an, es ging durch die schmale Wolkendecke und darunter wurde eine großartige Landschaft sichtbar. Ganz am Horizont schneebedeckte Berge, die sich unter die Wolken duckten, davor Seen, Flüsse, Wald, Sumpflandschaften und das im Licht der untergehenden Sonne, die während des gesamten 3,5 stündigen Fluges untergehen wollte und es doch nicht geschafft hatte und nun diese fabelhafte Landschaft in ein weiches, schmeichelndes Licht einpackte. Zum Mitnehmen. Der Beginn eines wunderbaren Urlaubs?
Ein Shuttlebus brachte uns zu unserem Hotel und da die Zeit in Alaska 1 Stunde hinter Seattle zurück ist, schafften wir es gerade so noch vor Mitternacht einzuchecken. Das Nichtraucherzimmer stank so nach kaltem Rauch, dass ich bat, das Zimmer zu tauschen. Dem wurde entsprochen und wir legten uns erschöpft nieder und ich konnte das erste Mal im Urlaub nicht gleich einschlafen. Die Geräusche von den Flugzeugturbinen raubten mir den Schlaf.
Frühstück war angegriffen, kontinentales Frühstück eine Jogurt und ein Muffin, der mir heiß serviert wurde und weich wie Butter war. Der Tausch zu einem kalten Muffin änderte außer der Temperatur des Muffins nichts, er war genau so weich wie der heiße, feucht und eklig. Toma schien das geahnt zu haben und hatte sich für richtiges Geld, ein Omelett oder so etwas Ähnliches bestellt. (Der Preis für die Übernachtung lag nach Googlemaps bei 500$. Da sollte doch ein Frühstück mit abfallen. (ob wir auch 500 $ bezahlt haben, wage ich zu bezweifeln)
Vom Hotel mit dem Shuttlebus zum Car Rental, diesmal Alamo. Sehr netter Kollege am Schalter, der mir nichts verkaufen wollte, alle möglichen Tipps parat hatte und sogar ein Auto mit Ersatzrad raussuchte. Super Service im Gegensatz zu Hertz.
Nächster Schritt, Einkaufen. Wir fuhren an einem Walmarkt vorbei und hielten an. Bis auf Bärenspray hatten sie alles, Leim, eine neue SD-Karte, Cola und alles Essbare, was wir so brauchten, nur mit dem Brot da haben es die Amis nicht so nach unsrem Geschmack. Es gibt Regale voller verschiedener Brotsorten, die alle pappig weich sind, und nur einen anderen Namen auf der Verpackung ausweisen. Wir kauften letztendlich so etwas wie Zwieback also geröstetes Brot.
Den Bärenspray besorgten wir uns unterwegs in einer Shell-Tankstelle.
Die Fahrt forderte etwa bis zur Hälfte auf einem Highway mit ordentlich Verkehr meine ganze Aufmerksamkeit, danach entspanntes Fahren auf fast leerer Straße.
Wir hielten nur einmal an, um die Toilette zu nutzen und einen schönen Blick auf das Denali-Gebiet zu genießen und den Berg Mc Kinsley von Weitem zu sehen, eingebettet in die gesamte Gebirgskette.
Anmelden und gleich ab zum Resort über der Straße, wo wir eine Wildernesstour im Denali Nationalpark buchten. Abfahrt morgen 5.10 Uhr, weit, weit vor dem Aufstehen. Von da ging es zum Visitor-Centre und fragen, was wir im Park noch so erleben können. Das gestaltete sich sehr zäh. Die junge Frau war zwar nicht unfreundlich, man musste ihr alles aus der Nase ziehen, genau wie dem Concierge in der Lodge. Schnell noch einen Film über die Huskys schauen und dann zurück zur Lodge. Doch vor der Fahrt zum Zimmer hielten wir am Thai-Food-Truck.
Das Zimmer ist gemütlich, hat aber kein Internet, keinen Kühlschrank und keine Mikrowelle. Draußen scheint die Sonne, der Fluss rauscht beruhigend und wir müssen aber zeitig zu Bett gehen, siehe oben.


22. Juni Denali Grizzly Bear Resort
Ganz früh aufstehen, was nicht besonders schwerfiel. Schon auf der Fahrt zum Bus sahen wir einen Elch, hielten aber nicht an. Wir waren 20 Minuten vor Abfahrt des Busses an der vorgegebenen Stelle, ein Hotel, in dem wahrscheinlich viele mit dem (Panorama)-Zug angereiste Gäste übernachten. Diese haben dann ein Paket gebucht und werden mit den Bussen in den Park kutschiert. Wir heute mit ihnen. Die Preise sind gepfeffert, eine ganze Menge Chili war zusätzlich mit dabei, aber wir werden nicht noch einmal die Gelegenheit haben hier vorbeizuschauen. Laut Ticket waren wir im dritten Bus gebucht, der zweite stand aber noch da und wir wollten schon einen Bus eher fahren, entschieden uns aber dann doch zu warten. Eine goldrichtige Entscheidung, da wir im dritten Bus die Plätze rechts ganz vorne bekamen und so Sicht nach vorne hatten. Eine reifere Frau, deren Lebensgeschichte wir nach den 5 Stunden Busfahrt kannten, war unser Fahrer. Uns beiden fiel als erstes ihre Cowboy-Stiefel auf, wo die Fäden in den Nähten fehlten. Sie lenkte den Bus, erzählte Geschichten, hielt Ausschau nach Tieren und wenn sie welche entdeckt hatte, filmte sie diese auch und die Bilder wurden auf einen ausklappbaren Bildschirm projiziert, der vor jeder Sitzreihe herunterklappbar war. 2-3 Jobs in einem. Hut ab.
Fantastisch war die Lichtstimmung, ein wenig Wolken und das weiche Morgenlicht gepaart mit ein wenig Dunst ließen die Landschaft stimmungsvoll aussehen.
Das erste Tier war ein Schneehuhn, dann eine Schneehuhnfamilie mit vielen Jungen, die sich alle unter der Henne versteckten, als wir anhielten und die Szene auf die Bildschirme projiziert wurde. Da ich vorne saß, konnte ich Bilder machen, meist durch die Frontscheibe, die zwar geputzt war, aber trotzdem durch die doppelte Lichtbrechung nur bedingt gute Bilder gelangen. Die Rettung war manchmal das offene Fenster, an dem Toma saß. Aber dafür musste der Winkel stimmen, was nur selten der Fall war. Große Strecken sahen wir gar nichts. Bis zum Kilometer 13, wo die Asphaltstraße endet, ebenso der öffentliche Zugang zum Park, haben wir kein Wild gesehen. Danach war ein Alaska-Hörnchen schon eine Sichtung, an der man sich aufhalten konnte oder die Schneehühner, von denen wir mehrere sahen. Uns wurde gesagt, dass es entlang des Weges immer viele Tiere zu beobachten gibt. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Hoch oben in den Bergen sahen wir die weißen Bergziegen, aber sowohl das Zoom der Videokamera unserer Fahrerin, als auch mein Teleobjektiv machte nur verschwommen Aufnahmen. Zu weit weg und der Bus vibrierte stark, was erschwerend dazukam. Toilettenhalte waren eingeplant und Kabinen ausreichend an den Halteplätzen vorhanden. Das war aber schon nach Kilometer 13. So tuckerten wir bis Kilometer 42, eine Meile vor den Bergrutsch, der bis Ende 2026 repariert werden soll.
An der Wendestelle unter der Brücke brütete ein Rabenpaar und die vier Jungen waren aus dem Nest geflüchtet und ließen sich auf dem Brückengeländer von den Altvögeln füttern. Das war wohl das Highlight der Tour. Wir sahen, wie ein Rabe eine Maus oder ein Hörnchen gejagt hatte und es verspeiste. Auf der Rückfahrt lief uns ein junger Karibu vor die Kamera, den ich aus dem Fenster gut fotografieren konnte. Ein Platz weiter hinten und mit Bildern wäre es wohl nichts gewesen.
Als Sensation wurden uns dann zwei Schneehasen verkauft (Sehr rare Sichtung). Als ein dritter über die Straße lief, schien das Fass überzulaufen. Es war dann aber auch das letzte Tier, was wir auf der Fahrt sahen. In Summe, was die Tierbeobachtungen betraf und auch die Landschaft, die uns gezeigt wurde, ungenügend, selbst wenn man davon ausgeht, dass wir uns in der freien Natur bewegen und man nicht vorhersagen kann, ob es zu Begegnungen kommt oder nicht. Der Park hat übrigens keine Wanderwege, bis auf ein paar kurze Wege. Man will dem Besucher wirklich unangetastete Natur bieten.
Ich empfehle jedem, der mit dem Auto nach Denali gefahren ist, die Bustour nicht zu machen, alternativ einen kostenlosen Parkbus zu nehmen und bis zu Kilometer 13 mit dem Auto selbst zu fahren. Hinterher ist man eben immer ärmer und schlauer. Und Monopole sind immer teuer.
Wir fuhren direkt zurück zum Parkplatz und von dort in unser Quartier, aßen zu Mittag und ich machte eine ausgedehnte Mittagsruhe. Danach brachen wir in Richtung Cantwell auf, um Landschaftsaufnahmen zu machen. Alle paar Kilometer hielt ich an, meist waren es Stellen, an denen man den Fluss und die Berge im Hintergrund hatte. Nach etlichen Halten, diesmal nicht auf einem Parkplatz, sondern auf dem Seitenstreifen, unter uns machte der Fluss eine Biegung, hatte ich schon die Landschaftsaufnahme gemacht, als ich auf der anderen Seite des Flusses etwas aus dem Wasser kommen sah. Schnell zurück zum Auto, Objektiv wechseln und schauen, ob es sich wirklich um einen Biber handelt, wie ich es mit bloßem Auge gesehen hatte. Doch da machte es Platsch und der Biber war im Wasser verschwunden. Kein Bild. Aber mit dem Tele sah ich ihn dann bald im Wasser schwimmen und ein zweiter tauchte auf. Man konnte die beiden Tiere ab und zu sehen, wie sie schwammen oder am Ufer sich putzten. Um doch noch etwas nähere Aufnahmen machen zu können, ging ich den steilen Hang von der Straße zum Fluss hinunter. Hier war die Sicht etwas schwieriger aber doch 20 Meter näher, was schon etwas ausmachte. Etliche Videos und Bilder von den beiden Bibern sind im Kasten, wie sie das Wasser verlassen und am Ufer fressen, sich wieder in die Fluten stürzen. Warum sind sie eigentlich am Tage aktiv, fragte ich mich, denn dass es Biber waren, daran bestand kein Zweifel, der lange lederne Schwanz verriet sie. Ganz einfach, hier gibt es ja keine Nacht. Also, dass Biber nachtaktive Tiere sind, trifft wohl nur auf die Biber in unseren Breiten zu.
Ruckzuck waren fast drei Stunden vorbei und wir fuhren dinieren (im Zimmer). Dann erneuter Aufbruch zur abendlichen Fotosafari. Andere Richtung wieder nach Denali-Stadt, wo wir bummeln gehen wollten, bevor wir noch einmal in den Park fuhren. Aber es kam etwas dazwischen, eine riesige Elchkuh stand an dem schönen See gleich nach dem Bahnübergang. Sie bot alles, was das Herz begehrte, majestätische Stolzieren durch das Gras, Trinken mit Wasser aus dem Maul laufen, Fressen, direkten Blickkontakt und das alles aus nächste Nähe und mit dem See gleich nebenan. Ein kleiner Wasservogel, der am See nistete, attackierte den Elch, selbst mich, der ich am Straßenrand stand, versuchte er abzulenken. Aber ich hatte nicht vor in den Sumpf hinabzusteigen.
Denali Stadt ist eine Anhäufung von Restaurants, Cafés, Take-Aways, Souvenirläden, Hotels und ein paar sinnvollen Geschäften, sowie einer Tankstelle. Wir kauften geräucherten Alaska-Lachs und dann ging es Richtung Park. Als erstes sahen wir wieder den unwahrscheinlich seltenen Schneehasen, dann war aber auch Schluss mit Tieren. Auf der Fahrt bis Kilometer (Sorry Meile) 13 machte ich einige Landschaftsaufnahmen von den Bergen, den Nadelbäumen und der untergehenden Sonne. Die Sonne wurde verdunkelt durch eine Rauchschicht, die von Waldbränden stammt, die etwa 150 Meilen im Osten wüten.
Jetzt ist es schon 2 Uhr (draußen ist es nicht dunkel) und ich lege mich jetzt schlafen.
23. Juni Denali
Spät ins Bett, also spät aus den Federn. Da wir uns damit abgefunden hatten, dass es mit der Tierdichte hier nicht so toll bestellt ist, war auch keine Eile geboten. Heute fuhren wir nach Norden, Richtung Fairbank. So richtig was zum Anschauen hatten wir in den vielen Prospekten nicht gefunden und große Wanderungen konnte ich auch von der Liste nehmen, da Toma durch Lesen der Gebrauchsanleitung des Bärensprays das nicht mitgemacht hätte (wenn man das liest, braucht man das Spray nicht mehr, dann geht man nicht freiwillig in die Natur). Nach Denali folgte eine Schlucht, die mir persönlich aufgrund der Schutthänge nicht gefiel, dann ein breites Tal an dessen gegenüberliegender Seite der Zug fuhr und dann wurde die Landschaft eintönig schön. Weite, keine großen Berge mehr, Wald, Flussauen, Sümpfe, unberührte Natur, nur Stromleitungen entlang des Highways, die ein wenig die Idylle störten. Als wir Healy, den nächsten Ort nach Denali – eine Ansammlung von wenigen Häusern, erreichten, kamen uns Busse entgegen mit Warnblinklichtern. Mitten im Ort, direkt am Straßenrand, graste eine junge Elchkuh. Da braucht man nicht in den Nationalpark zu fahren, am Straßenrand außerhalb des Parks haben wir mehr Wild gesehen, als im „gelobten“ Land. Wir fuhren in eine Seitenstraße, parkten und fotografierten aus nächster Nähe (unter 10 Meter). Da ich ausgestiegen war, sprachen mich zwei Alaskanerinnen, die gerade vorbeifuhren, an und fragten, ob ich Alaska besuche. Als ich das bejahte, wiesen sie mich auf die Striemen im Feld der Elchkuh hin. Die Striemen stammen von einem Bärenangriff, den das Tier lebend überstanden hatte.
Nach 10 Minuten war der Elch wieder im Wald verschwunden und wären wir diese 10 Minuten später vorbeigefahren, wir hätten nicht im Traum daran gedacht, mitten im Ort einen Elch zu sehen.
Nach etwa 25-30 Meilen machten wir auf einem Parkplatz mit Toilette halt, und ich startete zum ersten Mal meine Drohne. Wahrscheinlich weil weit und breit kein Internet da war, sagte das Gerät, dass das Benutzerkonto abgemeldet wäre und begrenzte die Flughöhe auf 30 Meter. Sei es drum.
Rückfahrt und wir machten erneut einen Abstecher in den Nationalpark bis Meile 15 (nicht 13). Unterwegs aßen wir in einer Haltebucht etwas, fotografierten einen Vogel (???Name) und schauten und schauten kilometerweit in die Ferne der Wildnis ohne eine tierische Bewegung wahrzunehmen. Auf dem Parkplatz Meile 15 erklärte uns ein Ranger, wie wir das Bärenspray richtig benutzen sollen und wies darauf hin, dass der Weg nach oben gesperrt war, wegen einer Bärenbegegnung am gestrigen Tag. Wir wollten eh den Weg entlang des Flusses laufen, eine Meile hin und eine zurück. Also ich wollte und händigte Toma den Autoschlüssel aus, aber siehe da, sie kam doch mit. Es waren ja auch überall Menschen auf dem Trail, die Wahrscheinlichkeit der Begegnung mit einem Teddybären war um eine Größenordnung höher, als mit einem echten Bären (übrigens gibt es hier nur Grizzlybären) und in der über hundertjährigen Geschichte des Parks gibt es erst einen tödlichen Zwischenfall mit einem Bären zu berichten (mi einem unvorsichtigen Fotografen). Also meine Chancen waren deutlich höher zu sterben.
Nach einer guten Stunde erreichten wir wieder den Parkplatz und fuhren zum Resort. Toma bereitete das Abendessen zu und ich machte ein kurzes Nickerchen. Gestärkt von Schlaf und Speise fuhr ich in Richtung Cantwell los, einige Sonnenuntergangsfotos zu machen. Das Licht war zu Beginn noch etwas grell, obwohl es schon 20.30 Uhr war, stand die Sonne noch relativ hoch am Firmament, da sie ja erst nach Mittagnacht unterging, hinter den Bergen aber deutlich eher. Die Biber hatten sich schon schlafen gelegt und auf dem Parkplatz kurz vor Cantwell, startete ich meine Drohne wieder und hier war genau die Situation, wo die Drohne die richtige Perspektive bieten konnte. Ich bin gespannt auf die Bilder, auf dem Monitor sah es geil aus.
Nach Cantwell quert der Jack River den Highway und ich hielt an. In einem Radius von 100-200 Metern gab es alles, was das Fotografenherz begehrte. Einen See, in denen sich die Berge spiegelten, in dessen Mitte sich eine Insel mit kleinen Tannenbäumen befand, nebenan der Fluss, dahinter Wald, dahinter schneebedeckte Berge und darüber eine riesige Gewitterwolke, die wegen des hohen Berges nicht weiterkam. Und dies alles bei schönem, abendlichen Licht. Auf der anderen Straßenseite das Ganze noch einmal, eben nur in die andere Richtung und noch schöner, weil unberührter. Balsam auf die Seele, Bilder, die ich mir schon lange gewünscht hatte. Schauen wir mal, was dabei herausgekommen ist, ich bin ganz zuversichtlich. Rückfahrt und Bericht schreiben.
24. Juni Denali
Heute kamen wir noch später los als gestern. Fahrtrichtung nach Süden, nach Cantwell. Unterwegs checkten wir, ob die Biber aktiv waren oder nicht, denn am Vormittag stand die Sonne so, dass sie die Stelle, wo wir die Biber gesehen hatten, beleuchtete. Sie taten uns den Gefallen nicht und blieben in ihrem Bau. In Cantwell bogen wir nach rechts auf den Denali Highway (Straße Nummer 8) ab, der nach Paxson führte. Alamo hatte diese Straße auf die schwarze Liste gesetzt, die wir nicht fahren sollten (Gravelroad). Doch bis zum Ende der asphaltierten Strecke sollte es wohl erlaubt sein. Der Asphalt hörte auf, als das Dorf aufhörte. Hier an der Schulbusumlenkstelle machten wir eine Pause, Fotos und ich ließ die Drohne fliegen. Die Bilder sind gut geworden (habe sie heute von der Mini-SD auf die Festplatte kopiert). Die Drohnenbilder geben die Landschaft Alaskas am besten wider. Da es eine nichtasphaltierte aber sehr glatte, festgefahrene Straße war, traute ich mich doch noch ein wenig weiter in Richtung Osten. Die Landschaft war wie fast überall, See, Bäume, Berge, Flüsse…. Wir hielten noch zweimal an, ließen bei jedem Halt die Drohne steigen und fuhren dann irgendwann wieder zurück. Landschaftsaufnahmen wie aus dem Bilderbuch. Zurück in Cantwell querten wir den Park’s Highway und den Jack River (nicht ohne Fotos gemacht zu haben) und gelangten auf der Straße ins Dorf und den Bahnhof. Das Dorf war nur eine Ansammlung von Häusern ohne Restaurant und Einkaufsmöglichkeit. Also wieder zurück. Wir hatten gerade auf dem Rückweg die Schienen passiert und sahen vor uns eine Wiese mit Wollgras und im Hintergrund (und jetzt wird es langsam langweilig, immer dasselbe) schneebedeckte Berge. Klick, klick und da übertönte ein durchdringender Hupton die Klickgeräusche der Kamera. Der Zug näherte sich. Zurück zum Auto umdrehen und da paar Meter zum Bahnhof fahren. Toma schaffte noch geradeso ein Bild aus dem Autofenster zu machen, bevor der gelb-blaue Panorama-Zug im Wald verschwand. Am Park’sway angekommen, bogen wir jetzt nach Süden ab, querten den Jack River und kurz nach dem Ort, wo ich gestern den Sonnenuntergang fotografiert hatte, hielten wir an. Hier gab es wieder tolle Motive. Dann weiter nach Süden, wieder zwei Drohnenstopps und dann waren alle Akkus leer und ich konnte beruhigt nach Hause fahren. Unterwegs der obligatorische Halt bei den Bibern, die immer noch schliefen. Mittagessen bei der Ankunft im Hotel, dann aus Verzweiflung noch einmal in den Park, um vielleicht doch noch ein Tier zu sehen. Das Tier des Tages war wieder die Elchkuh, die am See Dienst schob. Einige schöne Landschaftaufnahmen im Park, dank der Lichtstimmung, aber keine Tiere. Beim Passieren des Sees, es parkten schon drei Autos, war der Elch wieder ganz nah, verzog sich aber und ich bekam, auch ganz nah, dafür ein Hörnchen vor die Kamera.
Morgen heiß es früh raus, wir fahren nach Seward, 500 km.
25. Juni Denali – Seward
Vorbildlich fuhren wir kurz vor 7 Uhr los. Es war bewölkt und die eine große Wolke wölbte sich von Horizont bis Horizont, und man konnte trotz des trüben Wetters meilenweit sehen. Wie als hätte ein Maler mit einem extra breiten Pinsel über uns gemalt und am Ende des Pinselstrichs, dem Horizont, abgesetzt, so dass es so aussah, als würden die einzelnen Pinselhaare zu sehen sein und den dort niedergehenden Regen darstellen. Wir kamen uns vor wie mit einer weichen, watteartigen Glocke eingehüllt, die Sicht nach vorn und hinten, sowie zu den Seiten erlaubte, nicht aber nach oben. So waren die Berge nicht zu sehen, weil die Wolke dort mit den Berghängen den Horizont bildete. Einerseits besonders, anderseits, war doch die ganze Schönheit der Landschaft nicht zu genießen. Die Biber zeigten sich auch zum Abschied nicht und ich glaube, dass wir mit ihrer Sichtung unwahrscheinliches Glück hatten. Ab gut zwei Drittel der Strecke nach Anchorage klärte es auf, die Berge wurden wieder sichtbar, zwar nicht die Alaska-Range aber die Berge rings um Anchorage schon, und auch sie waren noch zum Teil schneebedeckt. In Wasilla machten wir einen Mehrzweck-Stopp im Walmarkt, Einkaufen und Toilette. Jetzt sind wir für den Rest des Urlaubs gut versorgt. Die Notwendigkeit für einen Halt in Anchorage entfiel und wir heizten durch nach Seward. Der Highway führt entlang des Fjordes und es ist eine Tramstraße dieser Welt.
Was kann die Landschaft der Berge in Denali noch toppen, Berge und Meer in einem. Die Straße schlängelte sich am Rand eines alpinen Gebirges auf der linken Seite und dem Fjord (einen U-förmigen Tal, das ein Gletscher der Eiszeit ausgeschabt und dann leer hinterlassen hat), woraus folgt, dass auf der anderen Seite des Fjordes genau solche traumhaften Berge sich auftürmten wie auf der hiesigen. Nicht ganz klar war dabei, dass sie schneebedeckt waren, obwohl ihre Höhe nicht allzu hoch sein konnte, da sie sich von Meereshöhe erhoben und das Wetter ja schon lange sonnig war. Noch schwieriger zu erklären die Gletscher, die hier auf der Kenai Halbinsel direkt ins Meer kalbten. (Vielleicht hören wir morgen auf der Bootstour eine Erklärung).
Die Fahrt am Fjord entlang bot auch immer wieder Parkplätze an, von denen man die Schönheit der Natur genießen konnte (zum Beispiel am Beluga-Point oder dem Bird-Watching Point). Bei einem Halt beobachteten wir, wie das Wasser wegen Ebbe aus dem Fjord in Richtung Meer herausströmte und Marschland hinterließ. Wir fuhren in den Fjord hinein auf hohe Berge zu, querten das letzte Stück und bogen dann nach links ab, um über einen alpinen Pass auf die andere Seite der Halbinsel zu gelangen. Auch die Fahrt über den Pass und das Hochgebirge der Kenaihalbinsel war ein Genuss. Wir hielten nur einmal an, wieder ein Mehrzweckhalt, aber man hätte alle paar Minuten für ein besonderes Foto die Fahrt unterbrechen können. Kurz vor Crown Point poppte auf dem Armaturenbrett die Info auf, dass ich tanken soll. Es war noch Benzin für 29 Meilen im Tank, und das Navi zeigte bis zum Ziel noch 30 Meilen an. Ja, tanken wollte ich in Anchorage und erst jetzt, so spät, hatte ich die Misere bemerkt. Mit riesiger Freude begrüßten wir die wenigen Häuser von Crown Point, hielten an der Lodge, dem Restaurant und kulturellen Zentrum des Dorfes an. Keine Tankstelle im Ort, der Wirt hatte kein Benzin zu verkaufen und empfahl mir nach Cooper Landing wieder zurückzufahren, etwa 15 Meilen. Das war mir zu heikel. Also schaute ich, ob ich noch von irgendjemand Benzin schnorren konnte, als in diesem Moment ein Quad mit einem weißbärtigen Mann vor dem Restaurant anhielt. Er hatte Benzin. Und er war bereit, mir zu helfen. Schwupps schon war er vorgefahren, wir hinterher und nach 100 Metern bogen wir auf seinen Hof ein. Halben Kanister einfüllen, kurze Unterhaltung und er weigerte sich hartnäckig, Geld zu nehmen. Habe ich aber trotzdem geschafft und er goss noch einen Schluck nach. Die Erleichterung war riesig.
Seward, mehr Hafen als Dorf, aber sagenhaft gelegen, Hotels und Endstation der Eisenbahn von Anchorage, Restaurants und Agenturen, die Touren per Schiff, Kanu, Raffting,… verkauften. Ringsherum steil aufragende Berge und das Meer/ der Fjord. Blauer Himmel, Wolken zogen sich entlang der Berge, so auf 2/3 Höhe, ließen die weißen Spitzen aber erkennen, die Marina vollgestopft mit Booten aller Couleur, die die Möwen umkreisten, bei ihren Flug-Manövern aber eher wie Anfänger wirkten im Vergleich zu den Seeschwalben, die mit doppelter Geschwindigkeit einem schwindlig werden ließ beim bloßen Zugucken.

Einchecken und sofort die Tour buchen, die wir morgen mit dem Boot unternehmen wollten. (Explore the Kenai Fjord 8,5 Stunden). Damit auch morgen alles wirklich klar ging, gingen wir zu Major Marine Tours und klärten die Einzelheiten ab. Mittagessen nachholen im Alaska-Seafood Grill, Fish and Ships.
Gesättigt, alle geschäftlichen Dinge erledigt, schlenderten wir durch die Marina und sogen die Umgebung in uns auf. Schwer zu ertragen so viel Schönheit. Im Hafen sahen wir dann einen Habour Seal (wo er auch hingehörte), der aber abtauchte, bevor wir überlegen konnten, ob wir ein Foto machen.
Tierische Begegnung Nummer zwei war eine Seeotter, die total verspielt im Hafenbecken schwamm. Sie wusste genau, was sie wollte und steuerte auf die Fischanlieferungsstelle, den Fischmarkt zu und bekam auch einen Rest von einem großen Fisch zugeworfen. Das rief natürlich Neid hervor und voller Wut und Verzweiflung stießen die Möwen herab und attackierten die Otter, die einfach abtauchte und so die Möwen das Nachsehen hatten. Video und Fotomaterial vorhanden.
Zeitig Nachtruhe wegen rechtzeitigem Aufstehen morgen früh.
26. Juni Seward – Cruise
Die Nacht verging schrecklich langsam. Ich wachte mehrmals auf, um das rechtzeitige Aufstehen nicht zu verpassen, doch es war noch immer zu zeitig, nie rechtzeitig. Viertel Sechs, für die Nordländer, 5 Uhr 15, als ich mich dann aus dem Bett quälte und beschloss, nicht mehr zu schlafen. Kurz nach Sieben verließen wir das Hotel und wurden nach unterschiedlichen Wettervorhersagen im Internet mit der Wirklichkeit konfrontiert. Und die sah leider anders aus. Wenn das Internet werbewirksam für Sonne und ein paar Wolken warb, so zeigte der Himmel weder Lücken für irgendwelchen Sonnenschein, noch ließ Wind darauf hoffen, dass die geschlossene Wolkendecke weggeblasen würde. Ernüchtert, wie es morgens meistens ist, schlichen wir zum Einchecken in den Hafen. Die ersten Regentropfen fielen auf uns herab und nachdem wir die Tickets hatten, Toma sich als Kopf der Warteschlange positioniert hatte, ging ich noch einmal ins Hotel zurück und holte die Regensachen, da wir diese durch viel zu viel Zutrauen zu den Fake-Wetter-News im Zimmer gelassen hatten. Da standen wir nun in der Boarding – Schlange und unterhielten uns mit einem indischen Pärchen aus Houston, Texas. Die noch gestern vorhandene Hochstimmung mit Sonnenschein bis zum Abwinken war verflogen und einer realistischen Erwartungshaltung an den Tag gewichen. Wenn mein Blick in Richtung Meer schweifte, sah ich, dass die Wolken sich entleerten. Oh je. Wir bekamen gute Plätze im unteren Deck, wurden von der Crew, zwei Mann und ein(e) Divers, herzlich begrüßt und nahmen uns erstmal einen kostenlosen Kaffee. Die erste Tiersichtung hatten wir schon im Hafen, zwei Bald Eagles auf der Mole, ebenso dort ein Seal mit Baby, von letzterem habe ich das Foto verpasst. An der Hafenausfahrt saß auf einem Mast noch ein ausgewachsener Weißkopfseeadler, den ich so nah ran bekam, dass man denken könnte, das Foto ist auf einer Greifvogelschau aufgenommen worden. Noch in den relativen flachen Gewässern, kurz nach der Hafenausfahrt, schwamm eine Seeotter, wie gewöhnlich auf dem Rücken, uns anschauend, sehr niedlich anzusehen. Der Anfang war gemacht, aber wie es so schön heißt, die ersten Pflaumen sind madig, ich traute dem Braten nicht, denn dann kam eine ganze Weile nichts. Da die niedrig hängenden Wolken alles oberhalb von 100 Metern verschluckten, konnten wir nicht einmal die Landschaft fotografieren, geschweige denn genießen. Ich hatte die Fotoapparate vorbereitet auf ein achtstündiges Dauerfeuer, aufgeladene Batterien, neue SD-Karten standen bereit jeder Fliege oder Möwe ein Bild zu widmen. Die Landschaft schien, soweit erkennbar doch sehr schön zu sein. Schroffe Felsen begrenzten den Fjord, manchmal schossen Wasserfälle die steilen Hänge hinab und pittoreske Inseln kreuzten unseren Weg und ergaben mit dem Nebel im Hintergrund Fotomotive wie Scherenschnitte. Der Kapitän hielt auf das Ufer zu und kündigte eine Mountain Goat an. Alle stürmten raus und siehe da, ziemlich weit unten am Hang war eine weiße Ziege zu sehen. Sie ähnelte jener, welche wir im Banff-Nationalpark am ersten Tag sahen. Der ersten Ziege folgte nach ein paar Minuten Fahrt ein Muttertier mit Jungem, dem die Mutter gerade alles beibringt, wie man sich Futter sucht, wie man am besten den Berg hochklettert, was am besten schmeckt.
Erste Erfolge, auf unserer Liste konnten wir schon einige Tiere abhaken. Auf Cheval Island sahen wir mehrere Vögel, Möwen (Black – Legged Kittiwake) selbstverständlich, aber auch Puffins (ob wir beide Arten den Horned und den Tufted Pufin sahen, kann ich erst sagen, wenn ich alle Bilder durchgeschaut habe), ein Kormoran war auch vertreten, doch, außer den Möwen nur einzelne Exemplare, keine Tiere im Überfluss. Auf der nächsten Insel wälzten sich auf den Felsen gelangweilt Seelöwen herum (Steller Sea Lion) und schenkten uns nicht ein bisschen ihrer Aufmerksamkeit, und wendeten sich gähnend ab. Das Wetter war immer noch trostlos, wir hatten beide schon unsere Regenhosen angezogen, sodass der Wind uns nicht durchpusten konnte. Es fiel schon schwer, wegen jedem Vogel in die Kälte hinaus zu gehen. So unterhielten wir uns mit unseren Tischpartnern, einer Familie aus Indien (aber seit 40 Jahren in der USA), Tom (er hatte seinen langen indischen Namen gegen einen kurzen amerikanischen eingetauscht) und Nisha (Nisha wie unsere jüngste Enkelin und Tom, wie unser ältester Enkel, wobei wir einer Nisha, mit diesem Namen, überhaupt das erste Mal begegneten.)
Von Walen keine Spur, die Seelöwen waren ja eh eine Bank und liegen immer dort. Ich begann mich in mein Schicksal zu fügen. Wal - Watching ist definitiv nichts für uns.
Wir waren als eins der ersten Schiffe losgeschippert, sodass wir kaum Boote hatten, die uns Begegnungen berichten konnten. In dem Gebiet arbeiten alle Bootsführer, Kapitäne eng zusammen, selbst wenn sie von unterschiedlichen Companies sind, tauschen Sichtungen aus und lotsen Boote dorthin, wo es etwas zu sehen gibt. Ein Boot hatte eine Walsichtung gemeldet, ganz nah am Steilhang in der Bucht vor uns, ein Humpback Whale (Buckelwale). Nur wenige Meter von der Steilwand entfernt sahen wir Blasen nach oben steigen, dann deine Fontäne aus dem Luftloch, gefolgt von einem Rücken und Flossen, die alleine 1 Tonne wogen und dann tauchte majestätisch der Schwanz auf und verschwand ganz in den Fluten. Nun brauchte ich das ja nur noch zu fotografieren und alles wäre perfekt. Das Problem war nur, wo und wann kommt der Wal wieder an die Oberfläche. Es kündige sich an mit dem Ausatmen und jetzt musste ich schnell sein, Kamera auf diese Stelle richten, abdrücken, halten (Mehrfachauslösung) und hoffen, dass der Autofokus einigermaßen richtig gearbeitet hat. Es sind Bilder geworden mit Rücken, Schwanzflosse aber auch, wie er die Luft in einem großen Schwall ausstößt, wovon eine Wasserwolke einige Sekunden in der Luft bleibt. Der Wal hat hier wenige Meter vom Felsen entfernt eine besondere Fangtechnik angewandt, indem er Blasen erzeugt, die Fische in dieses Luftwassergemisch hineinschwimmen und er dann mit offenem Maul durchschwimmt. Er übrigens sehr neugierig und kam ganz nah an oder besser unter unser Boot heran, was man anhand der sich nähernden Luftblasen sagen kann.
Aus der Wikipedia:
Der Wal schwimmt mit geöffnetem Maul in diese Schwärme ein und taucht danach meist mit gefülltem Maul ab. An der Oberfläche findet dies horizontal statt, aus größeren Tiefen steigt der Wal senkrecht auf. In letzterem Fall produziert der Wal einen Vorhang aus aufsteigenden Luftblasen, um die Nahrung zu konzentrieren. Dabei können sich abhängig von der Größe des Beuteschwarmes auch mehrere Wale zusammenschließen und ihren Beutefang synchronisieren. Gebildet von einer Gruppe von Walen, können die Luftblasenwände, welche durch Laute koordiniert werden, einen Durchmesser von 3 bis 30 Metern erreichen, damit sind sie die größten von Tieren erzeugten „Fischernetze“.
Unser Wal fischte an der Oberfläche, was ein öfteres Auftauchen zur Folge hatte. Gut für uns, denn dann konnten wir ihn deutlich mehr sehen, als wenn er in die Tiefe abgetaucht wäre und wir auf ihn 3-15 Minuten hätten warten können.
Auf den Felsen, besonders der Inseln, und im Wasser sahen wir einige Common Murre (Trottellummen), die übrigens etwa genauso tief tauchen können wie Buckelwale. Als wir in den Northwestern Fjord einbogen, es war so gegen 12 Uhr, befahl der Kapitän Mittagessen und da er die Wette verloren hatte, dass wir heute Vormittag keinen Wal sehen werden, war er mit der Essenausgabe dran. Wir befinden uns hier in einem temporären Regenwald, sehr urig, aber eben, wie es der Name schon sagt, sehr regenreich. Die Vegetation auf dem Festland (Kenaihalbinsel und der Harrishalbinsel im Speziellen) war üppig, die Inseln also grün gecovered, wenn kein Gletscher vorhanden war. Der Gletscher, das Harding Icefield, was über der Halbinsel lag, sandte seine Ausläufer hinunter zum Meer oder sie endeten abrupt schon weiter oben. Blickten wir nach vorn, so waren die Gletscher ganz am Ende der Bucht zwar nicht vollständig zu sehen, aber die Sonne schien dort auf das Eis, was vermuten ließ, dass dort die Wolkenschicht Löscher hatte. Der Kapitän meldete Dall’s Porpoise, die kleinen schnellen Killerwale, die sich in rasanten Tempo dem Boot näherten (ihre Maximalgeschwindigkeit beträgt 35 Meilen pro Stunde). Alles prang auf und versuchte, mit dem Handy die Tiere einzufangen. Nach drei vier Bootsumkreisungen waren sie genauso schnell wieder weg, ihr Futter jagen.
Je weiter wir in die Bucht hineinfuhren, desto mehr klarte es auf. Über uns befand sich schon keine geschlossene Wolkendecke und der Gletscher am Ende der Bucht wurde hell von der Sonne angestrahlt. Was für eine Landschaft. Überwältigend, jegliche Superlative würden dieser Natur nur unzureichend gerecht. Berge und Meer und von beiden nur das Beste. Der Northwestern Glacier immer vor uns und obwohl wir dachten, wir wären schon ganz nah dran, fuhr der Kapitän weiter und weiter. Uns kamen schon kleine Eisschollen entgegen, auf denen sich mitunter Seals sonnten oder nur ausruhen. Links und rechts, der Fjord wurde schmaler, schossen Wassermassen herab, Schmelzwasser, dass Sedimente enthielt, die sich im Fjordwasser anreicherten und ihm seine blau-graue stählerne Farbe verliehen. Ich stand fast am Bug und das kleine Schiff schob sich durch das Eis, aus dessen unvereisten Stellen die Köpfe von Seals hervorlugten, dann aber gleich wieder abtauchten, um dann erneut nach Luft schnappend den Kopf raussteckten. Irgendwann, nach unzähligen Aufnahmen, alle Passagiere hatten sich schon auf dem Vorderdeck versammelt, waren wir dann doch nah genug an der Gletscherabbruchkante angekommen, der Kapitän schaltete die Motoren ab und wir lauschten, wie sich große Eisbrocken von dem Gletscher lösen und mit Getöse in den Fjord krachten. Rechts weit oben, vom oberen Teil des Gletscher rauschte ein Wasserfall / Bach hinunter, der dann irgendwo weiter unten hinter den Eismassen verschwand und als Schneelawine seinen Weg fortsetzte. Die Wand des Gletschers war stark zerklüftet und schimmerte in vielen hellen Blautönen. Der liebe Gott hatte es sich wirklich im letzten Moment anders überlegt und das Wetter grundlegend zum besseren geändert. Wenn dies nicht geschehen wäre, wir hätten den Gletscher nur schemenhaft und bis zu einer Höhe von 100 Metern vielleicht sehen können, alles andere hätten die Wolken verschluckt, einkassiert.
Nachdem jeder sein Foto, Selfie mit dem Gletscher gemacht hatte, der sich wunderbar in dem Fjord spiegelte, drehten wir um.
Auf der anderen Seite des Fjordes ging es zurück. In einer Bucht so ziemlich am Fjordausgangs schauten wir uns noch eine Wand ganz aus der Nähe mit vielen, vielen Wasserfällen an und fuhren dann wieder in Richtung offenes Meer.
So ein Paar Wale noch, das wäre nicht schlecht gewesen. Ein Boot, weit draußen, meldete Wale. Volle Kraft voraus ging es auf das offene Meer. Obwohl die See sehr ruhig war, unbedarft stehen auf dem Boot funktionierte nicht, entweder festalten oder hinsetzen. Erst sahen wir ganz in der Ferne die Fontänen aus den Luftlöschern, dann die Rücken und die Rückenflosse und konnten nun mit Sicherheit sagen, es waren Finnwale. Viele Finnwale. Die Mannschaft war ganz aus dem Häuschen, so viele Finnwale auf einem Fleck, das hatten sie noch nicht erlebt. Wir waren auch zufrieden, noch ein Walerlebnis präsentiert zu bekommen. Wir wollten schon den Heimweg antreten, aber da spottete der Kapitän einen Killerwal. Also auf zum Killerwal. Er schwamm in extremer Nähe unseres Bootes und das Schiff war auch so positioniert, dass wir noch die fantastischen Kenaihalbinsel als Hintergrund hatten, jetzt nur noch den richtigen Moment abwarten, er kam, der Orka zeigte sich, klick.
Jetzt mussten wir aber zurück, wir waren etwa 50 Meilen von Sewards Hefen entfernt. Die Rückfahrt war der reine Genuss. Die Landschaft sah traumhaft schön aus. Von einer Wolkendecke keine Rede mehr, aber fotogene Wolken an den Berghängen, dem Bild noch eine zusätzliche Ebene und Tiefe gebend.
Abendessen im Zimmer. Noch ein kleiner Autoausflug bei abnehmender Sonne.
Soviel Erlebtes, schwer zu verarbeiten, Ich habe bestimmt 3, wahrscheinlich sogar 3,5 Stunden Bericht geschrieben.
Zweifelsfrei ein absoluter Höhepunkt Alaskas, ein wenig Balsam auf die Seele nach dem etwas ruhigerem Denali, das alle so vorab gelobt hatten.
27. Juni Seward – Wasilla
Nach dem aufregenden Tag hatte ich eine etwas unruhige Nacht, auch zu kurz. Dafür kamen wir recht zeitig los und konnten auf der Fahrt noch einiges unternehmen.
1. Halt war eine violette Lupinenwiese ziemlich oben auf dem ersten Pass, leider waren aber die Berge noch in den Wolken und schauten nur etwas verschämt ein wenig aus ihnen heraus.
2. Halt war ein See voller gelber Seerosen in dem ein Elchbulle (endlich ein Bulle mit Geweih) graste. Ich kam gerade noch rechtzeitig, bevor er aus dem See stapfte.
3. Stopp war erneut ein See mit einer Elchkuh.
4. Stopp war nur ein Fotostopp in der bezauberten Landschaft, die wir heute durchquerten.
5. Halt mit Spaziergang in Cooper Landing, einer Stadt, die vom Lachsfang im Kenai und Russian River sowie aller nur denkbaren Aktivitäten, die damit verbunden sind, lebt. Früher eine Goldmine, heute wohl eher am Tourismus partizipierend.
6. Langer Fotostopp am Tern Lake, der Abzweigung nach Homer und Seward. Eigentlich wollte ich nur eine Landschaftsaufnahme machen, aber dann bemerkte ich die Seeschwalben, die zu meinen Lieblingsvögeln gehören und über den See jagten. Ich wollte die Kamera mal unter Extrembedingungen ausprobieren, während Toma es sich im Auto mit Blick auf den wunderschönen See gemütlich machte. Die Kamera bestand den Test mit Bravour. Obwohl sie schnell und unberechenbar fliegen, behielt die Kamera sie im Fokus, wenn sie einmal gefunden waren. Verloren habe ich sie nur, wenn sie ganz schnell nach unten abtauchten, um sich einen Fisch zu schnappen und aus dem Bild herausflogen, ich also die Kamera nicht schnell genug nachführen konnte. Ich nahm mir viel Zeit und Toma drängelte nicht. Sagenhafte Kombination mit dem Ergebnis - unglaubliche Aufnahmen.
7. Halt war das Alaska Wildlife Conservation Centre, wo wir die restlichen Tiere fotografieren konnten, die wir nicht in freier Wildbahn gesehen hatten. (Porcupine – Stachelschweine (die ich eigentlich nie in Alaska verortet hätte) – es handelt sich hierbei um den Baumstachler - stachelschweinverwandte Tiere, Braunbär, Moschusochse) Die Braunbären waren das absolute Highlight. Beide Tiere erst das größere, dann der etwas „kleinere“ Bär schwammen und tobten im Fluss und versuchten ein Stück Haut (möglicherweise ihr Futter) zu essen und auseinanderzureißen. Dem Schauspiel zuzuschauen machte unglaublich viel Spaß und fototechnisch war es eine Delikatesse.
8. Halt am Potter March View-Point kurz vor Anchorage. Hier beobachteten wir eine Haubentaucher Familie mit ihrem Küken.
9. Finaler Halt in Wasilla Hotel „Great View“, wir schauen auf den Highway.

28. Juni Wasilla – Valdez
Wenn die Schweiz 348 km sich von Ost nach West erstreckt, so fuhren wir heute 430 km durch oder um die alaskische (so heißt das richtig nach Duden) Schweiz herum. Also stellen wir uns vor, wir haben einen Tag Zeit alles Sehenswerte der Schweiz anzuschauen. Genau das war heute die Aufgabe unseres Urlaubstages.
Das Navi sagte eine Ankunft in Valdez nach 4,5 Stunden voraus. Wir benötigten 11, elf. Zum Glück gab es auf der Strecke keine Städte oder Urlaubsorte oder schicky micky Resorts, keine Tunnel, keine Lifte, kein Zügli, keine Mautstraßen, sondern fast ausschließlich Natur. Natur wie in der Schweiz, hohe Berge, Gletscher, Wald, schäumende, reißende Flüsse, tiefe Schluchten, glitzernde Bergseen, Wasserfälle, gute Straßen (manchmal auch weniger gute) …. Nicht gesehen haben wir Schweizer Eidgenossen, das Matterhorn, den Postbus, Toblerone, ein Käsefondue konnte das Restaurant im Hotel auch nicht bieten, Kühe auf den Almwiesen, nicht gebraucht haben wir die Vignette.
Würde ich heute alle Stopps nur einzeilig aufzählen, wären zwei oder sogar drei Din-A4 Seiten ruck – zuck voll. Aus den obigen Informationen kann man aber berechnen, dass wir etwa 6 Stunden nicht mit Fahren zugebracht haben, sondern bei einem Halt Fotos gemacht haben, die Beine vertreten, ausgestiegen und einfach nur gestaunt haben, aber auch mal einen kurzen Spaziergang auf den Berg, um dann dort die geilen Fotos zu machen.
Dabei fing der Tag etwas trübe an, was sich zwar nicht auf unsere Stimmung niederschlug, aber die Natur nicht so grell und überschwänglich schön aussehen ließ. Auf der Strecke entlang der Nordseite des Gebirges (des Chugach National Forest) mit dem Matanuska Gletscher, hatten wir keinen Sonnenschein, der Himmel war einfach nur fahl. Schon lange bevor wir den Gletscher sahen, hielten wir bei fast jedem Fotostopp, jeder Parkbucht und manchmal einfach so am Straßenrand an, um die Flusslandschaft mit dem Matanuska River zu fotografieren. Als wir dann Blickkontakt hatten, erhöhte sich die Frequenz der Stopps. Wir wollten ihn natürlich auch von Nahen sehen, fuhren also rechts den Hang hinunter (Straße war für Fußgänger gesperrt, wegen der Gefahr herabfallender Steine) über die einzige Brücke und standen kurz danach vor einer Schranke (einer geschlossenen). Vor der Schranke ein Laden, in den wir hineinschauten und man uns sehr freundlich fragte, wie man uns helfen konnte. Als wir unser Anliegen darlegten, wurde dem entsprochen, aber eine Wegelagergebühr von 150 $ pro Person verlangt. Der Zugang zum Gletscher ist privates Land. Wir nutzen die Toilette des Ladens kostenlos und sch… das Angebot aus. Gletscher hatten wir ja wahrlich in unseren Leben genug gesehen und begangen.
Zurück zur Hauptstraße über die äußerst marode Brücke, die gefährliche Straße zum nächsten Viewpoint. Von hier war der Gletscher prima zu sehen und mit dem Tele konnten wir den Gletscher wahrscheinlich besser sehen, als die Touristen, die sich dem Monopolisten gebeugt hatten. Wir sahen sie nämlich durch das Fernglas und sie waren nur auf dem untersten Teil des Gletschers. Der Gletscher ist etwa vergleichbar mit dem Aletschgletscher in der Schweiz. Auf dem weiteren Weg gab noch viele View Points auf den Gletscher, immer aus einem anderen Blickwinkel.
Erst als die Straße ein wenig nach Norden (nach links vom Matanuska Gletscher weg) führte änderte sich die Landschaft und wurde zu meiner Lieblingslandschaft mit dem Wald, den fancy Bäumen, den Seen und Sumpfgebieten und dahinter das Gebirge, aber schon weiter weg, aber immer noch sehr fotogen, denn, wer hätte es zu hoffen gewagt, die Sonne war am blauen Himmel erschienen. Hier holte ich auch wieder mal die Drohne raus.
Mit der Zeit wurden die Berge zu unserer Rechten immer kleiner am Horizont und es tauchte vor uns (wir fuhren nach Osten) die Wrangel Mountain Range auf. Am nächsten kamen wir dem Gebirgszug wohl in Glennallen, einem Ort, der Tankstelle, Bank, Bibliothek, Supermarkt, Sherif zu bieten hatte, also das gesamte Wohlfühlpaket, was man sich in Alaska wünschen kann. Kurz nachdem wir von der Straße 1 auf den Highway 4 abgebogen sind, gab es freie Sicht auf die Wrangel Range und genau an dieser Stelle sah ich auch die Alaska Rohölpipeline. Wenige Kilometer südlich in Cooper Center bogen wir von der Hauptstraße ab, da Toma das Goldwaschmuseum sich anschauen wollte. Cooper Center war eine Ansammlung von verstreuten Häusern, mit einem Flughafen, einem RV-Park, der direkt am Flussufer gelegen war und auf dem wohl die Lachsangler (oder Fliegenfischangler) ihr Zelt aufgeschlagen hatten.
Ein Museum war nicht zu sehen, aber eigentlich war hier auch so alles ziemlich museumsreif. Oldtimer, eine Tankstelle aus den 70iger Jahren, Blockhäuser, Papphäuser, …., wir schlichen uns davon damit man uns hier nicht dabehielt und ausstellte.
Eine Weile fuhren wir mit Blick zur Linken auf die Wrangler-Range und schöner alaskischer Natur zur Rechten. Wir passierten eine Pumpstation der Transalaska-Rohölpipeline und näherten uns wieder den hohen Bergen des Chugach National Forest (fast so groß wie die Schweiz). Atemberaubend und zeitraubend, denn die Stopps häuften sich wieder. Höhepunkt im wahrsten Sinne des Wortes war der Thompson Pass. Kurz davor gab es schon tolle Motive. Dem Worthington Gletscher (bzw. dem Aussichtspunt auf den Gletscher) statteten wir auch ganz kurz einen Besuch ab. Direkt am Schild, dass den Thompson Pass ankündigte, bog ein Weg rechts ab und wir reihten uns in die parkenden Autos ein, ließen den Wagen stehen und erklommen den kleinen Berg, bis wir fast eine 360 Grad Sicht auf die Berge hatten. Vor uns breiteten sich die Berge hinter dem Thompson Pass aus und wenn wir uns umdrehten, sahen wir all die, an denen wir gerade vorbeigefahren waren. Schöne Bergblumen ergänzten die Motivvarianten.
Unwillig ging ich mit der frierenden Toma zurück zum Auto. Doch nun folgte Aussicht auf Aussicht, Gipfel, Gletscher, breite Flusstäler, reißende Flüsse, enge Schluchten mit aus hunderten Meter herabstürzenden Wasserfällen, ach eben einfach großartige Natur.
Einmal hielt ich sogar an, da der Himmel aussah, als gäbe es am helllichten Tage Polarlichter. Die Wolken hatten solche Formationen, die denen der Aurora verdammt ähnlich sahen, leider aber nicht farbig schimmerten.
Eine Überfahrt mit unzähligen Höhepunkten. Einige Stopps haben wir uns für die Rückfahrt aufgehoben, denn irgendwann mussten wir ja auch mal in Valdez ankommen. Es war dann so gegen dreiviertel Neun (20.45 Uhr). Jetzt ist es schon nach Mitternacht. Gute Nacht.
29. Juni Valdez
Im Gegensatz zu Seward gibt es in Valdez nur eine Cruise Company und diese hat zurzeit nur ein Schiff. Dieses buchten wir kurz nach Öffnung des Office um 8 Uhr. Wir fuhren zum Columbia Gletscher.
Der Columbia-Gletscher in Alaska liegt 60 km nordwestlich von Valdez und bedeckt bei einer Länge von 48 km ein Gebiet von 1150 km². Er fließt von den Chugach Mountains an der Südküste Alaskas in die Columbia Bay im Prinz-William-Sund.
Genau diesen haben wir uns angeschaut. Abfahrt 10.30 Uhr nachdem wir uns ein wenig im Hafen des verträumten Städtchens (Küstenortes), Valdez, umgeschaut, dabei aus nächster Nähe einen Bald Eagle fotografiert hatten, der den vielen Möwen den Fischabfall streitig machte.
Die Erwartungshaltung war klar, Wiederholung der Cruise von Seward. Es ging großartig los. Die ein zwei Seeottern von Seward wurden von vielen, vielen Ottern übertroffen, die kurz nach der Hafenausfahrt unsere Reise kreuzten. Danach passierten wir das Ölterminal von Valdez, in dem das Rohöl, das in der Proud Hoe Bay, ganz im Norden Alaskas, mehrere tausende Kilometer entfernt, gefördert wird. Wir erfuhren Näheres über die Exxon-Tankerkatastrophe, die zur Verschmutzung des Prinz-William Sounds geführt hatte, aber heute größtenteils durch die Selbstheilungskräfte der Natur wieder beseitig ist. An der ersten Biege sahen wir einen wunderschön sitzender Bald Eagle, den es übrigens in allen Staaten der USA außer Hawai) wieder gibt, nachdem er durch die extensive Anwendung von Pestiziden stark zurückgegangen war. Die Seelöwen, die sich in der Sonne ausruhten oder sich im Wasser tummelten, waren auch zahlreicher als in Seward. Landschaftlich stand der Fjord dem etwas nördlicheren in nichts nach und dann schien ja noch die Sonne von Anfang an. Puffins, Komorane, Möwen und Alke machten keinen großen Unterschied, waren auch hier zu sehen, zu fotografieren, aber ebenfalls nur in begrenzter Zahl vorhanden. Die See war extrem ruhig, und da die Route nicht über offene Meerespassagen führte, kam Toma mit einer Übelkeitstablette aus. Der Columbusgletscher emittiert extrem große Mengen an Eis, spuckt es in den Fjord aus und nicht immer schafft es das Fjordwasser, die Eisberge sofort zu schmelzen. Sie verweilen also in der Bucht und verstopfen sie. Je nach Eislage kann man näher oder wenig näher an die Abbruchkante heranfahren. Wir hatten einen guten Tag erwischt und der Kapitän lavierte den Katamaran durch die sich in den Weg stellenden Eisschollen, auf denen sich die Seeottern tummelten (besonders auf der Rückfahrt) und sich in der Sonne wärmten (das ist ja wohl grotesk, auf der Eisscholle wärmen !!!). Wo früher die Gletscher noch zusammenflossen, der Berg auf der linken Seite in den Fjord hineinragte, dort am Hang sahen wir eine weiße Ziege mit ihrem Jungen grasen. (das Gras haben wir nicht gesehen, war weit und breit alles braun). Und als wir um die Ecke des Berges fuhren, sahen wir den Gletscher in seiner ganzen Breite.
Aus der Wikipedia:
Auf zehn Kilometer Breite schiebt sich die Gletscherzunge ins Meer. Die Sohle liegt 700 m unter Wasser, die Höhe der Eiswand über dem Meeresspiegel beträgt zwischen 50 und 80 m. Der Columbia-Gletscher ist mit zwei Meter pro Tag einer der am schnellsten fließenden Gletscher Nordamerikas. Seit 1980 zieht sich der Gletscher stark zurück, bis 2014 bereits um über 20 km, zugleich nahm seine Dicke um bis zu 500 m ab. Infolgedessen büßte er in den letzten 25 Jahren rund die Hälfte seines Volumens ein. 2011 führte der Schwund des Gletschers dazu, dass er sich in zwei Gletscher aufspaltete, deren Zungen im Jahr 2014 bereits 6 km voneinander entfernt lagen.
Je näher wir der Abruchkante kamen, umso mehr und größer wurden die Eisschollen, denen wir ausweichen mussten. Als der Kapitän dann stoppte, wir in Ruhe den Gletscher genießen konnten, fotografieren und filmen, waren wir so nah dran, dass mit dem 24 mm Objektiv geradeso die ganze Breite auf ein Bild passte. Aus Richtung Gletscher hörten wir das Brummen eines Helikopters, den wir aber nicht sofort entdecken konnten. Die Suche mit dem Fernglas ließ ihn uns dann aber doch entdecken, als winzigen Punkt vor dem Eis. In diesem Moment informierte der Kapitän, dass wir etwa 3 Meilen vom Gletscher entfernt wären. Irre, zum einen hätte ich nie gedacht, und ich war nicht der Einzige, dass wir noch so weit entfernt wären und zum anderen war ich schon beeindruckt, dass das 600 mm – Teleobjektiv einen Hubschrauber in 5 km Entfernung noch abbilden kann.
Wenn wir in Seward, vor dem North-West-Gletscher, ganz nah dran waren und rings um uns hohe steile Berge jegliche Sicht nahmen, so konnten wir hier gerade noch ohne den Kopf zu drehen, den Gletscher in seiner Gesamtheit betrachten, ebenso ein fantastisches Erlebnis mit beeindruckenden Dimensionen.
Tja, dachte ich, auf zu den Walen, denn die fehlten uns noch. Laut Bericht des gestrigen Tages hatten die Passagiere gestern verschiedene Wale gesehen. Keine Wale im Fjord, aber noch ein Berghang mit Wasserfällen, die wohl auf keiner Tour fehlen durften. Auf dem offenen Meer oder der Passage die von Fjord zu Fjord führte auch keine Wale und im Valdez – Arm ebenso nicht. Dafür sah und fotografierte ich einen Kurzschnabelalk, den es nur in einem kleinen Gebiet Alaska und auf der gegenüberliegenden russischen Seite gibt. Und dann kam die Hafeneinfahrt und ich dachte noch einen Hafenseal vor die Kamera zu bekommen, bekam aber eine Seeschwalbe mit Fisch, die direkt auf mich zuflog an seiner statt ins Fokusfeld der Sony. Die machte keinen schlechten Job, und bei entsprechender Nachbearbeitung wird dies wohl ein Klasse Bild. Abendbrotessen im Restaurant Fat Meirmaid, wo die amerikanischen Servicekräfte nach diesem Kriterium auch ausgewählt worden waren und mit einem T-Shirt mit der Aufschrift Fat Mirmaid (Fette Meerjungfrau) bedienten. (Sorry, wenn dies jetzt nicht ganz korrekt, es entspricht aber weitestgehend der Wahrheit) Es gab überraschender Weise Fisch und Ships.
Schöner Abendspaziergang im Hafen des verträumten Örtchens im Anschluss. Wir schauten zu, wie die gefangenen Fische ausgenommen wurden, die Fischfangpassagiere ihre Fische zugeteilt bekamen und die Möwen sich mit den Weißkopfseeadlern um die Fischreste fetzten.
Als der Schatten, der hinter den Berg verschwundenen Sonne, den Hafen erreicht hatte, gingen wir zurück ins Hotel, was direkt am Hafen lag und in dem wir heute früh ein Upgrade bekommen hatten, da der Toilettenkasten einen Sprung hatte und das Wasser aus der Dusche nicht abfloss. Jetzt können wir auf die Hafeneinfahrt blicken. Cool.
30. Juni Valdez – Anchorage
Der Morgen brachte Regen. Die Sicht auf den Hafen aus dem Fenster war noch gegeben, aber viel weiter auch nicht. Was hatten wir für ein Glück gestern bei unserer Bootsfahrt. Nicht daran zu denken, wir hätten sie heute gemacht. Will uns Alaska sagen, dass es nun genug sei und wir zurückfliegen sollen?
Zurück ging es erst einmal nach Anchorage, doch wahrscheinlich wird es eine Fahrt ohne große Aufregung und Sicht. So kam es dann auch, dass wir die wunderschönen Aussichten in der Nähe von Valdez, die Flusslandschaften, uralte Bäume, das üppige Grün kombiniert mit den gewaltigen Hintergründen der alaskischen Schweiz leider nicht fotografieren konnten, sie waren einfach weg, versteckt im Nebel, in den tiefhängenden Wolken und bei dem starken Regen war es kein Vergnügen den Kopf, geschweige denn den Fotoapparat aus dem Auto zu stecken.
Wir fanden uns damit ab und glaubten an eine zeitige Ankunft in Anchorage. Wir hatten drei Dinge, die wir unbedingt auf der Rückfahrt anschauen wollten, eine Siedlung, eine Pumpstation und ein Restaurant mit russischer Küche. Alles auf der Strecke bis zur Abzweigung auf den Highway „Glennallen“. Der Siedlung widmeten wir keinen Blick. Ich wollte eigentlich die Drohne an der Pumpstation fliegen lassen, das ging aber nur wenn es trocken war. Wir passierten den Thompson Pass ohne Ausblick, aber die Gipfel der Berge ließen sich hier schon erahnen. Das Wetter (in unserem Fall der Regen) kam von der Küste und zog landwärts. Je weiter wir also uns vom Meer entfernten, desto weniger wurde der Niederschlag. Das Schweiz hielt die Regenwolken auf ihren Weg gen Norden auf, bremste sie, wir aber sahen zu, dass wir so schnell wie möglich vorwärts kamen. Und wir gewannen das Rennen. Denn keine 5 Minuten vor der Pumpstation (ich glaube es war Nummer 12) hörte der Scheibenwischer auf zu wischen. Pumpstation fotografieren, ein Stück zurückfahren und Drohne direkt am Straßenrand starten. Bild in der Drohne. Hurra, erfolgreich.
Als ich schon dachte, dass wir am Restaurant vorbeigefahren wären, erschien es dann doch am Straßenrand und wir hielten an. In the middle of nowhere im Squirrel Creek bewirtschafteten Russen eine Lodge und ein dazugehöriges Restaurant. Doch wir wurden erst einmal fortgeschickt, Mittagessen gab es erst ab 12 Uhr und wir waren eine knappe halbe Stunde zu zeitig da. Auf Empfehlung der Wirtin schauten wir uns den Squirrel Creek an, ein Campingplatz mit See gleich um die Ecke. Toma blieb im Auto sitzen, ich nahm den Fotoapparat und schaute, was es so gibt. Es gab einen See, Wald und unser Tier des Tages, wie der Name des Ortes schon vermuten ließ ein Eichhörnchen. Trotz der vielen Fotos, die dazu schon vorliegen, machte ich noch weitere. Stapfte dem Eichhörnchen also hinterher durch den Wald und bald war ich umzingelt von vielen, vielen Mücken. Mit Duftringen hatte ich meine Hände geschützt, alles andere war von der Kleidung verschlossen, bis auf eine kleine Öffnung unterhalb der Kapuze, was der Fotoapparat nicht abdeckte, quasi die Stirn. An eine aktive Verteidigung gegen die Biester war nicht zu denken, denn meine Hände hielten die Kamera mit dem schweren Tele. Ja, so hatte ich mir den Urlaub auch vorgestellt. Endlich, Alaska trifft meine Erwartungen! Dafür hatten wir literweise Antimückenspray im Koffer, eine voll-abdeckende Gagemaske im Auto, ja sogar Handschuhe hatte ich mitgenommen, aber nicht bei mir.
Da der Angriff doch etwas plötzlich und unvorbereitet kam, gelang den kleinen miesen Blutsauger ein voller Erfolg. Auf meiner Stirn wuchs im Sekundentakt ein Horn. Ich weiß nicht, wieviel Mücken mich gleichzeitig gestochen haben, aber das Horn (daher wahrscheinlich Eich-HORN-chen Creek) wuchs und erreichte beträchtliche Ausmaße. Ich fühlte mich, als ob ich Botox gespritzt bekäme, die Stirn spannte, wie ein Babypopo. Als Klügerer gab ich natürlich nach und rettete mich ins Auto, wo ich den Spieß umdrehte und die allzu dreisten, mit mir eingestiegenen Mücken abschlachtete.
Wie wundervoll, da haben wir doch noch etwas Glaubhaftes aus Alaska zu erzählen, nicht diese Fairy Tales an der Grenze zu Fake-News, wie sonnige trockene Tage im Regenwald, Mücken haben wir nicht gesehen und wofür braucht man eigentlich in Alaska Mückenspray, nein endlich was handfestes, vorweisbares, Mücken, wohin das Auge reicht, trübe, ungemütliche Landschaft. Jo, wow, Super Tag, das echte Alaska, wir haben es erlebt!
Danach gab es echte Pelmeni im russischen Restaurant aus dem Supermarkt von Valdez frisch aufgewärmt. Super lecker. Echt bleibt eben echt! Ich konnte mich reinlegen. Übrigens zu echt: Über dem Billardtisch hing eine originale Jägermeister Lampe und im Restaurant die Kaiser und Zareninnen Russland. Im Fernsehen predigte Lukaschenko und auf dem Hof wehten die europäische, amerikanische und russische Flagge in trauter Dreifaltigkeit alle an einem Mast. Ganz nach dem Geschmack und Motto: Wir sind die Weltwanderer. Bedient wurden wir von einer Ukrainerin, die Russisch und Englisch sprach, in Kalifornien und Ecuador lebte und jetzt hier in Alaska aushalf.
Die Stirn schmerzte (und das jetzt um 23 Uhr immer noch). Das Wetter besserte sich, umso mehr wir gen Norden kamen. Auf dem Glenn-Allen Highway hatten wir Sonne. Die Berge der Schweiz waren noch in den Wolken, doch auch da begann es sich aufzuklären. Wir hielten höchsten an jedem 3. oder 4. Halt der Hinfahrt an, ließen aber dafür die Drohne steigen. Die Fahrt war so recht kurzweilig und die Landschaft immer noch märchenhaft (naja Wolken gab es schon noch, aber nur schöne Wolken). So schnell kann es gehen, dass sich das wahre Alaska wieder von uns verabschiedet hatte und uns die falsche, nachgebildete Schweiz mit ihrer Schönheit beglückte.
In Palmer kauften wir bei Fred Meyer ein, so eine Mischung aus Edeka und Karstadt in den besten Zeiten. Am Knik River bogen wir noch einmal vom Highway ab und schauten uns den Fluss aus der Nähe an. Es war idyllisch. Wahrscheinlich war am Sonntagabend das ganze Dorf auf den Beinen, ganze Familien angelten und genossen das warme, angenehme Sonnenwetter in gemütlicher, entspannter Stimmung ohne Alkohol und sehr friedlich.
Wir kamen punkt 20 Uhr im Hotel an und aßen auf dem Zimmer Abendbrot.
Ende. Gute Nacht
1. Juli Anchorage
Wir ließen den Tag geruhsam angehen und als wir uns endlich gesammelt hatten, fuhren wir ins Alaska Heritage Center. Endlich Kultur, Bildung. Hier lernten wir viel vom Leben der Ureinwohner Alaskas. Es ist ein Museum zum Anfassen, Life-Erleben, mit den Ureinwohnern, meist sind es sehr junge Menschen, ins Gespräch zu kommen. Sie ließen uns teilhaben an ihren Spielen, Tänzen und Gesängen, erklärten aber auch, wie sie früher und das ist wohl der größte Unterschied zu Europa, das Früher war vor gar nicht allzu langer Zeit. Im Gegensatz zu Europa, wo früher ja eher noch mit dem Mittelalter assoziiert werden kann und es viele Generationen bedurfte, um die Gesellschaft zum heutigen Lebensstil zu transformieren. Spannend wird sein, wie diese rasante Transformation der Lebensweise die Menschen verändert. Werden sie ihre Traditionen behalten, beibehalten können. Traditionen sind ja immer Umfeld geprägt und das ändert sich ja ebenso in (besorgniserregender oder objektiv in fulminanter) Geschwindigkeit. Ob es nur der Rückgang der Gletscher ist, die wir life erleben konnten oder die fast unbegrenzten technischen Möglichkeiten, die heute der heranwachsenden Generation zur Verfügung stehen, es wird etwas mit den Menschen hier anstellen. Da wir schon vieles gesehen hatten, war das Museum ein gutes Wrap up unserer Reise.
Einkaufen für das Mittagessen und Abendbrot wieder bei Herrn Meyer. Mittag im Hotel, Auto abgegeben am Flughafen pünktlich 17 Uhr und dann mit dem Bus in die Downtown gefahren. Diese ist ein wenig anders als die eng gepackten Down Towns der von uns bisher gesehenen großen Städten der USA. Man hat Platz hier in Alaska und muss nicht in die Höhe bauen. Größtes Gebäude war das von Conoco-Phillips (für die deutschen Leser – die Jet-Tankstellen gehören Conoco). Viele Giftshops, Pelzläden, einem davon statteten wir einen Besuch ab. Hausschuhe aus Fell ab 285 $, Mützen um die 500 $ und das natürlich alles im SALE. Der Verkäufer berichtete uns stolz, dass es sein Family Business war und wir unterhielten uns prächtig über die Fußball EM in Deutschland, wobei er besser Bescheid wusste als ich. Zurück zum Hotel mit dem Bus für 1$ und nun geht es nur noch zurück. Ende der Aktivitäten hier in Alaska.
Tolle Reise, anstrengend, vielleicht etwas zu lang, aber wir haben es keine Sekunde bereut, sie unternommen zu haben.
Danke an Canusa und speziell an Frau Sorg.